Montag, 3. November 2014

Völlig normal.


Wer kennt das nicht? Wenn man sich endlich dazu entschlossen hat ein paar Klamotten wegzugeben/wegzuschmeißen, greift man noch einmal erwartungsvoll in alle Sakko-Innentaschen und freut sich dann, wenn man einen Geldschein findet.
In Wahrheit lege ich es sogar ganz gerne drauf an, indem ich gerade in Mäntel, die ich selten trage einen 20€-Schein stecke.
Mit Portemonnaies mache ich das auch so. Aus unerfindlichen Gründen habe ich mehrere davon, obwohl ich natürlich immer nur eins benutze.
Die anderen liegen im Schrank und harren der Dinge, die da kommen mögen, wenn eines Tages das benutze Portemonnaie völlig zerfallen ist.
Das ist dann auch ein herzliches Willkommen an mich, wenn ich das Neue bestücken will und sich schon ein Fünfziger drin befindet.

Wer sehr knapp bei Kasse ist, kann möglicherweise auch auf der Suche nach Kleingeld in Sofaritzen fündig werden. Da sind eigentlich immer ein paar Münzen hineingerutscht.
Leider fällt diese Geldquelle für mich weg, da ich kein Sofa besitze.
Dafür habe ich schon zweimal einen Haushalt geerbt und hoffe immer noch, daß sich darunter irgendwelche ungeheuer wertvollen Dinge finden, die ich versetzen kann und dann zu dem Dolce-Vita-Part meines Lebens übergehen kann.

In einem Fall habe ich sogar einen Antiquar hinzugezogen, weil ich zwei wunderschöne handgeschriebene große Bücher von 1702 (!!) erbte, in denen die Chronik Hamburgs verfasst ist.
Vor meinem geistigen Auge klingelte schon die Kasse. Man kennt ja die Geschichten, daß Omma gestorben ist, man ihren Dachboden ausmistet und darunter ein paar alle Kritzeleien findet, da sie offenbar mal in ihrer Jugend Model gestanden hatte. Der Maler damals war hoffentlich ein gewisser Egon Schiele, der seinerzeit als schmuddelig galt, weswegen die Zeichnungen  schamhaft nie aufgehängt wurden, sondern auf dem Boden vor sich hin moderten. Heute ist Schiele allerdings DER HIT und man bekommt zweistellige Millionenbeträge für jeden echten Schiele; es ist sogar noch besser, wenn bisher unbekannte Werke auftauchen.

So ähnlich wähnte ich mich auch schon mit meinen 1702er Büchern im Antiquariat.
Tja, blöd nur, daß es damals offenbar Mode war solche Chroniken mit der Hand zu schreiben und daß meine beiden Bände zu einer zehnteiligen Reihe gehören, die nur vollständig einen gewissen Wert hat.
Pro Buch könnte ich bei einer Auktion zwischen 30 und 40 Euro erlösen.
Hm, ich befürchte, das reicht doch nicht so ganz für Yacht, Villa und Rolls Royce.

Wie ich Fortuna kenne, hat sie ihre Gründe dafür, daß sie lieber andere mit solchen Millionenüberraschungen beschenkt.
Andere haben es vermutlich auch nötiger. Immerhin leide ich nicht Hunger.
Nein, die Glückgöttin ist weise und wird daher die Bedürftigen vor mir bedenken.
Das ist lieb von ihr.

Fortuna ist da so wie der FC Bayern, der milliardenschwere Verein, der eine Million Euro an den VATIKAN spendete.
Der Vatikan ist bekanntermaßen der Bettler unter den Staaten. Die RKK steht ja überhaupt kurz vorm kollektiven Hungertod. Da haben die Bayern einen wahrhaft Bedürftigen gefunden.

Fortuna beglückte unterdessen das Kloster Neresheim.

Es muss ein bewegender Abschied gewesen sein damals, im April 2013. Ein schlichter Sarg, darauf Mitra und Hirtenstab. 800 Trauergäste in der mit weißen Chrysanthemen geschmückten Abteikirche des schwäbischen Benediktinerklosters Neresheim. Ein Knabenchor, der das Requiem verschönt. Ein Landrat, den Tränen nah, der sich "von meinem lieben Freund und unser aller Vater Abt" verabschiedet. […]
Was war das für ein Mensch, der Abt Norbert Stoffels, seit 1977 Klostervorsteher, Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse und der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, der am 24. April 2013 im Alter von 77 Jahren starb? Ein verdienter Arbeiter im Weinberg des Herrn? Oder ein Arbeiter im sogenannten Sondervermögen Weinberg - einem über Jahre hinweg gepflegten System der Steuerhinterziehung und der Geldwäsche?
Wie der Spiegel am Montag berichtete, fand sich im Nachlass des toten Abts unverhofft ein Millionenvermögen. Es handelt sich, wie man nun weiß, nicht nur um ein Konto bei der Deutschen Bank in Krefeld, auf dem ein Vermögen im Wert von drei Millionen Euro lagert. […]  Zu dem Finanzkonstrukt, das Abt und Anwalt gebastelt hatten, gehört außerdem ein Verrechnungskonto, auf dem Zinsen und Dividenden ausgeschüttet wurden. Und dann gibt es in Aalen noch ein weiteres Konto, darauf eine Million Euro. […] In welch dubiose Gesellschaft der allseits geachtete Abt sich und damit auch sein Kloster begeben hat, lässt sich anhand der Prozesse in Ellwangen erkennen. […] Für viele Millionen Euro wurde in den Siebzigerjahren die prachtvolle spätbarocke Klosterkirche renoviert, Millionen kostete auch die Sanierung des Konventgebäudes, die erst vor Kurzem abgeschlossen wurde. Die Hauptlast trugen jedes Mal das Land und das Bistum. Das Kloster, seit der Sanierung von Touristenmassen besucht, erwirtschafte pro Jahr rund eine Million Euro aus dem Klostershop, einem Hospiz und aus der Lehrtätigkeit einiger Mönche. […]

Tja, wer kennt das nicht? Wenn man in seinem Kram sucht, findet sich hier mal eine Million, dort noch mal drei Millionen und man weiß gar nicht woher die ganze Kohle kommt.
TVE, ick hör dir trapsen.