Dienstag, 23. Dezember 2025

Die Meisterheuchler.

Der Mad King in Mar A Lago verlangt den Friedensnobelpreis.

Weil er sechs, sieben, zehn, elf oder 20 Kriege beendet hat. Darunter natürlich den Gaza-Krieg.

Das ist insbesondere deswegen so schön, weil man sich in den europäischen, sowie den nordamerikanischen Chefredaktionen und Staatskanzleien nicht mehr permanent dazu verhalten muss. Keine Statements, keine Aufmacher, keine Analysen, keine Gipfel, keine Konferenzen mehr.

Wenn da nur nicht dieser winzige Schönheitsfehler wäre: Der Gaza-Krieg ist gar nicht vorbei. Netanjahu lässt weiter morden.

[….] Zerstörung in Gaza geht trotz Waffenruhe weiter [….] Seit der Waffenruhe ist der Gazastreifen geteilt: Israel kontrolliert etwa die Hälfte des Gebiets und reißt dort weiterhin Wohnhäuser nieder. Eine Satellitenanalyse zeigt das Ausmaß. [….] Auf der dem Meer zugewandten Seite, knapp 42 Prozent des Gebiets, drängen sich fast alle Palästinenserinnen und Palästinenser Gazas. Sie wohnen überwiegend in Zeltstädten und Notunterkünften, ihr Leben ist prekär.

In den vergangenen Tagen trafen starke Stürme und Regenfälle die Region.

Die sandigen Straßen in Gaza wurden überflutet, Zelte durchnässt. Müll und Fäkalien schwimmen im Hochwasser.

Laut einer UN-Analyse sind etwa 800 000 Menschen durch Überflutung gefährdet, Tausende Familien leben in niedrig gelegenen oder mit Trümmern übersäten Küstengebieten ohne Entwässerung oder Schutzbarrieren. Hilfsorganisationen warnen davor, dass sich Krankheiten ausbreiten und Kinder erfrieren könnten. [….] Doch eine Alternative zu den Zelten gibt es für die meisten Menschen trotz des Winters nicht. Weit mehr als 70 Prozent aller Gebäude in Gaza sind im Krieg stark beschädigt oder zerstört worden – die allermeisten davon durch israelische Luftangriffe und durch Abrissarbeiten, ausgeführt von privaten israelischen Unternehmen im Auftrag des Staates. [….] Die Süddeutsche Zeitung hat zusammen mit dem Medien-Start-up Vertical52 Radarsatellitendaten ausgewertet, mit denen Veränderungen in der Höhe von Gebäuden messbar sind. Die Ergebnisse sind eindeutig: Fast 19 Prozent aller Gebäude in der israelisch kontrollierten Zone sind seit dem 10. Oktober, dem Inkrafttreten der Waffenruhe, weiter beschädigt worden. Das ist allerdings in unterschiedlichem Ausmaß geschehen. 1500 Gebäude sind schwer oder vollständig zerstört. [….] Die größte Veränderung lässt sich in den Wohngebieten östlich von Chan Yunis 1 und Gaza Stadt 2 erkennen. Wenn man mithilfe von optischen Satellitenbildern einen genaueren Blick auf diese Gebiete wirft, wird klar, dass es sich bei diesen Veränderungen nicht um Trümmerbeseitigung handelt.

In Bani Suheila nahe Chan Yunis sind bereits Mitte Oktober, kurz nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe, viele eingestürzte Häuser zu erkennen.

Anfang Dezember wird deutlich: Hier sind weitere Häuserblocks zerstört worden.  Auch die Radaranalyse zeigt eine deutliche Veränderung in der Höhe der dortigen Gebäude. [….]

Nach palästinensischen Angaben sind seit Beginn des Waffenstillstands mehr als 370 Menschen getötet worden. Ende November etwa wurden Berichten zufolge zwei Kinder von einer israelischen Drohne erschossen, die beim Sammeln von Feuerholz die Linie übertraten. [….]

(Kristiana Ludwig und Leonard Scharfenberg, SZ, 12. Dezember 2025)

Bibis Cronies, Merz, Söder, Dobrindt und Trump, können daran nichts Schlechtes finden, widersprechen nicht.

Aus ihrer Sicht hat der israelische Ministerpräsident jedes Recht dazu. Man dürfe 100.000 Palästinenser, darunter hauptsächlich Frauen und Kinder umbringen, weil die Hamas vor gut zwei Jahren 1.200 Israelis töte.

A propos, sollte da nicht noch untersucht werden, inwieweit die Netanjahu-Regierung eine Mitschuld trägt, weil sie katastrophal versagte, Warnungen in den Wind schlug und die Armee falsch einsetzte?

