Jeden Karfreitag gibt es wieder Diskussionen um das
kirchlich erzwungene Tanzverbot für alle Menschen in Deutschland – inklusive einer
langen Liste mit 756 Filmen, die auf Befehl der Katholiban und Evangeliban
nicht angesehen werden dürfen:
"Schnapsnase und Schlappohr" (1980)
"Das Leben des Brian" (1980)
"Louis der Spagettikoch" (1981)
"Käpt’n Blackbeard’s Spuk-Kaschemme" (1981)
"Didi Hallervorden – Alles im Eimer" (1981)
"Die Feuerzangenbowle" (1981)
"Piratensender Powerplay" (1981)
"Durchs wilde Kurdistan" (1983)
"Sunshine
Reggae auf Ibiza" (1983)
"A
Hard Day’s Night" (1984)
"Max
und Moritz" (1985)
"Top
Gun" (1986)
"Police
Academy" (1988)
"Harold And Maude" (1988)
"Ghostbusters" (1990)
"Reservoir Dogs" (1992)
"Lotta zieht um" (1995)
"Meisterdetektiv Blomquist" (1995)
"Heidi in den Bergen" (2001)
[…..] Es ist aber auch eine grausame Geschichte: Ein fünfjähriges
Waisenmädchen in einer gottverlassenen, zugigen Berghütte. Ohne Strom, ohne
fließendes Wasser. Ein mürrischer alter Mann ohne richtigen Namen. Eine
karrierewütige Großstadttante, die das Kind zwingt, der gehbehinderten Cousine
als Gespielin zu Diensten zu sein.
Nein, entschieden fünf Prüfer der Freiwilligen Selbstkontrolle der
Filmwirtschaft (FSK) im Oktober 2001. Ein unzumutbares Machwerk. Dieser Film
sei geeignet, das "religiös sittliche Empfinden an stillen christlichen
Feiertagen zu verletzen". Seither darf "Heidi in den Bergen" an
Karfreitag nicht mehr in öffentlichen Filmvorführungen gezeigt werden. Der
Cartoonklassiker von 1975 – eine Gefahr für das seelische Wohl der Nation und
seiner schützenswerten Schäflein. [….]
Es ist immer problematisch Strafgesetze aufgrund des religiös sittlichen Empfindens Einzelner
zu erlassen.
Wie soll man ermessen was das eigentlich ist?
Wie soll man ermessen was das eigentlich ist?
Immerhin gibt es offensichtlich auch genügend Menschen in
Deutschland, deren religiös sittliches
Empfinden empfindlich durch Frauen ohne Kopftuch, Ehescheidung, Küsse zwischen
Männern oder Miniröcke gestört wird.
Wenn wir auf jede Empfindlichkeit mit Verbotsgesetzen
reagieren, bleibt nichts mehr erlaubt.
Wenn ich nur allein daran denke was alles MEIN empfindlich sittliches Empfinden beeinträchtigt:
Nackte Füße, Sandalen, Trachten, Volksmusik, Bärte, schwarzrotgold, Schlager, Countrymusic, Blaskapellen, Schützenvereine, Fußball, Fangesänge, Hupkonzerte, Kirchenglocken, Motorradlärm, Hundegebell, Kindergeschrei, RTL-Vorabendserien, Quizsendungen, Weihnachtslieder, Loveparade, Radfahrer, Smombis, Grillen, Fischgeruch, Donald Trump, Radiowerbung, die AfD, Horst Seehofer, Jens Spahn, beige Steppwesten, Man-buns, Hipster, kurze Hosen, Zigarettenrauch, Biergärten, Imbissbuden, Feuerwerk, Rollkofferlärm, Sex-Geräusche, junge Mütter im 80.000-Euro-SUV, Repp-Musik.
Nackte Füße, Sandalen, Trachten, Volksmusik, Bärte, schwarzrotgold, Schlager, Countrymusic, Blaskapellen, Schützenvereine, Fußball, Fangesänge, Hupkonzerte, Kirchenglocken, Motorradlärm, Hundegebell, Kindergeschrei, RTL-Vorabendserien, Quizsendungen, Weihnachtslieder, Loveparade, Radfahrer, Smombis, Grillen, Fischgeruch, Donald Trump, Radiowerbung, die AfD, Horst Seehofer, Jens Spahn, beige Steppwesten, Man-buns, Hipster, kurze Hosen, Zigarettenrauch, Biergärten, Imbissbuden, Feuerwerk, Rollkofferlärm, Sex-Geräusche, junge Mütter im 80.000-Euro-SUV, Repp-Musik.
