Donnerstag, 31. März 2022

Verlässlichkeit im Trumpismus.

Nachdem meine Eltern regelrecht physisch unter der Präsidentschaft George W. Bushs litten und sich dann so erleichtert und stolz fühlten, weil 2008 das Pendel mit der Wahl Barack Obamas umschlug, bin ich rein politisch betrachtet froh, daß sie beide lange vor der 2015ner Kandidatur Trumps abreisten und die Wahl-Shitshow, nicht mehr erlebten. Let alone die vierjährige galaxitäre Peinlichkeit der Präsidentschaft von IQ45.

Das Jahr der Trump-Kandidatur war schon unfassbar erbärmlich, aber die meisten Beobachter wurden noch nicht vollständig in ihrem Innersten erschüttert, weil man, auch ich, sich sicher war, daß er natürlich nicht gewählt werden könne. Die Amerikaner ergötzten sich an der Trump-Show, fühlten sich gut unterhalten, gruselten sich fasziniert an dieser grotesken Type. Aber sie würden letztendlich ja nicht so irre sein, den lügenden Titten-Juror zum mächtigsten Mann der Welt zu machen und ihm die Nuclear Codes zu übergeben.

Diese angenehme (und naive) Gewissheit „das wird schon nicht passieren“, verschwand erst in der Wahlnacht 2016.

Inzwischen verschwanden so einige subjektive Gewissheiten.

Üblicherweise empfinden es Kinder als absolute Gewissheit, daß ihre Eltern immer für sie da sind. Das ist rein subjektiv. Objektiv ist das Gegenteil gewiss: Die Eltern werden eines Tages nicht mehr da sein. Und dennoch sind die meisten Menschen schwer getroffen, wenn ihre Eltern plötzlich nicht mehr da sind. Selbst wenn sie hochbetagt sind und lange krank waren.

Weltpolitisch betrachtet wurden in den letzten paar Jahren allerdings derartig viele sicher geglaubte Gewissheiten abgeräumt, daß unsere gesamte Vorstellungswelt volatil geworden ist.

Die Amis wählen Trump und nicht die hochqualifizierte Clinton.

Die Briten stimmen für den Austritt aus der EU.

Eine Pandemie mit vielen Millionen Todesopfern legt weltweit das soziale Leben still.

Die Deutschen tätigen Hamsterkäufe.

Krieg in Europa; Russland greift die Ukraine an.

Merkel ist nicht mehr Kanzlerin.

Die SPD gewinnt Wahlen.

Mit einer Grünen Regierungsbeteiligung geht es auf Gas-Einkaufstour in den Scharia-Staaten am Golf und die Bundeswehr wird aufgerüstet, wie noch nie.

Was könnte uns jetzt überhaupt noch überraschen?
Eine Päpstin? Frieden zwischen der Hamas und Israel? Landung Außerirdischer?

Ewige Gewissheiten werden rar und kostbar, man sehnt sich nach ihnen. Eine dieser seltenen Gewissheiten liefert ausgerechnet Donald Trump. Niemand schließt seine erneute Präsidentschaftskandidatur oder gar einen Wahlsieg im November 2024 aus. Aber auf eins kann man sich verlassen: Der Mann ist so sagenhaft verblödet, daß jede seiner geschäftlichen Unternehmungen gegen die Wand gefahren wird.

Allein sechs Mal ging er mit Casinos Bankrott. Dabei gelten diese als Gelddruckmaschinen. Donald Trump ritt das Trump Taj Mahal (1991), Trump Plaza Hotel and Casino (1992), Plaza Hotel (1992), Trump Castle Hotel and Casino (1992), Trump Hotels and Casino Resorts (2004) und die Trump Entertainment Resorts (2009) in die Pleite.

Trumps Firmen überleben nur, wenn ihn reiche Gönner (wie sein Vater) ständig Geld dazu schießen oder wenn er kriminelle Methoden anwendet.

1. Trump Airlines

2. Trump beverages

3. Trump: The Game

4. Trump casinos

5. Trump magazine

6. Trump Mortgage

7. Trump Steaks

8. Trump’s travel site

9. Trump’s comms company

10. Trump Tower Tampa

11. Trump University

12. Trump Vodka und

13. Lost future earnings from calling Mexicans rapists

gelten als die bekanntesten Business-Pleiten des selbsternannten Business-Moguls.

Schön zu sehen, daß Trump mit seiner letzten Großnkündigung; er wolle mit seinem eigenen Social-Media-Netzwerk „Truth Social“ Twitter und Facebook vom Platz fegen, seinem inversem Midas-Prinzip treu blieb und auch hier auf eine gewaltige Pleite zusteuert.

Dieses „Trump-Twitter“ existiert nun seit ein paar Wochen – ist aber so scheiße und so unbeliebt, daß noch nicht mal er selbst den Mist benutzt.

 [….]  Mit seiner App "Truth Social" wollte Donald Trump einen virtuellen Raum für patriotische Amerikaner schaffen - und damit Twitter Konkurrenz machen. Und jetzt? Meidet er sie selbst. [….]  Vielleicht darf bei Truth Social aber auch deswegen niemand rein, weil es drinnen nichts zu sehen gibt? Vielleicht ist das Projekt kaum mehr als eine leere Hülle, auf der das Etikett "Trump" klebt, um Investoren das Geld aus der Tasche zu ziehen? Truth Social wäre dafür nicht das erste Beispiel - Donald Trump hat schon mit Trump-Steaks, seiner Fluglinie Trump Shuttle oder der Trump University Schiffbrüche erlitten. Die vier Jahre, in denen er Präsident der USA war, kann man getrost auch dazuzählen. Die Versprechen waren natürlich gigantisch, wie immer bei Trump. Nachdem er von Facebook und Twitter gesperrt worden war, weil er seine Anhänger am 6. Januar 2021 zum Sturm auf das Kapitol aufgestachelt hatte, sann Trump auf Rache. [….]  Truth Social werde Twitter wegfegen, kündigte Trump an. Bisher ist es bei großen Worten geblieben. Truth Social ist nicht besonders originell, sondern im Wesentlichen eine Twitter-Kopie, bei der die Kurznachrichten nicht "Tweets", sondern "Truths" heißen [….]  Seit dem Start von Truth Social vor fünf Wochen hat er dort nur eine einzige "Truth" verschickt, bestehend aus zwei mickrigen Sätzen: "Macht euch bereit!", schrieb er. "Euer Lieblingspräsident ist bald da!" Nach jetzigem Stand war das eine Lüge. [….]

(Hubert Wetzel, 31.03.2022)

Mittwoch, 30. März 2022

Die Hepatitisgelben und die Liebe zum Virus.

Die Stiko sagt nicht so klar, ob und wann jemand wie ich (unter 60, doppelt geimpft, Omikron-genesen) eine Auffrischungsimpfung („Booster“) braucht.

In dem Pflegeheim, das ich regelmäßig besuche, sind aber alle Bewohner und das Personal schon vierfach geimpft; da wollte ich nicht nachstehen und auf Nummer sicher gehen.

Also ergoogelte ich gestern einen Termin und war schon heute, um 16.30 Uhr dran.

Das ging zackig und zentral in der Impfambulanz der Uniklinik.

