Dienstag, 11. Dezember 2018

Tote Katholiban.


Menschen begreifen einfach nicht, daß Menschen sterben und zwar alle Menschen.
Dabei ist das unsere einzige totale Gewissheit. Jeder gibt früher oder später den Löffel ab und hört endgültig auf zu existieren.


Tatsächlich kümmert sich die Menschheit so gut wie gar nicht um Gestorbene. Ca 80.000 Menschen im Jemen wurden durch deutsche und amerikanische Waffen, abgefeuert von unseren hochverehrten Saudi-Freunden, massakriert, ohne daß irgendwelche Konsequenzen gezogen werden.

Wenn aber fiese, weiße, mächtige, christliche Geronten final die Hühner satteln, neigen wir dazu sie posthum geradezu aberwitzig zu überhöhen und zu idealisieren.
Ich staunte nicht schlecht was ich alles über den charismatischen, weisen Helden George Herbert Walker Bush lesen musste als er am 30.11.2018 starb.
Damit wir uns nicht falsch verstehen; ich habe jedes Verständnis für die Trauer seiner Angehörigen; natürlich war GWB aufgelöst, weil er seinen Vater liebte.
Aber wir anderen, die ihn nicht persönlich kannten und sein „Lebenswerk“ beurteilen, dürfen ruhig auch sagen, daß Bush Senior ein destruktiver Präsident war. Als Reagans Vize leitete er die totale soziale Spaltung und das Infrastrukturdesaster der USA mit ein.
Er belog das Volk („Read my lips: no new taxes“), setzte mit Dan Quale einen Unterbelichteten als Vize ein, er hinterließ einen gewaltigen Schuldenberg, marschierte im Dezember 1989 in Panama ein und natürlich im Januar 1991 in den Irak (Operation Desert Storm). Damit destabilisierte er den gesamten Nahen Osten, verursachte Hunderttausende Tote. Unnötig zu erwähnen, daß seine Begründung für den Angriff – angebliche Irakische Soldaten sollten Kuweitische Babys ermordet haben – eine reine Lüge war. Nichts davon hatte stattgefunden.
Am Ende hatte er die gesamte USA in eine schwere Wirtschaftskrise geführt – was allerdings für alle Republikanischen Präsidenten typisch ist.
Am 3. Juli 1988 schoss die USS „Vincennes“ den Iranischen Airbus IR655 auf dem Linienflug der Iran Air von Teheran nach Dubai ab. Ein Terrorakt, bei dem 290 Menschen starben. Der im Wahlkampf befindliche GHB tönte anschließend, er werde sich niemals im Namen der USA entschuldigen.

I will never apologize for the United States of America. Ever. I don't care what the facts are.
(Statement as Vice-president, 2 Aug 1988)

Er startete mit einem gefakten Drogenfund vor dem Weißen Haus den absolut desatrösen “war in drugs”, der dazu führte, daß es heute in den USA 2,5 Millionen Gefängnisinsassen und die meisten Drogentoten gibt.

Das Kriminalisieren von Kranken war auch seine Linie bei seinem katastrophalen Versagen zu Beginn der AIDS-Epidemie.


Ähnliches Schönreden haben wir in Deutschland beim Tod des Kinderficker-Förderers Karl Kardinal Lehmann erlebt, der von links bis rechts in den höchsten Tönen gelobt wurde.

Offensichtlich sieht es die veröffentlichte Meinung immer noch als lässliche Sünde an Priester auf kleine Jungs zu hetzen, die diese vergewaltigen und dann anschließend die Täter nicht nur vor Strafverfolgung zu schützen, sondern ihnen neue Opfer zuzuführen.

(….) Sicherlich war Lehmann im deutschen Episkopat netter und freundlicher als die meisten anderen.
Aber bevor man ihn über den grünen Klee lobt, sollte man doch auch die Fakten berücksichtigen. Die sind aber eindeutig: Lehmann war ein Top-Lobbyist einer zutiefst antihumanen und raffgierigen Organisation.

[….] Kardinal Lehmann wettert erneut gegen Homo-"Propaganda"[….]
Nach Auffassung des 77-Jährigen muss es möglich sein, dass Lesben und Schwule verantwortlich in Einrichtungen der katholischen Kirche tätig sind – allerdings nur unter einer Voraussetzung: "Wenn sie mit ihrer Homosexualität nicht öffentlich Propaganda machen", so der Kardinal.
Ist ein Coming-out schon "Propaganda"?
Ein Fortschritt? Wohl kaum. Die Aussage Lehmanns gibt nichts anderes als den Status quo wider. Versteckt lebende Schwule und Lesben bleiben schon jetzt in kirchlichen Einrichtungen weitgehend unbehelligt. Wagen sie es jedoch, sich etwa zu verpartnern, wird selbst die Putzfrau in einem Krankenhaus oder eine Erzieherin in einem Kindergarten entlassen. [….]

