Montag, 2. April 2018

Radikale Diasporaliniskis.


Der TV-Gottesdienst der ARD am Ostersonntag kam heute aus einer Kirche in meiner Nähe. Naja, relative Nähe, andere Alsterseite, aber schon auch ganz zentral in Hamburg.
Normalerweise ist das irrelevant, aber da ich die Johanniskirche von Konzerten ganz gut kenne und außerdem jemand, den ich um zwei Ecken kenne an dem TV-Gottesdienst mitwirkte, guckte ich mir das Spektakel an.

Jedenfalls sieht es so in einer Hamburger Kirche aus. Zu Ostern. Erstaunlich schlecht angezogene Menschen. In Harvestehude läuft man eigentlich nicht so rum. Ältliche Männer mit ausgebeulten Jeans und Schlabberjacken?
Evangeliban sind offenbar Schlampen. Nur die zum Glauben misshandelten Kinder waren herausgeputzt. Aber was tut man nicht alles für das in Harvestehude sicher besonders üppig fließende Konfirmationsgeld?
Bei Woelki und Marxi ist natürlich erheblich mehr Show. Die nüchternen Protestanten inszenieren sich aber vermutlich für die TV-Übertragung besonders bescheiden. Schlechter Chor, miserable Orgelmusik, ungepflegte Pfaffen.
Unnötig zu erwähnen, daß ich mit jedem Gottesdienst, den ich sehe noch atheistischer werde. Was ist das nur für ein sagenhafter Unsinn, den die da reden?
In welchem Buch steht noch die Geschichte von dem Jungen, der seinen älteren Bruder fragt wieso er denn am Sonntag nicht mehr mit dem Rest der Familie zum Gottesdienst geht?
 Die Antwort lautete: Weil ich anfing dem Pfarrer genau zuzuhören.
Als der Jüngere die Methode am nächsten Sonntag anwendete, war es ebenfalls sein letzter Kirchenbesuch.



Was mich an Gottesdiensten so abstößt, ist der latent debil entrückte Gesichtsausdruck der Geistlichen.
Ich verstehe aber, daß sie nicht wie voll zurechnungsfähige Vernunftmenschen wirken können, da gerade ihre Kerngeschichte, also die Osterbotschaft so extrem abstoßend ist.

Selbst ein getaufter und konfirmierter Christ wie SPON-Kolumnist, der die Kernbotschaft des Christentums für großartig hält, sieht das ein.

[….] Fröhliches Foltern!
Die Ostergeschichte ist eine Horrorgeschichte, und sie lässt Gott in einem sehr seltsamen Licht erscheinen. [….] Die Ostergeschichte handelt davon, dass Gott angeblich einen Sohn in Menschengestalt erzeugt hat, um den dann nach etwa 30 Lebensjahren publikumswirksam, langsam und entsetzlich qualvoll zu Tode foltern zu lassen. Um die Menschen "von ihren Sünden zu erlösen".[….] Gott bastelt sich gewissermaßen selbst ein Opfertier - denn natürlich bezieht sich die ganze "Lamm Gottes"-Geschichte primär auf die Opferriten, die zuvor jahrtausendelang die absoluten Bestseller der organisierten Religion waren. Genauer: Gott bastelt sich einen Opfermenschen, lässt ihn eine neue - wirklich innovative! - religiöse Ideologie predigen und opfert ihn dann sich selbst. Uns allen zuliebe. Auf brutalstmögliche Weise. Das Christentum, auch das verliert man leicht aus dem Blick, ist die einzige Weltreligion mit einem grausigen Hinrichtungswerkzeug als zentralem Symbol. [….] Ich persönlich finde heute, dass ein Gott, der das wirklich durchzieht, ein ganz schön widerlicher Sadist sein müsste. Oder zumindest jemand mit enormen psychischen Problemen. Dreifaltigkeit, Sie wissen schon. Ich persönlich würde einem Gott, der so etwas macht, um den Menschen zu zeigen, dass man doch auch mal nett zueinander sein könnte, erstmal in ein Seminar für Mitarbeiterführung schicken. Und ihm ganz bestimmt nicht meine Kinder anvertrauen, auch nicht, um nachmittags nur mal kurz auf sie aufzupassen. Wer weiß, auf was für Ideen er dabei kommt.
[….] Ostern erinnert an die Wurzeln des Christentums in all ihrer grotesken Schaurigkeit, aber auch an seine uneingeschränkt gute Kernbotschaft. Es ist sehr schade, dass ausgerechnet die öffentlich auftretenden Vertreter der Partei, die sich christlich-soziale Union nennt, diese Kernbotschaft augenscheinlich vergessen haben. […..]

