Die PEGIDA-Stadt Dresden, Hochburg des Rechtsextremismus und der
AfD, vormals „Tal der Ahnungslosen“ sorgt beinahe täglich
für negative Schlagzeilen.
Die
bizarre Beziehung der Dresdner zu den britischen Bombenangriffen vor 72 Jahren ist
legendär.
[….]
Antonie Rietzschel: Ein zentraler Punkt
des Mythos Dresden sind die Opferzahlen - als 2008 eine Historikerkommission zu
dem Ergebnis kommt, dass durch die Bombardierung 25 000 Menschen getötet
wurden, gibt es unter den Dresdnern einen Aufschrei. Warum?
Prof
Malte Thießen: Die hohe Opferzahl war
lange der Beweis der Einzigartigkeit dieses Angriffs und somit der Beweis für
die Einzigartigkeit dieses Orts. In keiner anderen Stadt gab und gibt es einen
solchen Wettlauf um die höchsten Opferzahlen. 25 000 Tote sind viel. Aber bei
der Bombardierung von Hamburg starben 34 000 Menschen, das spielt dort nicht so
eine starke Rolle. In Dresden dagegen läuft man durch die Stadt und plötzlich
ist die Zahl an die Wand gesprüht und jeder Dresdner weiß, was damit gemeint
ist. [….]
Obwohl
Berlin und Hamburg viel mehr zerstört wurden, halten die Dresdner eisern nicht
nur an der Vorstellung fest, daß sie am meisten abbekommen hätten, sondern daß
sie auch noch völlig unschuldig gewesen wären.
Eine
durch und durch absurde Idee.
Der
tiefsitzende Judenhass der Dresdner ist durch Victor Klemperers „Ich will Zeugnis
ablegen bis zum letzten“ dokumentiert. Alle 5.000 Dresdner Juden wurden in der
Nazizeit umgebracht.
Bei der
Reichstagswahl von 1933 errang die NSdAP in Dresden-Bautzen 43,6 %.
(Zum
Vergleich: Berlin 31%, Hamburg 38%, Köln 30%)
Während
der Kriegsjahre gab es tausende KZ-Häftlinge in Dresdner Außenlagern, zB in der
Schandauer Straße 68 in Dresden-Striesen. Darunter hunderte Kinder, die vor den
Augen der Dresdner Zwangsarbeit leisten mußten.
[….]
Im Oktober 1944 werden in Dresden
insgesamt drei Außenlager für weibliche Häftlinge errichtet: zwei für die Zeiss
Ikon AG (im Goehle-Werk und in Dresden-Reick), eines in der Universelle
Maschinenfabrik.
Alle Häftlinge kommen
aus dem KZ Ravensbrück. Ein erster Transport mit 500 Frauen im Oktober 1944,
weitere 200 im Februar 1945. Deutsche politische Häftlinge, »Asoziale« und
»Zigeunerinnen« sind in der Mehrheit, daneben lettische, russische, serbische
und tschechische Frauen. 685 Häftlinge werden in den Firmenunterlagen am 26.
März 1945 als »entlassen« verzeichnet.
[…..]
Ein anderes
direkt in Dresden gelegenes KZ war die sogenannte „SS Pionierkaserne“
Außenlager Dresden
(SS-Pionier-Kaserne)
Juni 1942 bis 15.
April 1945. Das am längsten bestehende Flossenbürger Außenlager und das erste
in Dresden.
Die ersten Gefangenen
sind Bauhandwerker – vor allem Deutsche, daneben wenige polnische, russische
und tschechische Häftlinge. Später kommen Slowenen, Italiener, Franzosen sowie
Häftlinge aus vier weiteren Ländern hinzu. Häufig werden Gefangene nach Flossenbürg
rücküberstellt. Im Dezember 1943 sind 198 Männer in der SS-Pionierkaserne, Ende
Februar 1945 noch 120.
Schon 1933 wurden in Sachsen insgesamt 20 frühe KZs errichtet.
In der Jugendburg Hohnstein bei
Dresden wurden schon März 1933 etwa 400 Kinder inhaftiert.
Selbstverständlich
gab es solche Verbrechen auch in vielen anderen deutschen Städten, aber keine
andere deutsche Großstadt betrachtet sich im Jahr 2017 immer noch so hartnäckig
als unschuldiges Opfer.
