Fernsehen ist eine großartige und eine furchtbare Sache.
Üblicherweise schalte ich die Glotze niemals ungezielt an, sondern habe mich vorher genau über das Programm informiert.
Dazu brauche ich aber mindestens zwei TV-Zeitschriften, die ich zwar abonniert habe, aber denen ich nie wirklich lange treu bleibe.
Ich hatte auch schon die TV Today, die HörZu und TV Hören&Sehen abonniert, bis ich mich eines Tages so entsetzlich über die Verlage ärgerte, daß ich kündigen mußte.
Im Moment boykottiere ich den Bauer-Verlag komplett und würde eigentlich auch gerne einen Bogen um alle Springer-Produkte machen.
Letzteres ist in Hamburg allerdings schwerlich möglich, da es neben den Boulevard-Blättern nur zwei andere regionale Tageszeitungen, nämlich „Welt“ und „Hamburger Abendblatt“ gibt.
Also zwei Mal Springer.
Das „Hamburger Abendblatt“ ist dabei immerhin noch deutlich weniger rechts als das Schwesterblatt „Welt“. Also, was soll ich machen? Natürlich ist das „Hamburger Abendblatt“ verglichen mit der „Süddeutschen Zeitung“ höchstens drittklassig, aber die SZ hat eben keinen Hamburg-Teil.
Bei den TV-Blättern bin ich mittlerweile beim GONG gelandet, dessen Verlag, der Gong-Verlag seit 2001 eine 100%ige Tochter des WAZ-Konzerns ist.
Ein Konzern, der verglichen mit Springer, Bauer und Burda politisch eher wie Bertelsmann einzuschätzen ist.
Also Merkel-freundlich, aber mit immerhin einigen etwas liberaleren Produkten.
Aus alter Tradition findet man im GONG, der mit einem Preis von €1,60 pro Woche zu den Premium-Produkten gehört im Nicht-Programm immer noch trutschigste Kleinbürger-Ideale.
Die geistigen Väter - München, 50er Jahre - hat man verinnerlicht.
Die im „Wissen“- und „Lebenshilfe“-Teil abgedruckten Tipps sind oft unfreiwillig komisch und so hausbacken, daß man sich immer fragt, ob es wohl überhaupt noch solche Familien gibt, in denen die Hausfrauen solch gräßliche Rezepte und Dekorationen aus der TV-Zeitschrift nachbasteln.
So geschmacks- und phantasiebefreit kann doch heute eigentlich keiner mehr sein!
Immerhin hat man beim Durchblättern etwas zum Lachen.
Meistens.
Wenn der Gong allerdings seine religiösen Anwandlungen bekommt, stockt einem der Atem.
Siehe "Die Religion ist wie ein Penis!"
und "Der Christ des Tages XLV"
Siehe "Die Religion ist wie ein Penis!"
und "Der Christ des Tages XLV"
In der aktuellen Ausgabe (Gong Nr 13 vom 23.03.12) wird im „Familien-Report“ unter der Rubrik „Unsere Zeit“ empfohlen „Christlich leben mit Kindern!“
Vorgestellt wird die Familie Weibhauser, die ihre Kinder Anna (8) und Luis (5) nach der Bibel erziehen und stolz verkünden „Gott ist immer auf unserer Seite.“
Ihre Brut haben die Steuerberaterin Sabine (47) und der Kaufmann Thomas (49) schon komplett indoktriniert.
Wenig verwunderlich, wenn man außer der Bibel keine Bücher liest.
Das arme Blag Anna verkündet im Gong, daß sie „wochenlang sparte“, um sich endlich die erste eigene richtige Bibel zu kaufen.
„Ich wollte keine Kinderbibel. Die hatte ich bereits mehrfach gelesen!“(Anna, 8)
Auch der Kindergottesdienst gefällt der kleinen Schlaumeierin nicht mehr so gut, wie die Erwachsenenversion.
