Am 07.Januar 2021, am Tag nachdem Trumps Mord-Mob randalierend durch den Kongress gezogen war, um Speaker Pelosi und Vice President Pence zu hängen, konnte man selbst bei Graham, McConnell und McCarthy leichte Absetzbewegungen feststellen.
Nun war ihr oranges Idol doch zu weit gegangen. Sie wollten die Angelegenheit untersuchen lassen und rangen sich dazu durch, Joe Biden als den regulär gewählten nächsten Präsidenten anzuerkennen.
Trump, das zweite Mal impeached, diesmal sogar mit einigen republikanischen Stimmen, zog in Schimpf und Schande ab. Die garstige Proletin Melania hatte nicht einmal die Größe, sich persönlich von dem Personal im Weißen Haus zu verabschieden; die gesamte Trump-Familie zeigte ihre Verachtung gegenüber der US-amerikanischen Demokratie, indem sie die Amtseinführung des nachfolgenden Präsidenten boykottierte.
Es war jener kurze Augenblick der Geschichte, in dem sich die moralisch und politisch völlig verkommene GOP hätte rehabilitieren können, indem sie sich endlich von ihrem gefallenen Lügen-Propheten abgesetzt hätte.
Aber die Republikaner versagten erneut, kassierten all ihre Zusagen, die insurrection der QTrumplicans zumindest zu untersuchen. Ein halbes Jahr später hat Donald Trump seine Partei mehr im Griff denn je. Bis auf Adam Kinzinger und Liz Cheney blockiert jeder einzelne GOP-Abgeordnete und jeder GOP-Senator die Aufklärung des Sturms auf den Kongress. Sie alle verbreiten nun ebenfalls die Giga-Lüge von der „gestohlenen Wahl“ und pilgern zum Kotau nach Mar A Lago.
Die mordenden rechtsradikalen Terroristen vom 06.01.2021 nennt Trump nun „a loving crowd“ und keiner der Republikaner, die damals selbst um ihr Leben fürchteten und um den Tod zweier Kapitol-Polizisten wissen, wagt es dieser grotesken Lüge zu widersprechen.
Es gibt keine zwei Parteien mehr in den USA.
Nur noch die Demokraten sind übrig geblieben. Die Republikaner haben sich aus der amerikanischen Demokratie verabschiedet. Sie bekämpfen nun offen und aggressiv die Verfassung, indem sie ihre gesamte Energie darauf verwenden den Nukleus der Demokratie zu schleifen; das Wahlrecht. Getrieben von ihrem Rassismus, setzen sich Republikaner in allen Bundesstaaten dafür ein, nicht-weißen Amerikanern de facto unmöglich zu machen, zu wählen.
Sie folgen blind dem Mann, der zweimal die „popular votes“ verlor, der die GOP-Mehrheit im House und im Senat verspielte, die Wiederwahl verlor, zweimal impeached wurde, der ein ökonomisches und finanzielles Desaster anrichtete, 500.000 Amerikaner tötete und ganz offensichtlich keinerlei Anknüpfungspunkte mehr zur Realität hat.
Die GOP erreicht ein zuvor unvorstellbares Level der Destruktivität.
Sie polemisiert mit dem unfassbar idiotischen Slogan „Fauchi Ouchie“ wider das Corona-Impfprogramm, weil es ihr so wichtig ist Trump zu gefallen und Biden zu sabotieren, daß sie gern in Kauf nimmt dafür Myriaden ihrer eigenen Anhänger zu töten.
So wie man in deutschen Talkshows nicht mit AfD-Faschisten ausgewogen über das Für und Wider von Antisemitismus, Rassismus oder Homophobie diskutieren darf, weil es dazu keine verschiedenen demokratischen Meinungen geben kann, gibt es in den USA generell keine zwei politischen Ansichten mehr, weil eine Diskussion mit Republikanern unmöglich geworden ist. Sie sind nur noch eine dem Massenwahn anheimgefallene psychotische Sekte.
Die ist Frage ist nur noch, ob man angesichts fanatischer „Anti-Vax Trumpist Conspiracy Theorists“, die dann selbst an Covid19 sterben, Mitleid empfindet, mit Gleichgültigkeit oder Häme reagiert, oder wie der anständige David Pakman, das totale Versagen des Bildungssystems und der amerikanischen Medien beklagt, weil dies solche Q-Trumplicans hervorbringen.
Es scheint auf eine amerikanische Zwei-Staatenlösung mit einem ähnlich komplizierten Grenzverlauf wie zwischen Israel und Palästina hinaus zu laufen.
