Es gibt positiven und negativen Whataboutism.
In der schlechten Form dient Whataboutism dazu, eigentlich
nicht zu rechtfertigende Taten durch Heranziehung abstruser Beispiele zu
relativieren.
Zur Meisterschaft in dieser Disziplin bringen es die vielen
Trump-Supporter in den amerikanischen News-Sendern.
Zu jeder noch so großen Schweinerei ihres Idols ziehen sie
die „Benghazi“ oder „her emails“-Karte, als ob das irgendetwas entschuldigte.
Aber sie werfen damit sehr effektiv Nebelkerzen.
Auch Papst Franz benutzt die Methode. Bei seiner
Abschlussrede zur Vatikanische Missbrauchskonferenz, verwendetet er das gesamte
erste Drittel nur darauf aufzuzählen wo es auch noch Kindesmissbrauch
gäbe, als würde dadurch seine Vergewaltigerpriester besser.
Whataboutism dient in diesem Fall auch dazu die eigene
Untätigkeit zu erklären.
Diese Form der Scheinrechtfertigung erlebte man in jüngster
Zeit sehr viel in Hamburg als es um die Dieselfahrverbote ging.
Wozu die paar Autos nicht durch den Stickoxidmief in Altona
fahren lassen, wenn einen Kilometer südlich Kreuzfahrtriesen anlegen, die
100.000 mal so viel NOx und Feinstaub ausblasen wie ein
VW-Stinkgolf?
Das wird auch gern auf die nächsthöhere Ebene promoviert:
Wozu sollte Deutschland auf nationaler Ebene
Klimaschutzpolitik betreiben, wenn doch China und die USA so viel mehr CO2
emittieren, ganz ohne Klimaschutz anzustreben?
Das Argument ist natürlich Unfug.
Wenn eine Bank ausgebraubt wird, ein Wachmann erschossen und
eine Million erbeutet wird, darf ich deswegen nicht zu meinem Nachbarn gehen,
ihn KO schlagen und 5.000,- von ihm stehlen, nur weil das ein vergleichsweise
kleineres Verbrechen ist.
Alle müssen Klimaschutz betreiben.
Klimaschutzbemühungen bleiben zudem nicht unbeobachtet. Das
Energiehungrige China mit seinen Smog-verseuchten Megametropolen hat längst
umgeschaltet, investiert gewaltige Summen in Green Energy.
Sogar die USA haben trotz Trump den Trend längst erkannt,
sind bei der Herstellung von Elektro-Fahrzeugen an Deutschland vorbeigezogen
und betreiben auf Ebene der Bundesstaaten effektive grüne Energiepolitik.
Brunei, der Zwergstaat mit dem märchenhaft reichen absolutistischen
Herrscher Sultan Hassanal Bolkiah könnte möglicherweise zu einem positiven
Whataboutism führen.
Seit 1984 unabhängig von London, erfreuen sich die rund
450.000 Einwohner der Muslimischen Monarchie im Norden Borneos ihres
Wohlstandes.
Mit 5.765 km² beträgt die Fläche Bruneis zwar nur noch einen
Bruchteil des ursprünglichen Herrschaftsgebietes der Sultane – das ist zweimal
das Saarland, oder ein bißchen mehr als Mallorca oder die gute Hälfte Zyperns –
aber man sitzt auf den Ölquellen.
Mit dem fünfthöchsten BIP/Einwohner der Welt regiert Bolkiah
unangefochten und kann auskömmlichen in seinem Istana Nurul Iman hausen – dem größten
Palast der Erde:
[….] Das Eigenheim des Sultans umfasst auf einer Wohnfläche von 200.000 m²
neben den 1788 Räumen 18 Fahrstühle, 44 Treppenhäuser und 250 Badezimmer. Im
Thronsaal des Sultans finden 2000 und im Bankettsaal gut 5000 Menschen Platz.
Fenster- und Türbögen sind aus purem Gold, 64.000 Quadratmeter Wandfläche mit
38 verschiedenen Sorten Marmor verkleidet. Der Prachtbau soll eine Mischung aus
arabischen Zelten und malaiischen Langhäusern darstellen. Der Gebäudekomplex
besteht aus einem 120 Hektar großen Gelände. Zur Palastanlage gehört eine
unterirdische Garage von 10.000 Quadratmetern, die 110 Fahrzeuge der
Fahrzeugsammlung des Sultans beherbergen kann. Zudem befinden sich auf dem
Palastgelände klimatisierte Ställe für 200 Pferde. [….]
Man gönnt sich ja sonst nichts.
Ach so, doch. Die Scharia will der Sultan nun noch radikaler
durchdrücken, Schwule sollen gesteinigt werden.
Zurecht empört sich die westliche LGBTI-freundliche Welt und
droht nicht nur mit Reiseboykott, sondern insbesondere in Person von George
Clooney damit nicht mehr in den Luxushotels abzusteigen, die Herrn Bolkiah
gehören.
Keine Hollywoodstars mehr im „Hotel Bel-Air“, „Beverly Hills Hotel“ (beide Los Angeles),
„The Dorchester“ und „45 Park Lane“ (beide in London), „Coworth Park“
(Ascot), „Le Meurice“ und dem „Hotel Plaza Athénée“ (beide Paris), dem „Hotel
Eden“ (Rom) sowie dem „Hotel Principe di Savoia“ (Mailand) dürften nicht
unmittelbar dazu führen, daß der Mann hungern muss.
