Das ist
auch nicht ganz einfach, sich zu beherrschen keine billigen
Namensverballhornungen zu machen, wenn man eine WDR-Dokumentation über die
katholische Kirche scharf kritisieren will und der Produzent, ein ehemaliger Stipendiat
vom katholischen Cusanuswerk, Dr. Stefan Pannen
heißt.
[….]
Die Bischöfliche Studienförderung
Cusanuswerk ist das Begabtenförderungswerk der katholischen Kirche in
Deutschland im Rahmen staatlicher Begabtenförderung. [….] Die Geförderten sollen befähigt werden, ihre
Talente und ihr Gestaltungsvermögen in christlicher Verantwortung dort
einzubringen, wo die Zukunft des Gemeinwesens entschieden wird: in Staat,
Gesellschaft und Familie, Wissenschaft und Kirche, Wirtschaft, Kultur und
Medien.
Wir wählen Studierende
und Promovierende aus, die ihren christlichen Glauben leben, in ausgeprägtem
Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwohl handeln und hervorragende
akademische Leistungen erwarten lassen. [….] Das
Cusanuswerk versteht sich als Ort der Kirche. Es ist sich der Bedeutung des
christlichen Glaubens für das Gelingen
einer freiheitlichen Gesellschaft bewusst und betont den wechselseitigen Bezug
von Wissenschaft und Glauben. Die Geförderten des Cusanuswerks wollen in
christlichem Verantwortungsbewusstsein der Kirche und der Welt dienen. […..]
Für den
äußerst kirchenfreundlichen WDR eine Ehrensache einen Cusanuswerker zu
engagieren, wenn er eine kritische (das war Ironie!) Dokumentation über die
katholische Kirche in Auftrag gibt.
Ich
kenne es gar nicht anders. Kaum ein deutsches Medienhaus, das es wagt die
Kirche mit einem Atheisten oder gar Kirchenkritiker zu belästigen. Die Kirche wird stets in Watte gepackt.
Nur
fromme Journalisten dürfen über die Frommen im öffentlichen Auftrag sprechen.
Das
ist einer der von mir immer wieder beklagten Presse-Missstände.
Alle
Kirchenthemen werden von frommen Gläubigen behandelt.
Dafür
hat Springer Badde und Englisch, der Tagesspiegel die unvermeidliche Claudia Keller,
die Zeit Frau Finger und
die SZ eben Matthias Drobinski.
(……)
Man stelle sich vor über die CDU würden nur noch CDU-Mitglieder schreiben. Oder
nur noch Soldaten über die Bundeswehr.
Geht
es um die Grundfrage des Christentums in Deutschland – was geht da eigentlich
so sagenhaft schief, daß jedes Jahr Hunderttausende aus der Religionsgemeinschaft
flüchten, während aus anderen Kontinenten ein reger Zulauf herrscht – wird es
bei den großen Zeitungen ganz gediegen.
Der WDR
bezahlt mit den von der Majorität der kirchenfernen Gebührenzahlern finanzierten
Mitteln ein ganzes Imperium aus Kirchenbauchpinselungen.
Jeden
Tag gibt es ein halbes Dutzend Christen-Werbesendungen unter der Rubrik „Kirche im WDR.“
So
erfuhr ich vor einigen Wochen ebenfalls im WDR in einer herzzerreißenden
Langzeitreportage von Nikolas Jenke, der so VERLIEBT IN GOTT ist, daß er im Duisburger
Priesterseminar hockt. 45 Minuten bejubelte der WDR den jungen Pykniker, der
sein Leben einer misogynen Kinderfickersekte widmet.
Herr
Pannen sollte hingegen eine dezidiert kritische Reportage machen.
Es ging
um die allseits bekannte Tatsache der Gemeindeschrumpfungen, des dramatisch
zurückgehenden Priesternachwuchses und den sich daraus ergebenden Friktionen
zwischen frommer Basis und Kirchenfürsten, die nicht mehr jeder Gemeinde ihren
eigenen Pfaff stellen können.
[……]
Die katholische Kirche ist in der Krise.
