Freitag, 14. September 2012

Viel Geschrei und ein Verschwundener




Da ist ordentlich was los im Nahen Osten, in Nordafrika und in Indonesien.
Religiöse Hetze soll zum parteipolitischen Vorteil umgemünzt werden.
Die Aggros, die das Mohammed-Schmäh-Video produziert und beworben haben - radikale koptische Christen in Kalifornien und radikale amerikanische christliche Pastoren in Florida, die ansonsten gerne Korane verbrennen - sind auf der Wellenlinie der wahlkämpfenden GOP.

George W. Bushs Epigonen kriechen schon mit abenteuerlichen Theorien aus ihren Löchern.
 Beim nächtlichen CNN-Glotzen verschlug es mir das ein oder andere Mal die Sprache.

Bei Wolf Blitzer stellte Paul Bremer fest, der Aggressivität der Muslims in Nordafrika resultiere in der Schwäche der Obama-Administration. Wenn der Präsident mal ordentlich durchgegriffen hätte in den letzten Jahren, würden sich Tunesier und Ägypter gar nicht trauen die mächtigen US-Botschaften anzugreifen. 
Aha! Die Amis sind also zu nett und nun schlagen die bösen Musels deswegen über die Stränge!
 Er analysiert die antiamerikanischen Ausschreitungen wie folgt:


They are a mark of the fact, that the Obama-administration has basically conveyed weakness in this region and weakness always begets troubles. […] The key problem is that the people who are opposing to us are Islamic extremists.


Irre gibt es überall auf der Welt. In Deutschland ist es die Kreuznet-affine rechte Partei „Pro Deutschland“, die begeistert die Gelegenheit ergreifen will auch noch Benzin ins Feuer zu gießen, indem sie das 14-Minuten-Filmchen öffentlich zeigen will.

Die Bundesregierung will das nicht, weiß aber nicht genau, wie man es verhindern könnte.

Um Meinungsfreiheit geht es hier nicht primär.

Viele der Protestierenden schreien in der Tat, daß die Beleidigung des Propheten nicht erlaubt sei. Das ist sie aber eben DOCH in den USA. Deswegen muß Obama ja auch mit der Faust in der Tasche solche Typen wie den Koranverbrenner-Pastor Terry Jones gewähren lassen.

US-Außenministerin Hillary Clinton nannte den Film "abscheulich und verwerflich". Gleichzeitig erklärte sie, dass das Video in den USA durch das Recht auf freie Meinungsäußerung geschützt sei - die Regierung könne es nicht verbieten, selbst wenn sie wollte.

 Alles darf man aber auch nicht in Amerika, die Freiheit endet immer dort, wo sie die Freiheit des nächsten tangiert. Und in Deutschland dürfen wird eben auch nicht alles tun und nicht alles sagen. Wo man sinnvollerweise die Grenze zieht, ist schwer zu definieren.

Das lenkt aber davon ab, daß wir hier in Wahrheit ein Problem mit den Religionen haben und keines mit der Meinungsfreiheit.
Alle Abrahamitischen Religionen sind potentiell sehr gewalttätig, weil sie die eigenen Anhänger moralisch über andere erheben.
Das muß endlich weltweit diskutiert werden: Religionen sind generell eine Gefahr für den Weltfrieden und daher sollte man Religionsführer nicht finanziell unterstützen, ihnen Sitze in der UN gewähren und ähnliches. Wir müssen erkennen, daß wir ohne Religion alle besser dran sind. Dann könnten fanatische Irre so viele Filmchen machen, wie sie wollen, ohne daß es jedes Mal gleich Tote gibt.

Blöde Arabellion mit der noch blöderen Demokratie - mögen sich jetzt viele Regierungschefs in westlichen Hauptstädten denken.
Es hatte durchaus Vorteile für die „öffentliche Ruhe“, wenn ein knallharter Diktator à la Gaddafi, Saddam oder Mubarak alle Macht in den Händen hielt.

