Leider habe ich keine sehr große Begabung für Akzente
und andere krankhafte deutsche Idiome.
Ich mag aber Neologismen und höre immer genau hin,
wenn ein neues deutsches Wort zu lernen ist, das es in meinem hochdeutschen
Umfeld nicht gibt.
Ich Fischkopp war erst zweimal in meinem Leben in
Bayern.
Aber bei diesen seltenen Gelegenheiten konnte ich schon reichliche
Eindrücke davon gewinnen, welch Sprachschatz es dort noch zu heben gibt.
Heute lief mir ein besonderes verbales Kleinod über
den Weg.
Die „Analnachschau“.
Obwohl die drei Glieder, aus dem dieser Begriff zusammengesetzt
ist, einzeln auch in Hamburg zu verstehen sind, erklärt sich das Gesamtwort
nicht von selbst.
- „anal“ (= das
Rektum betreffend),
- „nach“
(=Präposition, „hinter“)
- „Schau“ (schwierig…, könnte ein Komparativ
sein „sieh hin“, ein Adjektiv „schick, hübsch“ oder ein Substantiv „Ausstellung,
Show“)
Handelt es sich bei „Analnachschau“ also um einen Backstage-Bereich
hinter einer Arsch-Ausstellung?
Oder müssen nach einer Vernissage die Hintern der
Künstler bewertet werden?
Man weiß es nicht.
Wenn ich dieses Wort bei „Kathnet“ oder „Kreuznet“
entdeckt hätte, wüßte man natürlich, daß es sich um etwas Sexuelles handeln
müßte, da die Katholiban in der Regel außer Penissen und Analverkehr nichts
interessiert.
Aber „Analnachschau“ las ich in der Süddeutschen
Zeitung.
Ich will auch niemanden länger auf die Folter spannen.
„Analnachschau“ ist das was Bayerische Polizisten aus
willkürlichen Launen heraus mit unbescholtenen Bürgern machen, die sie zufällig
in der U-Bahn oder einem Geschäft auflesen.
Und dann geht es los:
Den Polizisten aufs Revier folgen, die vergebliche Bitte, einen Anwalt anrufen zu dürfen, splitternackt ausziehen, breitbeinig hinstellen, bücken, Analnachschau, vor den Augen der Beamten die Vorhaut des Penis zurückziehen.
Analnachschau ist also eine "Inaugenscheinnahme
des Intimbereichs" mit beträchtlicher "Kontrolltiefe".
Es gibt einen unschuldigen, nicht vorbestraften 27-Jährigen
Mann in München, dem diese Prozedur sogar schon zehnmal widerfahren ist.
So ein Bayerisches Praeputium muß
gewaltig sein, wenn Polizisten immer wieder kontrollieren wollen, was sich
darunter verbirgt. Was da alles hineinpassen könnte?
Zwei Streifenbeamte steuern auf ihn zu. Polizei. Ausweiskontrolle. Doch den Ausweis hatte Bäumler nicht dabei. Also mit aufs Revier in der Altstadt, die Identität überprüfen. Doch damit war Bäumler nicht entlassen.Es folgte eine intensive Personenkontrolle: Komplett ausziehen in der Haftzelle, Po aufspreizen, die Vorhaut am Penis zurückziehen. "Ich wollte einen Anwalt anrufen, das durfte ich nicht."
Bayerische Polizisten dürfen das tun.
Es liegt in
ihrem Ermessen ("Das
machen wir immer so.") und dazu muß
der Delinquent noch nicht mal Schwarzafrikaner sein.
Der hier Beschriebene „sieht eigentlich wie ein durchschnittlicher junger Mann aus: 27 Jahre, braunes Haar zum Stiftelkopf gestutzt, blaue Augen, Sakko. So sitzt er im Cafe, wirkt eher schüchtern und verschämt.“
(Was
ist denn ein Stiftelkopf? Wieder so ein Bayerisches Wort, welches jedes
Rechtschreibprogramm hysterisch rot unterkringelt…)
Unser penibel Anal-Betrachteter erreichte es 2007 diese Behandlung von einer Richterin rügen zu lassen.
Aber was interessiert das die Bayerische
Polizei?
Es scheint eher so zu sein, daß Menschen, die versuchen sich rechtlich
gegen solche Methoden zu wehren, einer perfiden Rache der Polizei ausgesetzt
sind.
Ob am Ostbahnhof, in Milbertshofen, in Schwabing, Kolumbusplatz, Stachus oder Giesing: Bäumler wurde immer herausgefischt. Einmal im Sommer 2010 auf dem Bahnhofsvorplatz. Er sollte seine Taschen ausleeren und auf einen Streifenwagen legen."Auf dem Revier können wir das machen, aber nicht hier draußen", sagt er. Daraufhin habe ihn ein Beamter gepackt, auf das Polizeiauto geknallt und ihm Handschellen angelegt. Er habe zu parieren, gab ihm der Polizist unmissverständlich zu verstehen, "sonst machen wir noch viel mehr mit dir".
Nachdem weitere Männer von derartigen Polizeimethoden
berichteten, wollen die Bayerischen Grünen im Landtag einen Bericht zur Kontrollpraxis
der Münchner Polizei verlangen.
Unverschämt.
Das prallt am Innenminister Joachim Herrmann
wirkungslos ab.
Aus dem bayerischen Innenministerium heißt es dazu, die jüngst bekannt gewordenen Vorkommnisse seien "Einzelfälle" und die dort angewandte Härte für Münchens Polizei "gänzlich unüblich". Die Fälle würden seitens des Polizeipräsidiums München "konsequent aufgearbeitet".
Ein
Einzelfall war es auch den 33-jährigen Murat S. dazu zu zwingen, „sich nackt
auszuziehen und sich nach Drogen durchsuchen zu lassen - ohne "den Hauch
eines Anfangsverdachtes"
Der Vorname "Murat" deutet eigentlich nicht auf ein besonders ausgeprägtes Praeputium, unter dem er Waffen oder Joints verstecken könnte. Aber gut, daß die Polizei mal genau nachgesehen hat.