Mittwoch, 13. Mai 2015

Worte, Lügen und Indolenz.



Hyon Yong Chol fand seinen Chef Kim Jong Un wohl ein bißchen langweilig und schlief bei einer seiner weitschweifigen Reden ein.
Kim III. fand das nicht so gut und ließ ihn deswegen gleich mal hinrichten.

Nordkoreas Diktator Kim Jong Un hat offenbar seinen Verteidigungsminister Hyon Yong Chol abgesetzt und hinrichten lassen. Das berichtete Han Ki Beom, Vizechef des südkoreanischen Geheimdienstes NIS, bei einer Anhörung vor einem Parlamentsausschuss in Seoul.
Hyon soll bei einer Veranstaltung in Anwesenheit des Diktators eingeschlafen sein und ihm wohl auch widersprochen haben. Deshalb sei er wegen "Untreue und Respektlosigkeit" gegenüber Nordkoreas Staatschef zum Tode verurteilt worden.  Die Exekution wurde den Geheimdienstangaben zufolge mit Flakfeuer vollzogen. Unbestätigten Berichten zufolge ist in Nordkorea diese Methode hochrangigen Regierungsvertretern vorbehalten, an denen die Führung ein Exempel statuieren will. [….]

Es bleibt zu hoffen, daß die ewige Merkel nicht zu solchen Methoden greift.
Angesichts ihres rhetorischen Talents würde in Deutschland sehr schnell die Flak-Munition ausgehen.
So schlechte Redner, die wie Merkel seit zwei Dekaden nahezu täglich öffentliche Reden halten, erlebt man selten. Und das sage ich als jemand, der 16 Jahre Kohl miterlebt hat.
Man ahnte damals nicht, daß diese erbärmliche Vergewaltigung der deutschen Sprache noch zu unterbieten wäre.
Aber schlimmer geht immer.
Die Bundeskanzlerin spricht eigentlich gar nicht; denn sprechen würde die Weitergabe von Informationen bedeuten. Nein, sie simuliert eher Kommunikation.

Merkel hat einen ganz eigenen Stil entwickelt. Muß man ihr auch lassen. Wenn einer sagt, was ihr nicht paßt, dann sagt sie nicht: Das ist doof, das sehe ich anders, oder: wie kommt ihr da drauf. Dann sagt die Merkel so einen Satz wie: Das ist nicht mein Ductus. Da kann der andere nicht mal sauer sein. Ja, Sie können nicht auf einen Mensch sauer sein, der einen Ductus hat. Am Ende ist das so eine Frauensache, da haben Sie richtig die Arschkarte.  Der Ductus der Kanzlerin ist teilweise atemberaubend. Am Tag nach der Atomkatastrophe in Fukuschima saß die Frau auf der Pressekonferenz und sagte wörtlich: Man kann an einem solchen Tag nicht sagen, daß die Kernkraftwerke sicher sind - sie sind sicher. So ein Satz hätte der Steinbrück gar nicht überlebt. Es gibt nur zwei Menschen in diesem Land, die sich in ein und denselben Satz selbst widersprechen dürfen: Merkel und Beckenbauer. Das sind Idole, die dürfen sowas. Der Beckenbauer ist ja der weltweit erste anerkannte Hirnprothesenträger. […]  Der Franz, der ist beliebt, genau wie die Merkel. Es gab eine legendäre Umfrage. Da fanden 70% die Regierung beschissen, und 70% fanden die Merkel gut. In derselben Umfrage. Das waren auch dieselben 70%, da gehe ich schwer davon aus. Die bringen die Merkel mit der Regierung gar nicht in Verbindung. […]
(Volker Pispers – Bis Neulich 2014)

Merkels „Stil“ (im pisperschen Sinne) macht es nun sogar möglich mit massiven Lügen vor ihrem Wahlvolk zu bestehen.
Es ist nur noch peinlich.
Aber es interessiert keinen. So entsteht auch kein Druck auf die Kanzlerin.
Sie orientiert sich nur an Umfragen und nicht an Moral oder Wahrheit.

