Montag, 5. November 2018

Kann man sich nicht ausdenken – Teil II



Nicht zu fassen. Da zerbricht fast die ganze Bundesregierung, weil ein rechtsauslegender B9-Beamter Seehofers alle drei Regierungsparteien um den Verstand bringt.

 Seit zwei Monaten geht das Theater schon.

(….. ) Heute bin ich zu müde mich noch mal mit der Causa Maaßen auseinander zu setzen.
Schon drei große Koalitionskrisensitzungen, die Deutschland an den Rande der Regierungsfähigkeit bringen, weil die schwache Rudimentärkanzlerin nicht in der Lage ist einen einzigen B9-Beamten zu feuern, der drauf und dran ist die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Erde lahmzulegen mit seinem Starrsinn.
Hätte Maaßen auch nur das kleinste bißchen Anstand und Integrität in sich, würde er seinem Land den Dienst erweisen zurück zu treten und damit den gordisch-germanischen Megaknoten auflösen.
Das hartnäckig zu verweigern ist schon Beleg genug dafür, daß er in der Regierung nichts verloren hat.

Nun also wieder ein fauler Kompromiss; Maaßen wird nicht B11-Staatssekretär, sondern B9-Sonderberater Seehofers.

[….] FDP-Chef Christian Lindner kritisierte die Versetzung. "Es wird der Posten eines Frühstücksdirektors geschaffen", twitterte Lindner. "Das offenbart den Charakter der GroKo. Abgekoppelt von realen Problemlösungen geht es nur noch um Gesichtswahrung und Beschwichtigung." [….]

[….] Ähnlich äußerte sich auch die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt: "Die Groko hat kein Problem gelöst, das real existiert, sondern nur welche, die sie selbst geschaffen hatte. Merkel, Seehofer, Nahles, Maaßen", schrieb sie auf Twitter. In einem anderen Tweet von ihr hieß es: "Und Maaßen bleibt. Das schafft wieder neue Probleme. Es bleibt der, der das Parlament bei Amri belogen hat, der die AfD coacht und rechte Verschwörungstheorien verbreitet".
"Merkel und Nahles sind offenbar begriffsstutzig. Dieses Postengeschacher versteht kein Mensch", hieß es von Linken-Chef Bernd Riexinger. "Es geht im Fall Maaßen nicht nur um die Gehaltserhöhung. Der Mann verbreitet aus höchster Position rechte Fake-News und sollte daher kein öffentliches hohes Amt mehr bekleiden." [….]

Alle anderen Menschen konnten den neu anschwellenden Shitstorm vorhersehen. Nur eben die drei Parteivorsitzeden der Regierungsparteien nicht.

Wie konnte das passieren?

Seehofer, der schon lange soziopathische Züge trägt, ist endgültig im Nero-Modus. Sein geliebter Ministerpräsidentenjob ist weg, er wird wissen, daß er in vier Wochen nach der Bayernwahl auch den CSU-Parteichefjob verliert, mutmaßlich auch seinen Regierungsjob.
Er ist getrieben von destruktivem Hass auf Merkel, die er einfach nicht loswird.
Lieber sprengt er die Bundesregierung und zieht CDU und SPD mit in den Abgrund, als selbst zum Wohle des Ganzen zurückzutreten. (….)

Herr Maaßen klebte weitere sieben Wochen an seinem Posten und mutierte zu dreierlei verschiedenen Personen:

1.) Ikone der Identitären und ultrarechten Verschwörungstheoretiker. Für sie ist die SPD linksradikal und verfassungsfeindlich.


[….] Die Vorsitzenden der drei Parteien, die die Bundesregierung in Deutschland bilden, Frau Merkel, CDU, Herr Seehofer, CSU, und Frau Nahles, SPD, hatten am 23. September beschlossen, dass ich als Präsident des Bundesverfassungsschutzes abgelöst werden soll. Damit ist eine Regierungskrise in Deutschland beendet worden. Die SPD hatte mit einem Bruch der Koalition gedroht, wenn ich weiter im Amt bleiben würde.
[….] Gegenüber den zuständigen Parlamentsausschüssen stellte ich in der folgenden Woche klar, dass ein Kampf gegen Rechtsextremismus es nicht rechtfertigt, rechtsextremistische Straftaten zu erfinden. Die Medien sowie grüne und linke Politiker, die sich durch mich bei ihrer Falschberichterstattung ertappt fühlten, forderten daraufhin meine Entlassung. Aus meiner Sicht war dies für linksradikale Kräfte in der SPD, die von vorneherein dagegen waren, eine Koalition mit der CDU/CSU einzugehen, der willkommene Anlass, um einen Bruch dieser Regierungskoalition zu provozieren. Da ich in Deutschland als Kritiker einer idealistischen, naiven und linken Ausländer- und Sicherheitspolitik bekannt bin, war dies für meine politischen Gegner und für einige Medien auch ein Anlass, um mich aus meinem Amt zu drängen. [….]