[….] Kardinal Lehmann sieht Parallelen von 800 Babyleichen und deutschen Kliniken
Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann sieht in dem Massengrab im irischen Tuam mit fast 800 Babyleichen Parallelen zur Praxis in deutschen Kliniken. Er kenne „den abschätzigen Umgang mit ungeborenem Leben nach dem Tod“ aus Gesprächen mit Krankenschwestern, die entgegen aller gesetzlichen Bestimmungen zur Assistenz bei Abtreibungen bereit sein mussten, schreibt der Mainzer Bischof in einem Beitrag für das Magazin „Cicero“ (Juliausgabe). „Wer redet bei uns über solche Unmenschlichkeiten? Ich denke etwa an die Behälter mit abgetriebenen Föten für die kosmetische Industrie.“ [...]

Frau Nahles, ich wünsche mir eine Parteivorsitzende, die so einen Mann nicht überschwänglich lobt. (….)

Heute berichten die Medien über den Tod des 91-Jährigen Robert Spaemann, ein so rechtsextremer Dunkelkatholik, daß er sogar von dem paranoiden, faschistoiden Verschwörungstheoretiker David Berger gelobt wird:

[….] Nicht erwähnt ist hier sein unermüdlicher Kampf für die klassische römische Liturgie. Der dazu führte, dass ich mehrmals die Gelegenheit hatte, mit ihm privat zusammen zu treffen und ihn als eine echt charismatische Persönlichkeit zu erleben, die das war, was er lehrte. Integere, fromme Authentizität umschreibt vielleicht am besten meinen Eindruck von ihm.
Diese Liebe zur „alten Messe“ war es – neben der gegenseitigen Faszination für die edle Geistigkeit – , die die freundschaftliche Verbindung von Spaemann mit Josef Ratzinger und auch dem späteren Papst Benedikt XVI. prägte. Dass Benedikt der klassischen Liturgie erneut ein Heimatrecht in der aktuellen Institution katholische Kirche gab, ist sicher auch zu einem großen Anteil Spaemann zu verdanken. 2006 sprach Spaemann auf Einladung Benedikts in Castel Gandolfo für den berühmten Ratzinger Freundeskreis.
Requiescat in Pace! [….]

Spaemann war ein richtig übler Publizist, der immer wieder mit bösartigen Angriffen auf humanistisches Gedankengut aus der Dunkelheit kam.

(….)  Der Christ des Tages Nr. 64, wurde im Jahr 1927 geboren, [….] und somit kann ich Robert Spaemann tatsächlich heute „würdigen“.

[….] Hans Küngs planetaren Erfolg mit dem „Projekt Weltethos“ bei dem oberhalb der religiösen Strömungen weltweit verbindliche Ethik-Standards formuliert werden, treibt Spaemann zur Weißglut. Alles außer Katholizismus darf nicht sein.

Als Philosoph agitiert er auch gegen humanistische Anliegen wie Sterbehilfe oder straffreien Schwangerschaftsabbruch.
Ähnlich wie beim Maischberger-Will-Möbelstück Arnulf Baring gilt auch bei Robert Spaemann „Je älter, desto weiter rechts“

Er kämpft beispielsweise für das Kreuz.net-Partnerblatt „Junge Freiheit“.

So viel erzkonservativer Irrsinn hat Spaemann einen neuen Freund beschert. Der Papst schätzt seinen Rat so sehr, daß er ihn im September 2006 privat nach Castel Gandolfo einlud.
[….] Anlässlich des inzwischen legendären „Beschneidungsurteils“ des LG Köln lief Religiot Spaemann zur Hochform auf und verfasste für die ZEIT (Nr. 28/12) einen Aufsatz, der jeden denkenden Menschen mit den Ohren schlackern läßt.

Da dieses Thema inhaltlich schon mehrfach ausführlich getammoxt wurde, belasse ich es dabei ein paar Spaemann-Sätze unkommentiert zu zitieren.

Das ist ein beispielloser Angriff auf die Identität religiöser Familien.
Das Kölner Landgericht hat die Beschneidung eines kleinen Kindes für strafbar erklärt. Dieses Urteil ist entweder ein Fanal für die Befreiung von Millionen von Kindern der ganzen Welt, oder es ist eines der Ungeheuer auf Goyas enigmatischem Stich »Der Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer«. In diesem Fall sollte es allerdings wiederum ein Fanal sein, nämlich für den Widerstand gegen einen mächtigen Trend innerhalb der westlichen Welt.
[…] Die Verletzung [durch die Genitalverstümmelung- T.] ist aber geringfügig. Sie entspricht in ihrer Schwere zum Beispiel einer Masernimpfung, die bekanntlich von manchen Ärzten abgelehnt wird und bei der es Recht der Eltern ist, zu entscheiden, welcher Schulmeinung sie sich im Interesse des Kindes anschließen. […] Die Beschneidung von Knaben [….]  fügt keine großen Schmerzen zu, sie hinterlässt keine körperliche Verunstaltung und keine seelische Traumatisierung. […]  Das Gericht hat den soziologischen, ethnokulturellen Aspekt gänzlich ignoriert und einen beispiellosen Angriff auf die Identität jüdischer Familien geführt. […] Das eigentliche, das Hintergrundargument scheint mir zu sein, dass religiöse Erziehung von Kindern überhaupt verschwinden müsse, weil sie die spätere religiöse Selbstbestimmung präjudiziere und beeinträchtige.

