Sonntag, 1. Juni 2014

Impudenz des Monats Mai 2014


Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.

OH JESUS – heute Morgen habe ich es mal wieder getan. Etwas sehr Schreckliches, das ich mir üblicherweise erspare.
Ich sah mir im Fernsehen, in der ARD, den Abschlußgottesdienst des Regensburger Katholikentags mit Kardinal Marx an.
Als Atheist vergisst man ja hin und wieder WIE schwachsinnig diese organisierten Gläubigen tatsächlich sind.
Die dargebotenen Texte waren derart debil und die aufgeführten Theaterszenen so unfassbar lächerlich, daß ich mich immer wieder kneifen mußte, um mir zu vergegenwärtigen, daß dies KEINE Satire ist. Nein, es gibt Menschen, die das todernst nehmen.
Ich erinnerte mich an die Erzählungen einiger streng religiös erzogenen Atheisten, die auf die Frage wie und wann sie den Glauben verloren, antworteten, dies geschah in dem Moment, als sie anfingen in der Kirche genau zuzuhören.

Es bleibt für mich auch nach Dekaden der intensiven Beschäftigung mit Gläubigen ein Rätsel, wie sie beim Konsumieren ihrer Religion auch offensichtlich unsinnige Dinge mit abgeschalteten Hirn und mildem Lächeln ergeben beklatschen.

Dabei ist es noch nicht einmal eine so gute Show, wie man den Katholiken immer nachsagt.
Diese stundenlangen Gottesdienste sind unfassbar langweilig und zäh.

Spannend ist anders - meiner Meinung nach.
Aber wie schon Jürgen Becker über seine Erfahrungen als Kind beim lateinischen Hochamt sagte - „das war so ungeheuer öde! Wer das überstanden hat, langweilt sich nie wieder im Leben. Ich kann jetzt stundenlang eine weiße Wand ansehen und finde es spannend!“

Offenbar wird aber gerade daraus eine persönliche moralische Hochstufung abgeleitet: Weil man sich diese Tortur antut, ist man den Schwulen, Atheisten und anderen Sündern überlegen. Man hat sich das Recht verdient über sie zu urteilen.

Für einen nicht religiös angespitzten Zuschauer einer solcher stundenlangen Kardinal-Session ist eine weitere Augenfälligkeit nicht zu übersehen:
Der enorme Schwulenanteil unter den Konzelebrierenden.
Klar, die Conchita-Wurst-Witze bieten sich angesichts des bärtigen Marx in seinem bunten Kleid natürlich an. Aber auch ohne besonders ausgeprägten Gaydar, kann man nicht an der offensichtlichen Tatsache vorbei sehen, daß dort am Altar eine Menge Tunten stehen.
Natürlich weiß ich nicht, was sie im Bett tun, oder wovon sie nachts träumen.
Womöglich handelt es sich bloß um „gay acting straights.“, also FAGSTAGS, bzw „gay acting asexuals.“

Spätestens seit David Berger wissen wir alle ganz genau welche psychologischen Mechanismen und welche sozialen Hintergründe Schwule ausgerechnet in die RKK ziehen. Daß sie sich als Ungeoutete in einer per se frauenfreien Welt, in  der niemand komisch guckt, weil sie kein Interesse am weiblichen Geschlecht zeigen, wohl fühlen, ist sogar absolut verständlich.

Sehr bizarr finde ich allerdings, daß sich zunehmend auch geoutete Schwule unbedingt zur extrem homophoben Katholischen Kirche bekennen möchten.
WARUM BLOSS? Und dann noch ausgerechnet in Regensburg, der Heimatdiözese des brutal diskriminierenden Homohasser und Wächters der katholischen Glaubenslehre weltweit, Kardinal Müller.

Und somit komme ich endlich zur Impudenz des Monats Mai 2014.

Die Krone bekommt die „KJGay“.

KJGay kennt Ihr nicht? Macht nichts, erklär‘ ich Euch:

Die KJGay ist eine inoffizielle Arbeitsgruppe der KJG, also der „Katholischen Jungen Gemeinde“, welche die Anliegen der christlichen Jugend in der RKK vertritt.

Das ist an sich schon recht bizarr, denn die RKK wird wie kein anderer Verein in der Welt von alten Männern geprägt.
Wenn jemand mit unter 60 Jahren Kardinal wird, gilt er schon ob seiner Jugend als Sensation. Ein 77-Jähriger galt bekanntlich als frischer Neuanfang für die Kirchenleitung, als der Vor-Geront Ratzinger nicht mehr mochte.