Schnell tauchte der Impfmann auf, ein junger Sportarzt, netter Typ, der gar nicht nach Stiko-Empfehlungen fragte. „2 Biontech + 1 Omikron haben Sie?“, da passe doch Moderna gut dazu. Mutmaßlich vertrüge ich das auch besser, da der Moderna-Booster nur die halbe Dosis sei.

Nebenan kam dann eine Studentin, die mich piekste und erzählte, ich wäre DER LETZTE. Der Letzte überhaupt. Also nicht nur heute der letzte Termin, sondern die Impfambulanz schließt heute endgültig, weil es in der Hamburger Innenstadt GAR KEINE NACHFRAGE MEHR nach Auffrischungsimpfungen gibt.

Da kommt einfach niemand mehr, der sich impfen lassen will.

Wir lockern ja jetzt.

Ich kann das immer noch nicht glauben. 300.000 Neuinfektionen jeden Tag in Deutschland, 100 bis 300 Tote jeden Tag, 130.000 Covid-Tote bisher in Deutschland.

Jeden Tag so viele Tote, wie bei einem Flugzeugsabsturz.

Man stelle sich vor, zwei Jahre lang würde jeden Tag ein voll besetzter Passagierjet in Deutschland vom Himmel krachen.

Meine Phantasie reicht aus, um mir auszumalen, daß man nach 600 Tagen die einzelnen Crashs gar nicht mehr wahrnähme.

Aber würde man es auch bejubeln, wenn die FDP-Minister daraus folgernd verlangten, nun auch die Flugsicherheit, Waffenkontrollen am Airport, die bisher vorgeschriebenen akribischen Wartungen  und die Fluglotsen, abzuschaffen?
Diese ganzen Kontrollen am Flughafen sind ja schließlich ungeheuer lästig, kosten die armen Fluggesellschaften Geld und widersprechen der freiheitlichen Entscheidung mit Risiko zu fliegen. Sind solche Maßnahmen nicht ein Zeichen von gescheiterter Planwirtschaft, die den mündigen Bürger gängeln?
Nun ist ein gewisser pathologischer Wahnsinn bei FDP-Rumpelstilzchen wie Wolfgang Kubicki natürlich zu erwarten. Ich verstehe sogar, daß Olaf Scholz während eines heißen Krieges in Europa, bei dem das größte Land, das Zweitgrößte überfallen hat, den Kopf zu voll hat, um sich mit einer platzenden Ampel abärgern zu können, so daß er der FDP mehr nachgibt als nötig.

Aber der Wahnsinn ist weit über das FDP-Lager hinausgeschwappt. Schon im Februar 2022 erzählte mir die Leiterin eines Hamburger Pflegeheims vor Ort, wie erleichtert sie darüber wäre, Corona endlich los zu sein und die Bewohnern wieder alle Freiheiten zu geben.

Als ich verschämt einwarf, daß Corona nicht nur nicht vorbei wäre, sondern sich schneller denn je ausbreite, atmete sie entnervt einmal tief, rollte mit den Augen und befand „ja, aber das ist ja jetzt harmlos wie ein grippaler Effekt.“

Selbst als ich nachsetzte, indem ich auf meine eigenen Erfahrungen mit einem Impfdurchbruch aus dem Dezember 2021 verwies, brachte sie das keineswegs aus dem Konzept. „Dann sind Sie wohl auch generell extrem empfindlich!“

Die öffentliche Meinung hat sich gedreht.

Wurden vor einem halben Jahr noch die umsichtigen Landeschefs von der schreibenden Zunft verteidigt, unterstellte die Hamburger Morgenpost nun dem habilitierten Mediziner und Hamburger Bürgermeister Tschentscher, er mache krumme Dinger, wenn er die armen Hamburger weiterhin zum Maskentragen verdonnere.

[….] Tschentschers fragwürdiger Trick mit der Maskenpflicht

Der Senat will, dass wir weiter Maske tragen. Und auch Zugang nach 2G plus und 3G soll weiter eine Option bleiben. Möglich macht das ein Trick: Hamburg, das Bundesland mit der niedrigsten Inzidenz, soll zum „Corona-Hotspot“ erklärt werden, so kann die Maskenpflicht in Innenräumen bleiben. Dieses Vorgehen ist in Teilen fragwürdig.  [….]

(MOPO, Mathis Neuburger 23.03.2022)

Nein, Neuburger, das ist weder ein Trick, noch fragwürdig, sondern entspricht der dringenden Empfehlung des Bundesgesundheitsministers Lauterbach, der ausdrücklich an die Bundesländer appelliert „Nutzen Sie die Hostspotregelung!“

[….]  Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bemühte sich am Montag um Aufklärung. Laut seinem Ministerium sind vier Punkte mitentscheidend für eine drohende sich ausbreitende Infektionslage, wobei nicht alle gleichzeitig erfüllt sein müssen:

    Die Absage von planbaren Eingriffen in Krankenhäusern

    Die Verlegung von Patienten und Patientinnen

    Eine gefährdete Notfallversorgung

    Die Unterschreitung von Personal-Untergrenzen in der Pflege

Lauterbach riet den Landesregierungen jetzt ausdrücklich, davon Gebrauch zu machen. Zu den Plänen in Hamburg sagte er: "Ich glaube, die Begründung, die in Hamburg jetzt vorgelegt wird, ist eine gute Begründung." Bisher haben nur die Hansestadt und Mecklenburg-Vorpommern konkret angekündigt, von der Hotspot-Regelung Gebrauch zu machen. Bayern etwa will die Möglichkeit nicht nutzen und alle Maßnahmen fallen lassen - bei einer deutlich höheren Inzidenz.  [….]

(NDR, 30.03.2022)

Wenn schon eine bundeseinheitliche Meinung wegen der fanatischen FDP-Minister nicht möglich ist, halte ich Lauterbachs Linie für die zweitbeste Lösung. Seine vier Kriterien sind überzeugend.

[….]  Die Hamburger Bürgerschaft hat am Mittwoch einen Antrag von SPD und Grünen beschlossen, der Hamburg zum Hotspot macht. Damit bleiben die bisherige Maskenpflicht und die 2G-Plus-Regel in Clubs bis Ende April bestehen. Die Abstimmung wurde auf Antrag der AfD hin namentlich durchgeführt. 78 Abgeordnete stimmten mit „Ja“, 19 Abgeordnete mit „Nein“. Enthaltungen gab es keine. FDP und AfD haben bereits vorher Klagen angekündigt gegen die weiteren Infektionsschutzmaßnahmen angekündigt. „Wir sind zuversichtlich, dass diese Regelung vor Gerichten standhalten wird“, sagte Grünen-Fraktionschefin Jenny Jasberg am Mittwoch im Rathaus. [….]

(Mopo, 30.03.2022)

Der Irrsinn insbesondere der FDP ist aber so weit fortgeschritten, daß sie sich in Hamburg erneut mit ihrem strategischen Partner AfD zusammentut.

Da sie offenbar dringend noch mehr Covid-Tote als bisher produzieren wollen, gehen AFDP gemeinsam gegen den Tschentscher-Senat vor.

