Donnerstag, 1. Juni 2023

Impudenz des Monats Mai 2023

Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

Vorbemerkung 1:

Bundeswehr. Wir heute jeder weiß, ist die deutsche Bundeswehr im internationalen Vergleich finanziell recht gut aufgestellt. Boris Pistorius hat mehr Geld zur Verfügung, als sein französischer Kollege, der damit aber auch noch Atomwaffen und diverse Flugzeugträger unterhalten muss.

Deutschland ist nur zu blöd, das viele Geld sinnvoll auszugeben und hatte insbesondere unter den CDU-Kanzlern nie einen Plan wozu es eigentlich überhaupt Militär einsetzen möchte.

[….] In der Bundesrepublik gab es, flapsig gesagt, fünf Phasen der Wahrnehmung der Armee durch „die“ Bevölkerung. (Die Anführungszeichen deuten an, dass es sich um eine grobe Verallgemeinerung handelt, wie dies im Social-Media-Zeitalter üblich ist.)

Die erste Phase: Wir wollen keine Armee mehr. Der Weltkrieg. Fünfzigerjahre, erste Hälfte. Die zweite Phase: Wir brauchen leider eine Armee. Die Sowjets. Zweite Hälfte Fünfzigerjahre bis Achtzigerjahre. Die dritte Phase: Wir brauchen keine Armee mehr. Sowjets weg, wir haben gewonnen. Die Neunziger Jahre. Vierte Phase: Wir brauchen ein bisschen Armee, muss aber billig sein. Nuller- bis neue Zwanzigerjahre. Fünfte Phase: Ohgottohgott, wir haben ja nur eine kleine, billige, unmoderne Armee. Aber der Russe, der Chinese und überhaupt. Seit Februar 2022.  [….]

(Kurt Kister, 05.05.2023)

Die „das muss alles billiger“-Phase fiel in die Merkel-Zeit. Leider kümmerte sich die Kanzlerin aber nicht nur selbst nicht die Bohne um ihre Soldaten, sondern sie setzte auch noch ausrangierte besondere Pfeifen als Verteidigungsminister ein.

[….] Gute Verteidigungspolitik in der vierten Phase wäre ein allmählicher, geplanter Übergang von der Wehrpflichtarmee zu einer Freiwilligentruppe gewesen. Dazu hätte der Abbau alten Materials gehört, aber auch die anhaltende Modernisierung der immer noch nötigen Ausrüstung und Bewaffnung. All das wurde – unter der Bundeskanzlerin Angela Merkel und der tätigen, wechselnden Mithilfe von CDU, CSU, SPD und FDP nicht nur versäumt, sondern bewusst unterlassen. (Dass die Grünen daran nicht aktiv beteiligt waren, liegt ausschließlich daran, dass sie in jener Zeit nicht zu den Bundesregierungen gehörten.) Was erreicht wurde, war die fünfte Phase: Ohgottohgott, wir haben ja nur eine zusammengekürzte, unmoderne Armee! Zurzeit erfüllt sich auch in der Armee eine Erfahrung, die man in jeder Firma macht, wo man erst wild kürzt und Leute „abbaut“, um dann festzustellen, dass man überraschenderweise nicht mehr genug Leute hat und vor allem nicht mehr die richtigen. Auch bei der Bundeswehr war das dauernde Kürzen mehr ein Beschneiden der Zukunft als eine Kürzung der Kosten.   [….]

(Kurt Kister, 05.05.2023)

Nun funktioniert gar nichts mehr und die Strukturen wurden von den C-Ministern Franz Josef Jung (2005-2009), Karl-Theodor zu Guttenberg (2009-2011), Thomas de Maizière (2011-2013), Ursula von der Leyen (2013-2019) und Annegret Kramp-Karrenbauer (2019-2021) so hoffnungslos ruiniert, daß es nicht mehr ausreicht, Geld drauf zu gießen. Das Bestellen von Knieschonern oder Thermounterwäsche überfordert das Bundeswehrbeschaffungsamt schon derartig, daß dafür zehn Jahre ins Land gehen.

(….) Es gibt aber Verantwortliche. Das sind in erster Linie zwei Männer. Einerseits der Deutschen liebste Politiker seit 40 Jahren: Karl-Theodor von und zu Googleberg und andererseits Merkels Lieblingsminister Thomas de Maizière.

Der CSU-Mann und der CDU-Mann brachen unter der Aufsicht des CDU-Kanzleramtes der Bundeswehr den Rücken. Dafür werden sie offenbar auch innerhalb der Bundeswehr immer noch gehasst wie die Pest. Von der Leyen und Kramp-Karrenbauer waren nur zu schwach uns zu unbedarft, umzusteuern. Kaputt gemacht haben den amoralischen Laden aber die beiden genannten CDUCSU-Herren. (….)

(Männerproblem im Verteidigungsministerium, 19.01.2023)

Vorbemerkung 2:

Hamburger Hafen.

Über Jahrhunderte war Hamburg einer der wichtigsten Häfen der Welt.

Das ist logisch, denn Hamburg gehörte zur Hanse, die Lage an der Elbe, im Landesinneren war ideal, um geschützt vor Unwettern und Piraten Handel zu treiben. Zudem waren die Hamburger schlau und innovativ. Die zwischen 1883 und 1927 südlich der Altstadt errichtete „Speicherstadt“ ist der weltweit größte historische Lagerhauskomplex, steht seit 1991 unter Denkmalschutz und gehört seit 2015 zum UNESCO-Welterbe. Eine architektonisch faszinierende, aber vor allem ökonomisch geniale Freihafen-Einrichtung. Die Handelsschiffe konnten direkt zu den Häusern fahren, an denen sie mit modernster Windentechnik und einem Heer bienenfleißiger Arbeiter zollfrei entladen wurden.

