Donnerstag, 18. Mai 2017

Der Christ des Tages – Teil LXXXV



Das ist jetzt über 30 Jahre her, daß mir das erste Mal bewußt wurde wie eng Mafia und Vatikan kooperieren.
1984 veröffentlichte David Yallop das Buch Im Namen Gottes und auch im Jahr 2017 wuchert der IOR-Sumpf weiter, weigert sich der Vatikan Licht in so viele fragwürdige Angelegenheiten zu bringen.

Die Mafia ist aus Sicht des Vatikans offensichtlich nicht in erster Linie kriminell, sondern reich und mächtig.
Eine unschlagbare Kombination. Reichtum und Macht übten schon immer eine gewaltige Anziehungskraft auf die Kirche aus. Es ist kein Zufall, daß die RKK immer an der Seite von Diktatoren, faschistischen Führern, absoluten Fürsten und Usurpatoren aller Art stand, um ihre Macht gegen das Volk zu verteidigen.

(…..) Allein in Sizilien ermordet die Cosa Nostra pro Tag durchschnittlich drei bis vier Menschen.
Die Camorra (rund um Neapel) oder die 'Ndrangheta (kalabrische Mafia) sind nicht zimperlicher.
Natürlich nicht.
Allein die 'Ndrangheta mit ihren rund 90 Familienclans (~ 7000 Mitglieder) setzt annähernd so viel um wie Italiens größter Konzern FIAT.

Die 'Ndrangheta kontrolliert in Europa das Geschäft mit Kokain und nimmt dabei laut Schätzungen von Experten etwa 44 Milliarden Euro pro Jahr ein, was etwa drei Prozent der italienischen Wirtschaftsleistung entspricht.
(AFP, Reuters, 10.05.2009)

Es gibt natürlich in Italien Polizisten, Staatsanwälte und Richter, die mutig gegen die kriminellen Großklans vorgehen.
Der Erfolg ist durchwachsen, weil sich die Mafia erstens unglaublich brutal wehrt und immer wieder ihre Verfolger einfach ermordet und andererseits die moralischen Autoritäten Italiens abgestumpft sind.
Politik und Kirchen sind Mafia-indolent.

Der Vatikan ist mit der Massenmord-Organisation sogar vielfach verstrickt.

Die Verbindungen des Vatikan-Finanzinstitutes IOR zu Mafia-Logen sind bekannt und dokumentiert.

"Die Priester waren immer Freunde, und sie halfen, wo sie konnten - gewöhnlichen Kriminellen ebenso wie echten Mafiosi."
(Francesco di Carlo, früherer Cosa Nostra-Boss des sizilianischen Ortes Altofonte)

Da sich die Mörderklans immer besonders katholisch geben, herrscht unter den Bischöfen wenig Lust sich mit ihnen anzulegen.
Wozu auch?
Die Mafia spendet der Kirche großzügig und Moral ist der Ratzinger-Organisation offensichtlich völlig egal, wie man am Umgang der Kurie mit Kinderfickern und Holocaustleugnern und rechtsextremen Revisionisten sehen kann.

Fast alle Mafiafamilien zeigen sich als strenggläubig, lassen sich taufen und besuchen jeden Sonntag die Messe. Manche beten, bevor sie morden. Beim Klerus differenziert Roberto Scarpinato, Generalstaatsanwalt und der bekannteste Mafiajäger Siziliens: "Es gab exponierte Mafia-Priester, wie Agostino Coppola, der im Geheimen den obersten Mafia-Boss Toto Riina und Ninetta Bagarella traute.
(WDR.de)

Die von David A. Yallop in seinem Buch „Im Namen Gottes?“ 1984 dokumentierten Zusammenhänge über die Ermordung Johannes Paul I. (1978), weil er offenbar vorhatte die Zusammenarbeit des Vatikans mit der Mafia (Stichworte Erzbischof Paul Marcinkus, Bankier Roberto Calvi (Banco Ambrosiano), P2-Logen-Chef Licio Gelli, dem Opus Dei und Financier Michele Sindona) offenzulegen, setze ich an dieser Stelle als bekannt voraus.

Wie der Vatikan heute mit der Mafia umgeht, kann mehr sehr schön an Enrico De Pedis (1954 - 1990) sehen.
Er war einer der Bosse der Bosse der Banda della Magliana, der Mafia von Rom.

Er mordete fleißig vor sich hin, war gut bekannt mit dem Christdemokraten Giulio Andreotti und dem Kurienkardinal Ugo Poletti, bevor er schließlich von rivalisierenden Mafiagruppen selbst ermordet wurde.

Aber auch noch nach seinem Tod, zeigte der Vatikan auf abenteuerliche Weise seine enge Verbindung zu Enrico De Pedis.