Und das war nur das, was mir in einer Minute einfällt.
Wenn ich diese Liste mit 82 Millionen (Bürger in
Deutschland) multipliziere, bekomme ich eine offensichtlich nicht praktikable Anzahl von Verboten.
Das kirchliche Tanz- und Filmverbot insbesondere in einer
atheistischen Stadt wie Hamburg ist anachronistischer Humbug und gehört sofort
abgeschafft.
(….) Heute darf ich nicht tun was
ich will.
Völlig antiquierte Gesetze aus
den 1950er Jahren – also der Zeit, als Frauen noch nicht ohne die Erlaubnis
ihres Ehemannes arbeiten durften und Schwule ins Gefängnis gesteckt wurden –
legen fest, daß man am Karfreitag nichts vergnügliches tun darf.
[….] Tanz, Konzerte und in manchen Bundesländern sogar Sportveranstaltungen:
Am Karfreitag ist einiges verboten, was sonst erlaubt ist. Eine Initiative in
Bochum wehrt sich dagegen - mit der Aufführung eines Monty-Python-Klassikers.
Der Karfreitag ist nicht nur ein christlicher Feier- sondern ein
Trauertag, auch "stiller Tag" genannt: An so einem Tag sollen Bürger
in Deutschland nicht tanzen, zu Konzerten oder Sportveranstaltungen gehen. So
ist es in den Bundesländern mehr oder weniger scharf gesetzlich geregelt - die
Verbotszeiten variieren dabei.
Verstöße werden mit Ordnungsstrafen geahndet, und dabei geht's manchmal
gar nicht ums Tanzen oder Sport treiben: Für die Aufführung des
Monty-Python-Klassikers "Das Leben des Brian" am Karfreitag hat die
Bochumer Initiative "Religionsfrei im Revier" im vergangenen Jahr
einen 300 Euro Bußgeld-Bescheid bekommen. Nun droht dasselbe noch einmal.
[….]
Wie immer sind es die
Kirchenvertreter, die sich bis zuletzt gegen den gesellschaftlichen Fortschritt
wehren und damit am Ende als die Ewiggestrigen dastehen, die sich für
Diskriminierungen einsetzen.
Nun wird diese anachronistische
Absurdität 2015 nicht das erste mal in Frage gestellt.
Jahr für Jahr laufen mehr
Menschen dagegen Sturm, treffen sich demonstrativ zum Tanzen, Singen und Filme
gucken.
Das zwingt die Kirchisten dazu
sich zum Thema zu äußern.
Wären sie gut beraten oder gar
intelligent, wüßten sie, daß der Kampf nicht zu gewinnen ist.
Sie würden die Initiative
ergreifen und öffentlich erklären, daß karfreitagliches Partyverbot zu den
Dingen gehört, auf die man nicht stolz ist.
So wie die kirchliche
Unterstützung für Krieg und Hitler, wie das Waffensegnen, der Widerstand gegen
Frauenwahlrecht und Sklavenbefreiung.
Aber man lerne schließlich dazu
und wolle nun lediglich Anregungen geben und nicht mehr mit dem Strafrecht
seine religiösen Überzeugungen den Konfessionslosen aufzwingen.
Das brächte den Kirchen mit
Sicherheit einen großen Imagegewinn.
Statt Klugheit bestimmen aber Platthirne wie Kässmann und
Bedford-Strohm die Topetage der EKD. (….)
Das absurde Tanzverbot wird mit Sicherheit irgendwann
fallen, so wie auch das Wahlverbot für Frauen, oder das Sexverbot für zwei
Männer oder das Kinderarbeitsverbot irgendwann trotz des erbitterten
Widerstandes der Kirchenführer irgendwann fiel.
(…..) Das ist eins dieser
sonderlichen Christenprivilegien, die der Durchschnittschrist, welcher
Atheisten ablehnt, gar nicht kennt.
Atheisten zahlen die
Bischofsgehälter, finanzieren das Theologie Studium, geben die Gelder für
christliche Heime/Kitas/Schulen und bekommen von Christen vorgeschrieben was
sie in ihrer Freizeit tun dürfen.
Wir Atheisten dürfen so brisante
Filme wie Mary Poppins
oder Astrid Lindgrens Gebrüder Löwenherz
nicht sehen und wir dürfen Ostern nicht tanzen.
[….] Die Gegner des Tanzverbots können endlich ihre vor Gericht erzwungene
"Heidenspaß"-Party feiern. Pure Gaudi ist das nicht.
