Bill Maher ist sauer. Auf die Linken. Mal wieder. Die US-amerikanischen „liberals“ sind so sehr zu ihrer eigenen Karikatur geworden, daß sie sich nicht einmal trauen, das Wort „liberal“ zu verwenden. Ganz im Gegensatz zu den Konservativen, die sich selbst gar nicht oft genug als „conservative“ loben können und es geschafft haben, „liberal“ zum Schimpfwort umzudefinieren. Im Gegensatz zu den schlauen LGBTIQs, die es mit geschickten Marketing vermochten, sowohl das amerikanische Wort „gay“, als auch das deutsche Wort „schwul“ aus der Schmuddelecke zu holen und in etwas, auf das sie stolz sind umzudeuten.
Aber „liberal“ ist das US-amerikanische „fag“ von vor 50 Jahren; so will keiner genannt werden.
Das Wort „liberal“ bedeutet dort „links“, während der deutsche politische Begriff „liberal“ (FDP) im amerikanischen Gebrauch eher „libertär“ (libertarian) bedeutet.
Es handelt sich um ein schweres politisches Versagen der amerikanischen Linken. Wieder einmal. Schon bei dem von den Ultrarechten aufgezwungenem Wortpaar „pro life“ und „pro choice“ liefen sie in die Falle; müssen nun mit dem Makel „Lebensfeindlichkeit“ leben, obwohl es in Wahrheit genau umgekehrt ist. Die „Pro-Life“-Agenda führt a) zu mehr Abtreibungen und b) zu mehr toten Frauen auf dem Küchentisch, die sich in ihrer Verzweiflung einem dubiosen „Engelmacher“ auslieferten.
Den amerikanischen Ultrarechten gelingt das immer wieder. So bezeichneten sie sich selbst schon seit Reagans Zeiten als „moral majority“, als ob liberale Menschen mit humanistischen Werten und Bürgerrechtaktivisten amoralisch wären. Das diametrale Gegenteil ist der Fall.
Ein weiteres Beispiel ist die konservative Autodiscription mit dem Begriff „family values“, der natürlich nichts anderes bedeutet, als LGBTIQs vorzuwerfen, sie agierten gegen Familien, würden Familien zerstören. Auch das ist in mehrfacher Hinsicht hanebüchener Unsinn. Kein Frau/Mann-Ehepaar verliert irgendetwas, wenn auch gleichgeschlechtliche Paare heiraten. Schwule und Lesben stammen natürlich auch aus Familien, haben Eltern und Geschwister. Sie fallen nicht einfach vom Himmel. Es sind aber ihre heterosexuellen „Family-values“-Eltern, die jede Achtung der Familie mit Füßen treten, wenn sie ihre queeren Kinder aus dem Haus jagen.
(…) Die Teenagerin oder der Teenager, der eben noch am Mittagstisch saß und angeblich so geliebt wurde, von seinen eigenen Eltern voller Hass verstoßen wird. Der in diesem Video gezeigte Daniela Ashley Pierce lebte in Kennesaw, Copp County, Georgia, das zum 6th congressional district gehört, also unweit des berüchtigten 4th congressional district der Marjorie Taylor Greene liegt. Da ist der Hass der Religiösen am wenigsten abstrakt, sondern bedrückend konkret, wenn er sich gegen die eigene Familie, wendet. Unbeschreiblicher Hass auf seine eigenen Kinder von denjenigen, die jedem „God is Love!“ erklären und so stolz auf ihre „Family Values“ sind.
Artem Kolesov, 23, erster Violinist in Chicago, Geigen-Wunderkind aus St. Petersburg, beschreibt besonders eindrücklich, wie die russisch-orthodoxe Kirche den blutigen Hass auf Schwule schürte, wie er dadurch schwer depressiv wurde und als Teenager viermal versuchte, sich umzubringen. DAS ist Gottes real existierender Kirchismus: Eine Ideologie, die Hass zwischen Eltern und Kindern sät und Jugendliche mit äußerster Perfidie in den Suizid treibt. (…)
(Christentum als Hassverstärker, 07.06.2022)
Es ist verrückt; eine von zwei US-amerikanischen Parteien verschreibt sich mit Haut und Haaren einem antidemokratischen, verfassungsfeindlichen, Hochverräter, Sexisten und Rassisten, der im Amt 30.000 Lügen verbreitete, seinen Vize lynchen lassen wollte, zweimal impeacht wurde, begeistert für immer mehr Massenschießereien sorgt, Kleinkinder in Käfige sperrt, nach Folter und Prügeln verlangt, den Kongress von einem terroristischen Mob stürmen ließ und seinen sadistischen, sowie gewalttätigen Impulsen freien Lauf lässt.
Diese Partei empfindet sich selbst als moralisch überlegen, lebensfreundlich und werteorientiert.
Was für eine Propaganda-Meisterleistung!
Was für ein Ausweis des politischen Versagens der anderen Seite, die sich als weniger familienfreundlich, weniger moralisch und weniger vertrauenswürdig darstellen lässt.
