Freitag, 7. September 2012

Gut = Schlecht



Wenn man sich willkürlich einen der neun dicken Bände von Deschners „Kriminalgeschichte des Christentums“ zur Hand nimmt und mit geschlossenen Augen irgendeine Seite aufschlägt, findet man mit Sicherheit eine kirchliche Abartigkeit, die einem die Haare zu Berge stehen läßt.

Fragte man mich, welches christliche Verbrechen ich für das Schlimmste halte, müßte ich lange nachdenken. Die Liste der Kirchenopfer ist schier endlos.

Hexenverbrennungen? Kreuzzüge? Inquisition? Raffgier durch Reliquien- und Ablasshandel? Psychische Zerstörung von Millionen Seelen durch die Verdammung ganz natürlicher körperlicher Aktivitäten? Kollaboration mit faschistischen Diktatoren? Hunderttausendfacher Kinderraub in Spanien? Waffen segnen und Kriegstreiberei? Antisemitismus? Genozide an Katharern, Waldensern, Hussiten,..? Sklavenhandel? Abschlachten der „slawischen Heiden“? Völkermord in Kroatien?

Das Übelste, das Christen getan haben und das bis heute propagiert wird, ist meiner Ansicht nach die Mission, die Hand in Hand mit dem Kolonialismus ging.

Die Mission ist nicht nur zahlenmäßig vermutlich das gewaltigste Christliche Verbrechen - allein in Amerika wurden 150 Millionen indigene Menschen ausgerottet - sondern auch das, welches die übelste Form der Hybris beinhaltet. 
Christen nahmen und nehmen sich das Recht die ganze Welt mit ihrer Ideologie zu überziehen und viele Völker und ungezählte Kulturen, die im Gegensatz zur Christlichen Kultur vollkommen friedlich geprägt waren und im Einklang mit ihrer Umwelt lebten, zu zerstören. 
Christen merzten jeden Funken Kultur aus, zwangen über Jahrtausende gewachsene Gesellschaften ins Unglück, raubten ihre Identität, beuteten sie aus und überließen sie der Verelendung.
Noch heute spricht der Vatikan von seiner „glücklichen Schuld - ja, es sei ein bißchen bedauerlich, daß so viele Millionen Menschen starben - aber dafür hätten sie ja das „Geschenk des Evangeliums“ bekommen, wären also als Christen gestorben und hätten somit die Chance auf ewiges Leben NACH DEM TOD.

Details kann man außer bei Deschner zum Beispiel in Gert von Paczenskys „Verbrechen im Namen Christi - Mission und Kolonialismus“ (Orbis Verlag, 2000, ISBN-13: 978-3-572-01177-3) nachlesen.
Missionare waren Verbündete des Kolonialismus, oft sogar grausame. Sie halfen, alte Kulturen zu zerstören, Menschen zu entwurzeln, Familien und ganze Völker zu spalten. Sie förderten und billigten ein System, das unzählige Millionen in drei Erdteilen verelenden ließ, ihnen Hunger und Krankheiten brachte. die vielgepriesenen Missionsschulen erzogen die "Heiden" zu Menschen zweiter Klasse, anstatt sie auf Selbstverantwortung, Unabhängigkeit und die moderne Welt vorzubereiten. An der Fehlentwicklung Lateinamerikas, Afrikas und Asiens, dem Hauptproblem der Gegenwart, tragen Missionare und Kirchen aller Richtungen und Konfessionen Mitschuld.
Die Pfaffen und Oberpfaffen sehen allerdings keinen Anlass zur Selbstkritik. 
Und der Staat überließ den Kirchen in den letzten 50 Jahren über sechs Milliarden Euro, mit denen sie nach Gutdünken missionieren können. Das Entwicklungsministerium weist den Kirchen alljährlich Mittel zu. 2012 waren das jeweils 108 Millionen Euro. Insgesamt griffen sie Christen dieses Jahr 216 Millionen staatliche Gelder für "Entwicklungshilfe" ab.

Pressesplitter:
Gauck lobt die Kirchen: Bundespräsident Joachim Gauck hat die beiden großen Kirchen aufgerufen, sich weiter für die Entwicklungshilfe zu engagieren. 'Das sind keine ungebetenen Einreden, sondern erwünschte Mitwirkungen', sagte Gauck bei einem Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Zusammenarbeit von Staat und Kirche. Grundsätzlich blieben die Kirchen eine 'unersetzliche Stimme im Chor derjenigen, für die ein Leben in Fülle sich gerade nicht am Kontostand oder der Kreditkarte entscheidet', betonte der Bundespräsident. […]  Die Kirchen erhalten seit 1962 vom Staat Geld für Hilfsprojekte, über das sie eigenständig verfügen können.
 (SZ 07.09.12)
 In einem ökumenischen Gottesdienst, der dem Festakt vorausging, beschrieb der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, die kirchliche Entwicklungsarbeit als ganzheitliche Hilfe für die Hungernden und Entrechteten dieser Welt. Gott befähige die Menschen, "Verantwortung zu übernehmen für uns und für unsere Mitmenschen, für unsere Welt und für das von Gott geschaffene Universum", sagte der rheinische Präses. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hob hervor, Entwicklungszusammenarbeit sei nicht nur eine Aufgabe des Staates, sie verlange "das Mittun vieler". Kirchlicher Entwicklungsdienst wolle Menschen zur Selbsthilfe befähigen und richte sich an alle Menschen unabhängig von Herkunft und Religion.

"Jesus war ein Liberaler."
Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP)