Sonntag, 28. Januar 2018

Erzbischöfliches Bonbon


Noch mal kurz zu den Schließungen katholischer Schulen, die das Hamburger Erzbistum vor einer Woche verkündete.
Grundsätzlich sind das für mich sehr gute Neuigkeiten – je mehr sich die RKK aus der Kindererziehung heraushält, desto besser.
Meine Freude über die hanseatisch-klerikale Schrumpfung hatte ich bereits zum Ausdruck gebracht.
Die RKK macht die Angelegenheit aber auch personell zur Erfolgsgeschichte – für Atheisten.
Der eher angenehme und zurückhaltende ehemalige Erzbischof Thissen wurde durch eine harte Gang ersetzt.

(…..) Der 1938 im Niederrheinischen Kleve geborene Werner Thissen ist nicht als bedeutender Theologe bekannt, hat sich noch nicht einmal habilitiert.
Seine Kirchenkarriere verlief eher gemächlich.
Erst mit 61 Jahren wurde er Weihbischof und stieg dann im Pensionsalter 65-Jährig zum Zweiten Erzbischof von Hamburg auf. Volle zehn Jahre stand er an der Spitze des größten deutschen Bistums. Es umfasst nämlich auch Schleswig-Holstein und Mecklenburg Vorpommern.
Im Gegensatz zu vielen seiner bischöflichen Mitbrüder machte Thissen nie durch Skandale auf sich aufmerksam; wurde in seinem riesigen Erzbistum geschätzt, bot wenig Angriffsfläche für Kirchenkritiker, weil er klug genug war keine unsäglichen NS-Vergleiche oder Homophobien öffentlich zu machen. Kaum vorstellbar, daß Thissen wie in Limburg, Köln oder München achtstellige Beträge für Protzbauten aus dubiosen kirchlichen Kassen locker gemacht hätte.
Dem Metropoliten der Norddeutschen Kirchenprovinz war es vermutlich ganz angenehm mit Weihbischof Hans-Jochen Jaschke einen der kamerageilsten Bischöfe Deutschlands an der Seite zu haben.
Denn während Jaschke von Talkshow zu Interview eilte, konnte Thissen genau wie sein zweiter (und nahezu unbekannter) Weihbischof Norbert Werbs, in Ruhe seiner Arbeit nachgehen, ohne sich ins Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik zu begeben.
Mit 75 Jahren wurde Thissen, der sich scheinbar bester Gesundheit erfreut emeritiert. Er muß nicht wie Tebartz-van-Elst oder Mixa aus seinem einstigen Machtbereich fliehen. Im Gegenteil; obwohl er die längste Zeit seines Lebens Rheinländer war, verliebte er sich in die Stadt Hamburg und will mitten in St- Georg, dem hippen Schwulenviertel am Hauptbahnhof leben bleiben. (…..)

Ich nehme nicht an, daß Bergoglio persönlich den Kölner Meisner-Schüler Heße als Thissen-Nachfolger aussuchte.
Die Meisner-Müller-Gänswein-Ratzinger-Seilschaften waren vermutlich mächtig genug, um an Argentinier vorbei einen Mann ihres Geschmacks in das  (flächenmäßig) größte deutsche Erzbistum zu setzen.

Stefan Heße, der neue starke Mann an der Elbe bringt nun nicht nur Eltern und Gläubige gegen sich auf, indem er wortbrüchig wird und überfallartig seine Schafe vor vollendete Tatsachen stellt.
Schon das nervt die Hamburger Katholiken.

[….] Es ist etwas zerbrochen im Erzbistum. Das Vertrauen, das größte Kapital der Kirche, ist beschädigt. Grund dafür ist die Art und Weise wie das Erzbistum Hamburg die geplante Schließung von acht katholischen Schulen angekündigt hat: Hektisch und halsbrecherisch - hanseatisches Handeln sieht anders aus. Kaum ein Thema in Hamburg ist politisch so heikel wie die Schulpolitik. Bislang ist nicht ersichtlich, warum das finanziell angeschlagene Erzbistum die Hamburger Schulfrage so offensiv nach vorne stellte. Denn es werden ja weitere Schließungen verkündet werden in den nächsten Wochen: Immobilien werden aufgegeben und Kirchen, Bildungshäuser und Freizeitheime stehen auf dem Prüfstand, auch Schulen in Ludwigslust und Lübeck.
Wollte das Erzbistum vor all den anderen Schließungen in der norddeutschen Diaspora zeigen, dass es auch in der direkten Umgebung des Erzbischofs ans Eingemachte geht? Wie auch immer: Gutes Krisenmanagement sieht anders aus. […..]

