Das war ja ganz schlau – Trump zieht auf Bitten Erdogans die
US-Truppen aus Syrien ab. Dort hatten die iranischen Al-Quds-Brigaden zwar
tatsächlich den IS weitgehend vertrieben, aber der Bürgerkrieg tobt weiter.
Trump unterschrieb das Todesurteil für viele Kurden, die bis eben die engsten
Verbündeten der USA waren, lieferte sie der brutalen türkischen Willkür aus.
Vor allem aber bescherte das Weiße Haus damit dem Iran und
Russland einen enormen Erfolg. Ihr Einfluss im Irak und in Syrien, dem
ehemaligen Kalifatsgebiet ist enorm gestiegen. Putin kontrolliert Assad und
Chamenei kontrolliert die schiitischen Gebiete.
Trumps fanatischer FOX-Basis sind solche Zusammenhänge viel
zu kompliziert. Sie sind begeistert über Trumps eingehaltenes Versprechen
Soldaten aus Syrien zurück nach Hause zu holen.
Wenige Wochen später schickt Trump erneut Tausende GIs in die Region; diesmal in den Irak, um die eben noch von ihm selbst bestärkten Iraner zu bekämpfen.
Es reicht Trump aber nicht mit maximaler Dummheit und
Arroganz ein Chaos anzurichten, sondern heute schlug er mit dem Raketenangriff
auf den legendären, im Iran als großem Held verehrten General Ghassem Soleimani
noch einmal mit aller Kraft genau auf ein Wespennest.
Das passiert also wenn ein völlig ungebildeter Rassist, der
sich selbst mit allen Tricks um den Militärdienst drückte, nie ein Buch gelesen
hat und die Aufmerksamkeitsspanne einer Seifenblase hat, sich von seinen Hassgefühlen
leiten lässt.
Offenbar sind die Administration des Weißen Hauses und das
Pentagon gleichermaßen intellektuell so ausgedünnt, daß niemand dem orangen
irren Orang in den Arm fällt, wenn er sich bemüht die Welt in Brand zu stecken.
Trump setzt um, wie er immer gedacht hat. Primitiv,
unwissend, rücksichtslos.
Offenbar ist IQ45 so verblödet zu glauben, daß militärische
Eskalation zu einer Art offener Feldschlacht führt, die er aus sicherer
Entfernung in Mar A Lago locker gewinnen kann. Er fühlt sich schließlich als
kompetenter als alle US-Generäle zusammen und behandelt die gewaltige
US-Militärmacht als sein persönliches Eigentum.
Nachdem die drei ihn einhegenden Generäle aus Verzweiflung alle
geflohen sind und nur noch
eine Hobby-Handtaschendesignerin und ein gescheiterter New Yorker Jung-Immobilieninvestor
als Berater übrig geblieben sind, gibt es niemand mehr, der dem Präsidenten
erklärt in welchem Jahrzehnt und welchem Jahrhundert wir leben.
Es gibt keine förmlichen Kriegerklärungen mehr. Es gibt auch
keine Schlachten, die sich wie beim Quartett-Spiel entlang der Größe des
Waffenarsenals entscheiden.
Nein, der Krieg tobt bereits seit Trump vor anderthalb Jahren so vollkommen wahnsinnig war aus dem Iran-Atom-Deal, an den sich Teheran peinlich genau hielt, auszusteigen.
Der orange Depp, der Windmühlen für krebserzeugend hält,
wähnt sich immer noch in seiner halbseidenen Geschäftswelt, in der er renitente
Businesspartner mit Drohungen, Klagen, Erpressung und Schmutzkampagnen soweit
einschüchtern kann, bis er bekommt was er will.
Überraschung, mit den über 80 Millionen Menschen der schiitischen
Republik funktioniert das nicht.
Chamenei, Rohani und Soleimani sind nicht annähernd so
verblödet wie der US-Präsident. Natürlich wehren sie sich, aber natürlich tun sie
das nicht in offener Feldschlacht wie im 19. Jahrhundert und rollen an der
Spitze ihrer Reiter persönlich an.
Nein, der Iran nimmt Einfluss und er hat viel Einfluss in
seinen Nachbarstaaten.
Teheran verfügt auch über leistungsstarke Raketensysteme, aber
wieso sollten die zum Einsatz kommen, wenn
man effektiver Nadelstiche einsetzen kann. Atom-Diplomatie, Unruhen im
Libanon, in Syrien, Cyberwar-Attacken, Blockade des Golfs von Oman, um die
Lebensader Bahreins, Kuwaits, Katars und der VAE abzuschneiden und natürlich Anschläge
auf Schiffe, Raffinerien und nun auch so ziemlich jedes Ziel auf der Welt, das
irgendeine symbolische Bedeutung für Israel oder die USA hat.
Der Instrumentenkoffer der Grausamkeiten ist prall gefüllt.
Ob nun Berlin, Israel oder Saudi Arabien – jeder muss nun
besorgt sein.
Der Iran ist fest entschlossen und auch geschlossen – da der Druck Trumps die liberaleren und
prowestlicheren oppositionellen Kräfte in das Lager der Hardliner getrieben
hat.
Und nun? Es wäre ja schön, wenn die vernünftigen Kräfte der
Welt, EU gemeinsam mit Russland alles unternähmen, um Teheran und Washington,
aber auch Jerusalem und Ankara wieder auf diplomatischen Kurs zu bringen.
Durch 15 Jahre extremstes Merkel-Phlegma, den
politisch-geistigen Totalausfall Englands und das Alleinlassen Macrons hat Europa
aber jeglichen Einfluss verloren.
[….] Dass die EU im Ungefähren bleibt, ist womöglich nur konsequent - denn sie hat in der Region nicht mehr viel zu melden, seit der Iran-Atomdeal de facto gestorben ist. "Die EU hat es leider weder geschafft, das Atomabkommen nach der Kündigung durch die USA aufzufangen, noch konnte sie sich als Vermittlerin im Irak positionieren", sagt die Grünen-Europaabgeordnete Hannah Neumann.
Ein EU-Diplomat formuliert es deutlicher: "Die Amerikaner hören eh
nicht auf uns." Und die EU habe Iran praktisch nichts mehr anzubieten,
seitdem klar geworden ist, dass europäische Unternehmen nicht mitmachen wollen
bei dem Versuch, die neuen US-Sanktionen gegen Iran zu ignorieren. Damit ist
die Grundlage für das Atomabkommen - die Aufhebung der Sanktionen für
iranisches Wohlverhalten - weggefallen. […..] Der CDU-Sicherheitspolitiker Michael Gahler befürchtet, dass es im
Extremfall sogar zu US-Angriffen auf Iran selbst kommen könnte. "Iran wird
in irgendeiner Form auf die Tötung Soleimanis reagieren", so Gahler.
"Sollte beispielsweise ein ranghoher US-Vertreter getötet werden, weiß ich
nicht, wo das enden würde. Präsident Trump käme womöglich sogar auf die Idee,
Teheran bombardieren zu lassen." [….]
Womöglich könnte eine starke Achse London-Moskau-Berlin-Paris-Rom,
die gemeinsam nach Washington und Teheran fliegt, etwas ausrichten.
Aber nachdem Merkel das Tischtuch zwischen ihr und Putin
zerschnitt, interessierte sie sich generell nicht mehr für Politik. Die
Regierung in London ist vollkommen wahnsinnig geworden, Rom ist ohnehin im
Chaos versunken und Macron hat inzwischen gelernt, daß er sich auf Berlin
jedenfalls nicht verlassen kann.