Es gab
nämlich einen „Anschlag“ in Münster und wann immer es irgendwie nach Terror
riecht, ist das für die westlichen Medien ein großes Thema.
Sogar
die US-Konsulate, sowie die Berliner Botschaft informierten american citizens
wie mich über Email und soziale Netzwerke.
Gefährlich,
gefährlich.
[…..] Security
Alert - U. S. Consulate General Frankfurt, Germany (April 7, 2018)
Location: Downtown
Muenster, North Rhein-Westphalia
Event: Media report
multiple casualties resulting from a van attack in downtown Muenster. Local authorities are asking everyone to
avoid the area.
Actions to Take:
· Avoid the area.
· Monitor local media for updates.
· Be aware of your surroundings.
Assistance:
· U.S. Consulate General-Frankfurt,
Germany
+49 69 7537 0
(after hours) GermanyACS@state.gov https://de.usembassy.gov/
· State Department – Consular Affairs
888-407-4747 or
202-501-4444
· Germany Country Information
· Enroll in Smart Traveler Enrollment
Program (STEP) to receive security updates
· Follow us on Facebook and Twitter
• Follow the North Rhein-Westphalia
Police on Twitter […..]
Scheinbar
ist eine nachrichtenarme Zeit, wenn die gesamte westliche Medienwelt nichts
anderes zu berichten hat.
MP
Laschet und der Leiter des Heimatmuseums Horst Seehofer trafen am Ort des
Geschehens ein und ließen ihre üblichen inhaltsleeren Phrasen ab, beschimpften
den Täter als „feige“. Seehofer verurteilte die Attacke als "feiges und
brutales Verbrechen".
Die von Max Goldt so
beklagten Dekorationsadjektive haben Konjunktur wie eh und je:
15.09.01 Susan Sontag kritisiert neben manch anderem, dass sämtliche Kommentatoren die Anschläge als „feige“ bezeichnen. Da hat sie natürlich Recht. Schon Ladendiebstahl erfordert Mut. Wie viel Mut braucht es da erst, ein Flugzeug zu entführen und es gegen ein Gebäude zu steuern. Man kann froh sein, dass die meisten Menschen zu feige sind, um so etwas zu tun. Sicherlich gibt es für die Attentate bessere Dekorationsadjektive, wie zum Beispiel ruchlos oder schändlich, sogar anmaßend wäre treffender als feige. Es geht den Kommentatoren aber nicht um passende Adjektive, sondern um die Souveränität und Flüssigkeit ihres Vortrags. Um diese zu erlangen, sind in der Mediensprache viele Haupt- und Zeitwörter untrennbar an bestimmte Eigenschafts- und Umstandswörter gekettet. So wie Anschläge immer feige sind, werden Unfälle grundsätzlich als tragisch bezeichnet, obwohl es mit Tragik, also einer Verwicklung ins Schicksal oder in gegensätzliche Wertesysteme, überhaupt nichts zu tun hat, wenn jemand gegen einen Baum fährt. Ein solcher Vorgang ist banal – mithin ganz und gar untragisch. Vielleicht werden die Unfälle deshalb als tragisch bezeichnet, weil das Wort so ähnlich wie traurig klingt, und traurig ist ein Unfall immerhin für die Freunde und Angehörigen des zu Schaden Gekommenen. „Traurig“ ist den Medienleuten aber zu lasch, für sie ist Tragik wohl eine zackigere und grellere Form von Traurigkeit. Genauso unpassend ist das Adjektiv, welches unvermeidbar auftaucht, wenn nach einem Erdbeben oder einem ähnlichen Unglück nach Überlebenden gesucht wird. Wie geht die Suche vor sich? Natürlich „fieberhaft“. Dabei will man doch stark hoffen, dass es Fachleute und besonnene Helfer sind, die einigermaßen kühlen Kopfes und in Kenntnis der bergungslogistischen Notwendigkeiten die Menschen suchen, und nicht, dass da irgendwelche emotional aufgeweichten Gestalten wie im Fieberwahn in den Trümmern herumwühlen. Verzichten können die Medienleute auf Adjektive nicht, denn sie sind zur Erzielung eines vollmundigen Verlautbarungssingsangs notwendig. Könnte man aber nicht mal einen angemessenen Ausdruck benutzen? Ich glaube nicht. Wir werden niemals folgenden Satz im Radio hören: „Nach Überlebenden wird fleißig gesucht.“ Dabei wäre „fleißig“ inhaltlich wie stilistisch ideal. Es ist weder abgedroschen floskelhaft noch zu auserlesen und hat daher nicht den geringsten ironischen Beiklang. Schriebe jedoch ein Journalist diesen Satz, so wäre es vollkommen sicher, dass sein Redakteur das passende Wort „fleißig“ streichen und durch das vollkommen unpassende „fieberhaft“ ersetzen würde.
