Man hat
manchmal den Eindruck, daß sich inzwischen viel leichter eine Partei gründet,
als in den ersten 50 Jahren der bundesrepublikanischen Geschichte.
Das
liegt zum einen daran, daß die „Altparteien“ weniger Bindungskräfte haben und
natürlich an den modernen Kommunikationswegen.
Jeder
Depp, der sich über irgendetwas ärgert, kann die plurale Abkürzung gehen.
Er muß
sich nicht mehr in seinem Ortsverein in etablierten Partei abmühen sein
Anliegen zu erklären und es mit entsprechender Unterstützung auf die politische
Agenda setzen.
Nein, heute
klickt man sich in Minuten ein paar Gleichgesinnte herbei und hat Zugang zu
unendlich vielen dubiosen Quellen, so daß man sich ganz schnell auch seine
Informationsblase schafft, in der alle dasselbe denken.
Hilfreich
sind außerdem die vielen personellen Abfälle aus den gescheiterten
Parteigründungen der letzten Jahre.
Überall
liegen diese enthirnten Parteihopper mit verschwörungstheoretischer
Prädisposition herum, die nur allzu bereit sind auf den nächsten Zug ins
Nirgendwo aufzuspringen.
Gerade
in Hamburg haben wir allerlei von diesen rechten Rudimenten herum liegen. Ein
Beispiel dafür ist Hamburgs Ex-Innensenator Dirk Nockemann, 56, von der AfD.
Bevor er von August 2003 bis März 2004 für die Schill-Partei als Senator
amtierte und dem koksenden Sexoholic Schill verfallen war, hatte er sich für
die SPD engagiert.
Als der
Schill-Stern sank, trat er in die CDU ein, um weiter in der Bürgerschaft
arbeiten zu können.
Die CDU
war ihm allerdings zu lasch und so plante er Ende des Jahres 2004 mit dem
anti-islamischen Udo Ulfkotte eine neue Rechtspartei zu gründen.
Als das
scheiterte, versuchte er im Jahr 2006 mit dem ehemaligen Schillianer Norbert
Frühauf eine Partei zu gründen, deren Programm „konservativ, sozial und
bürgerlich“ orientiert wäre.
Er
scheiterte erneut daran genügend Gründungsmitglieder zu finden und schaffte es
im dritten Anlauf im April 2007 mit dem ehemaligen Bundesvorsitzenden der
Partei Rechtsstaatlicher Offensive Peter-Alexander von der Marwitz einen
Landesverband der konservativ-christlichen ZENTRUMS-Partei zu gründen und
kündigte für die nächste Bürgerschaftswahl eine Zielvorgabe von 8% an.
Ein
Ziel, das er nur ganz knapp verfehlte. Am Wahltag, dem 24. Februar 2008 bekam das
Zentrum 0,1 %, immerhin etwas über 600 Stimmen.
Eine
Legislaturperiode später hopste der pummelige Nockemann in Bernd Luckes Boot
und trat bei den Kommunalwahlen im Mai 2014 als Spitzenkandidat der AfD für die
Bezirksversammlung von Hamburg-Bergedorf an. Er scheiterte an der 5%-Hürde und
wurde dafür zum stellvertretenden Landesvorsitzenden der AfD-Hamburg befördert.
Er scharte weitere braune Schill-Rudimente um sich und dominiert nun mit seinen
Seilschaften die hanseatischen Luckeianer.
Er selbst
steht auf Platz drei der Wahlliste für die Bürgerschaftswahl am 15.02.14.
Unter den 30 Listenkandidaten der Elb-AfD
befinden sich immerhin zwei Frauen.
Eine
ganz übliche Quote für Peginesen und ähnliches Gesochs.
Beobachtet
man wie sich die AfD-Spitze gegenwärtig selbst zerlegt
und angesichts der Halbierung
der Umfragewerte immer nervöser wird, neigt man zu der
Ansicht, es bräuchte nicht einmal Nockemanns besondere Loser-Qualitäten, um die
AfD auf Landesebene unter 5% zu drücken.
Der
Führungsstreit der Bundesspitze kommt den Hamburgern allerdings auch nicht so
ungelegen, denn umso weniger akribisch guckt man auf die von Ex-Nazis durchseuchten AfD-Mitglieder der Hansestadt.