Der Mafia-Killer erhielt das extrem unübliche Privileg zwischen Kardinälen und Päpsten in der zum Vatikan gehörenden Basilika und Titularkirche Sant'Apollinare alle Terme beerdigt zu werden. (…..)

Bei Sonntagsreden empört sich Franz über die Mafiaverbindungen, so wie er sich auch über die Behandlung der Flüchtlinge aufregt.
Für seine praktische Politik hat das aber keinerlei Auswirkungen.

[…..] Vatikan und Mafia; Das Kreuz mit den Killern
Das Verhältnis zwischen Mafia und Vatikan ist komplex. Und die katholische Kirche tut sich schwer damit, sich von der Mafia zu distanzieren.
[…..] Vor ziemlich genau 65 Jahren nämlich, am 1. Juli 1949, war es für Franziskus’ Vorgänger Pius XII. noch ein Leichtes, die Frage zu beantworten, „ob Gläubige, die die materialistische und antichristliche Lehre der Kommunisten bekennen, und insbesondere diejenigen, die diese auch verteidigen und propagieren, ipso facto als Abtrünnige vom katholischen Glauben der in spezieller Weise dem Heiligen Stuhl vorbehaltenen Exkommunikation verfallen“. Pius XII. sagte schlicht: „Ja.“
Was die Ausgrenzung der Mafia angeht, ist selbst der oft geschmähte italienische Staat klarer als die katholische Kirche. 1982 wurde das nach seinem Urheber benannte „La-Torre-Gesetz“ verabschiedet, welches bereits die bloße Zugehörigkeit zur Mafia als Straftatbestand wertet. Und der Berlusconi-Intimus Marcello dell’Utri wurde zu einer langjährigen Haftsstrafe nur deswegen verurteilt, weil er sich des „concorso esterno in associazione di tipo mafioso“ schuldig gemacht hatte. Er war also kein Mitglied einer Mafia-Organisation beziehungsweise konnte ihm das nicht nachgewiesen werden, doch sein Verhalten hatte die Ziele der organisierten Kriminalität begünstigt.
Warum tut sich die katholische Kirche so schwer, eindeutige Wort gegen die Mafia zu finden und eindeutige Maßnahmen folgen zu lassen? Was verbindet sie mit Kindsmördern und Erpressern, mit Leuten, die ganze Landstriche verseuchen, Leichen in Salzsäure auflösen – und die auch Priester ermorden? Mafia und eine Religion, zu deren Kern die Ablehnung von Gewalt gehört, ist das nicht eine irrsinnige Kombination?
Der Glaube ist immer noch wichtiger Bestandteil mafiöser Identität. […..][…..]

Im süditalienischen Isola di Capo Rizzuto schaffte es die Mafia in den letzten Jahren rund 36 Millionen Euro von den staatlichen Hilfen; insgesamt 103 Millionen Euro von der EU; die für Asylbewerber vorgesehen waren für sich abzuzweigen.
Das Zentrum für Asylbewerber wird nämlich von der katholischen "Bruderschaft der Barmherzigkeit" betrieben und damit hatte die Mafia schon einen Fuß in der Tür.
Zum Christen des Tages Nr. 85 küre ich den Orts-Pfarrer Don Edoardo Scordio, 70, der gleich bei der Mafia mitmachte und für seinen „spirituellen Beistand“ der Angelegenheit 132 000 Euro im Jahr für sich abzwackte.
Ganz reizend. So geht christliche Nächstenliebe: Sich mit der Mafia ins Bett legen und dabei die Ärmsten der Armen beklauen.

[….] In einer Kleinstadt machen kriminelle Banden illegale Geschäfte auf Kosten von Flüchtlingen. Im Zentrum stehen ein Unternehmer mit besten Verbindungen - und ein Pfarrer. Beide wurden festgenommen, zusammen mit Dutzenden weiteren Personen.
[….] Die meisten der Festgenommenen gehören der Familie Arena an, einem Clan der kalabrischen Ndrangheta. Zu reden geben nun aber vor allem zwei Persönlichkeiten, die dem Clan den Zugang zum "Business mit den Migranten" verschafft haben sollen: ein junger Unternehmer mit besten Verbindungen zu den Institutionen und der Ortspfarrer. Auch sie wurden verhaftet.
[….] Als "Colletto bianco" (Italienisch für Weißkragen), wie man die vermeintlich respektablen Mittelsmänner nennt, diente der Mafia anscheinend der Unternehmer Leonardo Sacco. [….]  Er trug Namen wie "Manager der Aufnahme" und "Mister Barmherzigkeit". [….] Es gelang ihm so, sich ein Netzwerk in Kirche und Politik aufzubauen, bis nach Rom. [….]  Die Mafia habe das Lager wie einen "Bancomat" benutzt, sagten Ermittler. [….]