Freitag, 14. Dezember 2018

Norddeutsche christliche Botschaften

Die christliche Botschaft ist etwas mau und altbacken.

Es gibt viele Bibelstellen, die so grausig sind, daß man von Facebook verbannt wird, wenn man sie postet.
Man braucht dafür nicht einmal das Alte Testament; auch im Neuen gibt es beispielsweise Antisemitismus pur. Jesus („Gott ist Liebe“) verkündet dort, wie sehr er die Juden hasst.

14 Denn ihr, Brüder, seid Nachahmer der Gemeinden Gottes geworden, die in Judäa in Christus Jesus sind, weil ihr dasselbe erlitten habt von euren eigenen Volksgenossen wie sie von den Juden.
15 Diese haben auch den Herrn Jesus und ihre eigenen Propheten getötet und haben uns verfolgt; sie gefallen Gott nicht und stehen allen Menschen feindlich gegenüber,
16 indem sie uns hindern wollen, zu den Heiden zu reden, damit diese gerettet werden. Dadurch machen sie allezeit das Maß ihrer Sünden voll; es ist aber der Zorn über sie gekommen bis zum Ende!
(1, Thess, 2)

Da ist es nur folgerichtig, daß Martin Luther, der Urvater der rund eine Milliarde Protestanten auf der Erde (~620 Mio Pfingstkirchler, ~440 Mio Evangelische) als einer der übelsten Antisemiten der Geschichte zum Ideengeber Adolf Hitlers wurde.

So lange Menschen dumm und ungebildet sind, kann man sie mit den Horrorbotschaften aus der Bibel, den Drohungen, Einschüchterungen und faden Versprechungen gut in Schach halten.
Über Jahrtausende der Menschheitsgeschichte war Homo Sapiens schlicht zu blöd, um irgendetwas über Meteorologie, Thermodynamik oder Plattentektonik zu wissen, fürchteten Menschen sich bei jedem Donnerschlag oder Blitzeinschlag. Da hatten es die Typen leicht, die solche unerklärlichen Dinge mit der Allmacht Gottes deuten konnten.
Je größer aber das Wissen des Menschen, desto mehr schrumpft Gottes Himmelreich. Natürlich gibt es in vielen Gebieten der Erde heute immer noch genügend Doofe, aber dort wo der Analphabetismus gegen Null geht, es eine solide finanzierte allgemeine Schulpflicht und kostenlose Hochschulen gibt, bleiben die Menschen entweder aus Bequemlichkeit in der Kirche, oder weil sie sich davon Vorteile versprechen – nur als Mitglied einer Kirche bekommt man vielerorts einen Kitaplatz oder einen Job in einer Pflegeeinrichtung – geht aber nicht mehr zu Gottesdiensten, befolgt nicht die christlichen Regeln (kein Sex außerhalb der Ehe und auch da nur zum Kinderkriegen und ohne Verhütungsmittel) und glaubt natürlich nicht den ganzen Unsinn in der Bibel.
Und viele andere – Hunderttausende jedes Jahr in Deutschland – treten ganz aus, lassen die Kirchen schrumpfen und schrumpfen. Nur noch drei bis vier Jahre, dann werden die Christen in Deutschland unter die 50%-Marke sinken und erstmals in 1500 Jahren wieder eine Minderheit bilden.
In Hamburg haben wir diese symbolische Marke glücklicherweise längst geschafft.
Die Menschen wandern in großen Strömen von der Kirche ab; allein der Kirchenrkeis Hamburg-Ost muss nun 300 kirchliche Gebäude schließen.

Dank Steuerbefreiung, zahlreicher Privilegien und Milliarden staatliches Zuschüsse ergibt sich ein atypisches Bild bei den Kirchenfinanzen; die Kassen quellen über; sie könnten massenhaft Pfarrer einstellen, um uns nordische Heiden zu rechristianisieren.
Könnten. Theoretisch. Am Geld scheitert es nicht.
Es will nur niemand diesen blöden Job machen, bei dem man dem Volk die aggressive, outdatete, diskriminierende, misogyne, antisemitische, xenophobe und homophobe Uralt-Lehre einer primitiven Hirtenkultur vermitteln soll.