[….] Ein Heidenspaß kann furchtbar anstrengend sein. Zum Beispiel dann, wenn
man sich jahrelang durch sämtliche gerichtliche Instanzen kämpfen muss, um eine
Party mit diesem Namen veranstalten zu dürfen. Doch die Anstrengung war es den
Veranstaltern wert, es geht ihnen ums Prinzip: Nämlich um Selbstbestimmung,
also darum, dass sie sich von einer Religion nicht vorschreiben lassen wollen,
was sie an einem bestimmten Tag zu tun und zu lassen haben. Also nun die Feier
im mit gut 150 Menschen voll besetzten Oberanger-Theater. Die Menschen, die
hier sind, wollen nicht nur aus Gaudi feiern. Michael Schmidt-Salomon betont
sogar ausdrücklich: "Wir haben uns heute hier versammelt, weil es uns ernst,
ja sogar bitterernst damit ist, den Karfreitag nicht ernst zu nehmen." [….]
Zehn Jahre mußten sich Atheisten durch alle Instanzen klagen, um
erstmalig am Karfreitag eine Veranstaltung machen zu können.
Pim Spahn, der neue Rechtsaußen und künftige Superstar der CDU, verbreitet seine
eigenen Ansichten über das atheistische Pack, das es wagt sich der Kirche zu widersetzen. Alles Kriminelle, genau wie andere Schwerverbrecher.
(…..)
Statt aber ihre Privilegien zu genießen, so lange sie
bestehen, bemühen sich Kirchisten glücklicherweise unfreiwillig selbst darum
diese zu schleifen, indem sie mit besonders dümmlichen und rücksichtslosen und
arroganten Aussagen vorpreschen.
Hardcore-Katholik Wolfgang Thierse ist dafür immer gut, der
auch diese Woche mal wieder eifrig damit beschäftigt war seiner Partei und
seiner Kirchen möglichst stark zu schaden.
[….] Tanzverbot-Streit in der SPD: Thierse kontert Kühnert scharf
Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat die
Forderung von Juso-Chef Kevin Kühnert kritisiert, das Tanzverbot an Karfreitag
abzuschaffen.
Er sei erstaunt darüber, was Kühnert für wichtig halte und welche
Interessen er bedienen wolle, sagte Thierse den Zeitungen des
Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Donnerstag. "Bisher wusste ich nicht,
dass die SPD eine Spaßpartei ist", sagte Thierse. Der 75-Jährige ist
Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken.
Kühnert hatte gefordert, das Tanzverbot am Karfreitag abzuschaffen. Er
würde keine Party in einer Kirche anmelden, sagte Kühnert. Doch "wer an
dem Tag in die Disko gehen will, sollte das auch tun können". Die
Entscheidung, an Karfreitag feiern zu gehen, müsse jedem selbst überlassen
werden.
Julis über Tanzverbot: „Relikt aus vergangenen Tagen“
Auch die Jungen Liberalen in Hamburg sprachen sich dafür aus, das
Tanzverbot abzuschaffen. Es sei "ein Relikt aus vergangenen Tagen",
erklärten sie am Donnerstag. Wer Karfreitag in Stille verbringen wolle, könne
sich gegen das Feiern entscheiden. Dem Rest der Bevölkerung müsse es aber
möglich sein, an diesem freien Tag zu tun, worauf er Lust habe. [….]
Danke Thierse für diesen effektiven Versuch die SPD weiter
in die Einstelligkeit zu treiben.
Dies wäre eigentlich die Stunde einer funktionierenden
Parteiführung das senile Relikt zurück zu pfeifen, aber bekanntlich sitzt im
Chefsessel ja auch eine Hardcore-Religiotin.
(…..) noch unsanktioniert vom
Staat Jugendliche sexuell missbrauchen und anschließend den Täter
schützen, fügen sich die deutschen Volksvertreter
anachronistischen Absurditäten wie dem österlichen Tanzverbot oder Filmverbot.
Darf am Karfreitag, wenn ChristInnen der Kreuzigung Jesu Christi
gedenken, getanzt werden? Nein, sagt das Gesetz in vielen deutschen
Bundesländern.
Als Angehöriger der 99%-Mehrheit
der Hamburger, die nie zum Gottesdienst gehen, fordere ich ein Bet-Verbot an
allen Nicht-Ostertagen.