[…] Mehr als 5000 Delegierte hatten sich in Houston, der größten Metropole der republikanischen Hochburg, zu der drei Tage dauernden Versammlung getroffen, am Samstag wurde dann über das Parteiprogramm abgestimmt. »Wir lehnen die bestätigten Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen 2020 ab und sind der Meinung, dass der amtierende Präsident Joseph Robinette Biden Jr. nicht rechtmäßig vom Volk der Vereinigten Staaten gewählt wurde«, heißt es in der Resolution, die auf dem Parteitag mit Stimmenmehrheit verabschiedet wurde. Damit folgen die texanischen Republikaner dem von Ex-Präsident Donald Trump verbreiteten Verschwörungsmythos, bei der Präsidentschaftswahl sei betrogen worden. […] In ihrem Programm positionieren sich die Republikaner auch gegen Homosexualität und Transgender-Personen. Homosexualität sei eine »abnormale Lebensweise«, heißt es. […] Außerdem stellt sich die Partei gegen »alle Bemühungen zur Anerkennung der Transgender-Identität« . […]
Schuld daran sind die „liberals“ zum Teil selbst, die das Zerrbild, welches die Ultrarechten von ihnen zeichnen, genüßlich auswalzen, indem sie nun in den großen Fettnapf der „Wokeness“ springen.
„Woke“ zu sein, ist eigentlich etwas Gutes; wir sollten alle woke sein.
[…] Der Begriff „woke“ wurde in den letzten Jahren vor allem durch Social Media geprägt. Mit Hashtags wie #woke oder #staywoke soll auf soziale, strukturelle und/oder politische Missstände aufmerksam gemacht werden. „Woke“ oder auch „Wokeness“ genannt, kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „aufgewacht“ bzw. „wachsam“. Verwendet wird der Begriff heute umgangssprachlich vor allem für die Aufmerksamkeit (Wachsamkeit) bzw. die Feinfühligkeit gegenüber Menschen von Minderheiten und Momenten von Diskriminierungen. Im Fokus der Wokeness-Bewegung stehen vor allem Themen wie Rassismus, Sexismus und ähnliche Diskriminierungen. Nicht selten wird der Begriff aber auch für vermeintlich allgemein strukturelle und politische Missstände benutzt. [….]
(Stuttgarter Zeitung, 01.09.2021)
Weil wir glücklicherweise „woke“ sind nennen wir People of Color nicht mehr „Neger“, behandeln LGBTIQs nicht als „Perverse“. Einige linke Woke übertreiben es aber derartig, daß sie sich beispielsweise rückwirkend für Filme aus den 1970ern schämen, wenn sie dort in einer Filmrolle eine Kellnerin als „Sweety“ ansprachen. Der Wahnsinn aus Wokistan treibt solche Blüten, daß es den rechten Republikanern leicht fällt, sich über die Liberalen lustig zu machen.
Ein besonders groteskes Beispiel aus der WaPo-Redaktion prangerte Bill Maher in seiner letzten Sendung an.
Im Lichte solcher Spinner, kann ein „Grabb’em by the Pussy“-Spruch von Donald Trump als geradezu heldenhaft empfunden werden. Obwohl das klar sexistisch ist und genau das, was Wokeness zu Recht unterbinden sollte, freuen sich die QTrumpliKKKans darüber, wie ihr oranger Lügen-Berserker die Linken damit ärgert.
Von dieser Über-Wokeness profitiert nun auch der CSU-Abgeordnete Klaus Steiner, der eine sexistischen Ausfall locker aussitzen kann, weil er in konservativen „Man darf ja gar nichts mehr sagen“-Kreisen dafür gefeiert wird, den bajuwarischen Mini-Trump zu geben.
[….] Der Abgeordnete Klaus Steiner rät deutschen Produktköniginnen, am besten Bikini und String zu tragen, um ihre Chancen bei der Suche nach einem "Prinzen" zu erhöhen. Er fand's wohl lustig. [….] Die Szene der zwei fassungslosen Frauen stammt aus einer Reportage des Rechercheteams "Y-Kollektiv", die auf Youtube zu sehen ist. Sie trägt den Titel "Deutschlands Produktköniginnen: echte Heimatliebe oder doch Sexismus?"
Dieser Frage sind die Filmemacher also nachgegangen, am 12. Juni, beim Königinnentag in Oberbayern. Seine ganz eigene Antwort hat ihnen dann der CSU-Landtagsabgeordnete Klaus Steiner geliefert, der beim Empfang im Kulturforum ein Grußwort gesprochen hat, das die SPD als "Sexismus-Attacke" bezeichnet. [….] Darin ist Steiner, 68, am Rednerpult des Kulturzentrums zu sehen. Er freut sich sichtbar über den Besuch des durchweg weiblichen Produktadels, für den er dann auch "eine Empfehlung" parat hat, freundlich wie er ist. Wenn man den CSU-Politiker und sein Grußwort richtig versteht, geht Steiner ganz selbstverständlich davon aus, dass die Königinnen im Kulturzentrum "auf der Suche" nach "Prinzen" sind. In Sorge um deren Marktchancen rät er den Frauen, besser "im Bikini oder im String" zu erscheinen. Das werde zwar "kühl", aber "die meisten" der Produktköniginnen dürften ja mit diesen Kleidungsstücken "ausgestattet sein", säftelt Steiner. Oh Mann. [….]