Und schon wieder einmal zeigt der Kalender eine „1“ - hohe Zeit für mich den Blödmann des Monats zu küren.
Vorrede:
Ständig
höre ich die Phrase „der irre Kim!“
Bei
jeder Äußerung, bei jedem Waffentest, wissen Hinz und Kunz sofort, der
nordkoreanische Diktator ist „irre“.
Ich bin
da nicht so sicher. Vermutlich regiert Kim Jong Un so, wie es für die dritte
Generation einer steinzeitkommunistischen Erbdiktatur logisch ist.
Er will
die Macht für seine Familie erhalten, nicht abgesetzt werden und nicht in Frage
gestellt werden.
In einer
hochbewaffneten globalisierten Welt dürfte das ohne Atomwaffen aber kaum
möglich sein.
Zumal
die Bedrohung der staatlichen Integrität nicht nur eingebildet ist.
250.000 Amerikaner
leben in Südkorea.
Der dem US
Pacific Command (PACOM) unterstehende Großverband United States Forces Korea
(USFK) steht seit 1957 mit mindestens 30.000 Mann direkt an der
nordkoreanischen Grenze.
Man stelle sich
für eine Minute vor, 30.000 bis an die Zähne bewaffnete nordkoreanische
Elitesoldaten stünden in Mexiko direkt an der Südgrenze der USA.
Man stelle sich
vor, dieser nordkoreanische Großverband stünde nicht nur drohend da, sondern
hätte zuvor bereits auf US-Staatsgebiet gewütet, wie es die Amerikaner in
Nordkorea taten.
[…..] Am
Ende des Zweiten Weltkriegs war die Sowjetunion in den Krieg gegen Japan
eingetreten, die Kolonialmacht in Korea. Die Rote Armee rückte im August 1945
schnell nach Süden vor. Die USA fürchteten, Stalin könnte ganz Korea unter
seine Kontrolle bekommen, sie definierte deshalb die südliche Hälfte der
Halbinsel als ihre Einflusssphäre, mit dem 38. Breitengrad als Grenzlinie. Noch
heute ist sie die innerkoreanische Grenze.
Im Koreakrieg starben allein im Norden etwa 1,5
Millionen Menschen
Dabei war niemandem in Washington bewusst, dass die
verhasste Kolonialmacht Japan diese Linie schon einmal 1896 als Grenze von
Einflusssphären definiert hatte, damals mit dem Zarenreich. Nach seinem Sieg im
russisch-japanischen Krieg 1905 machte Tokio dann die Halbinsel, die
strategische Mitte Nordostasiens, nach der auch Russland und China gegriffen
hatten, zu seinem Protektorat, 1910 zur Kolonie. […..] Der Zweite Weltkrieg befreite Korea von den
japanischen Besatzern, aber er spaltete es auch. Gespräche, das besetzte Land
zu vereinen, scheiterten. […..] Kim Il-sung, den Großvater des heutigen
Machthabers […..] hatte sich im
Widerstand gegen die Japaner einen Namen gemacht und später in der Roten Armee
gedient. Nordkorea beanspruchte das Erbe dieses Widerstands von Anfang an für
sich. […..] Am 25. Juni 1950
marschierte Kim Il-sung nach Südkorea ein, um das ganze Land unter seine
Kontrolle zu bringen. Binnen weniger Wochen kontrollierten seine Truppen fast
die ganze Halbinsel. Dann aber landete US-General Douglas MacArthur, gestützt
durch ein Mandat der UN, im September 1950 und fiel den Nordkoreanern in die
Flanke. […..] Ein übler Vernichtungskrieg folgte, bei dem
die Amerikaner alle Städte Nordkoreas zerstörten. Sie warfen 635 000 Tonnen
Bomben über dem kleinen Land ab, mehr als im Zweiten Weltkrieg in allen
Schlachten um den Pazifik. Etwa 1,5 Millionen Nordkoreaner kamen ums Leben. Die
Frontlinie jedoch verschob sich kaum mehr. [….]
Nachdem die USA
635.000 Tonnen Bomben über Korea abwarfen und 1,5 Millionen Koreaner töteten,
die sich gegen die brutale japanische Besatzungsmacht erhoben hatten, liebte das
koreanische Volk die Amerikaner nicht besonders. (….)
Aus Kim
Jong Uns Perspektive sind militärische Muskelspiele keineswegs irre.
Er muss
kontinuierlich provozieren, um genügend Angst und Respekt zu erzeugen.
