Dienstag, 8. Dezember 2020

Theologische Ödnis.

Ist es meine chronische Übermüdung? Mangelnde Aufmerksamkeit oder bereits einsetzende Demenz?

Heute las ich versehentlich die dem Hamburger Abendblatt beiliegende Kirchenpostille „Himmel und Elbe“.

[…..] Sie erscheint achtmal im Jahr im Tabloid-Format und entsteht in Zusammenarbeit mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche, der Diakonie, der Katholischen Kirche und der Caritas. Herzstück des Heftes ist eine große, üppig bebilderte Reportage. Ein Erzählstück, das ganz nahe an Menschen rangeht - auch in seiner Bildsprache - und von Ängsten und Sehnsüchten, Höhen und Tiefen in ihrem Leben berichtet. […..]

(HH Abla 2011)

Es ist unglaublich absurd, daß ich als Atheist gegen meinen Willen diesen Mist geliefert bekomme. In einem Stadtstaat, einer Stadt, in der 99% der Menschen ohnehin nie in die Kirche gehen.

Es ist ein Meisterstück der des Lobbyeinflusses der steinreichen Klerikalen, daß sie auch in der absoluten Diaspora in der Lage sind Konfessionsfreie und Selbstdenker nicht nur mit ihrer Propaganda zu überziehen, sondern diese auch noch zwingen, selbst dafür zu zahlen.

Allerdings kenne ich keinen Abendblatt-Leser, der diese Beilage nicht sofort in die Altpapiertonne wirft. Denn nur da gehört sie hin.

Wer sich allerdings; anders als ich; heute immer noch fragt wieso denn eigentlich beide großen Kirchen in Deutschland kontinuierlich so dramatisch Mitglieder verlieren, dem sei die „Himmel und Elbe“-Lektüre empfohlen.

Hier kulminieren alle kommunikativen Fehler der Amtskirche.

Es wird eine unendlich öde Sprache praktiziert, die ich mir nur damit erklären kann, daß die Theologiefakultäten systematisch von Atheisten unterwandert wurden, die den zukünftigen Pfaffen einbläuen wie man Reden ohne echte Aussagen so garantiert frei von Klimax und Spannungsbögen hält, daß selbst wohlwollende Zuhörer eingeschläfert werden.

Unter „Homiletik“ versteht man heute offenbar die Kunst Gläubige zu vergraulen.

Neben der unendlichen Langweile, die Theologinnen verbreiten – die EKD-Führung ist heute überwiegend weiblich – ist das zweite große Kennzeichen evangelischer Theologie die völlige Unfähigkeit zu abstrahieren und sich in andere Perspektiven hineinzudenken.

Theologinnen halten sich selbst für den Nabel der Welt und kommen gar nicht auf den Gedanken, es könne auch andersdenkende und andersfühlende Mitbürger geben.

(….) Evangelische Theologie ist heutzutage ziemlich weiblich, aber das ist wahrlich kein Aushängeschild für den Feminismus. Da sich gebildete und intelligente Menschen beiderlei Geschlechts ohnehin von der Kirche abwenden, bleiben offenbar keine durchschnittlichen Frauen der rapide schrumpfenden Kirche als Pfarrerinnen erhalten, sondern es sind die geistig Schlichtesten, die sich zu Geistlichen entwickeln.

(…..) Frappierend ist insbesondere die Unfähigkeit dieser Kategorie der Plapper-Bischöfinnen über ihren eigenen Tellerrand hinauszublicken.

Genau wie Kollegin Käßmann, nimmt auch Breit-Keßler stets sich selbst und ihr eigenes Leben zum Maßstab.

In ihren Texten erzählt sie aus ihrer Familie, ihrem Alltag, beschreibt was ihr gefällt und überträgt das dann flugs auf alle anderen.

Die ganze bischöfliche Theologie ließe sich auf den Kernsatz: „Seid alle so wie ich, dann wird alles gut!“ reduzieren.  Auch in der heutigen Kolumne geht das so. (….)

(Kirchenaustrittswochende 24.03.2016)

Die frömmelnden Frauen im Norden halten sich ebenfalls streng an dieses Muster.

  Den Begriff Schuld kann man auf viele Arten und Weisen betrachten [….] Ich erinnere mich noch gut an eine Situation, in der ich als Kind einen Freund aus Wut beschuldigt habe, etwas getan zu haben, und er dann eine Strafe von seinen Eltern erhielt, die er eigentlich gar nicht verdient hatte. Ich hatte hinterher Scham-und Schuldgefühle, konnte schlecht schlafen. Als mein Kumpel mir vergab, fühlte ich mich wie von einer Last befreit.  [….] Und vielleicht kann auch der Glaube helfen, wenn man sich sicher ist, dass Gott immer zu einem hält, egal was man gemacht hat.   (Sabine Tesche, Himmel & Elbe, Februar 2017)

 „Und wo bleibt das Positive?“, wurde der Schriftsteller Erich Kästner seinerzeit  immer wieder gefragt, wenn er seine zeitkritischen Gedichte und Kolumnen veröffentlichte. [….] Witze, die mitunter gerade aufgrund ihrer Arglosigkeit, in der sie daherkommen, umwerfend wirken, uns erheitern und im selben Moment zum Nachdenken bringen. Zu diesen gehört für mich jener: „Was sagt eine Schnecke, die auf dem Rücken einer Schildkröte sitzt? – Hui!“ Das ist nicht nur einer der besten Schneckenwitze, die ich kenne. Er ist darüber hinaus auch tiefsinniger, als er zunächst klingt. Ich sehe zumindest sofort die Schnecke vor mir, der der Fahrwind die Fühler um die Ohren schlenkert. [….]

(Pröbstin Astrid Kleist)

[….] wenn ich in die Kirche gehe, ist für mich der Segen am Schluss des Gottesdienstes immer ein Höhepunkt. Weil er Kraft gibt, vielleicht   Auch beruhigend ist. Ich habe danach immer das Gefühl, unter Gottes Schutz zu stehen – zumindest für den Tag oder den Anfang der Woche [….] Manche empfinden es als Segen, Freunde oder eine nette Familie zu haben. Und das Schönste ist, jeder kann ihn geben: Die Eltern ihrem heiratswilligem Sohn, die Ehefrau ihrem Mann auf den Arbeitsweg, eine Kollegin einer anderen für eine Reise.[….]

(Sabine Tesche, Himmel und Elbe, 2016)

„Ich musste sofort an die Worte meiner Mutter denken: Auch in brenzligen Situationen ruhigbleiben.“ Entscheidend ist zudem ein festes Wertegerüst, ein Glaube oder eine Hoffnung. Kürzlich erzählte mir eine Freundin, sie stecke in Gedanken jede gute Erfahrung in ihrem Leben in einen imaginären „Mutmachkoffer“. Bei Bedarf schöpfe sie aus diesem Fundus, wenn sie verzagt sei und sich selbst Mut zuspreche. Ganz ähnlich ist es mit unserer christlichen Tradition:  Sie ist ein unerschöpflicher Fundus von Mutmachgeschichten.

(Bischöfin Kirsten Fehrs, Februar 2016)

Ich lese gerade begeistert ein Buch über Hummeln. [….] Nicht nur, dass die pummeligpelzigen Tierchen die Gesetze der Erdanziehung überlisten und darin ein Wunder sind. Wie viele Abermillionen von Tomaten, Gurken und Johannisbeeren werden jährlich durch sie bestäubt! Was für einen riesigen Nutzen wir von diesen putzigen Lebewesen haben, war mir bis dahin nicht bewusst.[….]

(Pröbstin Astrid Kleist, Juni 2016)

Die norddeutschen Top-Theologinnen erstaunen nicht nur mit der sagenhaften Banalität ihrer Gedanken, sondern auch mit einer geradezu unheimlichen Unfähigkeit zur Abstraktion. Sie scheinen allesamt überhaupt nicht über ihren eigenen Horizont hinausblicken zu können und sehen die Gesellschaft als glückliches Abziehbild der 1950er Jahre, als der Mann arbeiten ging, die glückliche Hausfrau ihm auf dem Weg ihren Segen wünschte und alle zufrieden in die Kirche gingen.

Andere Lebensentwürfe, die nicht der Bilderbuchfamilie entsprechen kennen sie gar nicht; echte Probleme wie Drogen, Depressionen oder Gewalt kommen ihnen gar nicht in den Sinn. (….)

(Die kleinen Freuden genießen, 18.03.2017)

Diese Promi-Theologinnen – dazu gehört insbesondere auch die Ethik-Rätin Petra Bahr mit ihrer einmaligen gedanklichen Schlichtheit – projizieren aber ihre eigene simple Gedankenwelt nicht nur auf alle anderen, sondern sie ignorieren auch hartnäckig die Realität.

Die heutige „Himmel und Elbe“-Ausgabe behandelt das Thema „Rituale“.

Schon das ist eine sagenhaft öde Schwerpunktsetzung. Wer hat schon einmal einen Theologen gehört, der nicht irgendwann anfängt das Mantra von der Wichtigkeit der Rituale aufzusagen?

Das ist nur zu verständlich in einer konfessionsfreien Welt, in der niemand mehr auf die Kirche hört, aber dennoch bei Tod, Geburt und Hochzeit einen Pfaff dabei haben wollen. Das sind die entscheidenden Schnittstellen für die Geldmaschine Kirche, um die Menschen dazu zu bringen zu zahlen.

Ausgerechnet im Dezember, kurz vor Weihnachten, die Rituale zu beschwören ist in etwa so einfallsreich wie Socken, Parfum und Krawatten zu verschenken.

Ich stolpere aber auch deswegen über das Thema, weil ich selbst ganz Ritual-frei lebe und es ausgesprochen unsinnig finde zum Geburtstag oder dem Tod der Mutter oder des Vaters ein Ritual zu absolvieren, um Gefühle auszudrücken.

Im Gegenteil, ich halte Rituale eher für Ablenkungen, die das rationale Denken blockieren und zudem oft mit Zwang vollzogen, so daß die Teilnehmer unangenehm berührt werden.

Es ist großer Mist eine Urne in der Hand zu halten, in der sich die Asche der Mutter befindet, aber für mich fühlt es sich wie eine Flucht und große Unehrlichkeit an, wenn ich in so einem Moment ein überkommenes Ritual beginne.

Warum? Ist es nicht besser ohne Gedanken- und Handlungskorsett zu formulieren was man denkt?

Die Hauptartikel der heutigen Beilage sind ein Interview mit unserer Bischöfin Kirsten Fehrs, die von dem Ritual der Verabschiedung von ihrem Mann jeden Morgen erzählt und erklärt, wie sie ihr Wohnzimmer umräumen musste, Kerzen anzündete, um in Corona-Zeiten den TV-Gottesdienst zu genießen.

[…..] Das Wichtigste ist der Segen! [….] Die  ersten  Sonntage  während  des  Lockdowns im Frühjahr habe ich vor dem Fernseher  versucht,  mitzufeiern.  Ich  wusste nicht: Soll ich aufstehen beim Vaterunser, die Kaffeetasse im Wohnzimmer dabei im Blick?   Das   war   gewöhnungsbedürftig. Dann haben mein Mann und ich den Raum verändert, die banalen Dinge zur Seite gestellt,  eine  Kerze  angezündet.  Zugleich haben  wir  gemerkt:  Das  Gemeinschaftserlebnis  im  Gottesdienst  ist  schwer  ersetzbar, es ist elementar in unserem Glauben. [….]

(Bischöfin Fehrs, Himmel und Elbe, 08.12.2020)

Nun ist Fehrs unter den deutschen Bischöfen noch vergleichsweise erträglich und keineswegs derartig verblödet wie ihre Kolleginnen Bischöfin Käßmann oder Bischöfin Breit-Kessler.

Fehrs wirkt geradezu sympathisch, wenn sie davon erzählt wie sie beim virtuellen Gottesdienst fremdelt, aber diese persönlichen Einblicke sind eben auch nur persönlich.

Für die allermeisten Menschen ist dieser Segen offensichtlich völlig unwichtig. Anderenfalls würden mehr als 1% der Hamburger das Bedürfnis verspüren sich im Gottesdienst  segnen zu lassen.

[….] Ich glaube,  dass  es  eine  starke  Segenssehnsucht gibt, gerade in diesen verunsichernden Zeiten. Aber die Menschen wissen schlicht oft nicht, an wen sie sich dafür wenden sollen. […..]

(Bischöfin Fehrs, Himmel und Elbe, 08.12.2020)

Das erklärt wohl den dramatischen Misserfolg der EKD in Hamburg.

Fehrs glaubt offenbar, alle Menschen hätten religiotisch-irrationale Sehnsüchte.

Das ist erstens offensichtlich gerade nicht der Fall und zweitens sollten aufgeklärte und selbstdenkende Menschen sich eben gerade nicht mental vom „Segen“ einer Ideologie mit extrem gewalttätiger, antisemitischer, misogynen, homophoben und sexistischen Lehre abhängig machen.

Der Hauptartikel der Rituale-Beilage stammt von der katholischen Theologin Claudia Kolf-van Medis und ist noch schlechter.

[…..] „Papa, liest du mir noch etwas vor?“ Viele Eltern kennen diese Frage ihrer Kinder nach der gewohnten Geschichte vor dem Einschlafen. Kinder lieben Wiederholungen und die damit verbundenen Rituale und fordern ihre regelmäßige Einhaltung ein. Rituale wie die Geschichte am Abend geben Struktur und vertiefen die Beziehung, sie vermitteln damit Orientierung und Verlässlichkeit. Das spüren und wissen nicht nur Kinder, sondern auch wir Erwachsenen.  Wir alle kennen Rituale. Dazu gehören religiöse Praktiken wie Gebete, Besuche von Gottesdiensten, das Feiern von Festen im Jahreskreis wie Weihnachten und Ostern oder auch Alltagsrituale wie der Kuss zum Abschied, der „Tatort“ am Sonntagabend oder das gemeinsame Frühstück am Wochenende. [……]

(Kolf-van Medis, 08.12.20)

Da ist sie wieder die schöne heile Familienwelt der 1950er Jahre, in der auch die Katholiban lebt.

Hamburg ist die Stadt mit über 50% Singlehaushalten und 82% der Haushalte ganz ohne Kinder.

(….) Das halte ich für vollkommen natürlich, da deutlich über 80% der Haushalte in Hamburg kinderlos sind.

 […..] In 18,0 Prozent aller Hamburger Haushalte lebten Ende 2019 Kinder unter 18 Jahren. Dabei bestanden zwischen den Stadtteilen starke Unterschiede: Die anteilig meisten Haushalte mit Kindern gab es in Billwerder (33,5 Prozent) und Neuallermöhe (31,7 Prozent). Verhältnismäßig wenige Haushalte mit Kindern gab es dagegen in den innerstädtischen Gebieten. So lagen in Kleiner Grasbrook/Steinwerder, St. Georg, Barmbek-Nord, Barmbek-Süd und Dulsberg die An­teile der Haushalte mit Kindern jeweils bei unter elf Prozent. Das geht aus einer Auswertung des Melderegisters zum Stichtag 31.12.2019 hervor, die das Statistikamt Nord durchgeführt hat. […..]   (Statistik Nord, 136/2020)

Kinder werden zudem überdurchschnittlich oft in bildungsfernen Haushalten und Gegenden außerhalb der Innenstadt geboren; zwei weitere Faktoren, die gegen Kinder in meiner Lebenswelt sprechen. (…..)

(Kinderwunsch, 04.12.2020)

Hätte Kolf-van Medis in den letzten 20 Jahren nicht fest die Augen vor der Realität verschlossen, wüßte sie, daß der Philologenverband stets beklagt, es werde eben gar nicht mehr gelesen.

Es gab da nämlich dieses Internet und diese Computer.

Als Theologin preist sie, Überraschung, vor allem die religiösen Rituale.