[….] Nach der FDP hat auch die AfD in Hamburg eine Klage gegen die geplante Corona-Hotspot-Regelung in der Stadt angekündigt. Eine weitere Verlängerung der Maskenpflicht und anderer Eindämmungsmaßnahmen mit einer drohenden Überlastung der Krankenhäuser zu begründen, sei falsch, da Hamburg eine der bundesweit niedrigsten Inzidenzen und eine stabile Situation in den Kliniken aufweise, sagte Landesvize Krzysztof Walczak am Dienstag. "Die Krankenhauskapazitäten in Hamburg werden nicht zusammenbrechen, nur weil Kinder außerhalb des Sitzplatzes ihre Masken abnehmen oder man beim Einkaufen im Supermarkt wieder anderen Menschen ins Gesicht schauen kann."  Sollte die Bürgerschaft, wie von Rot-Grün geplant, Hamburg am Mittwoch zum Corona-Hotspot erklären, werde der AfD-Landesvorstand Feststellungsklage vor dem Verwaltungsgericht Hamburg erheben. "Die Gerichte müssen diese illegale Knallhart-Politik Hamburgs stoppen", forderte Walczak. Zuvor hatte bereits der Hamburger FDP-Landesvorsitzende Michael Kruse eine Klage gegen eine Hotspotregelung, mit der die Corona-Maßnahmen über den 2. April hinaus verlängert werden sollen, angekündigt.  [….]

(dpa, 29.03.2022)

No Hope For The Human Race.

Offensichtlich sind nicht nur Spaziergänger, Covidioten und Schwurbler total verblödet, sondern gleich mehrere Parteien mit ihnen.

Ich halte mich an meinen allgemeinen Rat:

Menschen vermeiden, wann immer es geht und die FFP2-Maske stets aufbehalten.

Dienstag, 29. März 2022

Sehr nützliche Vollidioten.

Als Laie staunt man schon seit dem 2016ner Wahlkampf in den USA, wie durch Mikrotargeting und Social Media Bots Facebook und Twitter so manipuliert werden können, daß ein so offensichtlich ungeeigneter Kandidat wie Donald Trump, der mächtigste Mann der Welt werden konnte.

Die 2014 gegründete britische Cambridge Analytica (CA), eine Tochter der SCL Group, war als Datenanalyse-Krake in New York politisch gruselig gefährlich.  Die CA verhalf 2015 Ted Cruz zur Präsidentschaftskandidatur, machte mutmaßlich Donald Trump zum Präsidenten und war vermutlich auch die maßgebliche Kraft hinter der katastrophalen Brexit-Abstimmung im Juni 2016.

Das ist solche technischen Möglichkeiten in der Social Media Welt überhaupt gibt, muss zutiefst verunsichern, da selbstverständlich gefährliche Autokraten zu dem Mittel greifen möchten, um ihre innenpolitischen, aber auch geostrategischen Pläne umzusetzen.

Ich weiß natürlich nicht, wo die Fäden zusammenlaufen, welche Maßnahmen Wladimir Putin oder der GRU-Nachrichtendienst (Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije) des russischen Militärs anschiebt, angeschoben hat und wie erfolgreich sie waren. Auch China, Nordkorea oder arabische Potentaten könnten versuchen „dem Westen“ bestimmte Meinungen einzupflanzen, oder die EU/NATO zu destabilisieren. Möglicherweise ist ihnen das sogar in den letzten Jahren weitgehend gelungen.

Die CA ging 2018 in Konkurs. Aber der russischen Inlandsgeheimdienst FSB, der Auslandsgeheimdienst KGB oder der GRU werden vermutlich wissen, wie CA vorging, ähnliches zu Stande bringen oder jemanden kennen, der es kann.

Wir Westler sind nicht sehr lernfähig und lassen nach wie vor schon unsere Kinder diverse Social-Media-Kanäle nutzen, sich ihre Welt zusammen googlen, ohne ihnen je beizubringen, wie man die Seriosität von Internetquellen einschätzt.

Vielleicht muss der Kreml auch keine CA-Nachfolgefirma bezahlen, um AfD, Linke und US-Republikaner auf russlandfreundlichen Kurs zu manipulieren.

Möglicherweise reicht es auch, die Büchse der Pandora einmal geöffnet zu haben, weil es genügend Idioten in der westlichen Medienwelt gibt, die als Meinungsmultiplikatoren an entscheidenden Stellen sitzen. Die müssen nicht fortlaufend bezahlt und manipuliert werden, um gegen ihren etwaigen guten Charakter böse Propaganda zu verbreiten.

Murdochs mächtiger weltumspannende Hetzmedienkonzern NewsCorp., an dem neben ihm der saudi-arabische Prinz al-Walid ibn Talal Al Saud und der dubiose Milliardär John Malone (Liberty Media) beteiligt sind, beeinflusst auch die öffentliche Meinung in England und Australien.

Insbesondere aber FOX-News in den USA, ist zu einer hochgefährlichen Shitshow verkommen, die mit enormer Reichweite übelste Verschwörungstheorien verbreitet und die gesamte republikanische Partei GOP kontrolliert.

Die rechtsextremen Anchors hetzten aus eigenem Antrieb, gespeist aus ihrer tiefen charakterlichen Schlechtigkeit das Land auf.

Die braucht Putin nicht mehr zu bezahlen.

[….] Jeden Abend um acht, Montag bis Freitag, ist Märchenstunde. Wobei das etwas zu gemütlich klingt. Das Wort Propaganda triff es eher. Mit Journalismus hat das, was Tucker Carlson in seiner Sendung bei Fox News anstellt, jedenfalls nicht mehr viel zu tun. Als Spiegel des Weltbilds eines gewissen Teils der amerikanischen Bevölkerung taugt die Sendung aber durchaus. Wer wissen will, was am rechten Rand in den USA gedacht wird - ein "Rand", der sehr weit in die Mitte ragt -, der sollte "Tucker Carlson Tonight" schauen.

Derzeit bekommen die Zuschauer dort vor allem ein Bild des Ukraine-Kriegs präsentiert, das von dem anderer amerikanischer und internationaler Medien deutlich abweicht. Carlson, ein jugendlich wirkender 52-Jähriger, der ein Talent zur Demagogie hat, hat sich relativ früh festgelegt, dass in diesem Konflikt die USA, die Nato und die Ukraine die Schuldigen, Wladimir Putin und Russland hingegen die Unschuldigen sind.  Glaubt man Carlson, dann hat US-Präsident Joe Biden den Krieg vom Zaun gebrochen, um seine innenpolitische Misere zu vertuschen; oder um die USA wieder in einen teuren Konflikt in Übersee zu verstricken, bei dem amerikanische Jungs sterben und die Rüstungsindustrie gut verdient; oder um eine linksradikale, globalistische Agenda zu befördern; oder weil - das ist die jüngste Version - sein Sohn Hunter Biden in der Ukraine Biowaffenlabore finanziert habe. Die Erklärungen für Bidens Motive wechseln, aber der Vorwurf, den Carlson Abend für Abend erhebt, bleibt gleich: Biden treibt Amerika in einen Krieg gegen Russland. Dafür redeten er und die Demokraten den Bürgern ein, sie müssten Putin hassen.  Aber er, das ist Carlsons zweite Botschaft, blicke durch den Nebel dieser Verschwörung. "Warum wollen die Demokraten, dass ihr Putin hasst?", fragt er seine Zuschauer. "Hat Putin alle Mittelklassejobs aus eurer Stadt nach Russland verlagert? Hat er eine weltweite Pandemie fabriziert, die eure Firma ruiniert hat? Bringt er euren Kindern bei, dass sie andere Rassen diskriminieren sollen? Stellt er Fentanyl her? Isst er Hunde?" [….] In Moskau wird das anders gesehen. Dort ist Tucker Carlson ein Star, das Staatsfernsehen strahlt immer wieder übersetzte Schnipsel aus seiner Sendung aus. Angeblich gibt es sogar eine schriftliche Anweisung an die staatsnahen Medien in Russland: Es sei, so heißt es darin, "unerlässlich, so viele Ausschnitte wie möglich aus den Sendungen des beliebten Fox-News-Moderators Tucker Carlson zu zeigen".  [….]