Innerhalb der Jugendgruppe auch noch eine Homoabteilung zu bilden ist quasi die infantile Katholoversion der HUK, also der Organisation, deren Wirken ich gerne mit der Implementierung einer kommunistischen Plattform in der FDP vergleiche.
Das Anliegen ist nicht nur zweckfrei, sondern in erster Linie erbärmlich!
Wie kann man sich nur so erniedrigen? Und das freiwillig.
Wieso gehen Menschen, die überhaupt nichts Falsches getan haben zu der Organisation, die sie diskriminiert und betteln um Anerkennung?
Genauso gut könnten Afrikaner zur NPD gehen und sich vor ihnen in den Staub werfen: Bitte, bitte akzeptiert uns doch, wie wir sind.

Die Homoverachtung der RKK ist aber keine kurze Episode, sondern seit Jahrhunderten Doktrin.
Es steht in den unerschütterlichen Regeln, dem KKK geschrieben, daß man homosexuelle Liebe nicht praktizieren darf. Simple as that.

Die KJGay ist also noch nicht einmal bei der reformerischen KJG offiziell anerkannt, sondern darf sich buckelnd glücklich schätzen überhaupt existieren zu dürfen.

Die KjGay ist das Netzwerk der schwul-lesbisch-bisexuell-transsexuellen KjGler_innen. Wir sind offen für alle Menschen, ungeachtet ihrer sexuellen Identität, und falls du dich in der obigen Liste nicht wiederfindest, bist du bei uns trotzdem richtig :) […]
KjGay ist kein offizielles Gremium der Katholischen jungen Gemeinde; wir sind vielmehr eine Initiative von KjGler_innen.

Die Impudenzen des Monats Mai 2014 kommen daher mit der Attitüde eines immer wieder geschlagenen Hundes, der ergriffen vor Glück mit dem Schwanz wedelt, wenn man ihm doch mal einen abgenagten Knochen hinwirft.

Es ist doch das große Erfolgsgeheimnis der Katholischen Kirche, daß sie gerade die Handlung verteufeln, die jeder irgendwann doch begehen will: SEX.
Denn so stellt die RKK sicher, daß jedes ihrer Mitglieder unter schlechtem Gewissen leidet und sich dann wiederum nur beim Priester die Absolution dafür holen kann.
Das Geschäftsprinzip Kirche würde gar nicht funktionieren, wenn etwas zur Sünde erklärt würde, das nur wenige tun möchten.
Sex zu verteufeln ist aber ein genialer Schachzug, weil damit ein Urtrieb wie Fressen (=> Sünde Völlerei) getroffen wird.
Darum zu betteln, da doch bitte künftig ein Auge zuzudrücken, ist wirklich erbärmlich.

Zu Beginn seien sie noch ein verschwörerischer Haufen gewesen, sagt Nils Rusche. Schwule, Lesben, Bisexuelle - darf es so etwas überhaupt geben in der katholischen Jugend? Der 30-Jährige koordiniert das Netzwerk "KJGay" in der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG).
Vor 13 Jahren hätten sie ihre Mitgliedschaft so geheim halten müssen wie ihre Lebensgefährten - vor allem, wenn sie Mitarbeiter der Kirche waren. Sie hätten sonst womöglich ihren Arbeitsplatz verloren. Die Kirche habe ihm aber auch viel Kraft gegeben, sagt Rusche: Durch die "KJGay" habe er den Mut gefunden, sich als bisexuell zu outen. "Das sind eben die Widersprüche der Kirche: Hier wird man mit Liebe aufgenommen, dort rennt man gegen Wände."
Die katholische Kirche und der Sex. Das Thema schien erledigt zu sein: Hier die Institution mit ihren Verboten - kein Sex vor der Ehe, keine künstlichen Verhütungsmittel, praktizierte Homosexualität ist Sünde. Dort das Leben der Katholiken, und dazwischen ein tiefer Graben, der Graben des Unverständnisses, der gegenseitigen Vorwürfe und auch des autoritären Machtanspruchs. Kirchengruppen, die diesen Graben überspringen und offen über Sexualität reden wollten, riskierten vor allem erst einmal Ärger.
[….]  Es herrsche da mittlerweile eine "Kultur der Beliebigkeit", klagte am Donnerstag der Wiener Moraltheologe und Medizinethiker Matthias Beck - und das beste Beispiel dafür sei Conchita Wurst, die Gewinnerin des Eurovision Song Contest. Die hätte gesagt, dass Aussehen und Geschlecht völlig egal seien - dies aber sei "die größte Katastrophe unserer Zeit". Man sollte ihn mal mit Nils Rusche zum Diskutieren zusammenbringen.