[….] Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sträubt sich gegen eine unabhängige Untersuchung des Hamas-Terrorangriffs auf Israel am 7. Oktober 2023. [….] Tel Aviv Mehr als zwei Jahre nach dem beispiellosen Massaker der islamistischen Terrororganisation Hamas und anderer Extremistengruppen in Israel verweigert der Ministerpräsident Benjamin Netanjahu weiterhin eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle. Statt der Einrichtung einer staatlichen Untersuchungskommission befürwortet der 76-Jährige die Ernennung einer Regierungskommission. [….] Der Schritt wird von Experten, Opposition und Angehörigen ehemaliger Geiseln und Todesopfer des 7.Oktober scharf als Vertuschungsversuch kritisiert. Kritiker werfen Netanjahu und seiner Koalition vor, keine persönliche Verantwortung für das politische und militärische Versagen während des Hamas-Terrorüberfalls zu übernehmen.

Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara erklärte in einer Stellungnahme, der vorgeschlagene Gesetzentwurf sei „voller erheblicher Mängel“, die es den Ermittlern unmöglich machten, den Geschehnissen vom 7. Oktober 2023 auf den Grund zu gehen und daraus belastbare Schlussfolgerungen zu ziehen. [….]

(Hamburger Abendblatt, 23.12.2025)

Das Muster kennen wir nun auch schon seit Jahrzehnten: Mauschel-Bibi lässt sein Versagen, seine Korruption, seine Kriminalität in großem Stil unter den Tisch kehren. Freund Trump forderte bei seinem Besuch in Israel von Staatspräsident Izchak Herzog, den Ministerpräsidenten zu begnadigen. Eine tolle Idee, die sich Bibi flugs zu eigen machte. Natürlich aus rein altruistischen Gründen; Israels wegen.

Frieden rückt für die Palästinenser in immer weitere Ferne. Gaza zerstört und das Westjordanland hoffnungslos zersiedelt.

Die fanatischen jüdischen Siedler, oft ultraorthodoxe Einwanderer, sind das größte Friedenshindernis. Weil Netanjahu sie massiv unterstützt.

[….] Es sind diese leisen Veränderungen, die eine Zwei-Staaten-Lösung untergraben [….] [….] Es gibt Überschriften, die man schon so oft gelesen hat, dass sie einem kaum noch wichtig erscheinen: „Israel billigt neue Siedlungen im Westjordanland“ gehört zu dieser Art von Nachrichten. Diesmal sind es 19 neue israelische Orte, die dem Sicherheitskabinett zufolge gegründet werden sollen. Damit steigt die Zahl der in den vergangenen drei Jahren genehmigten Siedlungen auf knapp 70. Schon seit Jahrzehnten entstehen auf dem Land, das völkerrechtlich Palästinenserinnen und Palästinensern zusteht, immer neue jüdische Dörfer und Städte. Meist sind da zuerst sogenannte Außenposten, ein paar Container oder Hütten. Sie sind illegal, doch sobald sich israelische Bürger hier niederlassen, genießen sie den Schutz von Armee und Polizei. Aus Außenposten sind immer wieder Dörfer geworden, mit Eigenheimen, Carports und Spielplätzen, und aus Dörfern ganze Städte. Wenn Israel solche Siedlungen schließlich anerkennt, geschieht dies nach israelischem Recht. Aber in den Augen vieler Staaten bleiben sie falsch und völkerrechtswidrig, und auch für Deutschland. Bloß: Was folgt daraus?

Es wirkt, als gebe es gerade in der deutschen Bundesregierung eine so hohe Toleranz gegenüber den immer gleichen Vorgängen im Westjordanland, dass man sie als Gleichgültigkeit bezeichnen könnte. Im Vordergrund der politischen Auseinandersetzung mit Israel und seiner in Teilen rechtsextremen Regierung standen nun mehr als zwei Jahre lang der Krieg im Gazastreifen, das Massaker vom 7. Oktober 2023 in Israel [….]  Israel führt und führte Kriege, in Deutschland wurden sie teils verurteilt, teils bewundert. Denn mittlerweile hat die israelische Rüstungsindustrie auch für die Verteidigung der Bundesrepublik eine Relevanz. Die deutsche Regierung steht wegen ihrer Staatsräson oder ihres „Wesenskerns“ zu Israel, wie es der Kanzler formulierte. [….]

(Kristiana Ludwig, 22.12.2025)

Merz und Wadephul schweigen zu den immer neuen illegalen Siedlungen, die den Frieden unmöglich machen.