Donnerstag, 27. Februar 2020

Realitäts-Crash


Wie Götter entstanden sind, ist doch völlig verständlich.
Da wanderte man als zotteliger Urmensch auf der Suche nach Nahrung durch das Dickicht und plötzlich schlägt der Blitz ein, riesige Bäume werden gespalten und es donnert auch noch ohrenbetäubend.
Was soll man davon halten, wenn man nicht lesen und schreiben kann, nie in der Schule war (nicht mal der Waldorfschule) und es niemand gibt, der einem auch nur ansatzweise erklären kann was da los ist?
Oder Erdbeben. Oder Sturmfluten. Kometen, Sonnenfinsternissen, Hagelstürme.
Naturgewalten sind heutzutage noch genauso überwältigend. Sie lassen sich aber erheblich dämpfen, indem man in einem Betonbau mit Fundament, Zentralheizung und elektrischem Licht sitzt.
Vor ein paar Tausend Jahren waren das schockierende und extrem furchteinflößende Ereignisse.
So haben sich schnell der Meeresgott, der Donnergott etc entwickelt.
Ebenso naheliegend der Gedanke, daß sich die etwas furchtloseren oder intelligenteren Individuen der Frühgemeinden die Ängste zu Nutze machten, indem sie Geschichten ersannen, um die Verängstigten zu beruhigen. Die blickten dafür zu einem auf. Die Vorläufer der katholischen Priester waren geboren. Typen, die sich als Propheten, Seher oder Vermittler zu den gefährlichen Gottheiten inszenierten.
Dafür konnte man ohne sich selbst den Rücken krumm zu machen von den anderen eine Gegenleistung verlangen.
Griechen und Römer hatten schließlich einen polytheistischen Kosmos entwickelt.
Das waren Wirtschaftsfaktoren und Machtspender. Schließlich mussten die vielen Tempel gebaut, die Hohepriester ernährt und die Könige gerechtfertigt werden.
So entwickelten sich machtvolle Theokratien, mit denen eine kleine Schicht der Bevölkerung enorme Macht und Reichtümer konzentrieren konnte, während die Majorität durch Furcht und Unwissenheit in Schach gehalten wurde.
Die Meisterschaft in dieser Disziplin erreichte die christliche Kirche ab dem Mittelalter, als sie als weltliche Herrscherin agierte, aus politischen Erwägungen Hunderttausende Menschen umbringen konnte (Kreuzzüge, Genozide, Hexenprozesse, Inquisition, Missionierung) und sich selbst gigantische Paläste errichtete, indem sie den Gläubigen so viel Furcht vor dem Jenseits einjagte, daß sie bereitwillig beim Ablass- und Reliquienhandel ihr letztes Hemd an die fetten Pfaffen gaben.
Es hätte alles so schön sein können, aber blöderweise fingen schon die Ägypter vor 6.000 Jahren an die Naturgewalten genau zu beobachten und zu studieren. Sie fanden immer mehr einleuchtende, rationale Erklärungen, die an der willkürlichen Allmacht der Götter kratzten.
Je weiter sich die Wissenschaft entwickelte, desto mehr schrumpfte das Himmelsreich.
Das ist natürlich der Hauptgrund dafür, daß Bischöfe missliebige Wissenschaftler bekämpften, folterten, köpften.
Die Bibel wußte schließlich, daß die Erde eine flache vor 7.000 Jahren von Gott gemachte Scheibe im Zentrum des Alls ist und von der Sonne umkreist wird.
Da konnten Astronomen mit Mathematikkenntnissen nur schaden.
Die Creationisten zeigen, daß der Streit auch im Jahr 2020 noch nicht ausgestanden ist.
Mike Pence, Vize des mächtigsten Mannes der Welt denkt heute noch so.
Das Weiße Haus ist allerdings ein weltweit singulärer Hotspot der Doofheit; im Rest der Welt musste man weitgehend einsehen, daß alle wissenschaftlichen Postulierungen religiöser Schriften weitgehend hanebüchener Unsinn sind.
Das gilt für soziologische Fragen (Sklavenhaltung, Frauenunterdrückung, Homosexualität, Masturbation) genau wie Naturwissenschaftliche (Speisenverbote, Beschneidung).
Das Reich Gottes ist so sehr geschrumpft, daß sogar der Vatikan einen Astronomen beschäftigt, der nur 400 Jahre nach Galileo vom Geozentrismus abgerückt ist.
Religiöse Führer klammern sich an die Macht und so betonen sie umso mehr die Stellen der Bibel, die gerade in die Mode passen, verschweigen aber dezent den Antisemitismus oder die Ächtung von Linkshändern.
Wie sollte Papst auch im 21. Jahrhundert das biblische Zinsverbot verteidigen – Jesus hatte noch die Geldwechsler aus dem Tempel geprügelt – wenn der Vatikan heute eine Bank betreibt und weitgehend von Zinsgewinnen lebt?
Diese Methode wird verächtlich „bible cherry-picking“ genannt.
Vermutlich ist die Wahrheit aber viel simpler: Es gibt viele Atheisten unter den hohen religiösen Amtsträgern, die das System genau kennen und es ausnutzen.
Gerade die, die besondere vehement darauf pochen, man müsse mehr Gottvertrauen haben. Das ist eben die bequemste Floskel, wenn man keine echte Erklärung hat. Stirbt jemand trotz kirchlichen Segens an einer Krankheit, hatte er eben nicht genug Gottvertrauen.