(Hubert Wetzel, 29.03.2022)

Montag, 28. März 2022

Merz erreicht sein Etappenziel - fast.

Gestern zeigte es das Saarland wieder; der CDU-Partei- und Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz kann keine Wahlen gewinnen.

Dafür gibt es einige persönliche Gründe, wie seinen abstoßenden Charakter oder seine intellektuelle Dürftigkeit, aber auch externe Faktoren.

Auf Landes- und Bundesebene kommen ihm die anderen Parteien in die Quere und partei-intern sind es meistens Frauen, die ihn ausschalten. Erst nah ihm seine private Nemesis Angela Merkel alles weg – Fraktionsvorsitz, Parteivorsitz, Kanzlerkandidatur, Kanzleramt – und nach seiner 20-Jährigen Pause musste er sich gleich wieder einer Frau geschlagen geben: Annegret Kramp-Karrenbauer.

Später unterlag er auch noch Söder und Laschet und konnte sich nur doch noch an die Macht schieben, als die Union ein einziger Verliererclub war und alle seine Widersacher – Merkel, AKK, Altmaier, Laschet – freiwillig aus der Politik ausschieden.  Möglich machte es sein Versprechen, eine Frau als CDU-Generalsekretärin zu berufen. Ein Versprechen, das er sofort brach und mit Mario Czaja eine reichlich männlich geratene Frau an seine Seite holte.

Fritze Merz, der 1997 gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe stimmte, weil er offenbar glaubte, es wäre das natürliche Recht eines Mannes, seine Gattin nach Belieben zu vergewaltigen, will eins nicht mehr erleben: Frauen in der eigenen Partei, die ihm womöglich noch widersprechen. Zum Vorbild nahm er sich den CDU-Landesverband seines erzkonservativen Fanboys Christoph Ploß.

In Hamburg sind schon lange Frauen aus sämtlichen Führungsebenen ausgeMERZt.

Hartnäckig halten die Hamburger Unionpolitiker an ihrer Doktrin fest, die Landespolitik strikt frauenfrei zu halten.  Hamburgs CDU-Chef Roland Heintze verfiel nun auf eine geniale Idee, wie er das Frauenproblem der Großstadt-Union lösen konnte:  Er verbannte einfach rigoros alle Frauen aus der Parteispitze und führt nun einen reinen CDU-Männerverband. Kein einziger Posten geht noch an Frauen; das gilt für alle sieben Kreischefs, alle sieben Fraktionsvorsitzenden in den Bezirken, die Landes- und die Bundesebene der Hamburger CDU!

Der Aufstand der Frauen in der CDU ist gescheitert: Auf den aussichtsreichen Listenplätzen für die Bundestagswahl tummeln sich nur Männer – ebenso wie in allen anderen Spitzenpositionen auf Bezirks- und Kreisebene! Landeschef Roland Heintze (43) scheint das wenig zu kümmern. Der Vorgang ist in Zeiten von Gleichberechtigung und Frauenquote einmalig: Da wird das ausdrückliche Parteienstatut, nach dem mindestens einer von drei Listenplätzen mit einer Frau besetzt werden soll, ignoriert. Da wird die darauffolgende heftige Kritik der Frauen als parteischädigend bewertet. Und da wird auf zukünftige Aufstellungsverfahren vertröstet. Die CDU in Hamburg hat ein echtes Frauenproblem. […]

(Mopo, 10.12.16)

CDU-Landesliste für die Bundestagswahl:
Platz 1) Marcus Weinberg

Platz 2) Rüdiger Kruse

Platz 3) Christoph de Vries

Platz 4) Christoph Ploß

CDU-Landesfraktionschef:
André Trepoll

CDU-Landeschef:
Roland Heintze

CDU-Kreischefs:

HH-Altona: Marcus Weinberg

HH-Eimsbüttlel: Rüdiger Kruse

HH-Mitte: Christoph de Vries

HH-Harburg: Ralf-Dieter Fischer

HH-Bergedorf: Dennis Gladiator

HH-Nord: Christoph Ploß

HH-Wandsbek: Karl-Heinz Warnholz

CDU Bezirksfraktionschefs:

HH-Altona: Uwe Szczesny

HH-Eimsbüttlel: Rüdiger Kuhn

HH-Mitte: Gunther Böttcher

HH-Harburg: Ralf-Dieter Fischer

HH-Bergedorf: Sven Nortzel

HH-Nord: Andreas Schott

HH-Wandsbek: Eckard Graage

Die Frauenquote wird in der CDU traditionell kritisch gesehen.  Aber wenn man auch noch im 21. Jahrhundert so konsequent in einer angeblichen Volkspartei alle Frauen von der Teilhabe ausschließt, sollte man vielleicht doch mal über eine verbindliche Quote nachdenken. (….)

(Wie es hier so läuft – Teil XII, 10.12.2016)

Recht so! Politik und Penis beginnen schließlich beide mit „P“ – also dürfen Menschen ohne Penis, diese denkschwachen Subhumanen, auch nicht in der CDU mitmachen.

So gefällt das der katholischen Kartoffel an der CDU-Bundesspitze.

[…] Am Samstag hat Julia Klöckner in Rheinland-Pfalz den Vorsitz an Christian Baldauf abgegeben. Damit führen in sämtlichen Bundesländern nun Männer die Union. Ihre verbliebenen Ministerpräsidenten heißen Daniel, Hendrik, Markus, Michael, Reiner sowie Volker (der bald an einen Boris abgibt), die Nachnamen deuten auf einen deutschen Hintergrund seit Urzeiten hin. Wenn sich daran nichts ändert, ist dies ein weiterer Faktor, der es der Union künftig sehr schwer machen wird.  […]

(Detlef Esslinger, 28.03.2022)

Alle 16 Landesvorsitzenden der CDU/CSU sind weiße Männer.

Der Bundesvorsitzende der CDU ist ein weißer Mann.

Alle sechs Unionsministerpräsidenten sind weiße Männer.

Alle drei stellvertretenden Ministerpräsidenten (Brd, BW, Nds) der CDU sind weiße Männer.

Alle 16 Generalsekretäre (Bund + 13 Landesgeneralsekretäre + 2 Landesgeschäftsführer; Amt in MeckPomm ist vakant) sind weiße Männer.

Aber Schande Merz: Die 18-Köpfige CDU/CSU-Franktionsvorsitzenden-Konferenz (16 Landesparlamentsfraktion + Bundestagsfraktion + EU-Fraktion) ist mit einem Makel behaftet. Hier gibt es nur 17 von 18 weißen Männern. Aber mit der Hessin Ines Claus hat sich eine blonde Person ohne Penis in die Männerrunde geschmuggelt! Sodom und Gomorrha!

Von den 60 Top-Führungspositionen in der CDU werden nur 59 von weißen Männern besetzt. Eine Männerquote von lediglich 98,3%!

Ein ziemlich schwaches Bild, Friedrich Merz!

