Samstag, 21. April 2012

Ruhm posthum.


Anne Frank wurde 15-Jährig im März 1945 im KZ Bergen-Belsen ermordet.

Eins von Millionen Schicksalen, das für sich allein betrachtet schon unerträglich pervers und brutal erscheint. Gott hat es offensichtlich nicht interessiert; er ließ seine zu über 95% christlichen Mörder gewähren.

Nichts kann den Mord an Anne Frank „wieder gut machen“, aber man kann sie zumindest davor bewahren in Vergessenheit zu geraten.
Dies geschieht tatsächlich durch das Anne-Frank-Haus in Amsterdam oder den deutschen Ableger in Berlin.
Die Gründung des Anne Frank Zentrums in Berlin geht auf eine Initiative aus dem Jahr 1994 zurück. Damals wurde die Präsentation der internationalen Wanderausstellung »Die Welt der Anne Frank. 1929-1945« in Berlin vorbereitet, die aus Anlass des 50. Jahrestages der Befreiung vom Nationalsozialismus in sechs Stadtbezirken gezeigt wurde. Für die Koordination der Ausstellung und des umfangreichen Rahmenprogramms wurde eigens ein Förderverein gegründet.
Positiver Nebeneffekt: Die Verantwortlichen des Verbrechens an ihr werden durch die Aufrechterhaltung der Erinnerung indirekt weiter angeprangert.
Der Brandenburger Amadeu Antonio Kiowa wurde in der Nacht vom 24. auf den 25. November 1990 von einer marodierenden Gruppe aus etwa 50 rechtsextremen Jugendlichen in Pogromstimmung mit Baseballschlägern durch die Stadt Eberswalde gejagt.
 In einem Lokal wurde der aus Angola stammende Kiowa zusammen mit zwei Mosambikanern von dem Mord-Mob erwischt. Den beiden anderen gelang schwer verletzt die Flucht, der 28-jährige Amadeu Antonio Kiowa aber wurde tot geprügelt. 
Zwei Jahre später konnten gerade mal fünf Täter ermittelt werden. Sie erhielten Bewährungsstrafen, einer wurde zu vier Jahren Haft verurteilt.
 Das Leben eines Schwarzen ist billig.

Herr Kiowa ist eins von hunderten Opfern rechtsradikaler Gewalt in Deutschland. 
Fast alle sind namenlos. Was ihm und seiner Familie angetan wurde, kann nicht „wieder gut gemacht“ werden. 
Es wird auch nicht wieder gut gemacht. Im Gegenteil; Politiker wie Angela Merkel und Roland Koch trampelten 1999 erneut auf ihm rum, indem sie die rassistische Hetzstimmung, die Kiowas Tod verursachte, weiter anstachelten und einen „Anti-Ausländer-Wahlkampf“ in Hessen inszenierten. 
Erfolgreich übrigens.

 Der braune deutsche Schoß, aus dem die Mörder von Eberswalde krochen, ist noch fruchtbar.

Amadeu Antonio Kiowa wurde aber „immerhin“ davor bewahrt in Vergessenheit zu geraten. 
Eine nach ihm benannte Stiftung wird zwar von angebräunten Politikern wie Kristina Schröder torpediert, aber dennoch leistet die Stiftung großartige Arbeit.
 Seit ihrer Gründung 1998 ist es das Ziel der Amadeu Antonio Stiftung, eine demokratische Zivilgesellschaft zu stärken, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet. Hierfür unterstützt sie lokale Initiativen und Projekte in den Bereichen Jugend und Schule, Opferschutz und Opferhilfe, alternative Jugendkultur und Kommunale Netzwerke. Wichtigste Aufgabe der Stiftung ist es, die Projekte über eine finanzielle Unterstützung hinaus zu ermutigen, ihre Eigeninitiative vor Ort zu stärken und sie zu vernetzen.  
Der Philosoph, Schriftsteller und Gottesmann Giordano Bruno (* Januar 1548) entwickelte, inspiriert durch das von Nikolaus Kopernikus postulierte heliozentrische Weltbild eine dem geozentrischen Weltbild der Kirche entgegenstehende Philosophie. 
1593 wurde er in Rom in die Engelsburg gesperrt und von der Inquisitionsbehörde, jener Präfektur, der Joseph Ratzinger bis 2005 vorstand, der Ketzerei bezichtigt.

