Dienstag, 18. November 2014

Es kam wie es kommen mußte.


Da passiert endlich mal etwas Vernünftiges in der SPD, daß sich nämlich in Magdeburg ein paar Leute zusammenschließen, die konstruktiv und strategisch etwas weiter denken und schon senken die Presseagenturen die Daumen.

Die VERöffentlichte Meinung reagiert pawlowsch auf sinnvolle Diskussionen in der SPD. Schon allein die Überschriften geben den Anti-SPD-Spin weiter Teile der Presse wider.

"Orientierung verloren": SPD bekämpft sich selbst.
(Focus 17.11.14)

„Neue SPD-Linke macht Ärger. Die Neuformierung der Parteilinken in der SPD hat zu Streit geführt.“
(SZ 18.11.14)

„SPD-Flügel streiten sich!“
(AFP 16.11.14)

„CDU: Gabriel muss "Linksdrall" stoppen“
(STERN 15.11.14)

„SPD-Linke formiert sich! Gefahr von innen.
Die Linken in der SPD mucken auf. Ihr Sprachrohr Ralf Stegner wurde nicht einmal rot, als er versicherte, dies sei keine Kampfansage an Parteichef Sigmar Gabriel.“

"Streit im Sandkasten um Förmchen"
In der SPD tobt ein Flügelstreit.

Mit seriösem Journalismus hat das eher weniger zu tun.
200 von insgesamt knapp 500.000 Parteimitgliedern treffen sich zu einem lockeren Informationsaustausch und schon blasen die Medien das zum Großkampf auf.
Dabei ist noch überhaupt nichts passiert. Alle Parteiposten sind genauso besetzt wie vor der Gründung der Magdeburger Plattform und es gibt noch nicht mal irgendwelche Forderungen nach personellen Neuaufstellungen. Alle verstehen sich und bleiben in derselben Aufstellung.

Wie extrem die double standards in der Presse sind, kann man sehr gut mit einem Blick auf die nördliche CDU zeigen.
Da herrschen wirklich wüste Zustände, bei denen sich Parteifreunde bekämpfen und aus den Ämtern kegeln.
Nur daß die CDU-freundlichen Zeitungen das alles ganz nüchtern runterspielen. Bei der CDU nennt das niemand „Streit“, „Gefahr“, „Ärger machen“ oder „Orientierungsverlust“.
Dabei wäre das im Fall der CDU durchaus angemessen.

Der CDU-Landesverband Schleswig-Holstein ist eine reine Schlangengrube, in der man sich gegenseitig bis aufs Messer bekämpft. Der Sumpf wurde seit Uwe Barschels Machenschaften nie ausgetrocknet. Ähnlich korrupt und skandalumwittert sind nur noch die Unionsmannschaften in Rheinland-Pfalz, Berlin und Brandenburg.
Skandale, Pädosex-Affären und andere Unappetitlichkeiten haben in Kiel dazu geführt, daß seit 2010 vier Landesvorsitzendenköpfe rollte, bzw gerollt wurden.
Das konservative Hamburger Abendblatt geht aber dezent mit einem Halbsatz darüber hinweg und feiert schon mal den stramm konservativen neuen Chef Ingbert Liebing als „Hoffnungsträger“ ab. Er habe „außerordentliches politisches Geschick."

Für die CDU ist Liebing nun bereits der vierte Versuch seit dem Rücktritt des langjährigen Vorsitzenden Carstensen vor vier Jahren. Christian von Boetticher, Jost de Jager, Reimer Böge – sie alle hat die Nord-CDU seit 2010 verschlissen – aus unterschiedlichsten Gründen.

Auch in Hamburg sind sich die CDU’ler keineswegs grün.
Der chaotische Abgang Ole von Beusts im Jahr 2010, der den völlig ungeeigneten drallen Heidelberger Christoph Ahlhaus an die CDU-Spitze spülte und damit die größte je in einem Bundesland registrierte Wahlschlappe auslöste (MINUS 22 PROZENTPUNKTE!), wurde nie aufgearbeitet.