AfD-Liebling
des Tages Nr 3 ist eine von zwei Frauen der Liste, nämlich die ehemalige
CDU-Funktionärin Karina Weber, die bereitwillig ihr geschlossen rechtsradikales,
verschwörungstheoretisches Weltbild auf ihrer
Facebookseite und ihrer Homepage
ausbreitet.
Ganz im
Stile ihrer geistigen Kollegin Eva Braun-Herman von Ufologen-Fachverlag Kopp
veröffentlicht sie nahezu ununterbrochen und ungehindert auf diversen Kanälen
ungefiltert ihrer Meinung und beklagt lautstark, daß sie nicht ununterbrochen und ungehindert auf diversen
Kanälen ungefiltert ihre Meinung veröffentlichen dürfe.
Phantasie-Tabuiker
in Reinkultur.
Sie
wolle endlich „ohne Maulkorb“ und „ohne Gesinnungsgremien“ sprechen – als ob
sie irgendjemand daran hinderte ihre braunen Ergüsse ungefiltert abzusondern.
Ich
werde das mir mögliche tun, um die Hamburger davon abzuhalten diese
Pegida-Anbeter ins Parlament zu wählen.
[…]
Selbstverständlich begeistert sich Weber
für den rassistischen Mob namens Pegida, welcher jeden Montag auf Dresdner
Straßen marschiert. Am 22. Dezember präsentierte sie sogar den Livestream der
Plattform Politically Incorrect (PI-News), der zeitnah über den Aufmarsch
berichtete. PI-News ist ein übler, antimuslimischer Hetzblog, auf dem
KommentatorInnen anonym ihren Hass äußern können. Er wird vom Zentralrat der
Juden als rechtsextremistisch bezeichnet. In Bayern wird der Blog vom
Verfassungsschutz beobachtet. Doch nicht nur PI-News muss häufiger als Referenz
für Frau Webers Positionen herhalten, auch andere Blogs aus der islamopoben
Rassistenwelt werden von ihr fleißig verlinkt, zitiert, empfohlen und
präsentiert. Da heißt es allen Ernstes auf ihrer Facebookseite, dass „mit der
Eröffnung des ersten Dönerladens 1970 am Kottbusser Tor in Berlin die
Islamisierung begonnen hat.“ An anderer Stelle erfährt man „Mit der AfD fing
der Widerstand gegen das politische Establishment an.“ Als Kronzeuge im Kampf
gegen dieses Establishment, präsentiert Weber unter der unvermeintlichen
Überschrift „Es muss ja mal gesagt werden!“ dann den verschwörungstheoretischen
KOPP-Verlag und seine These, dass politische Korrektheit die neue Inquisition
und Hexenverfolgung sei. Und zu den aktuellen Märschen in Dresden heißt es auf
Webers Seite: „Der grün-linksliberale Zeitgeist der Antifa-Republik reagiere
auf den „breiten Volkswiderstand“ der Pegida in Dresden, welcher sich nicht
länger von „Politikern, Medien, Kirchenfürsten und der gigantischen
Sozialindustrie“ weismachen ließe, es bedürfe einer Willkommenskultur für
Flüchtlinge. […] Wer noch tiefer in
die Abgründe der braunen Parallelwelten hinabtaucht, welche sich in einigen
sozialen Netzwerke angesiedelt hat, findet noch schlimmere Indizien für Webers
krudes Gedankengut. […] Übelste
rassistische Hetze kann man in der geschlossenen Gruppe Königreich Vereintes
Deutschland bei Facebook zu finden. Hier präsentiert sich Mitglied Karina Weber
mit Bild und AfD-Logo. In der Selbstbeschreibung von Webers Gruppe heißt es
unter dem Titel Proklamation: „Der Staat, Deutsches Reich wurde von den
Alliierten Besatzungsmächten durch die Verhaftung der letzten Regierung am
23.05.1945 (der Verhaftung von Hitler-Nachfolger Admiral Karl Dönitz – Felix
Krebs) lediglich handlungsunfähig gestellt... Wann immer der Begriff
‚Deutschland’ in völkerrechtlichen Zusammenhängen verwendet wird, ist das
Gebiet des Deutschen Reiches vom 31.12.1937 gemeint.“
Frau Weber ist ganz
offensichtlich Mitglied einer Gruppe der so genannten Reichsbürger, extrem
rechter Verschwörungstheoretiker, welche meinen, dass Deutschland nur ein
Konstrukt der Alliierten sei und das Reich in den Grenzen von 1937 fortbestehe.
[…]