[…..] Adventsempfang von Hamburgs und Lübecks Bischöfin Kirsten­ Fehrs. Neben ihr steht in der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen erstmals Ulrike Hillmann, Präsidentin des Landgerichts Kiel. […..] Angesichts der demografischen Entwicklung rechnet die Nordkirche damit, dass von den heute rund 1700 Pastorinnen und Pastoren bis zum Jahr 2030 etwa 900 in den Ruhestand treten. Dagegen können voraussichtlich nur 300 Stellen neu besetzt werden. Kirchliche Personalentwickler sprechen davon, dass die Nordkirche wie auch andere Organisationen und Unternehmen mit einem „eklatanten Fachkräftemangel“ konfrontiert sei.
Präses Hillmann möchte sich dafür einsetzen, dass es für die Nachwuchskräfte genügend Anreize gibt, Pastor und Pastorin in einer Region zu werden. […..]  Die Berufsaussichten für Theologiestudenten, heißt es im Prediger- und Studienseminar der Nordkirche, seien „sehr gut“.
[…..] Zum Glück sprudeln die Kirchensteuern noch kräftig. Im kommenden Jahr werden es voraussichtlich 533 Millionen Euro sein. […..]

Also, wer soll den Job noch machen für die evangelische Kirche?
Die Antwort ist einfach: Idiotinnen.
Dafür muss man schon schwer auf den Kopf gefallen sein, wie die Topklerikerinnen Margot Käßmann oder die kaum weniger einfältige Susanne Breit-Keßler.
Die nächst niedrigere Hierarchie-Stufe der Pröbstinnen  bietet adäquate Nachwuchs-Hohlköpfen eine Chance sich mit flachen, inhaltsleeren Selbstbeweihräucherungen so zu blamieren, daß die Noch-Kirchenmitglieder schreiend vor ihnen wegrennen.

(…..)
Da sich gebildete und intelligente Menschen beiderlei Geschlechts ohnehin von der Kirche abwenden, bleiben offenbar keine durchschnittlichen Frauen der rapide schrumpfenden Kirche als Pfarrerinnen erhalten, sondern es sind die geistig Schlichtesten, die sich zu Geistlichen entwickeln.

(…..) Frappierend ist insbesondere die Unfähigkeit dieser Kategorie der Plapper-Bischöfinnen über ihren eigenen Tellerrand hinauszublicken.

Genau wie Kollegin Käßmann, nimmt auch Breit-Keßler stets sich selbst und ihr eigenes Leben zum Maßstab.
In ihren Texten erzählt sie aus ihrer Familie, ihrem Alltag, beschreibt was ihr gefällt und überträgt das dann flugs auf alle anderen.

Die ganze bischöfliche Theologie ließe sich auf den Kernsatz: „Seid alle so wie ich, dann wird alles gut!“ reduzieren.

Auch in der heutigen Kolumne geht das so. (….)

Die frömmelnden Frauen im Norden halten sich ebenfalls streng an dieses Muster.

  Den Begriff Schuld kann man auf viele Arten und Weisen betrachten [….] Ich erinnere mich noch gut an eine Situation, in der ich als Kind einen Freund aus Wut beschuldigt habe, etwas getan zu haben, und er dann eine Strafe von seinen Eltern erhielt, die er eigentlich gar nicht verdient hatte. Ich hatte hinterher Scham-und Schuldgefühle, konnte schlecht schlafen. Als mein Kumpel mir vergab, fühlte ich mich wie von einer Last befreit.  [….] Und vielleicht kann auch der Glaube helfen, wenn man sich sicher ist, dass Gott immer zu einem hält, egal was man gemacht hat.

 „Und wo bleibt das Positive?“, wurde der Schriftsteller Erich Kästner seinerzeit  immer wieder gefragt, wenn er seine zeitkritischen Gedichte und Kolumnen veröffentlichte. [….] Witze, die mitunter gerade aufgrund ihrer Arglosigkeit, in der sie daherkommen, umwerfend wirken, uns erheitern und im selben Moment zum Nachdenken bringen. Zu diesen gehört für mich jener: „Was sagt eine Schnecke, die auf dem Rücken einer Schildkröte sitzt? – Hui!“ Das ist nicht nur einer der besten Schneckenwitze, die ich kenne. Er ist darüber hinaus auch tiefsinniger, als er zunächst klingt. Ich sehe zumindest sofort die Schnecke vor mir, der der Fahrwind die Fühler um die Ohren schlenkert. [….]