Immer noch fungiert der mehrfach vorbestrafte Insolvenzling Andreas C. Wankum als Beisitzer des CDU-Vorstandes.
Ex- Landeschef Frank Schira (bis 2011), der aktuelle Landeschef Marcus Weinberg, Geschäftsführer Rüdiger Kruse (MdB) und der Fraktionsvorsitzende Dietrich Wersich (MdHB) gönnen sich gegenseitig nichts und möchten alle vier Bürgermeister werden.
Wersich wurde offensichtlich nur deshalb von den anderen als Kandidat für 2014 auserkoren, weil die Wahl ohnehin als nicht gewinnbar gegen König Olaf gilt.
Daß Wersich schwul ist, war zwar ähnlich wie bei von Beust lange gemunkelt worden, aber innerhalb der CDU wird so etwas gerne noch als Druckmittel eingesetzt.
Mit gezielten Hinweisen, daß Schavan lesbisch wäre, brachten ihre „Parteifreunde“ sie einst um den Parteivorsitz in Baden-Württemberg und Seehofer konnte einmal um den CSU-Parteivorsitz gebracht werden, indem aus dem CSU-Vorstand seine außereheliche Affäre mitsamt eines unehelichen Sohnes an die Presse durchgestochen wurde.
So löppt das in der Union.

Aktuell zerfleischt sich der CDU-Wirtschaftsrat, der eigentlich im heißen Hamburger Bürgerschaftswahlkampf den Kandidaten Wersich unterstützen sollte.
Die Damen und Herren sind allerdings so zerstritten, daß noch nicht einmal das CDU-Propagandaorgan „Hamburger Abendblatt“ um das Thema herum kommt. Wie in der CDU üblich, sind Wahlen innerhalb des Wirtschaftsrates vorher abgesprochen und finden ohne Gegenkandidaten statt. Tjark H. Woydt, ehemaliger Manager der Deutschen Bank sollte neuer Chef werden; so war es ausgekungelt.
Daß Rechtsanwältin Inez Jürgens plötzlich ihren Hut in den Ring warf, verwirrte die rund 90 wählenden Mitglieder des CDU-Wirtschaftsrates so sehr, daß sie sie aus Versehen zur neuen Vorsitzenden des Landesvorstandes wählten.
Demokratie in der CDU?
So geht es ja nun nicht! Nun rollen Köpfe, Vorstände treten reihenweise zurück und man fordert eindringlich Neuwahlen, um den ursprünglich ausgekasperten Woydt ins Amt zu setzen. Daß Jürgens, die eine Frau ist, pfui Teufel, im Amt ist, nur weil sie bei der Wahl die Mehrheit bekommen hat, kann man in der CDU nicht akzeptieren.

Ihre überraschende Kandidatur wird von mehreren Mitgliedern des Vorstandes als "unhanseatisch" und "Bruch einer vertrauensvollen Zusammenarbeit" bewertet. Nach Abendblatt-Informationen haben schon acht der 13 Vorstandsmitglieder ihr Amt niedergelegt, darunter soll auch der Kaffeeunternehmer Albert Darboven sein. Weitere Vorstände dürften sich dem Protest noch anschließen. Einige erwägen sogar die Kündigung ihrer Mitgliedschaft.
[…] Bei der Abstimmung erhielt schließlich Inez Jürgens die Mehrheit – und setzte sich mit 49 zu 42 Stimmen gegen Woydt durch. Die neue Landesvorsitzende stand damit fest. Doch im Vorstand rumorte es sofort – auch weil viele bislang selten gesehene Mitglieder zur Wahl erschienen waren und von einem "Coup", gar "Putsch" die Rede war.
Der unterlegene Tjark H. Woydt gratulierte der Siegerin der Stichwahl. Allerdings legte er schon einen Tag später sein Vorstandsamt als Konsequenz aus der Illoyalität nieder. "Ich fühle mich durch die Niederlage nicht beschädigt, aber hintergangen", sagte Woydt auf Abendblatt-Anfrage.   […]