Nun rast der Mob durch die Straßen und zerrockert die deutsche Botschaft in Karthum.
Steine prasseln gegen die Wände der deutschen Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum, als am Nachmittag Tausende aufgebrachte Demonstranten die deutsche Vertretung einkesseln. 5000 Menschen sollen es sein, die versuchen auf das Gelände zu kommen.
Sie klettern über Mauern, werfen Fensterscheiben ein, zerstören Kameras und Möbel. Sie reißen das deutsche Emblem von der Wand, springen darauf rum. Dann legen sie Feuer in einem Lagerraum. Es ist blanke Wut, die sich da entlädt. Ein sudanesischer Journalist sagt fassungslos: "Die Leute sind wie wild geworden."
(Horand Knaup und Christina Hebel 14.09.12)
 Schöne Gelegenheit für den Deutschen Außenminister das einzige zu tun, das er kann: Laut Rumnölen.
Westerwelle verurteilte die Angriffe auf die deutsche Botschaft "auf das Schärfste". Von der sudanesischen Regierung verlangte er die "sofortige Wiederherstellung der Integrität und die Sicherheit des Botschaftsgeländes".
 Schade nur, daß Westerwelles Statements noch irrelevanter als in China umfallende Reissäcke sind.
 Es gab mal Zeiten, in denen Deutsche Außenminister gerade im Nahen Osten hoch angesehen waren. 
Insbesondere Joschka Fischer konnte mit seinen exzellenten Beziehungen zu Palästina, zu Jerusalem und seiner engen Freundin Madelaine Albright hinter den Kulissen allerhand bewirken.

 Wenn er in die Region reiste, hörte man ihm zu. 
Wenn er in Washington anrief, hatte er jederzeit das Ohr der US-Außenministerin.

Hillary Clinton ist der deutsche Kollege völlig egal. Er wird in Washington, wir wissen es durch Wikileaks, als irrelevant und nicht informiert eingeschätzt.

Guido Westerwelle war auch gerade in Israel. Der Eindruck, den er hinterließ, war nicht nur nicht bleibend, sondern kann nur als schlechter diplomatischer Witz gewertet werden.

Westerwelle in Tel Aviv, Samstag, 08. September 2011. 
Nach dem Besuch eines Syrischen Flüchtlingslagers latschte der deutsche Außenminister erst mal im „blauen Polohemd und heller Sommerhose“ in die nächste Schwulenbar, die „Spagat Gay Bar“ und zischte ein paar Bierchen. Samstagabend, mal schön chillen.
Die „Haaretz“ schoß ein Bildchen von ihm und brachte den deutschen Chefdiplomaten in der Internetausgabe.
„Mit einer süffisanten Überschrift: 'Deutscher Außenminister ruht sich in Schwulenbar von Iran-Debatte aus.“
(zitiert nach der SZ vom 12.09.12)
 Wer das Bild jetzt sucht, wird es nicht finden. Es war nur am Montag zu sehen und wurde anschließend gelöscht.

Syrien-Bürgerkrieg, der Nahe Osten in Flammen und Guido, mittendrin, fällt lediglich damit auf, daß er aus der Berichterstattung gelöscht wurde. Der "gelöschte Außenminister" - das könnte das Motto seiner ganzen Amtszeit sein!
'Fehler auf der Seite' erscheint nur noch, wenn man 'Westerwelle' und 'Gay Bar' bei Haaretz eintippt. Auch Twitter-Meldungen mit einem Link zum Haaretz-Artikel sind plötzlich: leer.
Nanu, hat man sich gefragt, wie kommt denn das? Hat da etwa das Auswärtige Amt in Berlin Haaretz aufgefordert, den Außenminister zu löschen?
Als Westerwelle mit einem Smartphone von einem Besucher der 'Spagat'-Bar fotografiert wird, kommt er gerade von einem syrischen Flüchtlingslager in Jordanien, es ist Samstagabend. Am nächsten Morgen wird er Verteidigungsminister Ehud Barak treffen, es wird um Iran gehen. Kaum jemand in der Bar nimmt Notiz von Westwelle, er sieht aus wie ein deutscher Tourist. Auffallend sind nur die in Anzüge gekleideten Bodyguards vor und in der Bar.
 Nun ja. Das war wohl nichts.

Aber heute haben wir ja den zweiten deutschen Großdiplomaten vor Ort! 
Joseph Ratzinger schwebte heute im Libanon, dem unter Syrischen Einfluß stehende Bürgerkriegsland ein. 

Mal sehen was der wieder vom Stapel läßt.