(Zitiert aus: Süddeutsche Zeitung, 13.07.2002)
In der „Hast
Du das aus Münster gehört?“-Phase, wenn überall die „pray for Münster“-Memes in
den sozialen Medien aufpoppen, gebe ich mir immer große Mühe mich mit anderen
Dingen zu beschäftigen.
Spätestens
wenn die elend-dämlichen „Warum????“- Schildchen auftauchen, würde ich ohnehin
in Depressionen verfallen. Nicht wegen der Opfer, sondern wegen der unfassbaren
Eindimensionalität der Otto Normalbürger.
Die
Fakten sind schnell zusammengetragen:
[….] Am Samstagnachmittag fuhr um 15.27 Uhr ein Campingbus in der Innenstadt von Münster in eine Menschengruppe. Die Opfer saßen vor der historischen Gaststätte beim "Großen Kiepenkerl". Zwei Menschen wurden dabei getötet und mehr als 20 zum Teil schwer verletzt. Nachdem das Fahrzeug zum Stehen gekommen war, erschoss sich der Fahrer selbst. [….]
[….] Am Samstagnachmittag fuhr um 15.27 Uhr ein Campingbus in der Innenstadt von Münster in eine Menschengruppe. Die Opfer saßen vor der historischen Gaststätte beim "Großen Kiepenkerl". Zwei Menschen wurden dabei getötet und mehr als 20 zum Teil schwer verletzt. Nachdem das Fahrzeug zum Stehen gekommen war, erschoss sich der Fahrer selbst. [….]
Der „Fahrer“
ist der 48-Jährige Sauerländer Jens R., der einen Abschiedsbrief
hinterließ und offenbar psychisch nicht gesund war.
Es
wundert wenig, daß nach den jahrelangen Medienhypes um Attentate aller Art, die
weltweit in den Medien hysterisch bebildert und beschrieben und beklagt werden,
einige wenige der etwa 10.000 jährlichen Selbstmörder in Deutschland die Methode
„erweiterter Suizid“ wählen.
Insbesondere
die gewaltigen Schlagzeilen, die der Suizid des Co-Piloten Andreas Lubitz am 24.
März 2015 verursacht hatte, nachdem er beim Germanwings-Flug 9525 gleich 150
Menschen mit in den Tod riss, dürften noch lange mitwirken.
Das
Leiden der 22 Opfer mitsamt deren Freunden und Angehörigen in Münster soll hier
nicht kleingeredet werden.
Aber es stößt schon etwas sauer auf, wie indolent Seehofer und Laschet auf die jährlich tausenden Toten reagieren, die durch die von der CDU und CSU geforderte Waffenexport- und Grenzpolitik im Mittelmeer elend ersaufen.
Gar
nicht erst zu sprechen von den 20.000 Kindern, die weltweit jeden Tag elend an
Marasmus verrecken, weil die EU auf ihre tödliche Landwirtschaftspolitik
beharrt und die Krisengebiete der Welt mit Kleinwaffen und Mienen flutet.
Soweit,
so ekelerregend.
Richtig
übel wurde mir allerdings, weil ich unglücklicherweise gestern mit einem Auge
ein paar ultrarechte Medien wie den Hassblogger D. Berger verfolgte, der wie so
viele rasende Islamophobe gestern in Hochstimmung geriet.
Was für ein Glück doch so ein Anschlag für die
Rechtsradikalen ist. Da kann man jede Menge neue Follower generieren, indem man
im „I told you so“-Ton wider den Islam, die Flüchtlinge, die Asylpolitik
und überhaupt alle Linksgrünversifften agitiert.
