Die Parallelen zwischen Bibi und Donnie sind hinlänglich bekannt. Beide verloren schon das Regierungsamt, beide sehen es ausschließlich unter dem Aspekt des persönlichen Nutzen. Vollkommen ausgeschlossen, daß Netanyahu oder Trump, einen Schritt wie Biden gehen könnten und das Wohl der Nation vor ihr eigenes Interesse setzten.
(…..) Bibi und Donnie sind tatsächlich in vielerlei Hinsicht vergleichbar.
Bibi, dreimal verheiratet, ist 74. Donnie, dreimal verheiratet, ist 77.
Beide wachsen an der US-Ostküste auf, beide haben berühmte Väter, beide sind/waren Regierungschefs, beide sind rechtsradikale Staatszersetzer, die demokratische Strukturen zerschlagen wollen, um sich als Autokrat zu installieren, beide sind extrem raffgierig, benutzen ihr Amt, um sich persönlich zu bereichern, beide haben rechtsextreme halbdebile Söhne, die Vaters Kulturkampf kräftig anheizen, beide stürzen ihr Land in Katastrophen mit extrem vielen Toten, beide betrachten die Opposition als Feind, beide spalten ihre Nation in zwei unversöhnliche Hälften, beide hassen Joe Biden wie die Pest, beide wollen die Demokraten für immer aus Washington vertreiben, beide haben abstoßende Luxus-geile Modepüppchen als First Ladys, beide sind zutiefst kriminell, beide wollen unbedingt das Regierungsamt, um Immunität zu erlangen, bzw behalten, weil beide anderenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Knast wandern.
Es gibt aber auch bedeutende Unterschiede.
Bibis Vater Benzion Netanyahu war ein Intellektueller; nämlich Professor für jüdische Geschichte und Herausgeber der Encyclopaedia Hebraica. Bibi selbst ist intelligent, hat einen Abschluss in Harvard und Einen am MIT.
Donnies Vater Fred Trump hingegen war genauso rechtsradikal und verblödet, wie sein Sohn, der sich nie intellektuelle Meriten erwarb, kaum lesen kann und keinen Truth/Tweet ohne Rechtschreibfehler hinbekommt.
Die Länder, die Bibi und Donnie regier(t)en, unterscheiden sich ebenfalls erheblich.
Bibis hat neun Millionen Einwohner auf 22.380 km² Fläche und generiert ein BIP von 539 Milliarden US-Dollar.
Donnies hat 335 Millionen Einwohner auf 9.525.067 km² Fläche und generiert ein BIP 27.000 Milliarden US-Dollar.
Das sind keine Vergleiche auf Augenhöhe!
Die USA haben 37 mal so viele Einwohner wie Israel, sind 426 mal so groß und 50 mal so reich. (….)
(Zeitalter der Idioten, 26.03.2024)
In den letzten Monaten des Gaza-Krieges kommen mir allerdings langsam Zweifel an meiner „beide gleich verbrecherisch, aber Bibi ist schlauer als Donnie“-Sichtweise.
Denn der israelische Regierungschef, der in der Tat alles daran setzt, Neuwahlen zu verhindern und im Amt zu bleiben, könnte als schlauer Kopf trotz dieser sinisteren Absichten, versuchen in irgendeiner Weise zur Verbesserung der Situation seines Landes beizutragen. Es wäre auch intelligent, seine Regierungskoalition aus rechtsradikalen Irren und ultrarechtsradikalen Irren NICHT vorsätzlich zu sprengen.
Günstig wäre es zudem, ausnahmsweise mal, nicht die wenigen verbliebenen Freunde Israels aktiv zu verprellen. Ein Regierungschef, der nicht auf den Kopf gefallen ist, könnte auch versuchen eine Lösung in der Geiselfrage auszuhandeln und damit die Myriaden Israelis, die beinahe täglich bebend vor Wut gegen ihren eigenen Regierungschef demonstrieren, etwas zu beschwichtigen.
Wäre Bibi tatsächlich schlau, könnte er der internationalen Gemeinschaft und den Organisationen, die Israel kritisieren, 10 Monate nach dem 07.10.2023 mal einen leisen Hinweis darauf geben, wie er sich eigentlich zukünftig eine Co-Existenz mit dem palästinensischen Volk vorstellt.
