Donnerstag, 3. März 2016

Ganz schlechtes Benehmen



Die Sachsen-CDU des Jahres 2016 reagiert auf den Rechtsextremismus wie die katholische Kirche 2010 auf die Kinderfickerei.

Das jeweilige Problem ist strukturimmanent.
Die Politik der Sachsen-CDU ermöglicht nicht nur, sondern fördert den Rechtsextremismus.
Die Politik der RKK ermöglicht nicht nur, sondern lockt Pädophile regelrecht zu sich.

Und obwohl es seit Jahren überall in der Presse Berichte darüber gab, will die RKK bis 2010 und die Sachsen-CDU bis 2016 von allem nichts gewußt haben.

„Öffentliche Aufrufe zur Gewalt gegen Politiker, Richter und Journalisten. Und dazu jede Menge Applaus. Fast jede Woche gibt es so etwas mittlerweile zu hören - mitten in Sachsen. Guten Abend und willkommen bei Monitor. Ein Flüchtlingsheimchef, der Mitglied der AfD ist, ein Polizeipräsident, der verängstigte Flüchtlinge zu Tätern macht und johlende Bürger, die besoffen applaudieren, wenn ein Flüchtlingsheim in Flammen aufgeht, auch das ist Sachsen. Und plötzlich tun alle ganz entsetzt, als hätten sie von nichts etwas gewusst. Dabei brennen in Deutschland fast täglich Flüchtlingsheime, werden Brandsätze in Schlafzimmer geworfen, finden Hetzjagden auf Flüchtlingskinder statt. Und immer wieder Sachsen. Ausgerechnet das Land, das Dichter und Philosophen wie Kästner, Lessing oder Leibnitz hervorgebracht hat. Aber eben auch Pegida und eine CDU, die die Gefahr von Rechtsaußen jahrelang verharmlost hat.“


Gerne hätte ich jetzt eine Zeitmaschine, um einige dieser Pöbel-Sachsen in die Zeit kurz nach dem Mauerfall zurück zu beamen.

Schon Anfang 1990, also erst wenige Wochen nach dem 09. November 1989 in Berlin und der gewaltigen transnationalen Freude, begannen die Alt-BRDler zu bereuen. Wie man so schön sagt: Die Stimmung kippte.
Sachsen, Thüringer und Brandenburger waren weniger leicht zu integrieren, als man zunächst dachte.

Das Wort „Ossi“ war noch gar nicht geboren. Man sprach von „DDR-Übersiedlern“, die zunächst begeistert empfangen und mit Hilfsbereitschaft überhäuft wurden.
Arbeitgeber, die solche Übersiedler einstellten, bereuten es manchmal ziemlich schnell.

Nie wieder Übersiedler titelte damals der SPIEGEL


Bei Westdeutschlands Arbeitgebern schwindet die anfängliche Begeisterung über die Zuwanderer aus der DDR: Viele, geprägt von sozialistischem Schlendrian und Kommando-Wirtschaft, sind an den neuen Arbeitsplätzen überfordert. Unter den Übersiedlern, vor allem bei den Frauen, steigt die Zahl der Erwerbslosen.
Friedrich Dormann hat sich etwas einfallen lassen. Der Chef des Arbeitsamtes Darmstadt lädt Übersiedler zu einem Motivationskurs ein. Die Teilnehmer sollen vor allem eines lernen: "Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit". Da hätten, sagt Dormann, die Einwanderer aus der DDR "besondere Defizite". [….] [….]
(DER SPIEGEL 19.02.2016)

Da sage noch mal einer Geschichte wiederhole sich nicht.

Die Typen in Ostdeutschland, die heute am lautesten gegen Bürgerkriegsflüchtlinge polemisieren, auf die Straße gehen und Asylunterkünfte anstecken, waren vor einem Vierteljahrhundert selbst eine schwer zu integrierende Masse, die unsereins alle Geduld abforderte.

Der Unterschied zu damals ist allerdings, daß die Wessis des Jahres 1990 niemals gewalttätig wurden, nicht tausendfach Übersiedlerunterkünfte angriffen, lautstark auf der Straße Anti-DDR-Übersiedler-Parolen grölten.

Die frühen Ossis waren zwar oftmals anstrengend, wurden aber geduldig behandelt.
Darüber hinaus ließen sich die damaligen Alt-Bundesrepublikaner die Integration von 17 Millionen DDR-Bürgern richtig was kosten.
Zwei Billionen Euro wurden investiert – und auch, wenn man es kaum glauben mag: Es hat sich offenbar gelohnt. Deutschland profitierte ökonomisch gesehen von den armen und unwilligen Zuwanderern.

2016 ist die Lage natürlich etwas anders. Die Zuwanderer, die jetzt nach Deutschland kommen sind sehr viel weniger und sie sind hochmotiviert.
Und vor allem können sie sich sehr viel besser benehmen. So wie es vor 25 in Übersiedlerheimen zuging, ist es heute nicht.

[…] In Westdeutschland kocht Haß auf die DDR-Übersiedler hoch. Die Staatenwechsler werden zunehmend als Konkurrenten auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt betrachtet. Vor allem in den Fluren der westdeutschen Sozialämter entlädt sich der Zorn auf die Zuzügler. Ein Beamter: "Wir sind froh, wenn das Mobiliar heil bleibt."
[…] [Übersiedler Martin] Laubsch [43, aus Neuruppin haust] unter erbärmlichen Umständen in einer dringend renovierungsbedürftigen Turnhalle im Zentrum von Bochum. Jeden Tag kommt es in dem Notquartier zu Streit und Schlägereien, und nachts kann der Mann kaum schlafen, weil Betrunkene krakeelend durch die Gänge torkeln. Laubsch: "Es ist die Hölle."
[…] Im Westen wären viele heilfroh, wenn Leute wie Laubsch endlich dahin zurückgingen, woher sie gekommen sind: Bei den Bundesbürgern macht sich zunehmend Angst breit, daß diejenigen, die nun Woche für Woche zu Tausenden mühelos die Grenzen passieren, das westdeutsche Sozialsystem sprengen und den Wohnungs- und Arbeitsmarkt zum Kollabieren bringen.
Wie bedrohliche Wasserstandsmeldungen rücken die Tageszeitungen wöchentlich die aktuellen Übersiedlerzahlen ein: In der ersten Februar-Woche etwa wechselten 14 500 Ostdeutsche nach Deutschland-West, vorletzte Woche waren es, trotz Aussicht auf Wiedervereinigung samt Währungsreform, immer noch 11 800; im Februar werden kaum weniger kommen als im Januar - rund 58 000, die Bevölkerung einer Stadt wie Lüneburg.
[…] Wohl nur noch in "Baracken-Gettos am Rande der Großstädte", glaubt Bernhard Happe, Sozialdezernent beim Deutschen Städtetag, ließen sich die Massen aufnehmen, die bis Ende 1990, bei erstmals ganzjährig geöffneten Grenzen, erwartet werden: nach vorsichtigen Schätzungen 1,5 Millionen Neubürger, nach pessimistischen Prognosen weit über zwei Millionen.
[…][…][…][…][…][…][…][…][…] "Wir halten dieser Belastung nicht mehr stand", gibt Gerd Stille, Bürgermeister im niedersächsischen Rodenberg, die Stimmung in seiner Gemeinde wieder: "Hoffentlich wird die Mauer bald wieder dichtgemacht."