Dienstag, 4. Dezember 2018

Komikernation.


Es wird immer schwerer die Realität von Satire abzugrenzen.
Als noch Helmut Kohl Kanzler war, sagte der damals maßgebliche (und heute von mir schwer vermisste) Kabarettist Dieter Hildebrandt „Helmut Kohl ist sehr gut, aber uns Kabarettisten kann er nicht das Wasser reichen.“
Das war eine ungeheuerliche Frechheit und bezog sich darauf, daß der wenig gebildete Kohl in seiner tumben Pfälzer Jovialität oft unglücklich formulierte.

„Die Mehrheit der deutschen Frauen ist weiblich.“
 „Ich habe mit niemandem darüber geredet, weder unter vier Augen noch in kleinerem Kreise.“
„Die Wirklichkeit ist anders als die Realität!“
"Ich weiß, dass ich 1945 Fünfzehn war und 1953 Achtzehn."
"Ich weiß nicht, was mein Freund Mitterand darüber denkt, aber ich denke genauso."
"Amerika ist, wenn Sie so wollen, ein Kontinent."

Vorher kannte man diese richtig dümmlichen Sprüche von Bundespräsident Lübke, der aber in seiner zweiten Amtszeit auch schon deutlich von Krankheit gezeichnet war.

"Die Leute müssen ja auch mal lernen, dass sie sauber werden."
"Dann kamen wir nach Teheran. Da habe ich gleich gesehen, die Leute waren alle sauber gewaschen."
"Meine Damen und Herren, liebe Neger!"

Gute zwei Jahre nach Kohls Abwahl – man hatte sich gerade daran gewöhnt, daß mit Bill Clinton, Joschka Fischer und Gerd Schröder, Tony Blair, Putin und Chirac die großen Nationen von intelligenten Menschen, die öffentlich keinen Unsinn plappern, vertreten werden – erklomm George W Bush die Bühne.
Ein Schock. Der Mann war nicht nur viel ungebildeter als Bill Clinton, sondern auch noch desinteressiert und doof. Bei fast jedem Auftritt haute er peinliche Versprecher raus, über die er immerhin auch selbst lachen konnte.
GWB-Sprüche waren aus dem Blickwinkel eines Komikers nicht schlecht.

"You teach a child to read, and he or her will be able to pass a literacy test."
"They misunderestimated me."
“I know how hard it is for you to put food on your family."
“Africa is a nation that suffers from incredible disease."
"I know the human being and fish can coexist peacefully."

Aus politischer Sicht war GWB weniger komisch, wie zwei illegale Angriffskriege mit Hunderttausenden Toten und eine Mega-Weltfinanzkrise beweisen.

Die Welt schien aus den Fugen; man konnte es nicht fassen, daß ein offensichtlich so Ungebildeter der mächtigste Mann der Welt ist.

“You know the world is going crazy when the best rapper is a white guy, the best golfer is a black guy, the tallest guy in the NBA is Chinese, the Swiss hold the America's Cup, France is accusing the U.S. of arrogance, Germany doesn't want to go to war, and the three most powerful men in America are named "Bush", "Dick", and "Colin." Need I say more?”
― Chris Rock

Es tauchten Witzbolde auf, die GWB Dummheiten in den Mund legten.
Das war möglich, da man #43 anders als seinem Vorgänger ziemlich viel Schwachsinn zutraute.
Was haben wir gejubelt, als der Wahnsinn Ende 2008 vorbei war und mit Barack Obama im Januar 2009 das Weiße Haus wieder von „insane“ auf „sane“ umgeschaltet wurde.

Niemand konnte sich vorstellen, daß mit Obama auch der Aufstieg der Teaparty begann. Mit Michelle Bachmann und Sarah Palin tauchten derart geistesgestörte „Politikerinnnen“ auf, daß man ihren mit Inbrunst vorgetragenen Unsinn beim besten Willen nicht mehr von Satire unterscheiden konnte.






Mit diesen Horrorfurien war der Bodensatz der evangelikalen Glaubensfanatiker in der Politik angekommen.
Menschen, die so irre sind, daß sie die Dunkelkatholiban von Kreuznet in den Schatten stellten.

Und dann kam Trump, dessen Realität die schlimmste Fiktion übertrifft.