Die Gebete von messianischen
Pröbstinnen stören mein humanistisches Empfinden nämlich genauso sehr, wie es
den Glauben der praktizierenden Hamburger Christen stört, wenn ich am
Karfreitag ein Tänzchen aufs Parkett lege oder womöglich sogar einen Louis de
Funès-Film gucke.
Doch nicht nur Feiern ist verboten - auch bestimmte Filme. Die
Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) hat im Januar eine Liste
von Kinofilmen herausgegeben, die zwischen 1980 und 2015 keine Freigabe für die
stillen Feiertage erhielten. Ein Verbot bestimmter Filme findet sich sogar im
ein oder anderen Feiertagsgesetz, in NRW etwa, wo es bis zum Karsamstag um 6
Uhr zumindest offiziell verboten ist, Filme zu zeigen, die nicht vom
Kultusministerium anerkannt sind.
[…] Darauf finden sich auch
Kinderfilme wie "Mary Poppins", "Heidi in den Bergen" und
"Lotta zieht um". Daneben: Titel wie "Horrorsex im
Nachtexpress" (FSK 18), aber auch Klamauk wie "Louis, der
Schürzenjäger" (mit Louis de Funès) und "Didi und die Rache der
Enterbten" (mit Didi Hallervorden).
Als SPD-Freund sind Verbündete wie Nahles oder Thierse
natürlich ein Elend.
Müssen die ausgerechnet in meiner Partei rumlungern?
Als Atheist ist es umso erfreulicher, daß sich in
der RKK und EKD weitüberwiegend Doofe tummeln, die eifrig daran werkeln ihre
Vereine der Lächerlichkeit preis zu geben.
Das Kirchenmitglied Micky Beisenherz fasst zusammen:
[…..] Die Marke Christentum rangiert irgendwo zwischen Deutscher Bank und
Monsanto.
Da braucht es nicht einmal mehr eine Netflix-Doku.
Sicher, der Islam hatte PR-technisch auch schon bessere Zeiten, aber
die Katholische Kirche arbeitet fleißig daran, auch den treudoofsten
Beitragszahler mit der Nase in das modrige Weihwasserbecken zu drücken.
"Na, gefällt Dir DAS, ha?!“
Und jede Woche kommt irgendein Neuer unter seinem Stein her gekrochen,
um den Ruf der Organisation zu beschädigen.
Womöglich ist es unschicklich, einen fast 92-jährigen Wirrkopf zu
zitieren. Andererseits war Joseph Ratzinger mal Papst und in seiner Funktion
als Konzernchef und Aufsichtsratsvorsitzender der Katholiken verantwortlich für
einen derart kapitalen Haufen großen Unrechts, dass sogar die Chefs von Nestlé
sich beschämt abwenden.
The Artist formerly known as Benedetto jedenfalls erklärt sich den
jahrzehntelangen, tausendfachen Missbrauch von Kindern in der Katholischen
Kirche mit der institutionellen Hilflosigkeit ob der moralischen Erosion der
damaligen Gesellschaft:
So kann man das natürlich auch sehen.
Die Erläuterung, warum sich dann vor allem Kirchenvertreter von dieser
Entwicklung animiert gefühlt haben, bleibt er schuldig.
Vor allem aber bestätigt eine so zynische wie weltfremde Aussage, dass
Ratzinger immer schon ein seelenloser Hostien-Bot war, dessen einziges
Bejubelungsmerkmal als Papst es war, dass er Deutscher ist.
Zumindest den BILD-Lesern hat das immer gereicht.
Damals, als Ratzinger, komplett überfordert vom Missbrauchsskandal
(oder dessen immer komplizierterer Vertuschung), als Papst zurücktrat,
versprach er "künftig für die Welt verborgen" zu bleiben.
Wäre nett gewesen, hätte er sich darangehalten.
Was für eine jämmerliche Gestalt.
Ratzinger. Tebartz van Elst. Kardinal Meißner (bei dem ich es stets
bedauert habe, dass er die Ehe für alle nicht mehr mitbekommen konnte).
Sie alle sind die Infantinos, die Blatters, die Berlusconis des
Katholizismus.
Dubiose Gestalten, die einen förmlich zum Amt treiben, um sich endlich
als Beitragszahler austragen zu lassen.
Selbst der einst so gehypte Franziskus setzt vermehrt auf den
klerikalen Markenkern, wenn er Homosexualität als Modeerscheinung bezeichnet
oder Abtreibung als Auftragsmord.
Wie man auf die Art Neu-Abonnenten gewinnen will, während die
Stammkunden wegsterben, bleibt mir schleierhaft. [….]