Auch Stöcker kann nicht über seinen Tellerrand hinwegsehen und die Effekte der abrahamitischen Religionen nüchtern beurteilen.
Er beklagt wie auch so viele Liberale in den USA, daß ausgerechnet die politische Rechte sich auf Jesus beziehe.
Liberalen Jesuanern passt das nicht, weil sie ihr Idol nicht von Typen wie Trump und Seehofer vereinnahmt sehen wollen.

Dabei vergessen sie aber den biblischen Jesus, der Sklaverei lobte und den Judenhass, den seine Jünger verbreiteten.

Jews 15 who killed the Lord Jesus and the prophets and also drove us out. They displease God and are hostile to everyone 16 in their effort to keep us from speaking to the Gentiles so that they may be saved. In this way they always heap up their sins to the limit. The wrath of God has come upon them at last.
(1, Thess 2, 14-16)

14 Denn, Brüder, ihr seid Nachahmer der Gemeinden Gottes geworden, die in Judäa sind in Christus Jesus, weil auch ihr dasselbe von den eigenen Landsleuten erlitten habt wie auch sie von den Juden, 15 die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns verfolgt haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen feindlich sind, 16 indem sie - um ihr Sündenmaß stets voll zu machen - uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit die gerettet werden; aber der Zorn ist endgültig über sie gekommen.
(1, Thess 2, 14-16)

Das kann man in seinem eigenen Wort, der Bibel, der Guten Nachricht, zweifelsfrei nachlesen.

 Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein.
(Mat 13,41)

18Wenn jemand einen widerspenstigen und ungehorsamen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht und auch, wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will, 19 so sollen ihn Vater und Mutter ergreifen und zu den Ältesten der Stadt führen und zu dem Tor des Ortes 20und zu den Ältesten der Stadt sagen: Dieser unser Sohn ist widerspenstig und ungehorsam und gehorcht unserer Stimme nicht und ist ein Prasser und Trunkenbold. 21So sollen ihn steinigen alle Leute seiner Stadt, daß er sterbe, und du sollst so das Böse aus deiner Mitte wegtun, daß ganz Israel aufhorche und sich fürchte.
(5 Mose, 21)

 Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
(Mat 10,34)

Kommt, versammelt euch zu dem großen Mahl Gottes und eßt das Fleisch der Könige und der Hauptleute und das Fleisch der Starken und der Pferde und derer, die darauf sitzen, und das Fleisch aller Freien und Sklaven, der Kleinen und der Großen!
(Joh 19,17)

So spricht der HERR, der Gott Israels: Ein jeder (...) erschlage seinen Bruder, seinen Freund, seinen Nächsten.
(2 Mose 32,27)

Wenn jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein.
(Lukas 14,26)

Doch jene meine Feinde, die nicht wollten, daß ich über sie herrschen sollte, bringet her und erwürgt sie vor mir!
(Lukas 19,27)

63So wie der Herr seine Freude daran hatte, auch Gutes zu tun und euch zahlreich zu machen, so wird der Herr seine Freude daran haben, euch auszutilgen und euch zu vernichten.
(5 Mose 28) 

Der Pakt zwischen Adel und Klerus - „du hältst sie dumm; ich halt sie arm!“ - scheint langfristig zu wirken.
Das Christentum lehrt schließlich ganz eindeutig sich nicht aufzulehnen.

Mit dem Auftauchen Jesu und dem Neuen Testament, war die Richtschnur gefunden.
Gott will, daß Sklaven und Diener und Leibeigene und andere Rechtlose willig und ohne aufzumucken ihren Besitzern dienen - und wer sich Gott widersetzt, kommt in die Hölle.

5 Ihr Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern und mit aufrichtigem Herzen, als wäre es Christus. 6 Arbeitet nicht nur, um euch bei den Menschen einzuschmeicheln und ihnen zu gefallen, sondern erfüllt als Sklaven Christi von Herzen den Willen Gottes! 7 Dient freudig, als dientet ihr dem Herrn und nicht den Menschen. 8 Denn ihr wisst, dass jeder, der etwas Gutes tut, es vom Herrn zurückerhalten wird, ob er ein Sklave ist oder ein freier Mann. 9 Ihr Herren, handelt in gleicher Weise gegen eure Sklaven! Droht ihnen nicht! Denn ihr wisst, dass ihr im Himmel einen gemeinsamen Herrn habt. Bei ihm gibt es kein Ansehen der Person.
(Brief an die Epheser, Kapitel 6)

Kirche, Ostern, Christentum ist nichts, das wir feiern, sondern etwas, das wir analysieren und überkommen sollten.