Nicht nur, daß Heße im großen Maßstab katholische Einrichtungen schließt (schon das ist ein Grund zur Freude für mich), nein, er geht dabei noch im maximalen Elefantenmodus vor und zertrampelt so viel Porzellan wie möglich, statt um Verständnis zu werben.

Als besonderes Atheisten-Bonbon erweisen sich dabei die starken Männer, die Heße berief:

1.) Ansgar Thim, 61, seit März 2014 bis März 2015 Diözesanadministrator in Hamburg. Am 14.03.2015 von Erzbischof Heße zum Generalvikar ernannt.
2.) Christopher Haep, 42, seit August 2016 im Generalvikariat des Erzbistums Hamburg Chef der Abteilung Schule & Hochschule mit der Zuständigkeit für die 21 katholischen Grundschulen, Stadtteilschulen und Gymnasien in Hamburg.

Während Heße aus Angst vor Shitstürmen abtaucht und seine Schulentscheidungen öffentlich nicht verteidigt, schickt er Thim und Haep an die Front, um mit aufgebrachten Lehrern und Eltern zu diskutieren.
Ein genialer Schachzug, wenn man sich nachhaltig unbeliebt machen will.
Beide sind nämlich ausgesprochen empathiefreie Wichtigtuer.

Letzten Mittwoch erschienen mehrere Hundert Eltern und Lehrer der katholischen Sophienschule in Barmbek in der Schulturnhalle, um mit Haep und Thim zu diskutieren.
Man könnte meinen, die beiden Theologen wären gut vorbereitet gekommen und hätten katholisches Mitgefühl gezeigt. Aber weit gefehlt. Selbst das theophile Funke-Abendblatt hat Mühe freundlich über die beiden Heße-Epigonen zu schreiben.

[….] Auch nach zwei Stunden gab es noch viele offene Fragen und Unverständnis. Doch Thim war es genug der Information und Diskussion. "Diese Veranstaltung war auf zwei Stunden angesetzt, und die sind jetzt um. Deswegen beende ich sie jetzt. Ich bitte um Verständnis, aber das ist für uns auch eine anstrengende Woche", sagte der Generalvikar und empörte damit nicht wenige Eltern. [….]
Doch der "Investor", wie der Generalvikar es ausdrückte, müsste mehr als 7,6 Millionen Euro mitbringen. Das ist der von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young errechnete Sanierungs- und Modernisierungsbedarf der Schule.
Viele Eltern halten diese Summe für deutlich zu hoch, sie legen vielfach auf eine aufwendige Modernisierung auch keinen sonderlichen Wert. Als ein Vater, selbst Wirtschaftsprüfer, mehr Transparenz und die Offenlegung des gesamten Gutachtens forderte und rief, das Erzbistum müsse endlich "die Hosen runterlassen", reagierte Thim sehr ungehalten. "Nicht mit diesen Worten", beschied der Kirchenmann den Vater. Das Gutachten wird wohl nicht zur Einsicht freigegeben. [….]
Schulsenator Ties Rabe (SPD) hatte im Abendblatt-Interview erklärt, dass er erst drei Tage vor der Bekanntgabe der geplanten Schulschließungen vom Erzbistum über das Vorhaben informiert worden sei. Zu spät, um noch einzugreifen und ziemlich das Gegenteil eines vertrauensvollen Umgangs.
[….] Eine gute Voraussetzung für vertrauensvolle Gespräche über mögliche Alternativlösungen sind die öffentlich ausgetragenen Meinungsverschiedenheiten keinesfalls. Schon hier drängt sich der Eindruck auf, dass eine Rettung der Schulen möglicherweise gar nicht im Interesse des Erzbistums liegt.
Wie der Schulsenator wurden auch die Schüler, Eltern und Lehrer der betroffenen Schulen mit den Schließungsentscheidungen am 19. Januar vor den Kopf gestoßen. [….]
Die Eltern und Lehrer der Sophienschule in Barmbek hörten von Generalvikar Thim auch diesen Satz: "Grundlage des Glaubens ist für mich das Evangelium, nicht die Schule." [….]

Sehr schön, das ist wie die Übernahme Limburgs durch TVE, der nach dem überaus beliebten Bischof Kamphaus, den sogar ich mag, durch seine Arroganz und Verlogenheit auf einen Schlag 40.000 Mitglieder aus der Kirche trieb.
Ähnlich verfahren nun als Heßes Jungs nach dem der durchaus angenehme Erzbischof Thissen in Rente geschickt wurde.
Meinen Dank an Rom!
Wir brauchen mehr Unsympathen wie Mixa, Meisner, TVE, Ratzinger, Müller, Overbeck, Burke, Sarah, Gänswein in der RKK, um den Einfluss der Katholiban zu schmälern.