Bill Maher hat wie so oft SO RECHT: Während sich die Republikaner mit Sex- und Drogenskandalen selbst zerlegen, verfallen die Demokraten immer mehr in einen Political Correctness-Wahn, ergehen sich in Wokeness und machen sich mit ihrer ständigen Betroffenheit lächerlich.
Für mich erreichen die Fragen, ob eine hellhäutige Holländerin Amanda Gorman von englisch in Niederländisch übersetzen darf, ob ein heterosexueller Schauspieler eine schwule Rolle übernehmen darf, einen Grad der Political Correctness, bei der ich mich auf mein Alter berufe und mich weigere diese Diskussion detailliert zu verfolgen.
Empathie, Mitgefühl, Einfühlungsvermögen, Achtsamkeit sind sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Natürlich gibt es weiße Männer, die nicht das geringste Gefühl dafür haben, wie viel schwerer es für eine schwarze Frau ist, dieselbe Karriere zu machen. Aber unter uns gibt es auch hochsensible Vertreter, die sich intensiv in anderen Rollen hineinversetzen können.
Und wer sagt eigentlich, daß man sich immer nur in seinesgleichen am besten hineindenken kann? Als weißer älterer privilegierter Mann aus einem westlichen Industriestaat, habe ich kurioserweise besondere Schwierigkeiten die typischen tumben, gefühllosen Vertreter dieser Spezies zu verstehen.
Männerrunden meiner Alterskohorte in der Kirche, beim Fußball, im Schützenverein, im CDU-Ortverein, bei Vatertags-Besäufnissen, bei Grillfesten, im Oktoberfestbierzelt sind mir ein Rätsel.
Ich bilde mir ein, mich besser in einen schwulen muslimischen 20-Jährigen Migranten aus Afghanistan hineinversetzen zu können, weil ich schon mein Leben lang mehr um Minderheiten und die Benachteiligten der Gesellschaft bemüht war.
Der rechtspopulistische Hetzautor Michael v.L., der neben dem notorischen David Berger den verschwörungstheoretischen dunkelkatholischen AfD-Blog „PP“ betreibt, ätzte gestern über bei der heutigen Aktion »Liebe gewinnt« teilnehmenden Priester, sie sollten sich doch endlich outen.
[…..] Liebe homosexuelle Priester Deutschlands: Nutzt die Aktion #liebegewinnt, um Euch zu outen! Viele Gläubige (auch eher liberale), die in diesen Wochen sehr verunsichert auf die Debatte und die Aktionen schauen, welche vom „Synodalen Weg“, „Maria 2.0“ und aktuell vor allem von #liebegewinnt ausgehen, stellen sich die Frage, aus welchen Gründen Priester wie Wolfgang F. Rothe oder Carsten Leinhäuser sich so sehr engagieren. Machen sie das, weil es ihnen als Heterosexuelle um nichts anderes geht als die Segnung liebender Menschen? Machen sie das, weil sie glauben, die Kirche samt AT und NT habe seit über 3.000 Jahren geirrt in der Einschätzung, das Ausleben homosexueller Handlungen als „widernatürlich“ und gegen die Schöpfung gerichtet zu bezeichnen? Oder tun sie es hauptsächlich aus dem Grund, weil sie selbst homosexuell bzw. bisexuell sind und sich so besser hineinfühlen können in den tatsächlichen (oder auch nur von gewissen gesellschaftlichen Interessensgruppen eingeredeten) Leidensdruck? #liebegewinnt-Kleriker sollten sich ehrlich machen. [….]
(Michael van Laack, 9. Mai 2021)
Es ist faszinierend wie selbstverständlich der braune Michl annimmt, ein nicht persönlich von Homosexualität „Betroffener“, setze sich auch nicht für die Belange von Schwulen ein. Ich kenne das schon aus meiner Teenagerzeit, als ich Partei für diskriminierte schwule Mitschüler ergriff. Sofort hieß es, ich müsse wohl auch schwul sein. Warum sollte ein Hetero das sonst tun?
Mehr als drei Dekaden später ist diese Annahme noch genauso dumm wie damals.
Natürlich trete ich als Mann für Frauenrechte ein, wende mich als Weißer gegen Rassismus, verurteile als Angehöriger einer reichen Nation die Ausbeutung von Entwicklungsländern. Völlig selbstverständlich werde ich mich auch immer für LGBTIQ*-Anliegen stark machen, Migranten unterstützen und als Nicht-Jude jeden Antisemitismus verurteilen.
Zu wissen was richtig ist, hängt nicht davon ab, ob man dieselben Äußerlichkeiten teilt. Ich setze mich als Verfechter der Religionsfreiheit auch für sehr unsympathische Bekenntnisse ein. Wer aus freien Stücken Muslim sein will und sich dafür ein Stück vom Penis abschneiden möchte, wer ein Kopftuch tragen will, wer sonntags ein katholisches Hochamt besuchen will, hat meine grundsätzliche Rückendeckung.
Keine dieser religiösen Lebensweisen darf aufgezwungen werden. Daher bin ich strikt gegen die Säuglingstaufe, Kopftuchpflicht, Turban-Zwang, obligatorische Schläfenlocken oder die Beschneidung von Kleinkindern. Wer das aber selbstbestimmt will, soll das genauso tun wie ich auch unbedingt für ein Recht auf assistierten Suizid eintrete. Apotemnophile, die sich unbedingt die Beine absägen lassen wollen, müssen ebenso das Recht dazu haben, wie Transgender-Menschen, die ihr Geschlecht operativ angleichen.