Seit den
ersten Medienmeldungen gestern um kurz vor 16.00 Uhr twitterte der braune Berliner
mit erigierten Fingern wider alle Dunkelhäutigen und Ungläubigen.
Seine
ultrarechten Gesinnungsgenossen bei AfD und anderen Hetz-Vereinen soffen sich
ebenfalls sofort trunken an den Meldungen. Je blutiger und elender die Bilder aus
Münster wurden, desto geiler und geiferiger wurden sie.
Deutschlands
große Amoralistin Trixi Storch, Enkelin von Hitlers langjährigstem Minister „Lutz“ Graf Schwerin von Krosigk labte sich an
dem Elend der anderen.
[….] Die
AfD-Politikerin Beatrix von Storch hat auf Twitter einen angeblichen
Zusammenhang zwischen der Amokfahrt in Münster und der deutschen
Flüchtlingspolitik hergestellt - und löst damit große Empörung aus.
Mit neuen
fremdenfeindlichen Äußerungen hat die AfD-Politikerin Beatrix von Storch nach
der Amokfahrt eines 48-jährigen Deutschen am Samstag in Münster scharfe Kritik
auf sich gezogen. SPD-Vizechef Ralf Stegner bezeichnete die auf Twitter
verbreiteten Einlassungen dort als "ekelhaft" und "widerlich".
Storch hatte unmittelbar nach den ersten Meldungen über die Amokfahrt den Satz
"Wir schaffen das" von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zum
Flüchtlingszuzug zitiert und damit nahegelegt, ein Geflüchteter sei für die Tat
verantwortlich.
[….]
Auch der Parlamentsgeschäftsführer der
Linksfraktion im Bundestag, Jan Korte, kritisierte Storch. "Wer nicht
einfach mitfühlen und trauern kann, bei dem stimmt der Kompass der menschlichen
Anständigkeit nicht", sagte Korte. "Wer solch eine Tragödie politisch
instrumentalisiert, ist politisch und moralisch kaputt." [….] Bei Twitter sorgte die Vizechefin der
AfD-Fraktion im Bundestag mit ihren Äußerungen für breite Kritik und Empörung.
"Es gibt Menschen, die sind nicht integrierbar - und Beatrix von Storch
gehört mit Sicherheit dazu", schrieb etwa der Kabarettist Dieter Nuhr. Ein
anderer Nutzer fragte ironisch, ob Leichenflederrei als Nebenjob gelte, wenn
man Bundestagsabgeordnete sei. [….]
Wer nun
annimmt, es könne den rechten Hetzern a posteriori ein wenig peinlich sein, daß
sie wieder einmal der Lüge überführt wurden, daß sie gegen “den Islam” hetzten,
obwohl die gestrige Tat von Münster nicht das geringste mit Terror oder
islamistischen Terror zu tun hatte, unterschätzt immer noch die Bosheit und
Perfidie dieser neonazistischen Aufrührer.
Ungerührt
platziert Philosophia Phimose Geschehnisse unter
seinem Lieblings-tag „Allahu Akbar-Terror“ und sammelt die Gewaltbereiten
zusammen.
Nachdem
Berger ungeniert das Leiden der Opfer für seine braune Hetze instrumentalisierte
und nun mit seinen Lügen aufflog, wirft er in einer völlig irren
Volte „den Linken“ das vor, was nur seinesgleichen und er
gestern getan hatten.
Noch einmal:
Islamophobe Rechtsradikale hatten völlig
faktenwidrig die Flüchtlingspolitik mit dem Münsteraner Anschlag in Verbindung
gebracht.
Da sie
jetzt ertappt sind, streuen sie aber nicht etwa Asche auf ihr Haupt, sondern
hetzen munter weiter.
Mustergültig
zeigt sich hier, wieder einmal, wie viele Lichtjahre große Teile der Gesellschaft
der Realität entrückt sind.
Deswegen
Horst, Alexander und Andi hat es auch wenig Zweck der AfD mit eigener
Islamfeindlichkeit den Rang abzulaufen.
Typen,
die PP, AchGut, PI, MM oder Akif hinterherrennen sind demokratisch nicht mehr
zu erreichen.