Aber in elf Monaten wird in Hessen gewählt. Hoffen wir, daß spätestens dann die neue Landtagsfraktion in Wiesbaden ihren Fehler einsieht und einen Mann als Vorsitzenden wählt, so daß Merz auf eine makellose Quote von 100% Männern blicken kann. So muss sich eine moderne Partei aufstellen.

Christen sind ohnehin alle. Dann fehlen nur noch zur Sicherheit der vatikanische „Kotstuhl“, um die Hoden zu erstasten und natürlich ein orientalischer Homo-Test. Nicht daß sich noch ein heimlich Schwuler und Friedrichs 60 Männer mischt.

In einer christlichen Partei sollte man schon sicher gehen.

(…..) Das weiß doch jedes Kind, daß Penis und Hoden zum Denken unerlässlich sind - Frauen sind schließlich geistig minderwertig und daher ist es unbedingt notwendig insbesondere bei geistigen Führern sicher zu gehen, daß auch wirklich ein Penis da ist.  Um sich diesbezüglich keines Risikos auszusetzen, führten die Katholiken bei der Papstwahl ein ausgefeiltes Penisprüfverfahren ein; den Kotstuhl!

„Der nach unten hin offene Sedes stercoraria. Auf dem Möbel mit dem irreführenden Namen mußten die neugewählten Päpste Platz nehmen und sich dann vom jüngsten Mitglied des Kardinal-Kollegiums unter die Soutane greifen lassen - um sicherzustellen, daß es sich bei dem zukünftigen Pontifex wirklich um einen Mann handelte. Fand der Gottesmann, wonach er suchte, sprach er die Worte: „Habet testes“ (er hat Hoden).Worauf die Kardinäle antworteten: „Deo gratias“ (dem Herrn sei Dank).
Dabei wäre der skurrile Greiftest - den die katholische Kirche wider besseres Wissen und alle Beweise heute leugnet - bei den meisten Päpsten überflüssig gewesen. Denn fast alle hatten schon vor ihrer Wahl bewiesen, daß sie Testes-Träger waren.“

(Der Spiegel 11/97)

"Das Weib ist ein minderwertiges Wesen, das von Gott nicht nach seinem Ebenbilde geschaffen wurde. Es entspricht der natürlichen Ordnung, daß die Frauen den Männern dienen."
(Kirchenvater Augustinus, hl., 354-430)

Anderen Sekten, wie zum Beispiel den orthodoxen Christen, reicht noch nicht einmal die Tatsache überhaupt über männliche Genitalien zu verfügen - nein, sie müssen auch noch ausreichend groß sein - sonst ist’s Essig mit der Priesterlaufbahn.
Es kann dazu führen, daß armen kleinpimmeligen Menschen a priori der Weg zum Theologiestudium verwehrt bleibt.
So geschehen im Juli 1996 in Bukarest, als mehreren Männern das Kirchenstudium verwehrt blieb. Die Schule begründete die Ablehnung wie folgt:
Die Penisse der Kandidaten wären einfach zu klein und „in einer Pfarrersfamilie darf es nicht zu Scheidungen oder sonstigen Unannehmlichkeiten kommen“.

Klar - was könnte auch sonst ausschlaggebend sein für das Funktionieren einer Ehe außer der Penisgröße des Ehemannes!
Recht haben sie, die Rumänen!  Unter einer gewissen Mindestpenisgröße dürfte überhaupt nicht erlaubt sein zu heiraten.  Außerdem ist auf eine volle Funktionstüchtigkeit zu achten.

Als vorbildlich kann in dieser Hinsicht Bischof Lorenzo Chiarinelli in Viterbo angesehen werden:
Daß ein Paar sich liebt, zusammen leben möchte ohne laufend GV zu praktizieren, ist für Bischof Lorenzo Chiarinelli in Viterbo nicht nur NICHT vorstellbar, sondern sogar verwerflich.
Einem standesamtlich verheirateten Paar verweigerte der Bischof den kirchlichen Segen, da der Ehemann durch einen Unfall gelähmt und zeugungsunfähig geworden war:

"Kein Bischof, kein Priester kann eine Hochzeit zelebrieren,
wenn er weiß, dass eine Impotenz vorliegt".

Kirchliche Trauung nur mit Erektion!
Das Hauptaugenmerk der Oberkatholen in den bunten Kleidchen liegt dabei mal wieder auf dem Penis, von dem sie geradezu besessen sind. (…..)
(Vorstehende Probleme der EKD-Ratsvorsitzenden, 14.11.2009)

Sonntag, 27. März 2022

Feigling Merz läuft weg

Was für ein sagenhaft destruktiver und verkommener Charakter der völkische Populist und Verschwörungstheoretiker Oskar Lafontaine geworden ist, wird erst klar, wenn man sich ansieht, welche Fallhöhe er bewältigte.

1970-1975 Landtagsabgeordneter im Saarland

1976-1985 Oberbürgermeister Saarbrücken

1985-1998 Ministerpräsident, dreimal hintereinander mit absoluter SPD-Mehrheit gewählt.

1990 Kanzlerkandidat

1995 mit fulminanter Rede SPD-Bundesparteivorsitzender

1998 Bundesfinanzminister

Er war eloquent, intelligent und einer der ganz Großen in der deutschen Politik.  1999 beleidigt alles hinzuwerfen, war ein Schock, aber dramatisch wurde sein charakterlicher Verfall erst ein Jahr später, als er sich fürstlich von der rechtspopulistischen BILD bezahlen ließ, um systematisch seine ehemalige Partei SPD kaputt zu machen. Lafontaine tritt nicht nur einmal nach, sondern lebt seine Niedertracht über Jahre aus, um seinen ehemaligen Freunden maximal zu schaden.

2005 wechselte er zur WASG, wurde Bundestagsfraktionsvorsitzender und anschließend Parteivorsitzender der LINKEN, bevor sich das Muster wiederholte und er begann gegen seine Partei zu arbeiten.

Wieder konnte er sich nicht mit einem Bruch, einem Austritt abfinden, sondern stieß mit dämonischer Lust an der Zerstörung seine Partei in den Abgrund, indem er unmittelbar vor der Saarländischen Landtagswahl mit einem Knall die Partei verließ und die Saarländer aufforderte, keinesfalls die verkommene Linke zu wählen.  Dabei war der böse kleine Mann sehr erfolgreich.

Nach 12,8% (2017), 16,1% (2012) und 21,3% (2009) stürzte die Linke bei der heutigen Wahl im Saarland auf 2,6% in die Bedeutungslosigkeit.

[….] Landtagswahl: Linke fliegt aus Landtag – und verflucht Lafontaine: „Das war eine Schweinerei“ [….]

(Saarbrücker Zeitung, 27.03.2022)

Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow ist verständlicherweise deprimiert, es sei  „wirklich bitter und ein Desaster“ und folgerte richtig: „Und es ist wie es ist: Man wählt keine zerstrittenen Parteien.“ Allzu viel Mitleid kann ich nicht aufbringen, nachdem ich seit Jahren vor dem destruktiven völkisch-braunen Paar Wagenknecht-Lafontaine warne und die LINKE schon bei der Bundestagswahl 2021 nur 4,9% erreichte, weil eine Partei mit Wagenknecht nun einmal für echte Linke nicht wählbar ist. Allein, die Parteiführung wollte es nicht hören, eierte rum, trug den Putin-freundlichen und AfD-affinen Kurs des Saarländer Ehepaars mit. Nun also die nächste riesige Klatsche. Wer nicht hören will, muss fühlen.