[….] In Wahrheit entzweit nichts so sehr die Menschen wie Religionen. Weil jede Religion, zumindest die abrahamitischen, ihren einzig wirklich wahren Gott hat und für dessen Vorherrschaft kämpft. Die Geschichte der Religionen ist die Geschichte von Unterdrückung, Verfolgung, Vertreibung, Folter, Mord und Krieg, eine Geschichte von Gewalt gegen Frauen, Unterdrückung und Verfolgung Homosexueller sowie anders oder gar nicht Gläubiger.
Religionen basieren auf oben und unten, auf Befehl und Gehorsam, sie funktionieren durch den Willen zu manipulieren und setzen auf die Bereitschaft, manipuliert zu werden.
Religionen konservieren ein vormodernes, frauenfeindliches Weltbild, das Mose ihnen mit dem "Sündenfall" in der Genesis ins Stammbuch geschrieben hat. [….]

Dieser abscheuliche Jesus entspricht viel mehr den reaktionären politischen Strömungen als den Linksgrünversifften Kirchentags-Evangelen, die eben diese Rechten so sehr verabscheuen.

Hierbei muss man aber ausnahmsweise die Rechten in Schutz nehmen; denn tatsächlich passt das Christentum eher zu ihnen.
Grüne, Linke und Sozis, die sich wie Thierse, Göring-Kirchentag, Nahles oder Griese für Bibel und Glauben engagieren, können das nur durch partielle Minderbegabungen ihres Gehirns. Sie blenden Teile der Realität aus (Stichwort "Inselverarmung") und kommen daher auch in diese tranceartige Gottesdienstverzückung, die ich so abstoßend empfinde.

[….] Trotz diverser Unterschiede hätten [gemäß Teidelbaum*] "christliche und extreme Rechte auch allerhand gemeinsame Feindbilder: Antimodernismus, Feindbild Links, Feindbild Freimaurer, Antisemitismus bzw. Antijudaismus, Antifeminismus, das Feindbild Gender-Mainstreaming, das Feindbild Islam und Homophobie. Besonders in Osteuropa führen diese gemeinsamen Feindbilder zu Allianzen zwischen der christlichen und extremen Rechten auf der Straße".[….] Wir brauchen nicht mehr Glaube, mehr Religionen, mehr Kirche, sondern weniger. Wir brauchen eine Leitkultur, ausgerichtet an den Allgemeinen Menschenrechten und den in der Verfassung verbrieften Grundrechten und dabei sollten wir den Aspekt "Trennung von Kirche und Staat" sehr ernst nehmen. Das würde uns übrigens auch die endlosen Debatten über den Islam ersparen.
Tipp: *Teidelbaum, Lucius, Die christliche Recht in Deutschland - Strukturen, Feindbilder, Allianzen, Unrast Verlag, Münster, ca. 100 S. [….]

Sie 1,3 Millionen Evangelikalen in Deutschland, die unter anderem in diversen Freikirchen predigen, sind keine abwegigen Sektierer, sondern passen bestens zum Christentum.


Der Erfolg der Radikalen ist Folge von Gottesdiensten wie dem heute Morgen aus Hamburg Übertragenem.
Die Predigten, die Pfarrer, die Musik ist derartig schlecht und die Botschaft ist so wirr, daß halbwegs vernünftige Menschen die EKD verlassen und nur die Irren bleiben, die aber ihrerseits von Restvernunft verschreckt weiter zu den Ultraradikalen ziehen.

[…..] Sie strecken mit entrücktem Blick ihre Arme gen Himmel oder halten sich mit geschlossenen Augen an den Händen – und vor allem singen sie voller Inbrunst: Nein, hier geht es nicht um die berauschten Fans eines Pop-Stars, sondern um die „Glaubensgeschwister“ der „Arche“ an einem normalen Sonntagmorgen. Das ist eine von etlichen Freikirchen in der Hansestadt. Und während die Bänke in den Landeskirchen immer leerer werden, erleben diese Freikirchen einen massiven Zulauf. […..] Ein schier endloser Strom von Jugendlichen, Familien und Senioren flutet das unscheinbare Gebäude am Doerriesweg mitten im Gewerbegebiet. In dem Gotteshaus, das wie eine Messehalle aussieht, stehen die Stühle dicht an dicht auf einem roten Teppich. Auf der riesigen mit Scheinwerfern beleuchteten Bühne stimmen die Band und der Chor mit Pianistin und Geiger das erste Lied an. Dahinter prangt ein riesiges beleuchtetes Kreuz an der blauen Wand.
[…..] Die meisten Freikirchen vertreten eher konservative Positionen, etwa zu Themen wie Abtreibung, Scheidung, Sex vor der Ehe oder Ablehnung von Homosexualität. Eine Minderheit driftet auch in radikalen Fundamentalismus ab. […..]