Freitag, 25. August 2023

Der trübe Südosten

Die bayerischen Wähler sind sehr sehr rechts.

Zwei Drittel von ihnen würden heute eine Partei weit rechts der Mitte wählen, die Minderheiten dämonisiert und Verschwörungstheorien verbreitet.

40% CSU, 13% AfD, 13% FW.

Das ist in Sachsen zwar nicht anders, aber die haben wenigstens die Ausrede Ossis zu sein, die Jahrzehnte im „Tal der Ahnungslosen“ hockten und daher generell etwas unterbelichtet zu sein.

Welche Ausrede haben die Bayern für ihr Wahlverhalten, das von „Hauptstadt der Bewegung“ über die Ablehnung des Grundgesetzes, Strauß und Schönhuber, Katzbuckeln von dem Apartheid-Regime in Pretoria, Flirts mit den faschistischen Diktatoren Südamerikas, direkt weiter nach Moskau führte, wo drei bayerische Ministerpräsidenten sich die Klinke in die Hand gaben, um Putins Hintern zu küssen, und schließlich zur Söder-Xenophobie und der Scheuer/Dobrindt-Homophobie reicht?

Wieso wählt die bayerische Mehrheit immer wieder so, obwohl die CSU den Bayern insbesondere mit ihrer katastrophalen Energiepolitik die größten Probleme aufhalste?

Als ob die CSU nicht schon schlimm genug wäre, holten sich die Bayerioten 2018 auch noch den Verschwörungstheoretiker und Covidioten Hubert Aiwanger als stellvertretenden Ministerpräsidenten in eine Koalition mit Söder.

[….] Dass er sich weit am rechten Rand bewegt und gelegentlich darüber hinaustritt, wird Aiwanger immer wieder vorgeworfen, seit er in der Landespolitik aktiv ist. 2006 wurde er überraschend zum Landesvorsitzenden der Freien Wähler gewählt, schon da fürchteten manche einen Rechtsruck der Vereinigung. Bestätigt sahen sich jene spätestens im vergangenen Juni, als Aiwanger bei einer Demonstration gegen das Heizungsgesetz in Erding dazu aufrief, die "schweigende Mehrheit" müsse sich "die Demokratie zurückholen". Dafür ist er von Anhängern gefeiert und von anderen - auch aus der eigenen Partei und vom Koalitionspartner CSU - scharf kritisiert worden. Aiwanger selbst sah keinen Fehltritt bei sich. Er zieht seit Monaten mit der Botschaft durch die Bierzelte, dass er sich nicht den Mund verbieten lasse. [….]

(SZ, 25.08.2023)

Wie so oft, bleibt es bei Aiwanger nicht bei rechtsextrem, sondern es kommt sagenhafte Blödheit dazu.

Wie so viele wirklich Doofe, leidet auch der stellvertretenden bayerische Ministerpräsident, der trotz AfD-Erfolge sein Wahlergebnis von 2018 nach derzeitigem Stand sogar verbessern wird, an einer schweren Form von Dunning-Kruger und mischt sich daher gern öffentlich ein, um sich maximal zu blamieren.

[…..] Frage: Wer erklärt Hubsi #Aiwanger mal ganz vorsichtig,

dass es den Herrn Wolf & die 7 Geißlein gar nicht wirklich gegeben hat?

Und dass Mama Geiß ihm nicht die Wunden nähte, sondern Wackersteine in die Wampe? Kommt das durch zu viel #Bild und schlechtes Bildungssystem in Bayern?

#Rumpeldipumpel #MärchenonkelHubsi #LügenWolf #BesseresBeispielRotkäppchen #FragMalDieDreiKleinenSchweinchen [….]

(Oliver Kalkofe, 12.08.2023)

Der Rechtsextremismus der FW-Chefs musste sich nicht erst kontinuierlich entwickeln.

