Sonntag, 28. November 2021

Willkommen Omicron

Die Fußballstadien sind voll, RTLs „Let’s Dance“-Show ist auf LIVE-Tour, dazu rotteten sich gestern 11.000 Menschen in der Kölner Lanxess Arena zusammen; heute sind es ähnlich viele im


Düsseldorfer ISS Dome. (Nur die Stationen Stuttgart und München fielen aus.)

In meiner nächsten Einkaufsstraße ist es relativ eng; daher gibt es dort keinen richtigen eingezäunten Weihnachtsmarkt, aber doch eine ganze Reihe überdachter Glühwein-Sauftresen, an denen sich die Hamburger maskenlos eng, wie in einer Sardinendose zusammenpressen, grölen, lachen und singen.

Die Jungen lassen noch mal richtig die Sau raus – wer weiß, wie lange es noch geht?

[….] Die Corona-Zahlen schießen täglich in die Höhe, die Inzidenz steigt kontinuierlich, dazu kommt die Gefahr vor einer neuen, noch schwereren Covid-Variante mit dem Namen Omikron: Die vierte Welle hat Hamburg fest im Griff. Und doch feiern auf dem Kiez in St. Pauli die Massen weiter.  [….]

(MoPo, 28.11.2021)

Es braut sich aber etwas zusammen. Zumindest in den Bundesländern, die nicht BW, Bayern oder Ex-DDR sind, ahnen die Bürger, wie ungemütlich es noch werden könnte; strömen daher zu den Impfstationen. Entweder zur Erstimpfung oder zum Boostern.

Jens Spahn und das Bundesgesundheitsministerium sind natürlich überrascht von der Realität, die genauso eintritt, wie sie prognostiziert wurde.

Daher hatte der gefährlichste Minister Nachkriegsdeutschlands die Impfzentren vorher schließen lassen und rationiert nun die Impfstoffausgabe.

Wo in Hamburg Corona-Impfungen möglich sind, bilden sich groteske kilometerlange Schlangen. Viele standen fünf Stunden und mehr in der Kälte vor dem Impfzentrum in der Elbphilharmonie an; oft vergeblich. Wer sich konform der Regierungsempfehlungen verhielt, hat wenig Chancen auf kompletten Impfschutz.

[….] Ich möchte geboostert werden – und hab’s genauso gemacht wie vom Senat empfohlen. 1. Hausarzt angerufen: In diesem Jahr keine Termine mehr. 2. Das Impftermin-Tool der Stadt probiert: nichts mehr frei. 3. Termin bei den Impfzentren der Krankenhäuser suchen: ausgebucht. 4. Praxis von der Liste derer kontaktiert, die auch Nicht-Patienten impfen: „Vergessen Sie es, wir sind noch bei den über 70-Jährigen und Praxisfremde aktuell sowieso nicht.“ Vierte Welle, herzlich willkommen, ich bin dabei!  [….]

(Mathis Neuburger, MoPo, 25.11.2021)

Das Impfen in den Hausarztpraxen ist weitgehend zusammengebrochen, weil Jens Spahn in seiner ganzen Weisheit, die BioNTech-Ausgabe auf 30 Dosen pro Woche und Praxis beschränkte. In der Folge davon ging auch der vorrätige Moderna-Impfstopf aus.

[….] Corona Hamburg: Dramatischer Impfstoffmangel – Hausärzte sind frustriert.  Praxen bekommen viel weniger BionTech und Moderna als bestellt, Termine werden abgesagt. Ärzteverband attackiert Spahn. [….]

(Hamburger Abendblatt, 27.11.2021)

Wer in den letzten Wochen das Glück hatte, einen regulären Booster-Termin zu ergattern, hat sich vielfach zu früh gefreut.

Die von Spahn im Regen stehen gelassene Stadt, muss reihenweise Absagen rausschicken.

Bei so viel Unglück, kommt auch noch Pech hinzu.

Am gestrigen Samstag sollten Impfwillige sich von 13 bis 19 Uhr an der Impfstelle Kühnehöfe in Altona einfinden und ohne Anmeldung mit Biontech, Moderna und Johnson & Johnson erst- oder zweitgeimpft oder eine Auffrischung erhalten können – Anmeldung nicht nötig. Die Nachfrage war enorm; schon um 12.00 Uhr standen Hunderte im Regen Schlange. Allein; es war vergeblich. Diese Impfstelle wurde von den Behörden schlicht „vergessen.“ Nach ein paar Stunden wurden sie von der Polizei nach Hause geschickt. Willkommen in Schilda.

Unterdessen hat die Inzidenz im Bundesland Sachsen die Marke von 1.200 überschritten. Allerdings sind die Zahlen vom heutigen Sonntag natürlich nur unter Vorbehalt zu bewerten, da nach zwei Jahren Pandemie immer noch einige Gesundheitsämter nicht im Fax-Zeitalter angekommen sind und am Wochenende keine Zahlen melden können. Der Grund dafür ist auch ein Schildbürgerstreich: Die Öffnungszeiten. Von Freitag 17.00 Uhr bis Montag 08.00 Uhr sind sie nicht besetzt.

Nach 16 Jahren Schlafwagen-Regierung Merkel, ist Deutschland eine Komiker-Nation geworden. Hoffnungslos abgehängt, vom Rest der Welt ausgelacht.

Es ist weit nach 12. Die Regierung muss sofort handeln.

[…..] Wenn es eine Frage gibt, die sich der Ampel-Koalition nicht mehr stellt, ist es die nach der Schonfrist. Früher einmal ist, auch wenn das vermutlich nie gestimmt hat, von 100 Tagen die Rede gewesen, während derer eine neue Regierung sich sortieren kann. Dann erst sollte es erste Zensuren geben. Olaf Scholz und seiner Mannschaft bleiben nicht einmal 100 Stunden. Die ersten Vorentscheidungen darüber, ob das Ampel-Bündnis sich bewährt oder nicht, fallen schon, bevor der erste Amtseid gesprochen ist. Noch ehe er vom Bundestag gewählt wird, muss der neue Kanzler beweisen, dass er in der Lage ist, Schaden vom Land abzuwenden. Die sich auftürmende vierte Corona-Welle und die bedrohlich ansteckende Omikron-Variante des Virus zwingen zum Handeln. Jetzt. […..] Was immer sich die erste Ampel-Koalition auf Bundesebene auch vorgenommen haben mag für den Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit oder die gesellschaftliche Modernisierung - nichts davon kann gelingen, wenn die neue Regierung an ihrer vordringlichsten Aufgabe scheitert: die Gesundheitskatastrophe einzudämmen. […..]

(Daniel Brössler, 28.11.2021)

Und nun, was haben die Großen und Wichtigen der Ampel zu diesem überfällig dringenden Handlungsbedarf zu sagen?

Die Kanzlerkandidatin und designierte nächste Außenministerin klärt auf.

[….] «Wir haben uns zehn Tage Zeit gegeben, um zu sehen, sind wir bei den Booster-Impfungen, sind wir bei den Schutzmaßnahmen weit genug gekommen», sagte Grünen-Chefin Annalena Baerbock in der ARD. Der neue Bund-Länder-Krisenstab solle die Situation täglich unter die Lupe nehmen. Nach diesen zehn Tagen werde man gemeinsam analysieren, ob weitere Maßnahmen nötig seien. […..]

(STERN, 25.11.2021)

Erst mal in Ruhe abwarten, dann noch mal überlegen.

Kann man sich nicht ausdenken.

No Hope For The Human Race.