[….] Dresden
ist eine traumzauberhaft schöne Stadt und ein Sehnsuchtsort selbst für jene,
die hier schon immer lebten. Dresden hat aber auch, das muss man so sagen:
heftig einen an der Waffel; eine manifeste narzisstische Störung. Dazu gehört
der Wahn, in der zweifellos schönsten aller Städte zu leben, jener mit der
höchsten Hochkultur und dem meisten Prunk der Geschichte. Diese Sehnsucht nach
Superlativen hört leider nicht auf beim Gedenken an die Zerstörung durch Briten
und Amerikaner am 13. Februar 1945. Die Erinnerung in der maßgeschneiderten und
bei Weitem nicht geschichtsklitterfreien Dresdner Spezialversion ist längst als
Opfermythos bekannt: Kein zweiter Ort sei so sinnlos zerbombt worden wie das
angeblich unschuldige Dresden, nirgendwo sei das Leid so groß gewesen.
Diese verdrehte und
verkürzte Sicht ist das Ergebnis von Missbrauch, der teilweise Jahrzehnte
überdauerte. Noch die Nazis gingen mit der Zerstörung Dresdens lieber Mitleid
heischen, als den von deutschem Boden ausgehenden Krieg endlich zu beenden, zum
kleinen Restwohl des eigenen Volkes. Der sonst bis zur Lächerlichkeit bemüht
antifaschistischen DDR schien der Untergang Dresdens als Narrativ gegen die
Anglo-Amerikaner brauchbar zu sein, deutsche Schuld hin oder her. Und nach der
Wiedervereinigung witterten Rechtsextreme neue Zugriffsmöglichkeiten auf den Jahrestag.
Es begannen zersetzende Jahre mit Aufmärschen, zankenden Politikern, kopfloser
Bürgerschaft. [….]
Anlässlich
der grandiosen und beeindruckenden Bus-Installation
des Dresdner Syrers Manaf Halbouni zeigen Dresdner wieder wie verkommen und
verstockt sie sind.
Nein,
nicht alle Dresdner sind so, aber die PEGIDA nicht zustimmenden Bürger lassen
es desinteressiert geschehen, wehren sich nicht gegen Neonazis, wie es in
anderen Städten der Fall ist.
Die Skulptur stößt in
gewissen Teilen der Dresdner Bevölkerung auf Kritik. Mit "Schande,
Schande" und "Der Schrott muss weg"- Rufen störten rechte
Demonstranten am Dienstag die Einweihung des Kunstwerks. Die AfD und die
Pegida-Bewegung, die seit Oktober 2014 in Dresden fast wöchentlich auf die
Straße geht und Stimmung gegen Muslime, Flüchtlinge, Politiker und Medien
macht, hatten die Kunstaktion bereits im Vorfeld kritisiert und unter anderem
als "Missbrauch der Kunstfreiheit", "Schrottplatz" und
"Schande" bezeichnet.
(dpa
07. Februar 2017)
Wie so
oft zeigt sich Dresden noch fieser und noch rechter als andere ostdeutsche
Städte.
[…..]
Ebenfalls am Montag bestätigte die
Staatsanwaltschaft Dresden einen Bericht der „Sächsischen Zeitung“, dass die
Ermittlungen gegen den umstrittenen Richter Jens Maier wegen Volksverhetzung
eingestellt seien. Maiers Auftritt im Umfeld der skandalösen Dresdner Rede des
AfD-Politikers Björn Höcke sei zwar „grenzwertig“, erfülle aber keinen
Straftatbestand, hieß es. Maier hatte dort von deutschem „Schuldkult“ sowie
„Mischvölkern gesprochen. Der Richter war erst jüngst auf Platz zwei der
sächsischen AfD-Landesliste zur Bundestagswahl gewählt worden – hinter Spitzenkandidatin
Frauke Petry.
Auch Bernd Höcke
selbst war an einem 13 Februar schon einmal in Dresden: Eine Szene des Films
„Come Together“ von Barbara Lubich (2012) zeigt ihn inmitten Hunderter Neonazis
am 13. Februar 2010 vor dem Bahnhof in Dresden. Er trägt einen schwarzen
Mantel, einen grauen Schal und eine schwarze Pudelmütze. Im Hintergrund ist eine
thüringische Flagge zu sehen. Die AfD Thüringen bestätigte die Teilnahme. Höcke
habe dort „mit zwei Freunden an einer friedlichen Gedenkveranstaltung für die
Opfer der Bombardierung Dresdens teilgenommen“. […..]