Der Rest des Abends ist schnell erzählt. Es ist eine seit Jahrzehnten manifestierte Besonderheit des kleinsten Flächenlandes, daß alle kleinen Parteien zutiefst korrupt, zerstritten und nicht regierungsfähig sind.

Die Jamaika-Koalition von 2009 musste Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer 2012 vorzeitig beenden, weil die FDP in einen hysterischen Kindergartenmodus verfallen war.

Mit dem konservativen CDU-Freund Hubert Ulrich, 2002 bis 2017 Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Saarland, hielt sich die Partei 15 Jahre lang einen dreisten Mauschler als Chef. 1999 hatte er mit Behördenrabatt mehrere Limousinen gekauft, sie privat weiter vertickt und den Gewinn eingesackt. 2009 galt es, sich zwischen Jamaika und RRG zu entscheiden. Beim Landesparteitag am 11. Oktober 2009 stimmt Ulrich gegen ein Rot-Rot-Grünes Bündnis und für die FDP-CDU-Variante, nachdem er eine private 47.500 €-Spende vom FDP-Kreisvorsitzenden Hartmut Ostermann angenommen hatte.

Die Grünen behielten Ulrich weitere acht Jahre als Parteichef und endeten 2021 derartig im Chaos, daß sie nicht zur Bundestagswahl antreten durften.

[….] Vorangegangen war eine Posse des Grünen-Granden Hubert Ulrich, der zur Bundestagswahl sein politisches Comeback starten wollte. Zuvor hatte der Landesverband beim Parteitag in Saarbrücken die Spitzenkandidatin Tina Schöpfer demontiert und in drei Wahlgängen als Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl durchfallen lassen. Der Spitzenplatz sollte nach dem strengen Quorum einer Frau zufallen, Ulrich griff dennoch zu und wurde per einstweiliger Anordnung am Wahlantritt gehindert.  Wie groß der grüne Scherbenhaufen ist, den das neu formierte „grüne Bündnis Saar“ mit weitgehend unbekannten Kandidat:innen nun zusammenfegen muss, zeigen die Schlagzeilen, den die Grünen bis kurz vor der Wahl produzierten. Der Ex-Vorsitzende Ulrich warnte vor der Wahl seiner Partei. Der 64-Jährige bezeichnete diese öffentlich als nicht koalitionsfähig. [….] Und als Tiefschlag kam hinzu, dass auch der langjährige Grünen-Landeschef Ralph Rouget seinen Parteiaustritt und die Abgabe aller Ämter und Mandate bekanntgab.  [….]

(FR, 27.03.2022)

Heute bei der Landtagswahl in Saarbrücken erhielt die FDP 4,8% und die Grünen landeten bei 4,995%. Nur die ebenfalls hoffnungslos zerstrittene AfD schaffte es mit 5,7% knapp in den Landtag.

Damit gingen fast 23% der Stimmen an Parteien, die unter der 5%-Hürde blieben.

Das heißt umgekehrt, daß SPD-Chefin Anke Rehlinger, die 14 Prozentpunkte gewann und bei 43,5% landete, eine deutliche Sitzmehrheit von 29 Mandaten haben wird – die absolute Mehrheit liegt bei 26.

 Die Diskuswerferin, Kugelstoßerin, Mutter, Katholikin, Anwältin, SPD-Bundesvizevorsitzende, mehrfache Landesministerin und Stellvertreterin war de facto die einzige Wahl. Das Chaos bei den Kleinen und die unterirdische Performance des Hobbypopulisten Tobias Hans, der als Wurmfortsatz von Markus Söder jeden Corona-Hakenschlag aus Bayern kopierte, ließen viele Saarländer die SPD ankreuzen.  Hans gab mehr als 12 Prozentpunkte ab und schlug mit 28,5% beim schlechtesten CDU-Ergebnis seit über 60 Jahren auf.

Ob eine Landtagswahl aus rein landespolitischen Gründen entschieden wird, oder ob die Parteien im Bund eine große Rolle spielen, beurteilen Sieger und Verlierer naturgemäß unterschiedlich. Vom Sieg wollen alle etwas abhaben, vom Verlierer distanziert man sich. Eine Mitschuld der Bundespartei an einer Landesniederlage gibt man zwar nie gern zu, aber das Maß an fehlender Solidarität des Vorsitzenden Friedrich Merz ist durchaus bemerkenswert. Der Mann ist sich selbst der nächste. Obwohl er sicherlich weniger zu hat, als der Bundeskanzler oder Vizekanzler, erschien er noch nicht einmal zur CDU-Wahlkampf-Schlußkundgebung, während Scholz, Habeck und Baerbock ihre Leute an der Saar auch persönlich unterstützten.

Merz hatte zuletzt vermehrt bewiesen, wie unseriös und gefährlich er agiert. Zuvor war er mehr mit seiner erstaunlichen generellen Unkenntnis aufgefallen.

Heute erinnert er hingegen mal wieder an seine eigentliche Kernkompetenz: Wahlen verlieren! Als Sozi freut es mich natürlich zu sehen, wie Merz in dieser Hinsicht auch bei seiner ersten Landtagswahl als CDU-Chef brilliert.

Anders als Armin Laschet, der sich immerhin bemühte, aber krachend verlor, weil er dämlicher als Olaf Scholz ist, beläßt es Merz nicht bei inhaltlicher Unklarheit – zwei Drittel der Wähler können nicht sagen, wofür die CDU steht – sondern gibt sich dabei auch noch maximal unsympathisch, indem er alle in der Partei wissen lässt, daß er sie eiskalt am ausgestreckten Arm verhungern lassen wird, bevor er einen persönlichen Einsatz riskiert.

Merz macht nicht nur einen Bogen um das Saarland, sondern hält sich heute auch aus Berlin fern. Seine Partei führen oder gar trösten will er demonstrativ nicht. Merz denkt nur an Merz.

[….] So still war es im Konrad-Adenauer-Haus an einem Wahlabend wohl selten, selbst an den schlechten Tagen nicht. Es war schlichtweg leer. Der Parteichef Friedrich Merz verweilte in seiner Heimat - keine Interviews zur Saarland-Wahl.  Nicht mal eine handvoll Mitglieder aus Präsidium und Bundesvorstand waren anwesend. Eine Niederlage mit Ansage wollten oder sollten heute nur zwei erklären, der neue Generalsekretär Mario Czaja und der neue stellvertretende Bundesvorsitzende Andreas Jung. [….] Dieses Wahldebakel kommt dem frisch gewählten CDU-Chef ungelegen. Merz war zuletzt nicht mal mehr ins Saarland gereist, um noch einmal mit Verve für den Ministerpräsidenten zu werben. [….] Im Adenauer-Haus suchte man schnell Distanz, so schnell wie selten vor einer Landtagswahl. Der Schuldige stand öffentlich schon fest, bevor er überhaupt verlieren konnte. [….] Die Bundes-CDU hat sich um das "schwarze Schaf" zuletzt auch nicht sonderlich bemüht. Dass es irgendwie nicht rund läuft, war schon bei der Bundesvorstandsklausur in Saarbrücken zu spüren. [….] Am Ende war es eine Parteiveranstaltung mit Reden von Hans und Merz, wo nicht einmal mehr der Wahlkampfmotor, die Junge Union, Lust hatte zu klatschen. Die eigens angefertigten Handschilder mit der Aufschrift "Hans wählen" blieben auf den Stühlen liegen. Ein Sinnbild für einen vermurksten Wahlkampf. [….]   