Selbst der immer religiöser werdenden ZEIT war diese Einschätzung nun doch zu vernagelt und so erschien in der Woche drauf eine Replik des emeritierten Jura-Professors Rolf Dietrich Herzberg, welcher das LGKöln-Urteil ausdrücklich verteidigte.

Spaemanns erzkatholische Ausbrüche erfolgen inzwischen in immer kürzeren Abständen. 

Während die Feuilletons noch zirkumzisionistisch glühen und die Bundestagsentschließung zur Straffreiheit der Genitalverkrüppelung mittlerweile schon als ähnlich großer Polit-Murx wie das Meldegesetz oder das Bundestagswahlrecht von 2011 gewertet wird, wirft sich der Christ des Tages schon in die nächste Schlacht.

Er springt auf den Martin-Mosebach-Zug auf. 
Hardcore-Religiot Mosebach hatte sich leidenschaftlich für eine Verschärfung des Gotteslästerungsparagraphen eingesetzt.
Ein Spaemann mag da nicht schweigen. 
Harte Strafen für Blasphemisten befürwortet der Philosoph.

 Eine Plattform bietet ihm diesmal die FAZ, die Spaemanns Aufsatz leider nicht online gestellt hat. Die Zitate anderer Medien sind aber ausreichend, um sich ein Bild zu machen.

 Die Beleidigung von Religion sollte nach Ansicht des Philosophen Robert Spaemann (85) unter Strafe gestellt werden. Der Staat dürfe nicht zulassen, dass das, was religiösen Bürgern das Heiligste sei, «ungestraft öffentlich verhöhnt, lächerlich gemacht und mit Schmutzkübeln übergossen werden darf», schreibt Spaemann in einem Beitrag für die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (Donnerstag). […]  
Nach Spaemanns Worten sollte Beleidigung von Religion etwa doppelt so schwer bestraft werden wie die Beleidigung von Menschen, weil sie die Gläubigen stärker verletze als die Beleidigung der eigenen Person. Der Ermessensspielraum der Richter müsse dabei weit genug sein, um echte von vermeintlicher Blasphemie zu unterscheiden. Schon aus Eigeninteresse sollte der Staat den Respekt vor der christlichen Religion pflegen, die «zu den wichtigsten Wurzeln unserer Zivilisation» gehöre.   […] Die Leugnung des Holocaust sollte nach Meinung von Robert Spaemann nicht strafbar sein. […]
«Der Völkermord an den Juden in Europa ist seit den 70er Jahren in eine quasi sakrale Ebene erhoben worden», kritisiert der Philosoph. Einige, wie der frühere Außenminister Joschka Fischer, wollten im Holocaust sogar den «Gründungsmythos» der Bundesrepublik sehen.

Und wieder hat Prof Spaemann neue Freunde gefunden. 

Die Kreuznet-Redaktion ist begeistert von ihm:

Der Philosoph erklärt, daß der säkulare deutsche Staat trotz seiner Religionsneutralität dem deutschen „Völkermord an den Juden“ eine Quasi-Sakralität zuerkennt „wie dem Kreuzestod Jesu“.
Die „Leugnung des Mordes an sechs Millionen Juden“ sollte nach Spaemann nicht strafbar sein – ebenso wenig „wie die Leugnung des Kreuzestodes Jesu zum Beispiel im Koran.“
 (Hakenkreuznet 26.07.12)

Die Süddeutsche Zeitung versagt in Punkte Kirche wieder einmal in Gestalt ihres Katholiban-Redakteurs Drobinski, der sich zum Tod des rechtsextremen Lügners, Schwulen- und Frauenfeindes auslässt.

[….] Das war für Spaemann das große Problem der "radikal-emanzipatorischen Selbstaufhebung": Wenn der Mensch sich von jeder inneren und äußeren Bestimmung löst, wird er schließlich nur noch funktional verstanden, er ist nicht mehr Person, sondern Objekt. [….] Sein Eintreten für die vorkonziliare lateinische Tridentinische Messe und seine scharfe Kritik an Papst Franziskus' vorsichtiger Liberalisierung der katholischen Kirche war für seine Kritiker der endgültige Beleg, dass Spaemann im Lager der reaktionären Traditionalisten angekommen war.
[….] Was ihn beschäftige, hat Robert Spaemann 2007 geschrieben, sei "die Frage nach dem, was ist, wenn das Palaver abends zu Ende ist". Die Frage bleibt, auch wenn nun einer der Fragesteller tot ist: Am Montag starb der vielfach ausgezeichnete Gelehrte mit 91 Jahren in seinem Haus in Stuttgart. [….]

Ja, lieber Matthias Drobinski, so kann man es ausdrücken. Oder auch kürzer:
Zum Glück hält JF-Autor Spaemann jetzt seine Klappe.