Niemand hasst US-Amerikaner so fanatisch und unnachgiebig, wie andere US-Amerikaner. Liberale Großstädter der beiden Küsten machen schon seit Jahrzehnten einen Bogen um die Red Necks in den „Fly Over States“, weil es keine kulturellen Gemeinsamkeiten mehr gibt.
Bis zur Wahl Obamas im Jahr 2008 war aber noch ein minimaler Grundkonsens ihrer jeweiligen gewählten Vertreter im Kongress möglich.
Mit der Wahl Trumps war es vorbei mit Gemeinsamkeiten und groteskerweise wurde es mit seiner Abwahl im November 2020 eben nicht wieder besser, sondern noch wesentlich schlimmer, weil 75 Millionen Trumpwähler ihre Niederlage genauso wenig wie demokratische Spielregeln akzeptierten. Sie wanderten kollektiv in eine fiktionale verschwörungstheoretische Realität ab, in der Trump, AON, Newsmax und FOX eine krude Parallelwelt aus Horrormärchen erschufen.
Die Spaltung betrifft schon lange nicht mehr nur politische oder religiöse Ansichten. Die Realitäts-Amerikaner und die der Q-Trumplican-Sphäre boykottieren sich in jeder Hinsicht gegenseitig. Sie mögen nicht mehr dieselben Filmstars, sie gehen auf verschiedene Colleges, essen anders, leben anders, lieben anders.
Das geht soweit, daß sie noch nicht mal mehr den gleichen Kaffee trinken können.
Starbucks, der in den USA dominierende Kaffee-Anbieter mit weltweit 30.000 Filialen und 30 Milliarden Dollar Umsatz, ist eigentlich eins dieser Kulturphänomene, auf die sich alle US-Amerikaner einigen können. Sie lieben Starbucks-Coffee to go. In der Realität von 2021 wissen aber die Q-Trumplicans, daß der Konzern 1971 im notorisch liberalen Bundesstaat Washington gegründet wurde. Das Unternehmen hat seinen Sitz und Seattle und machte immer mal wieder durch seinen Einsatz gegen Rassismus und Homophobie auf sich aufmerksam.
Als schwulenhassende Rassisten fühlen sich die GOP-Wähler inzwischen so davon abgestoßen, daß sie Starbucks boykottieren – ebenso wie viele andere Unternehmen, die sich beispielsweise mit BLM solidarisieren.
In den Zwei-Staaten-USA muss eine Alternative her.
[….] Für Trump-Anhänger ist es gar nicht so leicht, einen ordentlichen Kaffee zu bekommen. Marktführer in den USA ist Starbucks, die von linken Hippies im ultraliberalen Seattle gegründete Kaffeehaus-Kette. Die gibt es praktisch überall. Nichts für Leute, die Waffen lieben, den Trumps folgen und den Sturm auf das Kapitol für ein Komplott der Antifa halten. Aufrechten Republikanern ohne Kaffeeheimat bietet ein Unternehmen aus Salt Lake City seit einiger Zeit beides: eine feine Röstung und das gute Gefühl, mit jedem Schluck "America first" zu trinken. Schon der Name hat Feuerkraft: "Black Rifle Coffee", "Schwarzes Gewehr Kaffee". Der Kriegsveteran Evan Hafer hat das Unternehmen 2014 explizit als Pro-Militär-, Pro-Polizei- und Anti-Hipster-Marke gegründet. Was das bedeutet, zeigt sich im Online-Shop. Dort können die Kunden etwa zwischen den Kaffeesorten "Sanfter Schalldämpfer", "Kanonenboot" oder schlicht "Freiheit" wählen. Lange Zeit gab es die Röstungen nur auf der Website des Unternehmens. Doch der politische Auftstieg von Donald Trump zum US-Präsidenten ließ auch das Unternehmen wachsen. Die Macher nutzten das. Und schalteten Anzeigen, in denen sie sich zu Trump bekannten. "Black Rifle Coffee" wurde so zum "inoffiziellen Heißgetränk" der "Make America Great Again"-Bewegung, schrieb die New York Times, zum Starbucks für Rechte. [….] Im vergangenen Sommer, auf dem Höhepunkt der "Black Lives Matter"-Proteste, erschoss der Teenager Kyle Rittenhouse zwei linke Demonstranten. Es gibt ein Bild von ihm aus dem Herbst 2020, auf dem er ein "Black Rifle Coffee"-T-Shirt trägt. Er war da gerade gegen Kaution aus der Haft entlassen worden. Nach dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar gingen zwei Bilder von Aufrührern um die Welt, die Baseballkappen der Kaffeemarke trugen. [….]