Aber der 72-Jährige ist zu 90% vom Ölexport abhängig und
versucht wie seine superreichen Königs-Kollegen am Golf händeringend nach
alternativen Einkommensquellen für die Zukunft.
Und da schadet es, wenn das Image im Westen ruiniert ist.
Der Sultan steckt ein bißchen in der Patsche. Seine
Selbstinszenierung als besonders sittenstrenger Muslim, der peinlich genau die
Scharia auslegt, dürfte ebenfalls zu seinem Plan gehören sie Macht seiner
Familie abzusichern, wenn eines Tages die Ölmilliarden nicht mehr fließen.
Dafür kann man schon mal ein paar Arme und Beine abhacken, sowie Schwule
umbringen.
[….] The
change is part of the Sharia Penal Code in the conservative Islamic monarchy.
The revised statutes also include other inhumane punishments, such as
amputation for robbery, and will take effect starting next week. The
punishments had been delayed after they were first proposed in 2013, following
an international outcry, but with the spotlight off of them, officials are now
moving ahead with their plans. […..]
Ob Bolkiah persönlich Abscheu gegenüber Schwulen empfindet,
weiß ich nicht. Ich nehme aber an, das spielt keine Rolle.
Er benutzt genau wie Putin in Moskau, Bolsonaro in Brasilia
und Salman in Riad die radikal homophobe Religion, um seine Macht abzusichern.
Indem sich diese Herrscher sukzessive an die Kleriker
heranwanzen, bekommen sie mächtige Unterstützung der Massen. Nur mit Hilfe der
Evangelikalen, die Pences Kampf gegen die Schwulen lieben, wurde Trump
Präsident.
[….] Nachdem die Briten aus Brunei abgezogen waren, machte sich der Sultan
daran, Gesellschaft und Justiz seines Landes Zug um Zug zu islamisieren. Anfang
der Neunzigerjahre verbot der Herrscher den Verkauf von Schweinefleisch und
Alkohol. Schon 1996 kündigte er die Einführung der Scharia im Strafrecht an.
2014 folgten die ersten konkreten Schritte: Unter anderem können seither
Muslime, die älter als 15 sind und das Freitagsgebet versäumen oder den
Fastenmonat Ramadan ignorieren, bestraft werden. Ihnen drohen Haft- oder
Geldstrafen, das Einfrieren von Bankkonten - aber auch die Auspeitschung. [….]
Es ist ja lieb von Herrn Clooney sich zu engagieren.
[…..] Now
Clooney is asking people to boycott several hotels that are owned by Bolkiah.
“But let’s be clear, every single time we stay
at or take meetings at or dine at any of these nine hotels we are putting money
directly into the pockets of men who choose to stone and whip to death their
own citizens for being gay or accused of adultery.”
“But are we really
going to help pay for these human rights violations?” Clooney added. “Are we
really going to help fund the murder of innocent citizens? I’ve learned over
years of dealing with murderous regimes that you can’t shame them. But you can
shame the banks, the financiers and the institutions that do business with them
and choose to look the other way.” [….]
Aber WHAT ABOUT die viel größeren und mächtigeren Staaten,
die noch restriktiver gegen Schwule vorgehen?
Bei Bolkiah gibt es nur eine Planung und die Scharia wird
eher sanft angedroht. Bisher wurde noch nicht ausgepeitscht.
Ganz anders sieht es im Iran und vor allem in Saudi Arabien
aus – da werden tatsächlich jedes Jahr Schwule, Lesben und viele Frauen, die
angeblich untreu waren öffentlich unter Gejohle und Begeisterung der Bevölkerung
abgeschlachtet.
Whatabout
Saudi Arabien? What about Pakistan, Afghanistan? Whatabout Iran, Irak,
Katar, Vereinigte Arabische Emirate, Sudan, Mauretanien, Jemen, Somalia, Nigeria,
Syrien?
Es ist richtig dem kleinen Brunei mit Konsequenzen zu
drohen, den Sultan schlechte PR und Kaufboykott spüren zu lassen.
Ein positiver Whataboutism sollte aber dazu führen auch die
anderen Homo-Killerstaaten so zu behandeln.
Gegenwärtig kämpfen allerdings die Christlichen Parteichefs
Kramp-Karrenbauer und Söder verbissen dafür Saudi-Arabien auch noch mit
Waffenexporten zu unterstützen, um mit deutscher Technik noch effektiver killen
zu können.
Ich fordere daher einen Wahlboykott für CDU und CSU.
Beim Konsumboykott sollte es nicht nur um ein paar
Luxushotels gehen, sondern beispielswiese auch um die Firmen, deren Mitbesitze der
Homokillerstaat Katar ist:
Deutsche Bank: 8 %
Hapag-Lloyd: 14,5
%
Siemens: 3,27 %
Tiffany & Co.: 12,7 %
Volkswagen AG:
17,0 % Stammaktien
Das noch grausamere und noch reichere Saudi Arabien ist
Mitbesitzer von:
Twitter, Uber, Apple, Mövenpick, Motorola, Ebay, Time Warner, Twenty-First Century Fox, Euro Disney,..
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