Sollte
der Rest der Welt auf den Gedanken verfallen, dieser Jong Un wäre doch
eigentlich ganz nett und vernünftig und werde im Ernstfall davon absehen
Atomraketen auf Seoul und Tokio zu schießen, könnte das bald das Ende seines
Regimes bedeuten, weil die Anrainer auf allen Ebenen versuchen würden Pjöngjang
und das Nordkoreanische Volk zu beeinflussen.
„Irre“
im Sinne von geistig nicht voll zurechnungsfähig; irre im Sinne von „krank“
oder „pathologisch“ scheint mir sehr viel eher der amerikanische Präsident zu
sein.
Trump
kann sein eigenes Verhalten nicht kontrollieren, ist nicht in der Lage sich zu
zügeln, leidet an komplexen Wahnvorstellungen und weiß garantiert nicht die Konsequenzen
seines Handelns abzuschätzen.
Müßte
ich eine Woche mit einem der beiden Staatschefs in einem Raum verbringen, würde
ich Kim wählen, weil ich ihn für intelligenter und zurechnungsfähiger als den
orangen Oberami halte.
So wie
das Weiße Haus derzeit funktioniert, verorte ich mehr Ratio in der
Nordkoreanischen Regierung.
Kellyanne
Conway, die Chefberaterin Trumps, trat in einer Pat-Robertson-Show auf, also
jenem völlig wahnsinnigen Psychopathen, der Naturkatastrophen als Folgen der
Homoehe versteht, und wurde gefragt, welches die charakteristischte Eigenschaft
Trumps sei.
Kein
Witz, die Chefstrategin des größenwahnsinnigsten und selbstverliebtesten
Prahlers aller Zeiten, nennt Demut und Bescheidenheit als dessen
Charakteristika.
[…..] Robertson kicked off the softball interview
by asking Conway “what characteristic stands out in your mind” most about
Trump, to which she replied that “it’s one that most of the media never associate
with him, and I would say it’s humility.”
“With the gravity and responsibility of being president of the United
States and commander in chief of our armed forces,” she said, “I would say that
with that gravity and responsibility has come a great deal of humility.”
[….]
Sowas
Irres habe ich aus Pjöngjang noch nie gehört!
Würde
man mich aber fragen, wo ich lieber leben möchte, dann brauchte ich keine Mikrosekunde
Überlegung, um “USA” zu antworten.
Das
Leben in Nordkorea ist nämlich scheiße.
Mal
abgesehen davon, daß man vom Welthandel ausgeschlossen ist und nichts von dem
bekommt, was man bei uns (im Westen)
gewöhnt ist, sind auch noch alle Bürger gehirngewaschen und es gibt keine
Freiheiten.
Wer es
wagt auch nur ansatzweise aufzumucken, zu hinterfragen, oder zu widersprechen,
landet ganz schnell im Gulag, oder wird gleich einen Kopf kürzer gemacht.
Hunderttausende
vegetieren in Arbeitslagern des Regimes.
Nordkorea is no fun at all.
Und
damit zur Impudenz des Monats.
Beklopptester
Mensch ist Kenneth Bae.
Der
US-Amerikaner saß zwei Jahre in einem nordkoreanischen Knast.
[….]
Pae Jun Ho, der sich in den USA Kenneth
Bae nennt, war Anfang November im Nordosten des kommunistischen Landes
festgenommen worden. Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA hatte Anfang Mai
die Verurteilung gemeldet, ohne nähere Angaben zu den Vorwürfen gegen Pae zu
machen. […]
Vor drei
Tagen hörte ich Bae fassungslos zu, als er beim BBC-Hardtalk locker darüber
plauderte wieder nach Nordkorea zu gehen.
[…..] Relations between the United States and
North Korea have long been difficult. The recent toe-to-toe confrontation
between Donald Trump and Kim Jong UN raised fears of a conflagration on the
Korean Peninsula. Stephen Sackur speaks to Kenneth Bae. […..] What
does his experience tell us about the world's most secretive country? […..]
Wie kann
man so irre sein?
Man reist nicht auf eigene Faust nach Nordkorea und veranstaltet dann ein großes Theater. Wenn man sofort im Zuchthaus landet und das sogar überlebt, hat man noch Glück gehabt.
Man reist nicht auf eigene Faust nach Nordkorea und veranstaltet dann ein großes Theater. Wenn man sofort im Zuchthaus landet und das sogar überlebt, hat man noch Glück gehabt.
Das kann
auch anders enden.
[….]