Damit nicht genug, die rechten Spinner tauchten auch in den europäischen Parlamenten auf.
Heute beliefern uns AfD-Parlamentarier täglich mit Bösartigkeiten und Blödartigkeiten auf Palin-Niveau.

 „Quoten nützen übrigens nur unqualifizierten, dummen, faulen, hässlichen und widerwärtigen Frauen; die Guten, bemühten und passend Qualifizierten fanden und finden ihren Weg alleine.“


Erschreckenderweise haben inzwischen auch linkere Parteien Widerlinge in ihren Reihen, die sich so äußern und so verhalten, daß man auf den ersten Blick nicht erkennen kann, ob es sich um perfide untergeschobene Fake-Zitate handelt, oder ob sie das wirklich gesagt haben.

Boris Palmer, der Grüne Oberbürgermeister Tübingens ist längst rechts an der AfD vorbeigerutscht.
Selbst das konservative FUNKE-Abendblatt ist irritiert.

[….]  Boris Palmer, 46 Jahre alt, ist seit 2007 Oberbürgermeister der Universitätsstadt Tübingen, 90.000 Einwohner, südlich von Stuttgart. Er ist der Exzentriker der Grünen, das Enfant terrible, das immer wieder mit seiner harten Haltung in der Flüchtlingsfrage in der eigenen Partei aneckt.
Jetzt hat er wieder mal provoziert. Am 13. November, das wurde vor ein paar Tagen bekannt, lieferte er sich um 22 Uhr eine Auseinandersetzung mit einem 33 Jahre alten Studenten . Dieser wirft Palmer vor, ihn angebrüllt, verfolgt und bedrängt zu haben. Die Begleiterin des Studenten hat Palmer jetzt wegen Nötigung angezeigt.
[….]  „Und wegen dieser Kombination aus Respektlosigkeit und dem Verstoß gegen den Schutz der Nachtruhe habe ich gesagt: Nicht mit mir, hier ist mein Dienstausweis, ich bin der Leiter der Ortspolizeibehörde, und ich verlange jetzt ihre Personalien.“
Der Student ist dann gegangen, Palmer hat noch ein Foto gemacht, um dessen Identität feststellen zu lassen. „Das war dann nicht mehr nötig. Er ist zur Presse gegangen und hat sich über mein Verhalten beschwert.“ Palmer verschweigt nicht, dass auch er laut geworden ist.
In der Hauptstadt lachen viele Grünen über ihn
„Wildwestmanier“, kommentiert die „Stuttgarter Zeitung“. Palmer sei die „Karikatur des schwäbischen Spießers“, schreibt „Spiegel Online“. Baden-Württembergs Ministerpräsident, Winfried Kretschmann , auch ein Grüner, sagt: „Ich bin nicht der Hüter der Oberbürgermeister. Ich bin nicht ihr Papa.“ Ricarda Lang, Sprecherin der Grünen Jugend, hält Palmer für einen „herumirrenden Wutbürgermeister“.
In der Hauptstadt lachen die Grünen zum Teil über ihn, ach ja, der Boris Palmer schon wieder. [….] In der Hauptstadt hält Palmer es nicht lange aus. „Wenn ich dort ankomme, denke ich immer: Vorsicht, Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands.“ Es klappe einfach gar nichts in Berlin. „Ich komme mit dieser Mischung aus Kriminalität, Drogenhandel und bitterer Armut auf der Straße als spießbürgerliche, baden-württembergische Grünen-Pflanze schlicht nicht klar. Ich will diese Verhältnisse in Tübingen nicht.“ [….]


[…..] Ein Kriminalfall von noch nie da gewesener Brutalität erschüttert Tübingen: Auf seiner Streife durch die beschauliche Universitätsstadt im Zentrum Baden-Württembergs hat Polizeioberinspektor Boris Palmer diesen umgestoßenen Blumentopf entdeckt!
Wer hat das benadelte Opfer das letzte Mal stehend gesehen oder kann Informationen zum Tathergang machen???
Vorsicht: Unternehmen sie nichts auf eigene Faust, sondern verständigen Sie Kommissar Palmer auf seiner Facebookwache. Zum jetzigen Zeitpunkt muss davon ausgegangen werden, dass es sich bei den Tätern um eine fremdländische und äußerst gewalttätige Diebesbande handelt, die auch für den Klau eines Badewannenstöpsels bei Sanitär Kaluske in der Langen Gasse verantwortlich ist!
[….]