(Tagesschau, 27.03.2022)

Für Olaf Scholz, den einzigen aktiven SPD-Politiker, der sogar zweimal ein besseres Landtagswahlergebnis als Rehlinger holte, sind das gute Nachrichten.

Der Bundestagswahlgewinner, bricht mit dem Trend, daß die Kanzlerpartei die nächste Landtagswahl verliert. Er kann sich in einer Multi-Megakrise auf die Geschlossenheit seiner SPD verlassen. Saskia Esken ist zwar wie üblich überflüssig, aber das Duo aus dem rechten Seeheimer Parteichef Klingbeil und die linken ehemaligen Juso-Mann Kühnert als Generalsekretär funktioniert perfekt.

Das ist umso deutlicher, als der entsprechende Partei-interne Spagat aus dem rechten Vorsitzenden Merz und dem für CDU-Verhältnisse „eher linken“ Generalsekretär Mario Czaja gar nicht funktioniert.

Czaja hatte den größten anzunehmenden Anfängerfehler begangen, indem er schon vor zwei Wochen aus den Gremiensitzungen durchsickern ließ, Tobias Hans habe keine Chance bei der Landtagswahl und daher werde man Schadensbegrenzung betreiben, um sich auch noch die Bundespartei zu beschädigen. Die Bundespartei gab die Wahl also schon öffentlich verloren, als sich Hans noch abmühte.

Das ist erstens unprofessionell, zweitens unsympathisch, drittens der Sargnagel für den Landeswahlkampf und viertens ein deutliches Signal an zukünftige Landeswahlkämpfer: Der Bundesfriedrich wird euch gnadenlos in den Rücken fallen, wenn ihr ihm nicht nützt. Für Zwietracht innerhalb der CDU ist der Grundstein gelegt.

Die CDU ist nun wieder eine rein männliche Kartoffel-Partei; insofern passt ihr unsolidarischer Bundeschef aus dem letzten Jahrtausend gut dazu.

Zukunftsfähig ist sie natürlich nicht.

[…] Am Samstag hat Julia Klöckner in Rheinland-Pfalz den Vorsitz an Christian Baldauf abgegeben. Damit führen in sämtlichen Bundesländern nun Männer die Union. Ihre verbliebenen Ministerpräsidenten heißen Daniel, Hendrik, Markus, Michael, Reiner sowie Volker (der bald an einen Boris abgibt), die Nachnamen deuten auf einen deutschen Hintergrund seit Urzeiten hin. Wenn sich daran nichts ändert, ist dies ein weiterer Faktor, der es der Union künftig sehr schwer machen wird.  […]

(Detlef Esslinger, 28.03.2022)

Die SPD hingegen ist divers. Unter ihren acht Ministerpräsidenten sind vier Frauen.

Samstag, 26. März 2022

Breites Expertentum

Daß in Deutschland 80 Millionen Fußballbundestrainer und nicht zum Beispiel Schach-Experten leben, hat mich nie sehr verwundert. Fußball ist ein primitiver Sport mit einfachen Regeln und simpler Zählweise. Meist reicht es, die Zahlen bis 3 zu kennen; in Ausnahmefällen auch mal bis 5.  Da ist die Tennis-Zählung schon erheblich komplizierter, aber immer noch begreifbar im Vergleich zur Punkteverteilung im Eiskunstlauf.

Verblüffter war ich schon, als im Jahr 2020 alle Deutschen zu Hobby-Virologen wurden und trotz offensichtlicher völliger Ahnungslosigkeit, epidemiologische Weisheiten über das Immunsystem verbreiteten.

Ich habe unter anderem Biochemie und organische Chemie studiert. Dabei habe ich allerlei Einblicke in Immunreaktionen bekommen, weiß wie Immunglobuline aufgebaut sind oder wie im Körper DNA- und Protein-Stränge gebildet werden. Niemals käme ich allerdings auf die Idee, mich für einen Mediziner oder gar Virologen zu halten, weil das hochkomplexe Fachgebiete sind, in die ich nur einen ganz kurzen Blick erheischte. Wenn mir ein Klempner ohne Maske erklärt, er stärke sein Immunsystem, indem er sich nicht impfen lasse, weiß ich aber zwei Dinge: Er redet Unsinn und er verbreitet diesen Unsinn aus einer gewissen Dunning-Kruger-Selbstvergewisserung, da er offensichtlich nicht mal ansatzweise erahnt, wie die Zusammenhänge wirklich sind.

Seit einem Monat sind die 80 Millionen autodidaktischen deutschen Epidemiologen zu Militärexperten und Psychoanalytikern und auch noch Geostrategen mutiert.

Sie wissen auf einmal ganz genau mit welchen Waffen und welchen Strategien Putins Truppen besiegt werden könnten, werfen ungeniert mit Begriffen wie „Flugverbotszone“, „Lufthoheit“ oder „Nato-Fluchtkorridor“ um sich. Sie haben zudem nach 22 Jahren des Wegsehens ganz plötzlich per Telediagnose Wladimir Putins Geisteszustand analysiert und wissen welche langfristige Militärstrategie er sich ausgedacht hat.

 Von Fußball verstehe ich nichts, von Immunologie ein winziges bißchen, von Geostrategie vielleicht auch ein winziges bißchen. Ich weiß aber sicher nicht, was in Putins Kopf vorgeht und habe mich noch keine Sekunde für einen Militärexperten gehalten.

Ja, ich teile Klaus von Dohnanyis‘ und Gerd Schröders Meinung, daß „der Westen“ in den letzten 20 Jahren heftige strategische Fehler im Umgang mit Russland beging. Wie Dohnanyi rechtfertige oder verteidige ich damit nicht Putin.

Ich habe den Kriegsbeginn am 24.02.2022 live auf CNN verfolgt, während alle deutschen Sender noch schliefen und trotz der vor meinen Augen stattfindenden Raketeneinschlägen, nicht glauben können, daß Russland da gerade einen großen Krieg beginnt. Ich hatte Putin das Vorgehen nicht zugetraut. A posteriori wirkt es naiv, weil im Rückblick tatsächlich einiges auf dem Krieg hinwies. Aber wer stellt sich schon wirklich eine Katastrophe vor, bevor sie eintritt? Wenn das irgendjemand geahnt hätte, wäre die deutsche Bundeswehr nicht 16 Jahre lang unter Angela Merkel zu einem einzigen Schrotthaufen verkommen.

Am 26. Februar 1993 fand ein schwerer Bombenanschlag islamistischer Terroristen auf das New Yorker World Trade Center statt. Mit 700 kg Sprengstoff in der Tiefgarage des Nordturms wurde ein 30 Meter großes Loch in vier Untergeschosse gerissen und weitere sieben Stockwerke wurden schwer beschädigt. Sechs Menschen starben. Das Szenario war also bekannt. Aber am 11.09.2001 war die ganze Welt vereint im Schockzustand über den zweiten Anschlag. Damit hatte niemand gerechnet.

Warum eigentlich nicht?