Ganz
folgenlos bleibt das bemerkenswert schäbige Verhalten der Dresdner allerdings
nicht.
Daß man
anderenorts empört die Nase über die Bewohner der Landeshauptstadt rümpft, mag
ihnen herzlich egal sein.
Es
beginnt aber auch finanzielle Folgen zu haben.
(……)
Tja, ihr braunen Ossis; was erwartet Ihr auch anderes, wenn Ihr so unfassbar
dämlich seid und solche Typen wie Kay Nerstheimer, die die Nazizeit verherrlichen und Ausländer als
"Bimbos", "Parasiten", "widerliches Gewürm"
bezeichnen, mit Mehrheit wählt und als Direktkandidat ins Parlament schickt?
Glaubt
Ihr Ostzonalen Berlin-Lichtenberger-Blitzbirnen, daß sich Investoren aus China,
USA oder der Türkei nach dem Direktmandat für Nerstheimer denken „ach, so ein
sympathisches Kerlchen! In dem Ort sind Unternehmer aus dem Ausland offenbar
willkommen, da müssen wir jetzt eine Niederlassung gründen“?
Nein,
so läuft das nicht in einer globalisierten Welt, Ihr braun-unterbelichteten
Ossis. Bei Euch im Osten ist es so unattraktiv und tot, daß zwei Millionen von
Euren besten Leuten sich schon vom Acker gemacht haben und gen Westen zogen.
Ihr
braucht dringend Impulse von außen. Ideen, Geld, Elan, Kompetenz und frisches
Blut. Aber Ihr wählt, um genau diese fehlenden Ingredienzien abzuschrecken.
[….]
Fremdenhass
schadet der Wirtschaft im Osten.
Deutschlands Osten ist
besonders auf Zuzug angewiesen. Doch durch Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus
werden Chancen vergeben, stellt die Bundesregierung fest.
[….]
Die neuen Bundesländer hätten nur als eine
weltoffene Region gute Entwicklungschancen, in der sich alle dort lebenden Menschen
zu Hause fühlen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben, heißt es im
Jahresbericht zur Deutschen Einheit, den das Bundeskabinett am Mittwoch
beschloss. Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Intoleranz stellten
dagegen eine große Gefahr für die gesellschaftliche, aber auch die
wirtschaftliche Entwicklung der neuen Länder dar, heißt es in dem von der
Ostbeauftragten Iris Gleicke (SPD) in Berlin vorgestellten Jahresbericht.
Es bestehe die Gefahr,
dass durch Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus „die Chancen der
Zuwanderung gerade dort verspielt werden, wo man aufgrund der demografischen
Entwicklung in ganz besonderer Weise auf Zuzug angewiesen ist“, heißt es in dem
Bericht weiter. [….]
Die
Anzeichen für ernsthafte ökonomische Schäden durch Fremdenhass mehren sich.
Längst ist nicht nur der Tourismus betroffen.
[….] Wirkt
sich der zunehmende Fremdenhass im Osten negativ auf die Wirtschaft aus? Einige
Anzeichen gibt es dafür offenbar. "Aktuell sind uns einige Einzelbeispiele
bekannt, bei denen Arbeitsplatzangebote in Sachsen mit Verweis auf das
politische Umfeld ausgeschlagen wurden", sagte der Vorstandssprecher des
Vereins Wirtschaft für ein weltoffenes Sachsen, Andreas von Bismarck, dem
"Handelsblatt".
Da viele potenzielle
Interessenten bei einer Absage nicht offen sagten, dass diese auch maßgeblich
durch das fremdenfeindliche Image begründet ist, sei die Dunkelziffer noch
"deutlich größer", sagte von Bismarck.
Auch der Präsident des
Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, warnte
vor der Fremdenfeindlichkeit im Osten. Dort mangele es an Vielfalt und an
Toleranz, um gut qualifizierte, motivierte und junge Menschen anzuziehen und
ihnen eine gute Zukunft zu bieten.
[….] [….] Die Ost-Beauftragte der
Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD), lässt das Ausmaß von Rechtsextremismus und
Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland wissenschaftlich untersuchen. Bedroht
sei nicht nur der soziale Frieden, sondern auch der Wirtschaftsstandort:
"Es ist ein Irrsinn, dass Positionen in der Wirtschaft, in der
Wissenschaft und im kulturellen Bereich nicht besetzt werden können, weil die
Wunschkandidaten nicht nach Ostdeutschland ziehen wollen", sagte Gleicke
dem "Handelsblatt".[….]