Montag, 26. Oktober 2015

Weinen mit der AfD



Seit sich die Parteiführerin Frauke Petry mit ihrem national-völkisch-religiösen Kurs bei der „Alptraum für Deutschland“ durchsetzte, ist ihr immerhin einiges gelungen.
Sie warf ihren langweiligen Pfarrer-Ehemann raus und paarte sich offiziell mit dem viel zackigerem Marcus Pretzell, 43, der sich vom Bielefelder Parteikonto bediente und von der Lucke-Führung noch aus der Partei geworfen werden sollte.
Auch die ultranationalistische Thüringer Trümmer-Type Björn Höcke wollte Bernd Lucke aus seiner ohnehin stramm rechten Partei werfen, weil Höcke einst mit der NPD anbändelte.
Jetzt aber steht er unter dem Schutz der neuen Führerin und kann sich ungeniert in Erfurt als Goebbels-Imitator versuchen.


Es läuft so richtig gut für die AfD – mit ihrem Selbstverständnis als PEGIDA-Partei hat sie den Boden für hunderte rechtsradikale Anschläge in Deutschland bereitet.
Läuft.
Die Inszenierung als armes Opfer gelingt auch immer besser.

Der Thüringer AfD-Landes- und Fraktionschef Björn Höcke (AfD) ist wegen Volksverhetzung angezeigt worden. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Erfurt bestätigte MDR THÜRINGEN, das eine entsprechende Anzeige vorliege. Darin gehe es um den Auftritt von Höcke in der ARD-Talkshow von Günther Jauch am 18. Oktober 2015. Weitere Details nannte die Staatsanwaltschaft nicht.
Die Staatsanwaltschaft habe einen entsprechenden Prüfvorgang eingeleitet, so der Sprecher weiter. Sollte sich daraus ein Anfangsverdacht ergeben, könne die Staatsanwaltschaft einen Antrag auf Aufhebung von Höckes Immunität beim Thüringer Landtag stellen. […]

Ganz im Sinne der rechten Männer mit den winzigen Penissen, bringen sich die „Altparteien“ immer mehr in Stellung gegen sie. Das ist PR pur.

[…] Der Vizevorsitzende der SPD Ralf Stegner fordert eine Beobachtung der Alternative für Deutschland (AfD) durch den Verfassungsschutz. Jemand wie der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke sei "von Neonazis nicht mehr zu unterscheiden", sagte Stegner der Zeitung "Die Welt". Die Partei nähere sich immer stärker an die rechtsextreme NPD an. "Solche Typen" in der Führungsriege der Partei seien "ein Fall für Verfassungsschutz und Staatsanwaltschaft".
[…] Nach Meinung von Stegner gibt es auch Schnittmengen zwischen AfD und Pegida: "Ich sehe da viele Übereinstimmungen mit den Pegidioten." Sein Parteifreund Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) machte die Teilnehmer der Pegida-Demonstrationen mitverantwortlich für ausländerfeindliche Straftaten. "Wer da mitmacht, trägt auch moralische Verantwortung für die Taten, die auf diese radikale Hetze folgen", sagte Maas der "Bild"-Zeitung. Pegida hat auch für diesen Montag in Dresden zu einer Kundgebung aufgerufen.
[…] Vizekanzler Sigmar Gabriel hatte bereits vergangene Woche die AfD als "offen rechtsradikal" bezeichnet. "Ich dachte früher immer, sie wären unanständig, weil sie den Mob aufwiegeln", sagte der SPD-Vorsitzende. Doch: "Sie pflegen die Sprache der NSDAP, die Begriffe von Nazis, wenn sie davon sprechen, Politiker an die Wand zu stellen."

Nachdem der Verfassungsschutz seine überragenden Analysequalitäten eindrucksvoll bei der Aufklärung der NSU-Morde und den Ausspähaktionen der Amerikaner unter Beweis gestellt hat, fürchten sich Höcke, Pretzell, Gauland und Co gar sehr.
Noch mehr PR, noch mehr Möglichkeiten sich als verfolgte Unschuld zu präsentieren, die als einzige mutig genug wäre Tabus zu brechen.

