Bund und
Länder geben zig Millionen als Zuschüsse für die große
Selbstbeweihräucherung der Protestanten, die selbst so reich sind, daß sie mit mindestens 129 Milliarden Euro mehr Umsatz als
die gesamte deutsche Autoindustrie machen.
Die ARD
mit allen ihren Mitgliedsanstalten feiert eine Themenwoche „Woran glaubst du?“ mit frommen
Sendungen rund um die Uhr in elf Sendern.
Der
Höhepunkt der Lutherdekade war vermutlich der gewaltige evangelische Kirchentag
2017 zum 500. Jubiläum des Thesenanschlages; natürlich in der Hauptstadt
Berlin.
Prominenter
besetzt denn je. Das gesamte Bundeskabinett, die Kanzlerin, der Bundespräsident
und sogar Barack Obama pilgerten zu Käßmann und Bedford-Strohm.
Das
hätte Luther gefallen: Staat, Obrigkeit und das große Geld tun sich zusammen.
Aber wie
schon vor 500 Jahren dachten die Großkopferten weniger an den normalen Menschen
und die normalen Menschen interessierten sich daher auch nicht für den
Mega-Aufwand, der in Berlin betrieben wurde.
[….]
Wenn man manche Medien las oder die Hauptnachrichten
im Fernsehen verfolgte, hätte der Eindruck entstehen können, dass die Berliner
den Kirchentag in ihrer Stadt freudig begrüßt haben. Tatsache ist jedoch, dass
sie ihn ignorierten oder sich über dessen Besucher lustig machten.
Erwartet wurden rund
140.000 Dauergäste für die rund 2.500 Veranstaltungen, die sich im Messezentrum
am Rande der Stadt konzentrierten – gekommen waren rund 40.000 weniger.
Abgesehen von der einen großen Werbeveranstaltung der CDU, bei der der
ehemalige US-Präsident Obama sich neben Kanzlerin Merkel der Masse zeigte,
waren in der Innenstadt eher wenige orange Schals zu sehen. Auch eine
Beflaggung, wie sie am Messegelände einsam im Wind wehte, fehlte in der City
vollständig.
Am Abend des
Pokalendspiels war die Berliner Innenstadt schwarz-gelb und schwarz-weiß-rot;
auf dem Alexanderplatz trafen sich am späten Abend mehr Frankfurt-Fans als es
tagsüber Kirchentagsbesucher waren. Selbst bei Veranstaltungen mit den Größen
aus Politik und Kirche verloren sich die wenigen Interessierten in der Menge
der üblichen Berlin-Touristen. Als Frau Käßmann über – ja, worüber eigentlich?
– über Urlaubserinnerungen sprach, strömten die Touristen durch die kaum
besetzten Bankreihen; auf dem Weg vom Geldautomaten zum Billigkaufhaus auf der
anderen Seite des Platzes. [….]
Zum
Abschlussgottesdienst in Wittenberge hatte der Deutsche Evangelische Kirchentag
(DEKT) ursprünglich mit 300.000 Besuchern gerechnet.
Zerknirscht
sprach man anschließend angesichts der leeren Flächen von 120.000 Teilnehmern.
Aber
auch das ist offensichtlich eine fromme Lüge.
Ungeachtet
der schnöden Realität, die ein eklatantes Desinteresse an der Kirche zeigt,
versuchen Medien und Politiker mit allen Mitteln für die Frommen zu werben.
In der
Pfingstausgabe des Hamburger Abendblattes erschienen drei volle Zeitungsseiten
unter dem Titel „Nicht ohne meine Kirche“.
Funke-Autor
Peter Wenig hatte sich auch eine Reise zu den 44 Kirchen sowie rund 50 Gemeindehäusern und Pastoraten des
Kirchenkreises Hamburg-Ost gemacht, die geschlossen werden.
Ein Drittel ihrer knapp 300 Gebäude muß die evangelische Kirche in Hamburg
Ost innerhalb der nächsten acht Jahre aufgeben, weil sich einfach niemand mehr
für ihre Gottesdienste interessiert.
[….]
Jedes Jahr verliert der Kirchenkreis 5500
Mitglieder, binnen 25 Jahren ist ihre Zahl von rund 658.000 auf 433.000
gesunken. [….]
(Abendblatt,
03./04./05.06.2017)
Interessanterweise
macht sich die Kirchenführung, die immer noch auf einem Milliardenvermögen
sitzt, doppelt unbeliebt, indem sie systematisch die ärmsten und schwächsten
Gemeinden streben läßt.