(…..) Eine Frage, die mich schon lange umtreibt ist die nach dem Prozentsatz der gläubigen Christen!
Klar, in der CDU oder in der Kirche und vielfach in der Politik bekundet man tiefgläubig zu sein, auch wenn es ein Typ wie Donald Trump offensichtlich nicht ist. #45 wurde von den Evangelikalen in sein Amt gebracht.
Barack Obama oder Hillary Clinton betonten vielfach ihre tiefe Gläubigkeit, aber was hat das schon zu bedeuten in einem Land, in dem nur Gläubige in Top-Positionen gewählt werden können?
Ein Bekenntnis zum Atheismus und die US-Präsidentschaft schließen sich aus. Das mag sich zukünftig ändern, aber in den letzten Jahrzehnten war es noch so.
Gelegentlich liest man von atheistischen Pfaffen und das halte ich für keinen besonders abwegigen Widerspruch.
Es gibt viele Gründe Pfarrer zu sein. Die Jobsicherheit, das Geld, die Gemeindearbeit. Vielleicht gefallen auch die Gebäude, das Orgelspiel, die Chöre, die Machtposition, die abgefahrenen bunten Kleider, die Möglichkeit Messdienerchen zu befummeln oder sich Schlüpfrigkeiten in der Beichte anzuhören. Deswegen muss man nicht tatsächlich den ganzen Unsinn glauben, der in der Bibel steht.
Ich halte es für absolut vorstellbar, daß einem Karriere-Kurialen die Glaubensbekenntnisse ganz automatisch über die Lippen kommen. Ungläubigkeit ist vermutlich sogar ein Vorteil beim Kampf um die besten und lukrativsten Posten im Vatikan. (….)

Kann Margot Käßmann wirklich so dumm sein, daß sie ihren immer wieder vorgetragenen Unsinn, sie fühle sich stets sicher, weil sie in Gottes Arme falle, selbst glaubt?

(….) So wie Blitzableiter auf Kirchtürmen und Panzerglas-Papamobile das Nichtvertrauen in Gott beweisen zeigen auch die Massentötungen von Betenden in Moscheen, Kirchen und Synagogen – herbeigeführt jeweils von Anhängern der Konkurrenzreligion – daß Frau Käßmanns Mantra „Ich kann nie tiefer fallen als in Gottes Arme“ reiner Bullshit ist.

Als Leibniz sich darüber mit Voltaire stritt, argumentierte er, die Welt wäre zwar mit Gott scheiße und ungerecht, könnte aber ohne ihn noch viel beschissener sein (kein wörtliches Zitat). (….)