Mangels Nachwuchs sind inzwischen viele Priesterseminare geschlossen, Pfarrgemeinden
wurden drastisch zusammengelegt, was die verbliebenen Gläubigen auf die
Barrikaden bringt. Ist die Kirche in Deutschland am Ende? Kann die Kirche ohne
Priester überhaupt noch funktionieren?
Die Dokumentation
erkundet zudem, wo die katholische Kirche ohne Priester neue Wege erfindet: an
sozialen Brennpunkten wie in Frankfurt-Höchst, wo sie sich aus dem Gotteshaus
hinaus zu den Menschen begibt, im Kampf von Gemeindemitgliedern in der Eifel um
den Erhalt ihrer Pfarreien, in der Schweiz, wo Frauen am Altar stehen dürfen
und im Amazonasgebiet, in dem mit dem Segen aus Rom künftig verheiratete Männer
die Gottesdienste leiten sollen.
[….]
Zwei
mögliche Ursachen der sterbenden Priesterseminare konnten ausgemacht werden:
Der Zölibat und das Verbot des Frauenpriestertums.
Daran
orientierte sich die 45-minütige Pannen-Reportage.
Die
möglichen Auswege aus der Krise sind laut dieser Reportage Importpriester aus
Afrika und Asien, Aufweichung des Zölibats, Wortgottesdienst, möglicherweise
Zulassung der Eucharistie für besonders fromme und lange engagierte katholische
Laien, sowie zusätzliche Verantwortung für engagierte Frauen in der Kirche.
Alle
genannten Argumente kann ich schon singen. Gemeindezusammenlegungen
und Kirchenschließungen aus Priestermangel sind seit Jahren ein präsentes
Thema.
Schon zu
Kreuznets Zeiten wurde den Pannen-artig Argumentierenden entgegengeworfen, daß
die Evangelen bekanntlich keinen Zölibat verlangen, sogar mindere Weibsbilder zu
Bischöfen machen und dennoch mehr Mitglieder verlieren als die Katholiken.
Man kann
das nicht ganz von der Hand weisen.
Wieso
gab es vor hundert Jahren und auch noch vor 50 Jahren trotz Zölibats und ohne
Frauenpriestertum noch reichlich Priesternachwuchs und heute nicht mehr?
Hatten die Männer im Jahr 1918 keinen Geschlechtstrieb, fiel ihnen der Zölibat so viel leichter?
Hatten die Männer im Jahr 1918 keinen Geschlechtstrieb, fiel ihnen der Zölibat so viel leichter?
Natürlich
nicht. Es spielen andere Faktoren eine Rolle:
1.) Schwulenemanzipation.
1.) Schwulenemanzipation.
Vor
100 Jahren konnte kein bayerischer männlicher Teenager feststellen Jungs zu
lieben, dazu stehen und einen normalen Lebensweg gehen. Er mußte das
verheimlichen, da anderenfalls Zuchthaus drohte. Aber je älter er wurde, desto
eigenartiger wurde es, daß er nicht verheiratet ist, sich nichts aus Frauen
macht. Es würde getuschelt werden.
Die
einzige Möglichkeit für Schwule all diesen Fragen aus dem Weg zu gehen, war das
Priesterseminar. Hier würde er Gleichgesinnte treffen und niemand fragte mehr,
wieso er kein Eheweib nehme.
Daß
dieser Notausstieg Priesterseminar wegfällt, weil inzwischen auch Jungschwule
im kleinsten katholischen Dorf Internet haben, sich outen und ein glückliches
Leben führen können, ist ganz schlecht für die Regens.
2.)
Sozialstaat
Vor
100 Jahren gaben viele elterliche Betriebe und Bauernhöfe nicht genug her, um
alle Söhne – von denen man mangels Verhütungsmethoden reichlich hatte – zu ernähren.
Da war es eine notwendige pekuniäre Entscheidung das jüngste Balg ins
Priesterseminar zu schieben.
Heute
hingegen ist es (theoretisch) möglich alle Kinder auf Staatskosten studieren zu
lassen was sie wollen. Sie müssen dazu nicht Geistlicher werden.