Daß ich rein zufällig eher Grusel dabei empfinde, mir gesunde Gliedmaßen zu amputieren oder Symbole einer Religionszugehörigkeit zu tragen, darf niemals der Maßstab für andere sein.
Leider fällt es aber den meisten Menschen sehr schwer, anderen etwas zuzugestehen, das ihnen selbst nicht gefällt. Dabei hatte schon Jims Jefferies vor zehn Jahren das Thema Schwulenehe erschöpfend moralisch analysiert: „Wenn du die Schwulenehe nicht magst, dann heirate keinen Schwulen!“
„If you don't believe in gay marriage, you're a dickhead. Because its got nothing to do with you...If you hate gay marriage you know what you should do? Don't marry a gay person.“
(JJ, 2014)
Einfühlungsvermögen, sich in die Bedürfnisse anderer hineinzudenken und deren Anliegen zu vertreten, gilt immer noch als suspekt. Millionäre, die sich für die SPD engagieren, Milliardäre, die für höhere Steuern plädieren, werden oft nicht ernst genommen. Irgendetwas müsse ja mit denen nicht stimmen. Haben sie vielleicht finstere Absichten? Was bezwecken die wirklich damit?
MacKenzie Bezos oder Bill Gates oder George Soros, die viele Milliarden, möglicherweise sogar ihr gesamtes Vermögen altruistisch ausgeben, um die Welt ein bißchen besser zu machen und den Ärmsten zu helfen, werden sogar insbesondere von Konservativen als Verräter betrachtet und mit allerlei Verschwörungstheorien überzogen.
Was für ein Unsinn! Es muss nicht jeder Reiche automatisch verdorben sein. Nicht jeder Weiße ist ein rassistisches Arschloch und nicht jeder Heterosexueller ist ein gefühlloser Homophober.
Spiegel Online berichtet heute über die deutschen Pfaffen, die öffentlich Schwule segnen. Im Artikel gibt es eine bezeichnend kirchenfreundliche Umfrage „Was sagen Sie zum Alleingang der deutschen Kirchengemeinden“ zum Thema.
Bei allen Antwortmöglichkeiten wird automatisch unterstellt, man sei der katholischen Kirche wohlgesonnen, obwohl bekanntlich eine Mehrheit der Deutschen konfessionsfrei und nur noch 25% katholisch sind. Aber selbst der SPIEGEL kommt gar nicht erst auf die Idee, es könne auch ein atheistisches Interesse geben, das es wert wäre journalistisch abgebildet zu werden.
Die Antwortmöglichkeiten lauten
nämlich:
A „Gut, es ist schön, dass sie damit ein Zeichen setzen“ und B „Schlecht, sie
sollten sich an die Weisung des Vatikans halten“. Beide, also alle Möglichkeiten
gehen davon aus, man wolle der RKK helfen, wäre ihr wohlgesonnen.
Eine Unverschämtheit, genau wie das unwidersprochene Statement der Initiatoren.
[…..] Die Praxis [der Segensverweigerung für Schwule] sei »unwürdig für die zu segnenden Paare und unwürdig für eine Kirche, die für Menschenzugewandtheit einsteht und in diesen Fragen der sexuellen Orientierung ein Paradigma offenbart, das in keiner Gesellschaft, die sich den fundamentalen Menschenrechten verpflichtet fühlt, mehr tragbar ist«. […..]
Starker Tobak, denn ausgerechnet einer so stark exkludierende Ideologie wie der katholischen Kirche, die sich gegen die meisten Menschen wendet und eine zweitausendjährige Blutspur der Gewalt gegen Ketzer, Frauen, Hexen, Juden, Ungläubige, Ureinwohner, Muslime hinter sich hat, „Menschenzugewandtheit“ zu bescheinigen ist absurd.
Extra Ecclesiam Nulla Salus erklärte Papst Ratzinger sogar gegenüber den Christen der evangelischen Kirche. Kein Heil außerhalb der RKK, Ihr gehört nicht dazu, Ihr kommt alle in die Hölle. Wir wollen keine Frauen auf der Kanzel und keine Schwulen im Priesterseminar.
Was könnte menschenABGEWANDTER sein?
Schwule, die sich als zahlende Mitglieder der RKK engagieren und sich über die Homophobie einer von Grund auf homophoben Organisation wundern, sind nicht mutig, sondern dämlich.
Wer an Menschenrechten interessiert ist – und Schwulenrechte sind Menschenrechte – sollte sich dringend nicht für, sondern wider die RKK engagieren. Man bekämpft nicht Rassismus, indem man in die NPD eintritt und freundlich bittet, sie möge doch etwas toleranter gegenüber Schwarzen sein, sondern man bekämpft die NPDAFD.
Deswegen schätze ich auch den Kölner Kardinal so sehr; er ist mein Held.
Möge Woelki noch lange Kardinal und Metropolit von Köln bleiben! Er ist hervorragende Werbung für den Kirchenaustritt und sorgt im Alleingang für Myriaden neue Konfessionslose! Das Schlimmste für mich wäre, wenn Franz den Pädofreund mit der billigen Perücke durch einen liberalen sympathischen Kardinal ersetzt und die RKK wieder ein gutes Image bekäme!
Daher wünsche ich auch den um Segnung bei der RKK buhlenden Schwulen eine kräftige Bauchlandung und eine klare Absage der Amtskirche.
Meine Antwort lautet also:
C „Schlecht, es
wäre mies damit ein versöhnliches Zeichen zu setzen. Die RKK soll sich an die menschenfeindlichen
Weisung des Vatikans halten, um zu verdeutlichen, daß man aus dem kriminellen
Kindersex-Förderverein austreten soll.“