Kirchen
in den reichen Stadtteilen stehen nicht zur Disposition.
[…..]
Monatelang bewerteten Experten jedes
kirchliche Gebäude, vom Michel bis zum kleinsten Pastorat in den Vier- und
Marschlanden. Ausschlaggebend waren vor allem Lage, architektonische Qualität,
Zustand des Gebäudes sowie Größe der Gemeinde. Wer dann das Prädikat
"C" erhielt, wusste: Es gibt künftig kein Geld mehr vom Kirchenkreis,
wenn die Heizung streiken sollte oder gar der Turm für einen sechsstelligen
Betrag saniert werden muss. Und so verbirgt sich unter dem Stempel "nicht
förderfähig" das wahrscheinliche Sterben auf Raten. [….]
(Abendblatt,
03./04./05.06.2017)
Abendblatt-Autor
Wenig bringt viel Mitleid auf für die Pastoren, denen von ihrer Kirchenleitung
der blaue Brief mit dem „Kategorie C“-Diktum ins Haus flattert.
Viele
fromme Kirchen-affine Journalisten beklagen das Sterben der Kirchen, zählen die
immer gleichen Gründe auf.
Immer
herrscht ein larmoyanter Ton.
Nur das
einzig Naheliegende liest man nie: „Die Kirchen schrumpfen – das ist ein Grund
zur Freude!“
Die
Kirche in Hamburg ist so gut wie tot – und das ist auch gut so.
Katholiken
finden traditionell ohnehin kaum statt.
Gut
so, denn abgesehen davon, daß niemand mehr die Predigten der hanseatischen
Pfaffen hören will, sind sie auch noch unangenehm. (….)
So viel
Geld und so viel Werbung für die Kirchen und dennoch laufen die Mitglieder zu
Hunderttausenden davon.
Zwei
Kardinalfehler der evangelischen Kirche werden nie erwähnt; auch in Peter
Wenigs endlosen Artikel kein Wort davon:
Der
protestantische Held Martin Luther war ein besonders widerliches antisemitisches, frauenfeindliches,
obrigkeitshöriges Arschloch.
Dieser mittelalterliche Hassprediger wird nun
ausgerechnet von Typen wie Käßmann und Bedford-Strohm verteidigt, die selbst den kirchenfreundlichsten
Journalisten auf die Nerven gehen mit ihrer grenzenlosen Naivität, ihrer
stupiden Selbstbeweihräucherung und eklatanten Umgehung der Wahrheit.
Aber
selbst wenn die EKD sich von Luther löste und halbwegs intelligente
Führungsfiguren hätte, bliebe das Problem ihres Produktes, welches nun einmal
Mist ist.
[…..]
Ich glaube nicht, dass die
wissenschaftlichen und philosophischen Erkenntnisse, die wir gewonnen haben,
schwerer zu verstehen sind als die seltsamen Geschichten, die uns von
religiöser Seite nahegebracht werden. Ich frage Sie: Was ist schwerer zu
verstehen? Die wissenschaftliche Erkenntnis, dass wir Teil eines evolutionären
Prozesses sind, der aus einfachen einzelligen Lebensformen allmählich
komplexere Organismen hervorbrachte? Oder der Glaube an einen Gott mit
multipler Persönlichkeitsstörung (Dreifaltigkeit), dessen erster Teil
(Gottvater) sich mit seinen Geschöpfen verkrachte, worauf er den zweiten Teil
seiner selbst (Heiliger Geist) aussandte, um eine Jungfrau auf nichtsexuelle
Weise zu schwängern, wodurch der dritte Teil seiner selbst (Jesus Christus) als
aufrechtgehender Trockennasenaffe geboren wurde, um von einer historischen
Besatzungsmacht hingerichtet zu werden und – ätsch – am dritten Tag wieder von
den Toten aufzuerstehen? Man muss sich doch mal überlegen, welche
intellektuellen Verrenkungen solche Glaubensinhalte den Menschen abverlangen. [….]
Die
Menschen, zumindest in den deutschen Großstädten, werden zu klug für den
religiösen Unsinn.
Es gab
in den letzten Dekaden weltweit Studien über den Einfluß von Religion auf die
Menschen.
