Samstag, 15. Januar 2022

Schaffen zu überraschen

Schon in den Jahren der GWB-Präsidentschaft, 2001-2009, mit seinem albernen britischen Pudel Blair, konnte man das neue weltpolitische Grundprinzip „Schlimmer geht immer“ erkennen.

 Auf europäischer Ebene war damals Silvio Berlusconi der groteskeste Regierungschef (1994–1995, 2001–2005, 2005–2006 und 2008–2011). Der reichste Mann Italien hatte sich nicht nur in das Amt gekauft und die Medienlandschaft in seinem Sinne beherrscht, sondern nutzte die Amtszeit auch gnadenlos aus, um persönlichen Profit zu machen. 2005 bestieg dann auch noch der prunkverliebte homophobe Holocaustleugner-Freund Ratzinger den Papst-Thron. Das Ausmaß der Lügen und Selbstbereicherung (Kriegstreiber VP Dick Cheney war vorher Aufsichtsratsvorsitzender und CEO von Halliburton) schockte uns alle.

Aus heutiger Sicht, waren das aber die guten alten Zeiten. Blair und Bush wirken wie Ikonen der Seriosität, wenn man Johnson, Duterte, Netanjahu, Orbán, Erdoğan, Trump, Bolsonaro daneben hält.

Schlimmer geht wirklich immer.

Hielten wir vor 30 Jahren noch BILD und SUN für den Gipfel der unseriösen Presse, sind wir heute mit den Fakenews-Schleudern AON, Newsmax, FOX, RT und den unendlich vielen rechtsradikalen Verschwörungstheoretischen Blogs wie Bergers „Philosophia Perennis“, PI oder „Unser Mitteleuropa“ mit einer gefährlichen Pseudo-Presse-Pest konfrontiert, die nicht etwa nur wie früher einseitig parteipolitisch agitiert, sondern eine radikal destruktive Agenda verfolgt.

Trumps Epigonen Boebert, Greene, Hannity und Carlson legen ebenso wie David Berger täglich neue so abartige infame und perfide Lügengeschichten auf, daß man instinktiv immer wieder glaubt, nun im untersten Niveau-Keller angekommen zu sein. Das könne einfach nicht mehr unterboten werden.

Nur um dann 24 Stunden später zu beobachten, wie erneut im tiefsten Untergeschoss gebaggert wurde, um noch mehr abzusinken.

Schlimmer geht immer gilt genauso für die Kleriker-Bande, die inzwischen weltweit als Kinderfi**er-Schutzvereinigung dasteht. Die dreckigsten Pfoten hat dabei Papst Ratzinger höchstselbst.

Wenn heute in schöner Regelmäßigkeit Meldungen durch die Welt gehen, wie katholische Heime im Myriaden-Maßstab Kinder nicht nur sexuell gefoltert und zu Tode gequält haben, sondern diese auch noch anonym in Massengräbern verscharrten, ist das kaum noch eine Meldung wert. So kennt man sie, die Römisch-katholische Kirche.

(….) Ein Abscheulichkeits-Maximum erreichte die kirchliche Kinderfolter im 19. und 20. Jahrhundert in Kanada. Dort wurden in 139. katholischen Einrichtungen rund 150.000 indigene Kinder gefoltert und tausende davon umgebracht.

Im Mai 2021 entdeckte man in der westkanadischen katholischen „Residential School“ bei Kamloops (British Columbia), die bis 1978 betrieben wurde, 215 Kinderleichen, die die Geistlichen einfach heimlich verscharrt hatten.

Wenige Wochen später, der nächste Fund. Diesmal waren es 751 anonyme Kindergräber bei einem katholischen Kinderheim in der Provinz Saskatchewan. (….)

(Wenn das Mitleid aufgebraucht ist, 05.07.2021)

Wenige Tage nach dem dritten entdeckten Kinder-Massengrab auf dem Gelände Katholischer Einrichtungen, fand man gestern das Vierte.