[….]  Im Fall "No Spy" widerlegt nun ein Mailwechsel die Behauptung des CDU-geführten Kanzleramts aus dem Wahlkampf 2013, ein solches Abkommen sei in greifbarer Nähe. Darüber hinaus belegen die Dokumente, warum die Regierung das Abkommen wider besseres Wissen öffentlich herbeizureden versuchte: Es war halt Wahlkampf. Und am Montag lieferte Regierungssprecher Steffen Seibert eine gnadenlos peinliche Vorstellung ab, als er ein ums andere Mal wiederholte, 2013 "nach bestem Wissen und Gewissen" informiert zu haben. Wobei ein Sprecher naturgemäß stets im Namen anderer informiert. In diesem Fall: der Kanzlerin.
Ist da etwas eingerissen im Verhältnis des politischen Personals zur Wahrhaftigkeit? Tatsächlich gehörte die Lüge seit jeher zur Politik wie der Tiefschlag zum Boxkampf - doch wenn nicht alles täuscht, hat sich unter dem politischen Spitzenpersonal ein gefährlicher Common Sense ausgebreitet, wonach es sich um ein Kavaliersdelikt handele, bei dem man sich nur eben nicht erwischen lassen dürfe.
[….] Der Gipfel des Zynismus ist jene Beschwichtigung, die seit Tagen wieder zu lesen und hören ist: Wer je an ein No-Spy-Abkommen geglaubt habe, sei naiv und also selbst schuld. Genau so entstehen Verschwörungstheorien: Wenn man nichts mehr glauben kann, ist alles möglich.
[….]   Wenn die Sozialdemokraten ihren Lügen-Vorwurf ernst meinen, dann müssen sie auch erklären, wie sie eigentlich unter einer Kanzlerin weiterregieren wollen, der sie derart Gravierendes zutrauen. Verglichen mit den schwarz-gelben Wildsau-Gurkentruppe-Schmähungen der vergangenen Legislaturperiode jedenfalls hat auch dies eine neue Dimension. Wer aber erst "Lüge" ruft und dann im Regierungsalltag tut, als sei nichts gewesen, der bestätigt letztlich nur die Annahme der Politikverächter: dass "die da oben" doch sowieso alle unter einer Decke steckten.
(Christoph Hickmann, SZ, 13.05.15)

Die SPD und Frau Fahimi bezichtigen Merkel der massiven Lüge, fordern aber keine personellen Konsequenzen. Macht ja nichts.

Merkel kann mich nicht überraschen. Ich habe ihr immer alles Schlechte zugetraut und meine Ansichten zu ihr unverblümt immer wieder aufgeschrieben.
Mich überrascht auch das Phlegma des Urnenpöbels nicht.
Natürlich schaltet der ab bei ernsthafter Politik, wenn man lieber Enthirnungs-TV mit Heidi Klump gucken kann.
Aber von der schmalen Klasse der Journalisten hätte ich schon deutlichere und massivere Angriffe auf die Kanzlerin erwünscht.

 [….] Schon Mitte August 2013 hatte der damalige Innenminister Hans-Peter Friedrich in einem Interview erklärt: "Wir haben die Zusage, dass ein solches Abkommen bald abgeschlossen werden kann." Der stellvertretende Chef der US-Botschaft schrieb daraufhin in einer E-Mail an Merkels engsten außenpolitischen Berater im Kanzleramt: "Ich habe mich über die Äußerungen von Friedrich in der 'Rheinischen Post' gewundert. Das wird Washington noch mehr verwirren."
Zu diesem Zeitpunkt war Angela Merkel schon acht Jahre lang die mächtigste Frau der Welt. Sie hatte Dutzende Kontrahenten fachfrauisch zerlegt. Sie musste als politisch maximal erfahren gelten. Es ist ausgeschlossen, dass eine solche Person nicht den Sinngehalt dieser Diplomaten-Äußerungen versteht. Es ist ausgeschlossen, dass derart wesentliche Informationen wie die wiederholte Ablehnung eines No-Spy-Abkommens durch viele verschiedene amerikanische Stellen nicht an Merkels Ohr gelangten oder sie diese gar aus Naivität fehlinterpretierte. Angela Merkel ist nicht nur die mächtigste, sondern auch die am wenigsten naive Frau der Welt. Also hat Angela Merkel persönlich am 11. September 2013 gelogen. Aber was nun?
[….] Da ist ein Problem-Elefant im Raum: Was, wenn trotz aller Enthüllungen genau nichts passiert? Was, wenn ein mediales Potpourri an beweisbaren Vorwürfen Angela Merkel einfach nicht dazu bringen kann, irgendwelche Konsequenzen zu ziehen?    Bleischwer fällt dann das geringe Politikinteresse der Bevölkerung zurück auf die Kontrollfunktion der Medien. Eigentlich absurd und kontraintuitiv, dass Merkels Macht größer wird, wenn weniger Leute wählen. Aber genau das geschieht. Das leider nicht unwahrscheinliche Szenario: Die Presse der Bundesrepublik schießt aus allen Rohren, trifft Merkel, offenbart ihr undemokratisches, katastrophales Verhalten - aber die verbleibenden Wähler wählen sie einfach trotzdem. [….]