2.) zukünftiger Politstar der AfD. Er stellt einen Wechsel in die aktive Politik in Aussicht und wird von der Partei, die wegen ihrer faschistischen Umtriebe bald womöglich vom Verfassungsschutz überwacht wird bereits umworben.
Dann würden die Verfassungsschützer zukünftig ihren alten Chef beobachten.

 [….] AfD-Chef Jörg Meuthen hat den scheidenden Verfassungsschutz-Chef zur Mitarbeit in seiner Partei eingeladen. Meuthen findet: Hans-Georg Maaßen würde gut in seine Partei passen. [….]

Willkommen in Schilda.

3.) allgemeine Witzfigur.

[….]  7 Dinge, die Maaßen außer der SPD noch für linksradikal hält
[….] 1. Die katholische Kirche
[….] 2. Tauben
Sie scheißen auf Autos, paaren sich im Freien, leben in Kommunen und nutzen keinerlei kapitalistische Zahlungsmittel. Noch Fragen? Nicht umsonst werden Tauben auch die Punks der Lüfte genannt (von Maaßen).
3. Seine Nachbarn
Die Lehmanns vom Haus schräg gegenüber haben grundlos hohe Hecken und daher ganz offensichtlich etwas zu verbergen. Taktische Observierungen mit Fernglas, Nachtsichtgerät und Infrarotkamera haben außerdem zutage gefördert, dass sie Fair-Trade-Kaffee trinken und den Spiegel lesen. Kommunistische Linkssozialisten, extremistische!
4. Normal große Brillen
Was hatten Erich Honecker, Walter Ulbricht und Tito gemeinsam? Genau: Sie trugen normalgroße Brillengestelle. Darum schöpft der erfahrene Verfassungsschützer Maaßen stets Verdacht, wenn er durch die 50-Cent-Stück-großen Gläser seiner Brille einen Träger eines normal bemessenen Brillengestells erspäht. Die Bolschewisten lauern überall!
[….] 7. Horst Seehofer[….]

Mit ihrer völligen Unfähigkeit die Brisanz des Themas Maaßen zu erkennen, ihrer Schwäche Horst Seehofer gegenüber und der erbärmlichen Entscheidungsunfähigkeit hatten Merkel und Nahles diese Groko maßgeblich in den Abgrund gestürzt und sehr viel dazu beigetragen, daß es für alle drei Groko-Parteien in Hessen und Bayern so derbe Arschtritte des Wähler gab.

Wie soll man auch zwei Frauen zutrauen eine große Industrienation zu führen, wenn sie noch nicht mal in der Lage sind einen mittleren aufmüpfigen Beamten ruhig zu stellen und sich deswegen paralysiert und phlegmatisch zwei Monate lang von einem außer Rand und Band geratenem Innenminister auf der Nase rumtanzen lassen?

An dieser Petitesse manifestiert sich das ganze Elend der Groko unter dieser desaströsen Führung. Seehofers Maaßen-Handling ist die Apotheose des Scheiterns dieser Bundesregierung.

Natürlich tragen Maaßen und Seehofer die Primärschuld an dieser grotesk verfahrenen Lage. Beide sind tatsächlich nicht zurechnungsfähig.

[….] Wenn dieser Mann nicht nur der Wichtigtuer ist, als der er sich in den vergangenen Jahren hervorgetan hat, sondern das Demokratieverständnis der Mitarbeiter seines Hauses repräsentiert, wenn beim Verfassungsschutz insgesamt so gedacht wird wie im Kopf des nun abgesetzten Chefs, dann ist unsere Demokratie in ernster Gefahr.
Selbstverständlich konnte so ein Mann nicht mehr weiter vom Staat beschäftigt werden, nicht als Verfassungsschutzpräsident und auch nicht im Innenministerium: Wer in der kreuzbraven SPD "linksradikale Kräfte" entdeckt, also solche, die ein Problem aus linker Perspektive bis zu seinen Ursachen denken und grundsätzlich lösen wollen, der sieht Dinge, die es ganz offensichtlich nicht gibt. Sein politisches Koordinatensystem hat sich so weit nach rechts verschoben, dass er Olaf Scholz bei hellem Tageslicht mit Che Guevara verwechseln könnte. [….]

Aber Merkel hat es mit sich machen lassen und Nahles hat nie begriffen wie toxisch die Regierungs-PR für ihre Partei ist.

Daß Merkel nach ihrem Verzicht auf den CDU-Parteivorsitz immer noch nicht die Reißleine zieht, immer noch tumb, müde und desinteressiert den völlig irre gewordenen Superminister Seehofer agieren lässt, zeigt daß sie offensichtlich immer noch keine Ahnung hat wie weit sie den Karren in den Dreck gefahren hat.
Was hat sie denn jetzt noch zu verlieren?


Die Parteichefinnen von CDU und SPD hätten jetzt die Chance wenigstens einmal das Richtige zu tun und mit einer Tabula Rasa Handlungsspielraum zu schaffen. Sie müssten den CSU-Chef sofort aus der Regierung werfen.