Seit einigen Jahren grämen sich aber die Hamburger, weil sie im Vergleich mit Rotterdam und Antwerpen zurückfallen. Es schmerzt, das mitansehen zu müssen, wenn man so viele Jahrhunderte führend war.

Aber der Abstieg ist unaufhaltsam, weil die Schiffe nicht mehr 30- oder 70 Meter lange Frachter sind, sondern 400 Meter lange Monster mit so einem Tiefgang, daß die Elbe einfach zu flach ist. Hamburg kann gar nicht dagegen anbaggern, weiß nicht wohin mit dem Schlick.

Zudem brauchen diesen maritimen Riesen gewaltigen Platz, um zu manövrieren. Wie dreht man aber ein 400 Meter langes Ungetüm um, wenn sich der Hafern mitten in der Stadt befindet, daher nicht vergrößert werden kann und das Hafenbecken zu flach ist. Hier haben Hochwasserhäfen wie Rotterdam Vorteile, die man in Hamburg nicht aufholen kann, weil jedes Schiff erst mal 120 km die Elbe rauftuckern muss, um überhaupt hier anzukommen. Zudem hat sich der Logistikvorteil der Speicherstadt mit der Einführung von Standardcontainern erledigt. Der Freihafen wurde in der zollfreien EU-Welt ebenfalls schon 2013 abgeschafft.

Der letzte Vorteil Hamburgs gegenüber den Konkurrenten an der Nordsee ist die schnelle Verladung der Container auf die Schiene. Aber:

  [….] Natürlich ist nicht alles schlecht, Hamburgs großer Vorteil ist die Anbindung ans Schienennetz: Etwa jeder zweite Container wandert direkt vom Schiff zum Güterzug, auch ökologisch ein Vorteil gegenüber einem Weitertransport mit dem Lkw. Problematisch ist allerdings das, was sich hinter dem Wort "Hinterlandanbindung" verbirgt: Je weiter sich der Zug vom Hafen wegbewegt, desto kritischer wird es im veralteten deutschen Streckennetz. "Ich kann noch so eine gute Anbindung bauen, wenn ich im Hinterland permanent Verspätungen einfahre, dann ist das auch kein Qualitätsfaktor", sagt [Logistik-Professor an der Hamburg School of Business Administration]  Ninnemann. Und da könnten auch in Zukunft neue Probleme entstehen. Wenn die Bahn den Personenverkehr auf einen Stundentakt optimiere, habe das auch Rückwirkungen auf den Güterverkehr, für den es dann immer weniger Kapazitäten gebe. Schwacher Trost: Das trifft dann auch die Nachbarländer. Die Niederländer haben eine reine Güterzugstrecke vom Hafen in Rotterdam bis nach Deutschland gebaut, da läuft alles reibungslos - bis zur Grenze.  […..]

(Saskia Aleythe, 30.05.2023)

Auch das Bahn-Desaster fiel nicht vom Himmel.

[….] Nein, die Deutsche Bahn hat sich nicht selbst ins Desaster manövriert. Dieses historische Versagen besorgte wesentlich eine einzige Partei: die CSU. Eine Abrechnung.  [….]

(Holger Gertz, 21.04.2023)

Vorbemerkung 3:

Internet. Im Zeitalter der Flugscham machen wir Nordeutschen lieber wieder kleinere Reisen in die Nachbarländer. Polnische Ostseeküste, Dänische Fjorde, Holländische Nordseeinseln. Alles mit der Bahn oder mit Elektroauto erreichbar.

Und alle Reisenden berichten von dieser einen erstaunlichen Sache: Kaum passiert man die deutsche Grenze gen Westen, gen Norden oder gen Osten, schon funktionieren Internet und Handynetz wie auf Speed. Googeln wird zur Wonne, kein Wartesymbole mehr beim Seitenaufbau. Jede Website ist verzögerungslos sofort auf dem Display sichtbar.  Wer länger bleibt, merkt zudem wie eine funktionierende digitalisierte Verwaltung arbeitet. Keine Termine beim Ortsamt, sondern alles in Windereile simpel auf dem Smartphone zu erledigen.

Bei der Downstreamgeschwindigkeit in Mbits-1 ist Deutschland hoffnungslos abgehängt.

Auch hier gibt es klar zu benennende Schuldige: 12 Jahre zuständige CSU-Bundesminister Ramsauer, Dobrindt und Scheuer – in Zusammenarbeit mit Digitalstaatsministerin Dorothee Bär.

Jene Pfeifen, die nun zu Ron DeSantis pilgern und seine mittelalterliche LGBTIQ-Politik lobpreisen.

Die Impudenz des Monats Mai 2023 sind damit alle CSU-Minister der Bundesregierungen, die eben nicht nur während ihres Ministerdaseins als teure Witzfiguren à la Scheuer fungierten.

Die CDU und insbesondere die CSU zu wählen, schadet eben nicht nur der jeweils amtierenden Bundesregierung, sondern zieht die Deutschland auch Jahrzehnte darüber hinaus in den Abgrund.

Und genau das will der masochistische Urnenpöbel, der nun schon wieder die CDUCSU in allen Umfragen weit vorn sieht.