[………..] Das zweite Missverständnis derjenigen, die mit "man wird ja wohl noch mal sagen dürfen" operieren, liegt in der impliziten Unterstellung des "dürfen". Als dürften sie nicht "wohl noch mal sagen". Als würden ihre Wörter unterdrückt. Als koste es Mut, sich von sozialen Konventionen von Höflichkeit und Gesittung zu entbinden. Als sei es ein Zeichen von Tapferkeit, andere Menschen, andere Überzeugungen oder Lebensweisen herabzuwürdigen. Als gäbe es in dieser zunehmend entgrenzten Mediengesellschaft noch ethische oder ästhetische Tabus, die nicht längst in einer der "Gesprächs-Sendungen" auf dem Altar der inszenierten Kontroversen geopfert wurden. So lange schon wurden Gäste wie Zuschauer ihrer eigenen vernünftigen Erwartungen an politische Gespräche, in denen zugehört und gemeinsam nachgedacht wird, entwöhnt, dass mittlerweile fast jede noch so faktenfreie Hetze, jedes noch so von Wissen bereinigte Ressentiment öffentlich-rechtlich ausgestellt werden kann. [………..]

Nun muß man nicht befürchten, daß die unterlektuellen Peginesen in Deutsch-Südost am Wochenende die Feuilletontexte von Carolin Emcke studieren.
Sie laufen auch heute wieder in fünfstelliger Zahl pöbelnd und hetzend durch Dresden. Das ist auch wieder die erste und prominenteste Meldung der Leitmedien wie der Tagesschau. 10.000 braune Plattköpfe werden medial so hofiert, wie es 250.000 Anti-TTIP-Protestierer nie erleben würden. Die Viertelmillion wurde kaum erwähnt.
Läuft für die AfD.

Ein bißchen zu jammern haben Petrys Pappenheimer allerdings im grünrot regierten Baden Württemberg.
Dort wird am 13.03.2016 ein neuer Landtag gewählt und traditionell sind dort ganz rechte Parteien sehr stark. Entsprechend hofft auch die AfD auf ein zweistelliges Ergebnis.
Aber eins verwundert die nationalen Narren: Nicht jeder Schwabe liebt sie!
Potzblitz. Wie kann das sein? Und ist das überhaupt erlaubt?

Eine Partei fühlt sich wenig gemocht. […]
Gern gesehen sind sie nicht in Horb, das zeigt das Städtchen den gut 300 AfD-Mitgliedern und ihren 100 Gästen schon bei der Anfahrt zur Stadthalle, wo sie ihren Landesparteitag abhalten. An vielen Masten in dem Ort südlich von Stuttgart hängen Plakate mit AfD-Logo - und der schlichten Feststellung: "Hier nicht." Und unten am Neckar feiern die Bürger am Samstag ein Fest des "Friedens und Respekts", das ein Statement gegen die AfD sein soll. Auf der Bühne steht auch Oberbürgermeister Peter Rosenberger, ein CDU-Mann, der der AfD ein Grußwort verweigert hat: Die passe nicht zu Horb.
[…] Es ist eine Nicht-Willkommens-Kultur, aber das dürfte sie in der Stadthalle eigentlich nicht so sehr grämen: Als sie am Vormittag loslegen, da erklärt ein AfD-Funktionär, dass "Willkommenskultur" - diese Haltung vieler Deutscher zu Flüchtlingen - einer der "seltsamsten Begriffe" sei, die der "untergehende Staat" hervorgebracht habe. Und doch ist den ganzen Tag in larmoyantem und manchmal wütendem Ton zu hören, wie ungerecht es sei, wenn man geschnitten werde von den "Altparteien" und bald vielleicht auch vom Verfassungsschutz verfolgt werde: Die AfD, das sei doch die "Grundgesetzpartei", die die Regierung an ihre Rechtsbrüche erinnere. So sehen sie das hier. […]