[……] In allen Religionen sind Rituale wichtig und unverzichtbar. Sie drücken den Glauben in Gedanken, Worten und Symbolen aus. Wir kommunizieren mit Ritualen. Sie können auf zweierlei Weisen wirksam werden: Von außen nach innen, wenn wir uns vorgegebene Riten individuell aneignen und diese für uns zu einer eigenen religiösen Erfahrung werden, wie zum Beispiel ein Gebet, das ich als Kind gelernt habe und das sich auch im Erwachsenenalter bewährt. Oder Rituale wirken von innen nach außen, wenn ein eigenes Bedürfnis einen Ausdruck in einem Ritual findet, wie etwa der Gang zum Grab am Todestag eines geliebten Menschen. So kann Glaube sich weiterentwickeln und neue Rituale schaffen.   Rituale sind mehrdeutig und offen für verschiedene Auslegungen. So verbindet wohl jeder Mensch etwas anderes mit einem Ritual, das gern praktiziert wird. So kann die Bedeutung einer entzündeten Kerze unterschiedlich sein, aber selten geht es nur darum, dass es heller wird. Viel wichtiger ist die eigene Deutung des Symbols Kerze, etwa als Zeichen der Hoffnung oder der Erinnerung. [……]

(Kolf-van Medis, 08.12.20)

Upps, fast hätte sich zugegeben, daß Rituale verzichtbar sind, da offensichtlich Religion für viele Menschen verzichtbar ist.

Ähnlich wie Trump, der sich gelegentlich verplappert und doch schon davon spricht das Weiße Haus zu verlassen, während er gerade behauptet die Wahl haushoch gewonnen zu haben.

Dieser ketzerische Gedanke geht allerdings in dem sinnfreien Geschwurbel über Kerzen unter.

Natürlich sind Kerzen seit Jahrtausenden Symbole für alles Mögliche und waren insbesondere vor der Erfindung der Elektrizität unverzichtbar.

Weltweit gibt es eine große Kerzenindustrie, weil sie als Schmuckstücke oder als Geschenke verwendet werden. Seit einigen Jahren sind hochpreisige Duftkerzen groß in Mode; auch als zusätzliches Standbein der Parfümindustrie. Andere Kerzen werden mit speziellen Inhaltsstoffen versehen, um bei lauen Sommerabenden die Insekten zu vertreiben.

Im Kerzenschein versucht man Romanik zu erzeugen, wenn man sich Geschlechtsverkehr erhofft.

Ich mache jeden Abend zwei Kerzen an, weil ich fast immer Tee trinke, der auf einem Stövchen mit einem Teelicht steht. So bleibt der Tee heiß.

Mit Ritualen oder „Zeichen der Hoffnung und Erinnerung“ hat das in den meisten Fällen rein gar nichts zu tun.

Wenn man mich als Ungläubigen bäte eine Sketch über den totalen gesellschaftlichen Realitätsverlust von Theologen zu schreiben, um zu erklären wieso so viele Menschen aus der Kirche austreten, würde ich mir genauso so eine Theologin ausdenken. Da bekommen sie ACHT ZEITUNGSSEITEN in einer großen Tageszeitung zur freien Verfügung, also mehr Propagandaplatz als die gesamte Mehrheit der deutschen Atheisten in 100 Jahren hat, um die Leute zu packen und dann kommt so ein seichtes Geplapper von der Symbolkraft der Kerze und wie schön es doch war, als Papi uns früher vorgelesen hat.

Meine Deutschlehrerin hätte schlicht und ergreifend „Thema verfehlt, Null Punkte“ drunter geschrieben.

Natürlich will nur eine winzige Minderheit der Hamburger mit so einer inhaltlichen Leere konfrontiert werden.

(…. ) Von den 7% Katholiken gingen 8% im Jahr 2017 regelmäßig in den Gottesdienst, das sind etwa 0,5% der Hamburger.    Dabei haben die Mitgliedszahlen noch keine Aussagekraft über die Gläubigkeit der Hamburger. Die meisten Mitglieder sind Karteileichen oder aber gezwungen Mitglied zu sein, weil sie ich einer Einrichtung unter kirchlicher Trägerschaft angestellt sind, Eltern in einem Heim des Diakonischen Werks untergebracht haben oder auf einen evangelischen KITA-Platz angewiesen sind.