3.)
Bildung
Je
doofer, desto gläubiger. Vor hundert Jahren waren die Menschen gottesfürchtiger,
weil sie es nicht besser wußten. Die meisten besaßen Volksschulbildung und
nicht mehr.
Mit
der freien Verfügbarkeit von Bildungsinhalten und der immer weniger
stattfindenden Sanktionierung von Fragen, kann man kirchliche Lehren hinterfragen
und zu dem Schluss kommen, daß das großer Mist ist.
All
diese Zusammenhänge erwähnte Cusanuswerker Dr. Stefan Pannen natürlich nicht in
seiner dreiviertelstündigen Reportage.
Es wurde
gar nicht erst versucht einen objektiven journalistischen Blick auf das Problem
zu werfen, sondern voller Sympathie für die Kirche rein subjektiv geschildert
wie sehr man sich an der Basis bemüht.
Die
fromme Kirchenfreundin Christiane Florin (Rheinischer Merkur/Christ und Welt/Redaktion
„Religion und Gesellschaft“ beim DLF) wurde als Hauptexpertin für die
Nachwuchsprobleme instrumentalisiert.
Es
wurden nur kirchliche Menschen um Meinungen gefragt und der Gedanke, daß es
positiv oder richtig sein könnte, wenn die Kirchen Einfluss und Gemeinden
verlieren, war so absurd, daß er noch nicht mal gestreift wurde.
Durch jeden
Satz zogen sich wieder einmal die Grundgedanken:
KIRCHE IST GUT
KIRCHE
MUSS ERHALTEN WERDEN
WENIGER
PFARRER SIND EIN VERLUST
JEDER
HAT INTERESSE DARAN DIE KIRCHE ZU STÄRKEN
KIRCHE
SOLL WIEDER STÄRKER WERDEN
Selbstverständlich
kam kein einziger Kirchenkritiker zu Wort.
Dabei
brachte die Pannenreportage Erstaunliches fertig.
Obwohl
ausführlich der Limburger
Bischof Georg Bätzing interviewt wurde und Limburger
Gemeindezusammenlegungen thematisiert wurden, kam nicht mit einer Millisekunde
das Gespräch auf seinen Vorgänger Tebartz-van-Elst und die ungeheuerlichen
Finanzskandale, die so viele Menschen in dem Bistum aus der Kirche trieben.
Lieber
Herr Pannen, liebe Frau Florin, die Bischöfe müßten nicht die Anzahl der
Gemeinden radikal zusammenstreichen, wenn es genügend Gemeindemitglieder gäbe.
Die gibt
es aber nicht, weil die Gläubigen massenhaft austreten und wir Konfessionslosen
nun die relative Mehrheit der Deutschen stellen.
Auch das
wurde in 45 Minuten mit keiner Silbe erwähnt.
Kirchen
werden leerer, weil sie unattraktiv und überflüssig sind in einer sozialen
gebildeten Gesellschaft.
Die
Menschen sind gebildet genug, um sich von der RKK abgestoßen zu fühlen.
Der
Organisation, die Frauen noch nicht mal zu den minderen geistlichen Ämtern
zulässt, die gegen Gleichberechtigung Homosexueller kämpft, die dreistellige
Milliardensummen hortet, auf ein diskriminierendes „Juden unerwünscht“-Arbeitsrecht
besteht, geschiedene Kindergärtnerinnen entlässt, sich raffgierig vom Staat
unterhalten lässt, mit den rechtesten Parteien und faschistoiden Regierungen
harmoniert und sich bis heute nicht dazu durchringen kann ihre kinderfickenden
Priester rauszuwerfen und etwas dagegen zu unternehmen, daß die
Priesterseminare gezielt sexuell verklemmte Merkwürden anziehen.
Natürlich
wurde in „Kirche ohne Priester“ auch das Wort „Missbrauchsskandal“ oder
Pädophilie“ nicht ein einziges Mal erwähnt.
I’ve got
news for you: Viele Menschen mögen es nun einmal nicht, wenn eine Organisation sich
systematisch für Kinderficker einsetzt.