Im Jahr 1600 fällte das Heilige Offizium das vernichtende Urteil, in dessen Zuge er am 17. Februar 1600 auf dem Campo de’ Fiori unter den Augen des Papstes auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurde. 
Dem nach sieben Jahren Haft und Folter durch die katholische Kirche ohnehin schon fast zu Tode Gequälten wurde die Zunge festgebunden, um zu verhindern, daß er letzte Worte an die Schaulustigen richten konnte. 
Seine Schriften wurden verboten und landeten bis 1966 (sic!) auf dem Vatikanischen Index. 
25 Jahre lang hatte Joseph Ratzinger als Präfekt der Inquisition an dem Bruno-Urteil nichts auszusetzen.
Lediglich der päpstliche Kulturrat bewertete Brunos Hinrichtung im Jahr 2000 als „Unrecht“. Rehabilitiert wurde er bis heute nicht.

Das an Giordano Bruno verübte Verbrechen kann ebenfalls nicht „wieder gut gemacht“ werden. Aber man erinnerte sich an ihn.

Sein Name ist aber bis heute bekannt und jeder Tag, den die Giordano-Bruno-Stiftung existiert, ist ein Fanal gegen die verbrecherische römisch-Katholische Kirche. 
Die „gbs“ wurde 2004 von Herbert Steffen und Michael Schmidt-Salomon gegründet.
Die Giordano-Bruno-Stiftung steht für die Werte von Humanismus und Aufklärung ein und meldet sich immer dann zu Wort, wenn gegen diese Werte eklatant verstoßen wird. So startete sie anlässlich des sog. Karikaturenstreits eine breit beachtete Kampagne zum Schutz der Meinungs- und Kunstfreiheit, die keinesfalls religiösem Fundamentalismus zum Opfer fallen darf.
 Ebenso reagierte die Stiftung auf die diversen Zensurversuche des Staates sowie auf Ursula von der Leyens Projekt „Bündnis für Erziehung“, das auf eine stärkere religiöse Fundierung von Bildung und Erziehung abzielte.
 Vertreter der gbs traten bei der Debatte um Sterbehilfe für das Recht auf Selbstbestimmung am Lebensende ein oder kritisierten die nur sehr halbherzigen Versuche, den Kreationismus aus dem schulischen Lehrplan herauszuhalten. Viele Initiativen der gbs setzten sich gegen den sog. kulturellen Relativismus zur Wehr, der davon ausgeht, dass Menschen anderer Kulturen nicht notwendigerweise unter dem Schutz der Menschenrechte bzw. des Grundgesetzes stehen. (Man erinnere sich etwa an das umstrittene Frankfurter Gerichtsurteil von 2007, das es einem muslimischen Mann aus „kulturellen Gründen“ zubilligte, seine Frau zu züchtigen.)
Henk Heithuis wurde 1935 in Holland geboren. 
Da seine Eltern sich scheiden ließen, galt er wie Hunderttausende andere Leidensgenossen als Fall für ein Kirchliches Erziehungsheim.

14-Jährig schickte man ihn in das von katholischen Mönchen geführte Vincentius-Stift in Harreveld. 

Über einen Zeitraum von drei Jahren vergewaltigten die katholischen Ordensleute den Jungen.

1956, mit gerade mal zwanzig Jahren, brachte Henk Heithuis einen für die damalige Zeit ungLAublichen Mut auf; einen Mut, der auch heute noch selten vorkommt. 
Er stellte sich gegen die katholischen Autoritäten, ging zur Polizei und zeigte die Mönche wegen Vergewaltigung an.