Schon vor 20 Jahren stellte der IBKA fest, daß 98% der Hamburger nicht mehr inhaltlich von den beiden großen Kirchen vertreten werden.

[….] Inhaltlich vertreten die beiden Kirchen nur noch 2,1 % der Bevölkerung

Wie gering die Verbundenheit der Kirchenmitglieder mit ihren Kirchen ist, zeigt auch eine Umfrage aus dem Jahre 2002 (vgl. anliegende Nr. 3) nach der sich nur 11 % der Bevölkerung und nur 14 % der Protestanten als "gläubige Kirchennahe" verstehen.

Geht man zusätzlich davon aus:

    dass sich 72 % der evangelischen Kirchenmitglieder überhaupt nicht mehr am Leben ihrer Kirchengemeinde beteiligen2 und

    dass am 1. Fastensonntag Invokavit 2,4 % der Evangelischen in Nordelbien (54.000 von 2.234.000 Kirchenmitgliedern) den Haupt - oder Kindergottesdienst besuchen3, und

    von den Katholiken im Erzbistum Hamburg (405.000) 13,1 % (53.000) als Teilnehmer/-innen am sonntäglichen Gottesdienst gezählt wurden4

und sich in der Kirchgangshäufigkeit eine öffentlich bekundete enge Verbundenheit und innere Übereinstimmung mit den Kirchen ausdrückt, so befinden sich in Hamburg nur noch 13.600 Evangelische und 23.300 Katholiken in innerer und äußerer Verbundenheit mit ihren Kirchen. Bezogen auf die gesamte Bevölkerung repräsentiert die evangelische Kirche 0,78 % und die katholische Kirche 1,34 % der Bevölkerung in Hamburg.

Diese geringen Größenordnungen - für wie viele Menschen in Hamburg die beiden Kirchen tatsächlich vertretungsberechtigt sind - dürften ein politisch-demokratisches Interesse des Hamburger Staates an einem Vertrag mit diesen Organisationen ausschließen. [….]

(IBKA 2002)

Von den etwa 25% der evangelischen Hamburger (2017), gehen nur 2% regelmäßig in einen Gottesdienst. Das sind noch mal 0,5% aller Hamburger.

2017 ging also maximal 1% der Hamburger sonntags in einen Gottesdienst Jeder 100. Hanseat steht dafür auf, während 99 besseres zu tun haben.

Tendenz weiter stark fallend. (…..)

(Das 99%-Bundesland, 27.11.2020)

Kolf-van Medis leitet das Referat „Religionspädagogik in Kitas“ im Erzbistum Hamburg und muss dementsprechend im finalen Absatz das frömmelnde Fazit hin klatschen, das ich aus all den intellektuell billigen Kolumnen christlicher TV-Zeitschriften kenne. Natürlich mit aktuellem Corona-Bezug.

[…..] Wenn es in unserer Zeit ausdrucksstarke Bilder für den Sinn und die Bedeutung von Ritualen gibt, dann sind es diese: Rituale sind Anker in unruhigen Zeiten. Und sie sind Segel, die in Bewegung bringen, was das Hier und Jetzt überschreitet, Hoffnung gibt und den Blick in die Zukunft weitet. […..]

(Kolf-van Medis, 08.12.20)

 Was will uns die Autorin damit sagen? Sie steht immerhin in Diensten der Organisation, die ohne irgendeine lebensnotwendige Notwendigkeit weiterhin ihre Corona-Spreader-Events abhält.

Ich musste es zweimal lesen. Hat die erzbischöfliche Pädagogin hier etwa etwas Sinnvolles gesagt? Segel, die in Bewegung bringen, was das Hier und Jetzt überschreitet?

Aber nach dem dritten Lesen bin ich mir doch sicher: In ihren Worten verbirgt sich keinerlei sinnvolle Aussage; es ist bloß das übliche Theologinnen-Geschwafel und wird glücklicherweise niemanden dazu bewegen in ihrem Verein mitzumachen.