Auch Päpste und Bischöfe glauben nicht tatsächlich an Gottes Allmacht.
Wie sollte das auch nach Auschwitz möglich sein?
Auch Topklerikale haben weltliche Krankenversicherungen, Leistungswasserversicherungen, stellen sich Blitzableiter auf den Kirchturm, schließen ihre Portemonnaies weg.

Sie machen ein riesengroßes Brimborium um das Weihwasser als Sakramental (heilswirksamen Zeichen) der Kirche.
Denn mit dem göttlichen H2O wird jede Feindseligkeit des unreinen Geistes gebannt, der Schrecken der giftigen Schlange verjagt und der hilfreiche Beistand des Heiligen Geistes herbeigerufen.

Aber in Wirklichkeit wissen auch die Bischöfe, daß ihr Weihwasser eine keimverseuchte Plörre ist, die mehr schadet als nutzt.
Im Corona-Zeitalter wird daher der Unsinn mit dem HeiGei schnell fallengelassen.

[….] Ausgangspunkt der Zeremonie ist zunächst nichts Besonderes, eine schnöde Oblate, die ohne weiteres auch als Boden einer Kokosmakrone enden könnte.(4) In der Kirche unterliegt diese Oblate aber einem bemerkenswerten Verwandlungsprozess (die Kirche spricht hier von "Transsubstantiation" (5)). Während der Priester sein Verslein spricht, wird aus der vegetarischen Oblate eine fleischhaltige Hostie, die zwar weiterhin verdächtig nach Oblate schmeckt, in Wirklichkeit aber - Verzeihung, aber so will es nun mal die katholische Glaubensüberzeugung! - aus den Innereien, pardon: dem Leib des Heilands besteht. (6) Dies allein wäre schon einigermaßen verwunderlich, aber es kommt noch besser: Nachdem die Christen in einem rituell-kannibalischen Akt (7) (den sie "Kommunion" nennen) Jesu Leib verspeist haben, scheint sich der Prozess der Sakralisierung der Hostie im Magen der Christen wieder umzukehren. Aus Jesu Leib resultieren hundertprozentig säkulare Ausscheidungen (8), was im übrigen höchst vorteilhaft ist, da Sie diese später ohne Bedenken mit der Wasserspülung Ihres Klosetts entsorgen können. (Würden Sie das Gleiche mit einer Hostie machen, würden Sie durch die infame Verletzung eines heiligen Sakraments eine schlimme Sünde begehen...)
Dies alles - ich gebe es zu - mag für aufgeklärte LeserInnen im ersten Moment wie eine allzu billige Polemik klingen. Dennoch: Ich treibe hier keine Scherze mit der Religion. Die in diesem Artikel dargelegten theologischen Sachverhalte entsprechen - so tragisch-komisch sie auch wirken - Punkt für Punkt den real existierenden Glaubensüberzeugungen des Katholizismus. Auch wenn man es sich für den Geisteszustand der Gläubigen gerne anders wünschen würde: der Verwandlungsprozess der Oblate ist definitiv NICHT symbolisch gemeint! Ganz im Gegenteil! Die andächtig verzehrte Hostie ist für den gläubigen Katholiken wahrhaftig, wirklich und wesentlich Jesu Leib! […]
(MSS)

Auch das Blut Christi und der Leib Jesu sind bloß Schwachsinn. Die heilige Konsekration (Wandlung) der Esspapier-Oblaten aus dem Tabernakel sollte man sich besser sparen.

[….]  Besucher von Gottesdiensten sollen angesichts des Coronavirus vorsichtig sein. Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) empfiehlt, bei der Nutzung des Weihwasserbeckens Zurückhaltung zu üben. Die Hostie sollen sich die Gläubigen zudem auf die Hand und nicht in den Mund legen lassen.
Auch das Trinken von Wein aus einem gemeinsamen Kelch verlange wegen des erhöhten Ansteckungsrisikos besondere Vorsicht. Priester und Kommunionhelfer sollen sich vor ihrem Dienst die Hände waschen.
Menschen mit Krankheitssymptomen sollen nicht am Gottesdienst teilnehmen. Außerdem sollen die Gläubigen auf den Friedensgruß verzichten. Normalerweise gibt man in der Messe zum Zeichen des Friedens den Sitznachbarn die Hand. [….]