[….] In Kanada sind erneut dutzende anonyme Gräber auf dem Gelände eines ehemaligen Internats für Kinder von Ureinwohnern gefunden worden. Mehr als 160 Gräber seien auf dem früheren Schulgelände auf Penelakut Island entdeckt worden, teilte der Chef des Stammes der Penelakut, Joan Brown, mit. In dem Internat auf der Insel westlich von Vancouver waren vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1975 Kinder von Ureinwohnern unterrichtet worden.   "Es bricht mir das Herz", sagte Kanadas Regierungschef Justin Trudeau zu dem neuen Fund. "Wir können diejenigen, die umgekommen sind, nicht zurückbringen, aber wir können und werden die Wahrheit ans Licht bringen und weiterhin mit den indigenen Gemeinschaften zusammenarbeiten, um Diskriminierung und strukturellen Rassismus zu bekämpfen."  In den vergangenen Wochen waren in Kanada mehr als tausend anonyme Massengräber indigener Kinder nahe vier verschiedenen Internaten entdeckt worden. Die Funde sorgten landesweit für Entsetzen.  In Kanada waren seit 1874 rund 150.000 Kinder von Ureinwohnern und gemischten Paaren von ihren Familien und ihrer Kultur getrennt und in kirchliche Heime gesteckt worden, um sie so zur Anpassung an die weiße Mehrheitsgesellschaft zu zwingen. Viele von ihnen wurden in den Heimen misshandelt oder sexuell missbraucht. [….]

(DIE ZEIT, 14.07.2021)

Bis hierhin ist alles  - leider – überhaupt nicht verblüffend. Das passiert eben, wenn Christen-Institutionen zu Macht kommen. Insbesondere mit Schwachen, wie Kindern, gehen sie sagenhaft grausam um.

Es fehlt wirklich an Phantasie, wie katholische Prälaten diesen sexuell sadistischen Massenmord an Kindern noch unterbieten könnten.

Man kann doch nicht noch tiefer sinken.

Kann man eben doch. Das zeigte in der letzten Woche die polnische katholische Kirche, der festen Stütze des Demokratie zerstörenden radikal xenophoben PiS-Regimes in Gestalt ihres Fürsten Roman Pindel, dem Bischof von Bielsko-Żywiec in Südpolen.

Der heute 48-jährige Janusz Szymik war 12-jähriger Messdiener,als Priester Jan W. ihn zu vergewaltigen begann.  Die Tat ist kirchenrechtlich aufgeklärt. Priester Jan W. gestand und wurde von der vatikanischen Glaubenskongregation wegen des Verstoßes gegen den Zölibat verurteilt. Szymik befindet sich aber  noch in einem zivilrechtlichen Streit mit der Diözese Bielsko-Żywiec, will eine Entschädigung für das erlittene Leid einklagen. Der Bischof denkt aber gar nicht dran.



Nun kommt es; Bischof Roman Pindel verlangte zu erfahren, ob Szymik schwul wäre, denn in dem Fall könne man nicht von einer Vergewaltigung sprechen, sondern dann habe er die Taten als 12-Jähriger womöglich genossen!

Ja, das ist die weltweit agierende Organisation, die sich als „Hüterin der Moral“ versteht. Vergewaltigte Kinder finden das auch noch geil.

[…] Die Kirche reagierte mit einem Gegenangriff: Sie verlangte vom Gericht festzustellen, ob der Kläger schwul sei und ob er deshalb durch den Missbrauch sexuelle Befriedigung empfunden habe. Zudem mutmaßte das Bistum, der Kläger habe wohl "freiwillig" an den sexuellen Handlungen teilgenommen.  Anwalt Artur Nowak kritisierte die Strategie der Kirche scharf: "Auf die sexuelle Orientierung von Janusz anzuspielen hat nur ein Ziel: ihn zu blamieren." Er frage sich, was in den Köpfen mancher Kirchenleute vorgehe, wenn sie einen traumatisierten Menschen erneut traumatisierten.

Auch der Kläger zeigte sich überrascht über die Strategie von Bischof Roman Pindel: "Vorher hatte er Schmerz und Bedauern geäußert und mich um Vergebung gebeten, jetzt will er beweisen, dass ich homosexuell bin", so Szymik gegenüber dem Nachrichtensender TVN24. […]

(Queer.de, 14,01.2022)

Nach dieser Lesart der RKK 2022, sollten sich Kinder also noch bei den Priestern bedanken, die sie vergewaltigt haben, weil sie dadurch so viel „Genuss“ erlebt haben und „finanzielle Vorteile“ erwarben.

Schlimmer geht immer. Und was kommt morgen?