Montag, 17. Oktober 2016

In Relation zum Vorgänger



Es ist Zeit noch einmal daran zu erinnern, daß ich mich immer wieder bitterlich über Barack Obamas Politik beschwert habe, daß ich seine Außenpolitik schwach, seine Drohnenangriffe unentschuldbar, seine Waffenexporte abscheulich, sein Kuschen vor den Saudis erbärmlich, seine TTIP-Unterhändler amoralisch, seine Russland-Aversion grundfalsch und seine Harmoniesucht in der Innenpolitik zumindest in den ersten Jahren für desaströs halte.

Moralisch bin ich absolut mit Künstlern wie Antony Hegarty, die ihrer Abscheu und Enttäuschung ein ganzes Album widmete.

When you were elected
The world cried for joy
We thought we had empowered
The truth-telling envoy
Now the news is you are spying
Executing without trial
Betraying virtues
Scarring closed the sky
Punishing the whistle blowers
Those who tell the truth
Do you recognize the yellow
Staring back at you?
Obama
Obama
Obama
Obama
All the hope drained from your face
Like children we believed
All the hope drained from your face
Obama

Have no mercy on me
Please don’t have mercy
Don’t let them prove I was wrong
When we know so bad what’s right
Don’t let them dig up my grave
Sometimes a feeling is reason enough
It’s an American dream
Execution
Execution
(…..)

Es ist unentschuldbar vom Weißen Haus aus hunderte Bürger in souveränen Nationen per Knopfdruck zu töten. Period.


Aber Barack Obama hat die USA zweifellos in den vergangenen acht Jahren gegen den erbitterten Widerstand der Opposition moderner gemacht.

Auch in Amerika ist aufgrund der ungerechten Steuerpolitik die Einkommensschere weiter auseinander gegangen.
Aber man muß Obama zugestehen, daß er gegen die massive Blockade im Kongress doch einen bemerkenswerten ökonomischen Wiederaufstieg seines Landes vollbracht hat, nachdem die Trickle-Down-Economics unter George W. Bush die USA in die größte Rezession seit 80 Jahren gestürzt hatten.

[….] Je näher der Abschied rückt, desto klarer wird, wie vorbildlich Barack Obama sein Land aus der Wirtschaftskrise geholt hat. Ein Lehrstück für künftige US-Präsidenten - und für deutsche Stabilitätsapostel.
[….] Es spricht viel dafür, dass der Präsident hier sogar ein kleines Wunder vollbracht hat - gemessen an dem, was nach dem historischen Finanzcrash bei seiner Wahl vor acht Jahren zu befürchten war.
[….] Als Barack Obama Anfang 2009 antrat, steckte die Weltwirtschaft in einer immer furchtbarer wirkenden Rezession. Nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers taumelten überall Banken, Sparer gerieten in Panik, die Wirtschaft schrumpfte und die Arbeitslosigkeit nahm rapide zu. Die Lage erinnerte immer mehr an das Desaster, das sich aus dem Crash von 1929 entwickelt hatte.
[….] Der Erfolg misst sich daran, was zu befürchten war. [….] Mehr noch: Das neue Wachstum seit 2010 hat so viel zusätzliche Steuereinnahmen und sinkende Ausgaben mit sich gebracht, dass auch die Staatsdefizite wieder sinken. Der Fehlbetrag dürfte 2016 bei nur noch 3,5 Prozent liegen - vertretbar -, ohne dass die Amis jemals Austeritätsprogramme durchmachen mussten, wie etwa die Griechen oder die Spanier. Da geht auch die Rechnung in etwa auf, wonach es lohnt, erst die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen - und dann mit den Gewinnen den Staatshaushalt zu sanieren. Nicht umgekehrt, Herr Schäuble. [….]

Auch Barack Obama soll man nicht singulär betrachten, sondern als Kind seiner Zeit und im Vergleich zu anderen amerikanischen Top-Politikern.
Der gegenwärtige Präsident lobt und preist ganz selbstverständlich die same-sex-marriage, sagt öffentlich, daß die USA nicht foltern, fordert immer wieder vehement strengere Waffengesetze und geht aktiv gegen den Klima-Wandel vor.
All das wäre unter der Bush-Administration noch vollkommen undenkbar gewesen.

Nachdem ich insbesondere während des letzten Jahres geistig völlig verseucht von all den verlogenen heuchelnden Republikaner-Reden bin, das unfassbar schlechte Benehmen, die primitive Sprache, das verschwörungstheoretische Geraune und die pure Bosheit der GOPer im Ohr habe, kommen mir Barack Obama-Ansprachen wie Balsam vor.
Der Mann kann sich gut ausdrücken, weiß wovon er redet, beherrscht die rhetorischen Stilmittel, ist offensichtlich sehr gebildet und er sieht auch noch gut dabei aus.
Barack Obama ist 1000 Meilen von dem abstoßenden Verhalten entfernt, welches seine Möchtegern-Nachfolger von den Republikanern an den Tag legt.

Trump suggests women speaking out are too ugly for him to sexually assault
Under fire, Trump retreats further into the gutter. […]


A link tweeted by Sen. Ted Cruz (R-TX) that has since been deleted suggested that there would be “mandated sex change operations” if Hillary Clinton wins the presidency.
[….] “By that point, we will have mandated sex change operations,” Horowitz warns. “Heck, our own military during a time of war and internal morale crisis has already published a handbook on sex changes. We simply don’t have the time to continue down this failed path. We’ve already been in the wilderness for 27 years.”

Ich hätte nie gedacht, daß ich das mal zu einem Kriterium erheben würde – aber wenn man so oft den Grabscher Trump mit seiner widerlichen Mimik und der grotesken orangen Föhnfrisur erlebt hat, ist es eine Wohltat in Obama auch mal einen gepflegten und appetitlichen Politiler zu sehen.
Bella Figura geht also doch in Amerika – der Heimat der Lauten und Geschmacksverirrten.

Obama tritt im Moment so auf, daß ich nur jeden einzelnen seiner Sätze unterstreichen kann und hoffe, daß viele Amis ihm und seiner Frau zuhören.