[….] wenn ich in die Kirche gehe, ist für mich der Segen am Schluss des Gottesdienstes immer ein Höhepunkt. Weil er Kraft gibt, vielleicht
Auch beruhigend ist. Ich habe danach immer das Gefühl, unter Gottes Schutz zu stehen – zumindest für den Tag oder den Anfang der Woche [….] Manche empfinden es als Segen, Freunde oder eine nette Familie zu haben. Und das Schönste ist, jeder kann ihn geben: Die Eltern ihrem heiratswilligem Sohn, die Ehefrau ihrem Mann auf den Arbeitsweg, eine Kollegin einer anderen für eine Reise.
[….]

„Ich musste sofort an die Worte meiner Mutter denken: Auch in brenzligen Situationen ruhigbleiben.“ Entscheidend ist zudem ein festes Wertegerüst, ein Glaube oder eine Hoffnung. Kürzlich erzählte mir eine Freundin, sie stecke in Gedanken jede gute Erfahrung in ihrem Leben in einen imaginären „Mutmachkoffer“. Bei Bedarf schöpfe sie aus diesem Fundus, wenn sie verzagt sei und sich selbst Mut zuspreche. Ganz ähnlich ist es mit unserer christlichen Tradition:
Sie ist ein unerschöpflicher Fundus von Mutmachgeschichten.

Ich lese gerade begeistert ein Buch über Hummeln. [….] Nicht nur, dass die pummeligpelzigen Tierchen die Gesetze der Erdanziehung überlisten und darin ein Wunder sind. Wie viele Abermillionen von Tomaten, Gurken und Johannisbeeren werden jährlich durch sie bestäubt! Was für einen riesigen Nutzen wir von diesen putzigen Lebewesen haben, war mir bis dahin nicht bewusst.[….]

Die norddeutschen Top-Theologinnen erstaunen nicht nur mit der sagenhaften Banalität ihrer Gedanken, sondern auch mit einer geradezu unheimlichen Unfähigkeit zur Abstraktion. Sie scheinen allesamt überhaupt nicht über ihren eigenen Horizont hinausblicken zu können und sehen die Gesellschaft als glückliches Abziehbild der 1950er Jahre, als der Mann arbeiten ging, die glückliche Hausfrau ihm auf dem Weg ihren Segen wünschte und alle zufrieden in die Kirche gingen. (……)

Mit den der Kirchen zur Verfügung stehenden Milliarden können sie sich eine gewaltige Aufmerksamkeit verschaffen. In Norddeutschland geschieht das durch beispielsweise durch die auflagenstarken kostenlos verteilten Zeitungen „Chrismon“ oder das dem Abendblatt beigeeordnete Kirchenbelobingungsorgan „Himmel und Elbe.“

In der Oktoberausgabe preist sich Pröbstin Kleist mit einer selbstgemalten Illustration selbst durch eine Geschichte von einem Urlaubsflug (Jerusalem natürlich), auf dem eine Passagierin ihre Brille verlor und sie, Kleist so unheimlich hilfsbereit war der Fehlsichtigen auf dem Flughafen zu ihrem Anschlussflug zu helfen.


Auch diese Kolumne geht strikt nach dem Muster: Primitive Begebenheit aus MEINEM Alltag, in der ich besonders gut und vorbildlich aussehe.

Im Juli 2018 prahlte sie davon, wie sie auf einem Seminar die Teilnehmer mit ihren Geschichten von einer Büchersammlung in der Elbphilharmonie begeisterte.


Und im April 2018 hatte Kleist mich mit der bahnbrechenden Geschichte beeindruckt wie sie mit einer Freundin spazieren ging, obwohl sie erst gar keine Lust hatte und dann war es aber doch ganz nett.


Donnerschlach, nun überlegt sie sogar mal allein spazieren zu gehen. Was für eine tiefsinnige Geschichte. Fast hat sie mich schon so weit in die Kirche einzutreten. Nur Gott kann einer Pröbstin so intellektuelle Gedanken einpflanzen.