Die Polizei wandte sich an die Kirche, welche sofort den Spieß umdrehte und behauptete, der Junge habe die Mönche verführt.
Man glaubte selbstverständlich der Kirche und schickte den nach damaligen Recht Minderjährigen Heithuis in die römisch-katholische Psychiatrie Huize Padu. 
Dort diagnostizierte man ihn als „homosexuell und pervers“ und ließ ihn auf Befehl des Bischofs im St. Joseph-Krankenhaus in Veghel kastrieren - und zwar so, daß Hodensack und Penis komplett entfernt wurden.

Wenig überraschend litt Heithuis daraufhin schwer an den psychischen Folgen. 
1957 erstattete der junge Mann erneut Anzeige gegen die Kirche; diesmal wegen der Kastration. 
Unter mysteriösen Umständen kam er bald darauf bei einem Autounfall ums Leben.

 Seine Leidensgeschichte hatte er dokumentiert.
Die Polizei beschlagnahmte und vernichtete seinen gesamten persönlichen Besitz und seine Prozessunterlagen noch am Todestag. Heithuis hatte selbst stets von seiner Furcht gesprochen, dass „sie mich wieder zu packen kriegen“
(Wikipedia)
Henk Heithuis ist kein Einzelfall in der römisch-katholischen Kirche der Niederlande. Insgesamt mindestens zehn Jungs ließ die Kirche kastrieren.
Es war schlimm genug, was ein Untersuchungsbericht im vergangenen Jahr über Missbrauchsfälle durch katholische Geistliche in den Niederlanden festhielt. Zwischen 1945 und 1981 wurden 10000 bis 20000 Jugendliche in Einrichtungen der katholischen Kirche sexuell missbraucht, etwa 1000 Minderjährige wurden vergewaltigt. Inzwischen weiß man, dass der ausführliche Bericht der sogenannten Deetman-Kommission längst nicht alle Grausamkeiten jener Zeit erfasste, als das Leben der Niederländer noch felsenfest auf den Säulen der Kirchen ruhte. Offenbar ließ die katholische Kirche auch mehrere homosexuelle Jungen kastrieren, um sie von ihrer vermeintlichen Krankheit zu 'heilen'.
In den fünfziger und sechziger Jahren erteilten Kirchenvertreter Chirurgen den Auftrag, nicht nur schwule Männer, sondern auch Jungen zu entmannen. Das hätten Wissenschaftler bei einer Anhörung des Parlaments bestätigt, berichtete das NRC Handelsblad. Ein Professor für Medizingeschichte sagte, ein Chirurg habe ihm erzählt, er sei von einem Bischof, 'der übrigens noch lebt', zu solchen Kastrationen aufgefordert worden. Einem zweiten Historiker zufolge schickten Priester schwule Jungen nach dem Beichtgespräch zum Chirurgen. Man wisse nicht, um wie viele Fälle es sich handele, doch könne es eine 'nicht ungewöhnliche' Praxis gewesen sein.
[…] Schockierend für die Abgeordneten ist, dass viele der damaligen Vorkommnisse den Gesundheitsbehörden und der Justiz bekannt waren, aber nichts unternommen wurde. Kürzlich war die Staatsanwaltschaft in Archiven zufällig auf bisher unbekannte Akten gestoßen, die den sexuellen Missbrauch durch Geistliche in den fünfziger Jahren belegen. All dies fand ebenso wenig Eingang in den Deetman-Bericht wie die Rolle des christdemokratischen Premiers Vic Marijnen (1917 - 1975). Der leitete das Internat, in dem man Heithuis kastrierte, und erwirkte offenbar Straffreiheit für Brüder, die des Missbrauchs beschuldigt waren.
An Henk Heithuis erinnert (noch) keine Stiftung. 

Dem Ratzinger-Vatikan ist sein Schicksal egal.

Im Gegenteil.
 Bischöfe, die sich als hartnäckige Aufklärungsverweigerer inszenieren; die Opfer sexueller Gewalt durch Priester weiter drangsalieren, wie Bischof Müller in Regensburg, werden vom Papst offensichtlich für höchste Posten in Betracht gezogen.

Bischof Müller soll neuer Chef der Vatikanischen Inquisitionsbehörde werden.