Als Militär-Laie hatte ich die Kräfteverhältnisse zwischen Russland und der Ukraine falsch eingeschätzt, erwartete nach dem ersten Schock vom 24.02.2022 einen schnellen vollständigen Sieg Putins. Was sollten die Ukrainer dieser Übermacht schon entgegenhalten? Auch dabei handelte es sich offensichtlich um einen Irrtum. Eine Fehleinschätzung, der ich wie fast alle anderen Europäer anheimfiel. A posteriori erscheint auch dieser große Fehler umso erstaunlicher, weil man nun die früheren Hinweise anders gewichtet.

Militärische Operationen sind offenbar hochkomplex. Die US-amerikanischen Generäle, die totale Eroberungen von Vietnam 1965, Irak 1991, Afghanistan 2001 und dem Irak 2003 planten, waren im Gegensatz zu mir Experten und haben sich doch allesamt total geirrt.

Nichts davon klappte, in allen vier Fällen gab es Millionen Tote und irgendwann musste sich die USA geschmäht und geschlagen zurückziehen.

Die veröffentlichte Meinung und ich auch, haben also vor dem 24.02.2022 Putins Rationalität, seine Skrupel und die Schlagkraft der russischen Armee völlig falsch eingeschätzt.

In den letzten beiden Wochen schlägt aber das Pendel in die andere Richtung aus. Nun halten wir alle Wladimir Putin für völlig verrückt. Ein Irrer, mit dem man nicht verhandeln kann, der laut Joe Biden von heute, einfach verschwinden muss.  Die russische Armee hingegen wird nun als marode und von völlig unfähigen Generälen kommandiert, angesehen. Wir können diese angebliche Schwäche zwar genauso wenig beurteilen wie die angebliche Stärke vor einem Monat, sind uns aber wieder verdammt sicher.

Die bellizistische Fraktion, die so gerne mit voller NATO-Power in der Ukraine eingreifen will, weil Putin nur Stärke verstünde, mit unserer Angst spiele und nach der Ukraine ganz Europa unterjochen wolle, stören sich nicht an ihren paradoxen Prämissen.

Wenn Putin völlig verrückt ist, kann man nicht auf vernünftige Reaktionen angesichts einer NATO-Intervention setzen.

Und wenn seine Armee ohnehin nur ein rollendes Potemkinsches Dorf mit verblödeter Generalität ist, die schon in der Ukraine in Lyse verfällt, muss man offensichtlich nicht befürchten, sie könnte bis Frankreich durchmarschieren.

Ich wünschte, wir könnten alle unserer Pseudo-Expertentum abrüsten.

Wir sollten bei der Corona-Bekämpfung nicht auf die Gefühlslage der totalen Medizin-Laien Kubicki und Lindner setzen, sondern auf Lauterbach und Drosten hören.

Wir sollten bei der Beurteilung der militärischen Lage in der Ukraine nicht glauben, den Ausgang prophezeien zu können, weil wir als Kinder das Brettspiel „Risiko“ (von 1957!) gespielt haben.

Militärexperte Phillips Payson O'Brien weiß, daß Putins Armee schon kurz vor der totalen Kapitulation steht.

[….] SPIEGEL: Wie lange wird es dauern, bis die russischen Truppen kampfunfähig sind, wenn die Verlustrate so hoch bleibt?

O'Brien: Das könnte ziemlich bald der Fall sein. Die Faustregel ist, dass eine Armee kampfunfähig wird, sobald sie mehr als 30 Prozent Verluste erlitten hat. Dann sinkt die Kampfeffizienz normalerweise ziemlich stark. Bei der russischen Armee könnte das aber auch schon früher passieren. Denn sie scheint nicht besonders motiviert und überzeugt vom eigenen Einsatz zu sein. Nach allem, was wir wissen, könnte es bereits jetzt Anzeichen für Kampfunfähigkeit geben. [….]

(SPON, 25.03.2022)

Militärhistoriker Sönke Neitzel erscheint mir sympathisch, weil er beispielsweise sagt, er könne die Bewegungsfähigkeit der russischen Truppen nicht beurteilen und daß es ihn auch überrascht habe, wie schlecht der russische Großangriff geplant war. Einen baldigen Sieg der Ukraine hält er aber für nicht denkbar.

[…..] Neitzel: Allerdings ist keine Streitmacht der Welt wirklich auf einen Krieg vorbereitet. Es laufen immer Dinge schief. Wenn ich der Angreifer bin, muss ich koordinieren, das ist hochkomplex. Man sieht, dass die Russen damit Probleme haben.

SZ: Ein anderes Szenario, über das viel gesprochen wird, ist der Einsatz von Chemiewaffen. Denken Sie, dass Putin zu diesem Mittel greifen wird?

Neitzel: Putin und seine Generäle wollen den Krieg gewinnen, und für sie stellt sich die Frage, was ist dazu militärisch notwendig. Der Druck wird steigen, und ich kann mir schon vorstellen, dass Putin in begrenzter Form in Mariupol Chemiewaffen einsetzt, um die Bevölkerung in Panik zu versetzen und die Ukraine zur Kapitulation zu zwingen.

SZ: Könnte Putin solche Waffen auch einsetzen, um die Nato zu provozieren?

Neitzel: Rational betrachtet kann Putin kein Interesse haben, die Nato irgendwie zu involvieren. Er hat schon genug Schwierigkeiten mit der Ukraine. Er weiß, dass die Nato nicht den großen Krieg führen will und viele Staaten dazu auch gar nicht in der Lage sind, am wenigsten die Deutschen. Putins Ausrichtung wird sein, den Krieg in der Ukraine zu gewinnen. Und dabei ist es ja interessant, dass er bisher eben keine Chemiewaffen eingesetzt hat. Auch jetzt wird noch nicht die volle Macht der Luftwaffe eingesetzt. Russland hat viel mehr Feuerkraft in der Hinterhand. Putin ist noch nicht "All In" gegangen.

SZ: Das spricht ja für eine größere Rationalität auf der russischen Seite, als man vermutet.

Neitzel: Rationalität gibt es auf jeden Fall. Man sollte Putin nicht für verrückt erklären. Er folgt nicht unserer Logik sondern seiner. Wir gehen ja immer davon aus, es gebe keine militärische Lösung eines Konflikts. Doch, die gibt es. Das ist eine der ganz großen Illusionen der deutschen Politik. Putin wird versuchen, diesen Konflikt militärisch zu lösen. Für uns ist das ein Verbrechen, für Putin nicht.  [….]

(SZ-Interview, 25.03.2022)

Als Laie kann ich nicht sicher sagen, ob Neitzel oder O'Brien Recht haben.

Aber den Hobbypsychoanalytikern sei gesagt: Wenn Putin tatsächlich vollkommen verrückt ist, können wir uns Säbelrasseln und jede militärische Unterstützung für Kiew sparen, denn dann wird er nicht ruhig und sachlich eine Niederlage akzeptieren, einsehen daß er schwach ist, sondern doch noch die A-, B- und C-Waffen zücken. Das wäre das Ende der Menschheit, also ein Szenario, welches zu durchdenken, höchst unnütz ist.

Den 80 Millionen Hobby-Experten in Deutschland empfehle ich, sich lieber die Ansichten von Fachleuten anzuhören, zu lesen und nicht zu glauben, man könne das selbst alles viel besser beurteilen.

Konzentriert Euch lieber wieder auf Fußball.