Am Vorabend der Wahl in Meck-Pomm und des
erwarteten AfD-Rekordergebnisses haben die Satiriker wieder Hochkultur.
Was ist
los mit den Leute da? Wir wissen, daß Antisemitismus in völliger Abwesenheit
von Juden blüht und so scheint es auch mit den latent eingekoteten Deutschen
aus dem Nordosten zu sein: Da wo es die wenigsten Ausländer gibt, fürchtet man
sich am meisten vor ihnen.
Politmagazine
versuchen es mit Aufklärung, entlarven die Thesen von AfNPD als pure Lügen,
aber offensichtlich werden die Rechten nur immer stärker.
Kein Politiker
in Deutschland lügt so viel im Fernsehen wie Frauke Petry
– das ist nachgewiesen – aber die Popularität ihrer Partei steigt immer weiter.
AfNPDler
fürchten sich in einem Bundesland, in dem mit Abstand die meiste politische
Gewalt von rechts ausgeht vor denen, die am wenigstens gewalttätig sind und wählen
diejenigen, die am meisten Gewalt schüren.
Aus
Verzweiflung über dieses hartnäckige Verweigern der Realität, bleibt einem
einigermaßen politisch geerdeten Menschen nur noch Zynismus.
Sollte
man angesichts des Wahlverhaltens der Menschen in Brandenburg, Sachsen,
Sachsen-Anhalts und MeckPomms nicht auch in Ostdeutschland über die Einführung
einer Schulpflicht nachdenken – so lauteten schon nach den Wahlen vom
13.03.2016 Twitter-Kommentare. Offensichtlich sind die Bewohner der Ex-DDR
nicht sie schlauesten Füchse, weil die intelligentesten zwei Millionen von
ihnen längst im Westen leben. (DDR = Der
Doofe Rest)
Solche
Sprüche tun gut, während man sie sagt.
Aber
zehn Sekunden später steigen die AfNPD-Umfragewerte schon wieder an.
Niemand hört
sich gern pauschale Verunglimpfungen seiner Heimat an, die meisten fühlen sich
persönlich beleidigt.
(Noch so
etwas, das ich nicht nachvollziehen kann. Mich beleidigt es kein bißchen
persönlich, wenn jemand „die Amis“
oder „die Deutschen“ als
unterbelichtet bezeichnet.)
Unverständlich
scheint mir auch das was man beinahe täglich in amerikanischen Panels über den
Präsidentschaftswahlkampf hört: There is nearly nothing was Trump sagen könnte,
um seine Anhänger zu verschrecken.
Immer
und immer wieder wird factgecheckt, daß niemand so konsequent und willkürlich
lügt wie Donald Trump. Fast 90% seiner politischen Kernaussagen sind schlicht
nicht wahr, während Hillary Clinton beste Noten von Factcheckern bekommt.
Natürlich
misstrauen Trump-Wähler allen Quellen.
Also ist
man dazu übergegangen Trump Trump widersprechen zu lassen.
Immer
wieder widerspricht er diametral seinen früheren Aussagen.
Menschen,
die solche Analysen betreiben, also Trumps und Petrys Aussagen auf Widersprüche
und Wahrheitsgehalt abklopfen, gehen aber ebenfalls von einer einigermaßen im
Faktischen geerdeten Wählerschaft aus.
Es wird
fälschlicherweise vorausgesetzt, daß ein Wähler, der erkennt wie sein Kandidat
lügt und sich selbst widerspricht davon abließe diesen weiterhin zu
unterstützen.
Das ist aber in der heutigen Welt
der sozialen Medien nicht mehr so.
Wir
leben im Post-Truth-Zeitalter, in dem sich Trump-Supporter wie CNN-Dauergast
Jeffery Lord an CNN wenden und verlangen bei den Debatten keine Factchecker
zuzulassen, weil das einseitig ihren Kandidaten benachteilige.
During an interview on CNN, Jeffery Lord, apparently unaware that the
“news” in “Cable News Network” is supposed to be factually correct, had this to
say after host Brian Stelter commented that Trump has been consistently torn
apart by fact checkers:
I honestly don’t think this
‘fact-checking’ business … is anything more than one more out of touch, elitist
media-type thing,” Lord said. “I don’t think people out here in America care.
What they care about are what the candidates say.
Did you catch that? Fact-checking is “out of touch” and “elite” and
Americans don’t care about any of that truth and honesty stuff. [….]
Verdammte
liberal media, die es unsinnigerweise
wagen Lügen Lügen zu nennen.
Man
ergibt sich seinem Hass und konzentriert sein eigenes Leben so sehr auf seine
spezielle Informations-Inzestblase, daß man Fanatismus, Alarmismus und
Irrationalität für die einzige Realität hält. Man ent-erdet sich von der
Realität; schwebt im Raum der Bösartigkeiten und Gerüchte.
AfNPD-Fans
in MeckPomm und Trumpianer sind diesbezüglich gleich.
Sie sind
rationalen Argumenten nicht mehr zugänglich.
[….]
Wenn der Republikaner vor Wahlbetrug
warnt und Muslime mit Schlangen vergleicht, feiern ihn Tausende.
[….]
Ginge es nach John Schambach, dann hätte
Trump auf die Kritik der Soldaten-Eltern Khan mit einer höflichen Floskel
reagiert, anstatt die muslimische Mutter zu attackieren. "Er kann bei
Attacken einfach nicht ruhig bleiben", sagt er. Mitunter - Stichwort
"Obama ist der Gründer des IS" - übertreibe es Polit-Neuling Trump
mit der Zuspitzung, seufzt Schambach. Bevor sie in den Schulbus klettert, sagt
seine Frau, die würden Kontroversen von den liberalen, korrupten Journalisten
aufgebauscht: "Sie verdrehen mit Absicht die Tatsachen, weil sie vom
System profitieren und ihre Jobs davon abhängen. Sie fürchten Trump."
Die Attacken gegen die
"unehrlichen Medien" gehören zum Standardprogramm eines
Trump-Auftritts. Am Freitag hatte der Republikaner Journalisten in Erie als
"niedrigste Lebensform" bezeichnet und auch in Altoona spottet der
Republikaner wiederholt über die "dummen" Reporter, die seinen
"Sarkasmus" nicht verstehen. Die 2000 Besucher drehen sich dann zum
Pressebereich um und buhen alle laut.
[….]
[Es gibt] glühende Trump-Fans, deren
Treue wirklich unzerstörbar scheint und jede Aussage als Kampfansage ans
"politisch korrekte" System verstehen. Doch es ist die Angst vor
einer Präsidentin Clinton, die Kandidatin der Demokraten, wegen der weiterhin
Millionen Konservative für Trump stimmen werden. [….]