Schon als Teenager war er an seiner Schule, dem Burkhart-Gymnasium in Mallersdorf-Pfaffenberg, als Antisemit und Nazi-Sympathisant auffällig und bekannt.

Als Reaktion auf den "Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte um den Preis des Bundespräsidenten" verfasste der 17-Jährige Hubsi ein derartig antisemitisch-extremes Flugblatt, daß er in einer funktionierenden Demokratie sofort in Schimpf und Schande zurücktreten würde.

Der Vize-MP versucht sich aus der Affäre zu lügen, allerdings sind die Recherchen der SZ detailliert und vielfach belegt.

[…..] Seit Wochen steigen die Umfragewerte von Hubert Aiwanger, ein Mann, von sich selbst berauscht. Aber jetzt ist da dieses Flugblatt, das er als Siebzehnjähriger geschrieben haben soll, eine Hetzschrift, in der es um das „Vergnügungsviertel Auschwitz“ geht, um antisemitische Fantasien. [….] Das Papier ist im Schuljahr 1987/88 am Burkhart-Gymnasium in Mallersdorf-Pfaffenberg aufgetaucht, Niederbayern. Hier ist Hubert Aiwanger zur Schule gegangen, hier in der Nähe ist er groß geworden, hier hat die SS jüdische KZ-Häftlinge auf Todesmärsche getrieben. Im Schuljahr 1987/88 nimmt das Gymnasium an einem Erinnerungswettbewerb teil, „Deutsche Geschichte“. Hubert Aiwanger, der Elftklässler, strafmündig, bald volljährig, soll sein eigenes Preisausschreiben erfunden haben, antisemitische Fantasien. Das Flugblatt, ein Papier aus der Vergangenheit, das womöglich eine Linie ins Heute zieht. Die Überschrift liest sich wie ein Boykottaufruf für den echten Wettbewerb: „Wer ist der größte Vaterlandsverräter?“ Bewerber möchten sich im „Konzentrationslager Dachau zu einem Vorstellungsgespräch“ melden, Einsendeschluss: 1.1.88. Das Flugblatt lobt Preise aus. Erster Preis: „Ein Freiflug durch den Schornstein in Auschwitz“. Zweiter Preis: „Ein lebenslänglicher Aufenthalt im Massengrab“. Dritter Preis: „Ein kostenloser Genickschuß“. Vierter Preis: „Einjähriger Aufenthalt in Dachau“. Fünfter Preis: „Eine kostenlose Kopfamputation durch Fallbeil“. Sechster Preis: „Eine Fahrkarte in die ewigen Jagdgründe“, in Klammern: „Erfüllungsort ebenfalls das Vergnügungsviertel Auschwitz und Nebenlager“. Alle Gewinner würden „noch im Laufe des Januars abgeholt“.

Die SZ hat mit rund zwei Dutzend Personen gesprochen, die Hubert Aiwanger aus dessen Schulzeit kennen, mit früheren Lehrkräften, früheren Klassenkameraden. Mehrere dieser Personen sagen, Aiwanger sei als Urheber dieses antisemitischen Pamphlets zur Verantwortung gezogen worden. Ein Lehrer, der damals dem Disziplinarausschuss angehörte, sagte der SZ, dieser habe „Aiwanger als überführt betrachtet, da in seiner Schultasche Kopien des Flugblatts entdeckt worden waren“. Ein anderer sagte, Aiwanger habe seine Urheberschaft nicht bestritten.  […..]

(Katja Auer, Sebastian Beck, Andreas Glas, Johann Osel und Klaus Ott, 25. August 2023)

Es sind nur noch wenige Wochen bis zur Bayerischen Landtagswahl am 08.10.2023.

Gut möglich, daß die Bajuwarioten ihrem stellvertretenden Ministerpräsidenten auch dieses, das abartigste Nazi-Pamphlet, das ich je von einem regierenden Nachkriegspolitiker in Deutschland gesehen habe, verzeihen.