„Mir gefällt der Erwachsenengottesdienst mehr! Besonders die Lieder sind viel schöner als beim Kindergottesdienst!“(Anna, 8)
Es ist ekelhaft mit anzusehen, wie die Weibhausers sich mit ihren Leibesfrüchten prostituieren und sie als kleine Bibelautomaten in einer Homestory vorführen.
Gut möglich, daß sich die Kinder eines Tages fürchterlich für diesen PR-Coup schämen werden, falls sie irgendwann kapieren, für welche Ideologie sie missbraucht wurden.
Aber natürlich kann jeder seine Ableger indoktrinieren, wie er will.
Schlimm sind die Lobhudeleien der WAZ-Zeitschrift, dessen Autorin Corinna Perrevoort herausstellt wie Anna nicht etwa die Bibel zur Hand nimmt, sondern „freudig“ erregt danach angelt.
Der Glaube sei eine Tugend und habe der Familie „ein neues Leben“ beschert.
„Der Glaube hilft der Familie immer wieder, sich auf die Grundfeste wie Liebe, Freude und Frieden zu besinnen! Wichtig sind die Rituale: Gemeinsam beten am Tisch und vor dem Schlafengehen, Gott Dank sagen für den schönen Tag und für den Schutz der Familie und Freunde. Auch in Stresssituationen ist Gott immer an der Seite der Weibhausers.“(Gong 13/2012)
Ich komme zum Christen des Tages Nr 59, auf den ich durch den Buchtipp zu diesem Gong-Familien-Report aufmerksam wurde.
Pastor Heino Masemann hat nämlich das passende Buch zum frühkindlichen brainswashing geschrieben.
Masemann ist außerdem Vorstand des nifbe (Pädagogisches Netzwerk für frühkindliche Bildung und Entwicklung der Region Nordwest-Niedersachsen e.V.) und vermarktet über eine eigene Firma „Alles vom Leben“ weitere Masemann-Produkte, wie von ihm besprochene christliche CDs und Adventskalender.
Corinna Perrevoort ist wie der von ihr gelobte Pfaff auch Hannoveranerin und arbeitete früher für die BILD-Zeitung.
ALLES VOM LEBEN ist eine unabhängige, überkonfessionelle Initiative, die sich dem christlichen Glauben und seinen Kirchen verbunden weiß.ALLES VOM LEBEN fühlt sich besonders auch den Menschen verpflichtet, denen Kirche und christlicher Glaube fremd (geworden) sind.ALLES VOM LEBEN möchte Menschen, die nach Sinn, Wegweisung und Werten suchen, dabei begleiten, die Schätze des christlichen Glaubens und der christlichen Tradition für sich zu entdecken.ALLES VOM LEBEN möchte den Einzelnen ermutigen, durch ein begrenztes persönliches Engagement Verantwortung für Zeit und Gesellschaft zu übernehmen und so unsere Welt ein Stück weit zu verbessern.(allesvomleben.de)
Schon der Tonfall treibt mich fast dazu ein Hörbuch für € 8,90 zu bestellen, da es mir körperlich weh tut solche Machenschaften zu beobachten:
Hörbuch 3: Hat Leiden Sinn?(nur noch wenige Hörbücher erhältlich!)Die Frage „Warum lässt Gott das zu?” gehört zu den ewigen Fragen der Menschheit und ist zugleich für viele Menschen der Grund, mit Gott zu hadern und nicht an ihn zu glauben. P. Heino Masemann spricht zu diesem Thema aus persönlicher Betroffenheit und ermutigt, sich im Vertrauen auf Gott dieser Frage zu stellen.
Corinna Perrevoort schließt ihren Artikel mit vier schlauen Ratschlägen des Pastors zum Thema
„Mit Kindern lebendig glauben!“
Darin erfahre ich wie Kinder zu erziehen sind.
Der christliche Glaube ist eine lebendige Beziehung zu Gott, Eltern sind Vorbild und sollten den Glauben vorleben!
Es gilt alle christlichen Jahresfeste in der Familientradition zu pflegen und zu begehen.
Gemeinsam beten!
Kinder sollten mit Freude und in Freiheit in den Glauben hineinwachsen.(Gong 13/2012)