Sonntag, 13. September 2015

Kirchliche Raffgier



Ach wie praktisch für die Hauptkirchen in Deutschland. So ein Geschäftsmodell hätte jeder gern: Das Angebot so altbacken und abstoßend, daß die Kunden zu Hunderttausenden weglaufen und dennoch klingeln die Kassen.
Dank der illegalen Verquickung mit dem Staat verzeichnen RKK und EKD seit drei Jahren Rekord-Austrittszahlen bei gleichzeitigen Rekordeinnahmen.

Möglich machen es Indolenz und Apathie der Deutschen, die sich nur allzu gern vorlügen lassen, wie altruistisch und sozial engagiert die Kirchen wären.
Das ist zwar nicht wahr, aber die weitüberwiegende Mehrheit der Deutschen ist zu tumb, um sich damit zu beschäftigen und Konsequenzen zu ziehen.
Ideale Voraussetzungen dafür sich weiter die Taschen zu füllen.

Und wo ginge es besser die kirchliche Raffgier zu demonstrieren, als im katholischen oberbayerischen 12.000-Seelenkaff Altötting, das sich als Wallfahrtsort mit Gnadenkapelle so ungeheuer geschickt vermarktet auf Kosten der Gläubigen.

Altötting kennt Ihr nicht? Macht nichts, erklär‘ ich Euch:

[….] Von der Mutter beinahe mit einem Kissen erstickt, vom Vater regelmäßig verprügelt, vom Katholizismus "psychisch vergewaltigt": Andreas Altmann hat eine bewegende Autobiographie über seine Jugend im Wallfahrtsort Altötting geschrieben. [….] Was erwartet den Leser, wenn einer seine Autobiographie "Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend" nennt? [….] In dem Buch geht es um Altmanns schlimme Kindheit im Nachkriegsdeutschland. Der Vater war Kriegsheimkehrer und ehemaliger SS-Offizier. Zu Hause herrschte er mit grausamer Strenge, misshandelte Frau und Kinder - und besonders den jüngsten Sohn Andreas. Aber nicht nur im elterlichen Heim wurde Altmann von einem Despoten geknechtet, auch in der Schule ging es streng-katholisch zu. "Im Religionsunterricht fiel oft der Watschnbaum um", sagt der Autor.
Er klagt vor allem die verlogene Gesellschaft der Nachkriegsjahre in dem oberbayerischen Wallfahrtsort an. Viele hätten tagsüber frömmelnd und christlich-unterwürfig getan, abends aber ihre Kinder und Frauen gequält und verprügelt. Sein Vater, Franz Xaver Altmann, war in Altötting ein angesehener Geschäftsmann. Ein Devotionalienhändler, wie es am Kapellenplatz des Pilgerorts viele gibt. Von den Einheimschen wurde er gar "Rosenkranzkönig" genannt.
[….]  Die Zuhörer im ausverkauften Marstall zieht Altmann in seinen Bann. Es sind auch viele Altöttinger und Ex-Altöttinger gekommen, die sich für die Lebensgeschichte ihres ehemaligen Mitbürgers interessieren. Eine Frau etwa fängt während der Lesung zu weinen an und sagt: "Das geht mir so nahe, ich bin auch in Altötting aufgewachsen und kenne das Ganze so genau. Er sagt absolut die Wahrheit. Alles, was er sagt, stimmt." [….]

98,2% der Kosten in den von Caritas und Diakonie betriebenen Einrichtungen mit ihren 1,5 bis 2 Millionen Beschäftigten übernimmt der Staat. Der kirchliche Anteil liegt bei gerade mal 1,8%.
Dennoch schämen sich die Kirchenvertreter von Käßmann über Schneider bis Marx nicht, immer wieder öffentlich ihren Anspruch auf sprudelnde Kirchensteuern mit ihrer vorgeblichen sozialen Aufgabe zu begründen.
Dabei fressen die Kirchen 95% der Kirchensteuern für sich selbst weg und geben sie eben NICHT für Soziales aus.
Wer also möchte, daß sein Geld sozialen Zwecken zukommt, sollte unbedingt vermeiden Kirchenmitgliedsbeiträge zu zahlen. Das ist die uneffektivste Weise. Spenden an alle anderen wohltätigen Organisationen sind viel zielführender.
Es ist aber noch schlimmer: Nicht nur, daß sich Caritas und Diakonie mit fremden Federn schmücken, nein, sie zeichnen sich gegenüber anderen sozialen Trägern auch noch dadurch aus, daß sie ihre Mitarbeiter deutlich schlechter bezahlen und schlechter behandeln; ihnen sogar elementare Arbeitnehmerrechte verweigern und zudem eine widerliche „Juden/Atheisten/Muslime/Hindus sind hier unerwünscht“-Diskriminierung ausüben.
In Altötting dreht die katholische Caritas die Perfidie noch weiter, indem sie Millionengewinne auf Kosten der behinderten Mitarbeiter abzieht und der Kirche zukommen lässt, während sie die vorgebliche Finanzmisere dazu nutzt Leistungen zu kürzen und Mitarbeiter zu entlassen.

[….]  Albert Kasböck hat einen Brief an Bischof Stefan Oster geschrieben, sechs Wochen ist das inzwischen her. Er will Antworten vom Bischof, aber das Bistum Passau schweigt. "So wie es ausschaut, sitzen die das aus", sagt Kasböck. Der 80-Jährige ist Elternbeirat der Ruperti-Werkstätten in Altötting. Einer Werkstatt, in der 300 behinderte Menschen im Auftrag der Passauer Caritas schreinern, schweißen und Teile für Solarkollektoren fertigen.
Einer Werkstatt, in der seltsame Dinge vor sich gehen. Es ist die Rede von einem Millionenbetrag, den der Caritas-Vorstand bewusst aus der Werkstatt abgeschöpft haben soll, um so deren Kontostand zu drücken - und damit einen Grund zu haben, Mitarbeiter zu entlassen.
Christian Fröhlich hegt nun den Verdacht, "dass Menschen mit Behinderung für die finanzielle Aufbesserung eines Verbandes arbeiten sollen". So hat er das in einer E-Mail an den Caritas-Vorstand formuliert, kurze Zeit später kündigte er seinen Job als Werkstattleiter in Altötting. Fröhlich war frustriert darüber, dass der Caritas-Vorstand sich lange Zeit dagegen gesperrt hat, seiner Werkstatt eine neue Schweißmaschine zu zahlen, etwa 260 000 Euro hätte die Maschine gekostet. Ein Betrag, den die Werkstatt nach Fröhlichs Auffassung locker hätte zahlen können - würde eben der Caritas-Vorstand nicht laufend die Gewinne der Behinderteneinrichtung kassieren.
Interne Dokumente, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen, belegen diese Praxis. Darin verpflichtet der Caritas-Vorstand die Werkstätten zur "Gewinnabführung". Sämtliche, "das Arbeitsergebnis übersteigenden Gewinne" seien "jährlich an die Zentrale abzuführen". Im Fall der Ruperti-Werkstätten ist das ein Betrag von insgesamt 1,6 Millionen Euro - auffällig viel Geld für ein gemeinnütziges Unternehmen, das vom Grundsatz her eigentlich gar nicht darauf ausgerichtet ist, Gewinne zu erzielen.
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