Die
Wissenschaftler Jordan Silberman, Miron Zuckerman und Judith A. Hall
von der University of Rochester werteten dieses Jahr 63 Studien aus und konnten
klar zeigen, daß ungläubige Menschen tatsächlich intelligenter sind als
Religiöse.
Das ist
auch erwartbar und in sich logisch, da es Intelligenz erfordert nachzufragen
und Zweifel anzustellen, statt einfach zu glauben was behauptet wird.
[…..]
Realistischerweise sollten wir davon
ausgehen, dass sich hinter dem Auf und Ab der Evolution kein göttlicher
Heilsplan verbirgt, sondern nur das blinde Walten von Zufall und Notwendigkeit.
Wenn der Mensch tatsächlich von Anfang an von Gott als “Krone der Schöpfung”
geplant gewesen wäre, wie der Papst meint, so müsste man sich doch fragen,
warum “Gott” zum Erreichen dieses Ziels einen so verrückten Weg eingeschlagen
hat: Warum, bitteschön, erschuf er zunächst a.) eine unglaubliche Vielfalt an
Dinosauriern, die über Jahrmillionen die Erde beherrschten, dann b.) einen
Riesen-Asteroiden, den er vor 65 Millionen Jahren auf der Erde einschlagen
ließ, damit c.) die Dinosaurier wieder aussterben, um so d.) einigen
rattengroßen Säugetieren Platz zu machen, aus denen sich e.) einige Millionen Jahre
später die aufrecht gehende Affenart Homo sapiens entwickeln konnte? Ein Gott,
der sich so seltsam verhalten würde, würde eher einem intergalaktischen Mister
Bean gleichen als einem allmächtigen, allwissenden, allgütigen Wesen. Kein
Unternehmen dieser Welt würde einen Designer mit einer solch verheerenden
Kosten-Nutzen-Bilanz einstellen. [….]
Es gibt
eine einzige Kategorie-C-Kirche in meiner Umgebung und ich kann es gar nicht
erwarten bis sie schließt. Ich gehöre nämlich einerseits zu den 99,5% der
Hamburger, die nicht sonntags in einen Gottesdienst gehen und dennoch von dem
unerträglichen Glockengeläut geweckt werden. Was für eine UNVERSCHÄMTHEIT der
Kirchen immer wieder die Masse der Nichtgläubigen aus dem Bett zu jagen. So
macht man sich unbeliebt.
Außerdem
fehlt es mir an Doofheit, um mich über das Verschwinden der Kirchen zu grämen.
Je mehr sich die Religionen zurückziehen, desto besser für die Gesellschaft.
Atheisten
sind klüger als Christen, sie sind mitfühlender, lehnen Rache und Folter stärker ab. Kinder von nichtreligiösen Eltern teilen
eher als Christen und erwärmen sich weniger für drakonische Strafen.
Religiöse Menschen schlagen ihre Kinder häufiger, während Atheisten generell
friedlicher sind und auch niemals Terroranschläge verüben. Christen wählen weit
überdurchschnittlich Trump.
Atheisten
diskriminieren keine Schwulen und Frauen mit einem speziellen Arbeitsrecht, sie
greifen keine dubiosen Staatsleistungen in Höhe von 600 Millionen Euro jährlich
von den Bundesländern ab, sie belästigen ihre Nachbarn nicht mit Kirchenglocken
oder Muezzin-Rufen. Atheisten sind aufgeschlossener gegenüber Minderheiten; sie
verdienen mehr, sind besser gebildet.
Atheisten
sind grundsätzlich toleranter als Christen; auch das ist in sich logisch, da
Religionen prinzipiell exkludierende Ideologien sind. Jede Religion verhält
sich zu anderen Religionen, Atheisten und Agnostikern nach dem Prinzip „Wir
sind besser als die!“
Humanisten
hingegen ist diese hierarchische und potentiell antagonistische Weltsicht
fremd.
Humanisten
würden die Aufnahme von Flüchtlingen nicht an Bedingungen knüpfen – wie es
konservativen Christen leicht über die Lippen kommt: „Christliche Flüchtlinge
sollten bevorzugt werden.“
Man muß
also gar nicht die offensichtlichen kirchlichen Fehlleistungen – Sexskandale,
Missbrauch, Prügel, Geldverschwendung, Protzsucht – in Betracht ziehen. Schon
aus rein grundsätzlichen Überlegungen ist es absolut zu begrüßen, wenn die
Kirchen schrumpfen; Mitglieder und Einfluss verlieren.