Und wäre Netanyahu nicht dumm wie Bohnenstroh, würde er nicht alles daran setzen, seinen mit Abstand wichtigsten Verbündeten, die USA, so sehr zu vergrätzen, daß irgendwann die Militär- und Finanzhilfe aus Washington ganz gestoppt wird.
Wäre Bibi etwas klüger, würde er die Möglichkeit einkalkulieren, daß sein Alter Ego Trump möglicherweise doch nicht die Mehrheit am 05.11.2024 bekommt.
Netanyahu könnte mit ein paar mehr funktionierenden Synapsen auch Abstand von der Darstellung seines Orangen Kumpels in Mar A Lago nehmen, nach der alle Demokraten antisemitische Israelhasser sind.
Ein nicht vollidiotischer israelischer Ministerpräsident würde sich fragen, ob die scharfe Washingtoner Kritik an seiner Politik vielleicht doch nicht dem Hass auf Juden entspringt, wenn sie von dem Juden Bernie Sanders, dem Juden Chuck Schumer, dem Juden Jamie Raskin und der mit einem Juden verheirateten Kamala Harris kommt.
[….] Benjamin Netanjahu hätte die Welt überraschen können. Er hätte sich, wie ein Kolumnist der New York Times es vor der Rede des israelischen Regierungschefs im US-Kongress ausgedrückt hat, als „großer Mann in einer großen Zeit“ erweisen können, der sein Amt nicht nur dazu nutzt, einer möglichen Haftstrafe auszuweichen, sondern tatsächlich etwas Mutiges, strategisch Weitsichtiges für sein Land zu tun.
Aber seine Rede enthielt nichts Mutiges oder Weitsichtiges. Netanjahu erläuterte keinen Plan, wie er sich das Zusammenleben von Israelis und Palästinensern nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Einmarsch der israelischen Armee in Gaza vorstellt. Er sagte nichts über eine kurzfristige Waffenruhe, über die Zehntausenden toten Zivilisten, über die Verhandlungen zur Freilassung der israelischen Geiseln, die die Hamas immer noch gefangen hält. Er sagte auch nichts über das israelisch-saudische Abkommen, an dem die amerikanische Regierung vor dem 7. Oktober gearbeitet hatte.
Stattdessen sprach Netanjahu in markigen Worten über die Vernichtung der Hamas, den „totalen Sieg“ Israels und den Kampf, den Israel und Amerika gegen Iran führen müssten. Wie dieser Sieg eigentlich aussehen soll, verriet er nicht. Wie auch? Hinter dem, was die israelische Armee in Gaza tut, mögen bestimmte, taktische militärische Ziele stecken. Aber eine politische Strategie, die einem anderen Zweck dient, als Netanjahus Verbleib im Amt zu sichern, ist nicht zu erkennen. Von einer Lage, die man als israelischen Sieg definieren könnte, ist die Region jedenfalls weit entfernt.
Vielleicht erinnert der amerikanische Präsident Joe Biden, den Netanjahu am Donnerstag treffen wollte, seinen Gast daran, dass er nach dem 7. Oktober vor genau diesem Szenario gewarnt hat. Biden hat miterlebt, wie die USA nach dem Terroranschlag am 11. September 2001 loszogen, erst nach Afghanistan, dann in den Irak. Wie der damalige Präsident George W. Bush versprach, al-Qaida zu vernichten und den Terror zu besiegen. Und wie das Trauma von 9/11, der Schock und die Wut – so verständlich diese Reaktionen auch sind – zu einer Kaskade von politischen und militärischen Fehlentscheidungen geführt haben, unter denen die USA und der Nahe Osten bis heute leiden.
Netanjahu, das haben die vergangenen zehn Monate gezeigt, war für diese Warnung nicht empfänglich. Und man kann bezweifeln, dass sich das in naher Zukunft ändern wird. Biden ist nur noch ein halbes Jahr Präsident, danach, so zumindest scheint Netanjahu zu erwarten und zu hoffen, wird wieder sein Kumpel Donald Trump die USA regieren, der ihm schon immer freie Hand gelassen hat. [….]