Ein junger Student ist auf
Abenteuerreise, soll in seinem Hotel ein für ihn interessantes Plakat entdeckt
und abgenommen haben. Hierzulande keine große Sache. Umso erschütternder ist
der Fortlauf der Geschichte des US-Amerikaners Otto Warmbier. Nachdem der junge
Mann das Plakat auf seiner Reise in Nordkorea abgenommen haben soll und
schließlich mit seiner Reisegruppe wieder abreisen will, wird er am Flughafen
festgenommen. Der Vorwurf: Staatsfeindliche Handlungen.
Warmbier wird zu einem
öffentlichen Geständnis gedrängt - daher gibt es Zweifel, ob er es überhaupt
war, der das Plakat im Hotel abnahm. Am Ende steht eine Verurteilung des jungen
Mannes zu 15 Jahren Haft mit Zwangsarbeit. Doch die Haft steht er offenbar nur
einen Monat durch, dann fällt er ins Koma. Anderthalb Jahre später - vor einer
Woche - wird Warmbier mit schwersten Hirnschäden zurück in die USA gebracht,
nun ist er gestorben. Weil er - wenn überhaupt - ein Plakat von der Wand eines
Hotels genommen hat. […..]
Anders
als Warmbier, stolperte Bae aber nicht in sein Unglück, sondern wußte genau was
ihm blüht. Er ist ein Überzeugungstäter, denn er ist hardcore-Religiot.
Denn nur
Missionare sind schlimmer als Religioten an sich.
Es
brauchte viel Geld, Geschick und den amerikanischen Geheimdienstdirektor James Clapper
persönlich, um Bae nach seiner Missioniererei
freizukommen.
[….]
Es ist das Ende jahrelanger
diplomatischer Verhandlungen: Die beiden US-Bürger Kenneth Bae und Matthew
Miller sind in Begleitung des US-Geheimdienstdirektors James Clapper auf dem
Rückflug in ihre Heimat. Das erklärte am Samstag ein Geheimdienstsprecher in
Washington. Damit sind auch die letzten US-Amerikaner aus nordkoreanischer Haft
entlassen worden. Erst wenige Wochen zuvor war der US-Tourist Jeffrey Fowle
freigelassen worden. Er hatte fünf Monate im Gefängnis gesessen, weil er eine
Bibel auf der Toilette eines Klubs in Pjöngjang liegengelassen haben soll.
Bae hingegen hatte
eine weit längere Strafe abzusitzen. Der christliche Missionar mit südkoreanischen
Wurzeln war zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden, hat mittlerweile zwei
Jahre in nordkoreanischen Gefängnissen hinter sich gebracht. Ein Gericht in
Pjöngjang hatte es als erwiesen angesehen, dass er zum Umsturz des
kommunistischen Regimes des politisch isolierten Landes aufgerufen habe. [….] Nach Angaben des US-Außenministeriums hatte sich nun
Geheimdienstdirektor Clapper persönlich in die Bemühungen um die Freilassung
eingeschaltet. [….]
Nicht
daß es um Missionare besonders schade wäre – wer so von seinem Christengott
überzeigt ist, daß er in ein streng muslimisches Land wie den Jemen oder nach
Afghanistan reist, um dort allen aus der Bibel vorzulesen, endet mit hoher
Wahrscheinlichkeit als Märtyrer.
Vor acht
Jahren ging der Fall einer fünfköpfigen deutschen Familie aus
dem sächsischen Meschwitz bei Bautzen durch die Weltpresse,
weil die frommen Sachsen ausgerechnet in einem der muslimischsten Orte der Welt
einforderten zum Christentum zu konvertieren. Die Religiotie muss weit
fortgeschritten sein, um überhaupt auf so eine Idee zu kommen.
Es geht
meistens nicht gut aus.
[….]
Auch die drei ermordeten Frauen hatten
eine missionarische Ausbildung durchlaufen. Die beiden deutschen Todesopfer,
Anita G. (24) und Rita S. (25) waren Studentinnen der Bibelschule Brake, die
auf die Evangelisierungsarbeit im Ausland vorbereitet und mit dem Missionswerk
WEC zusammenarbeitet. Die getötete Südkoreanerin Eom Young-sun (34) hatte
Theologie studiert und sich dann beim WEC für die Missionstätigkeit
fortgebildet.
Vermutlich
ist es irgendwie möglich in Ländern wie Afghanistan oder Saudi Arabien auch
eine Zeit lang nicht aufzufallen.
In
Nordkorea ist es unmöglich unter dem Radar zu bleiben.
Bae legte
es wirklich drauf an in den Gulag zu kommen und nach zwei Jahren Arbeitslager,
ist er gläubiger denn je.
[….] Zwei
Jahre verbrachte der «Jugend mit einer Mission»-Mitarbeiter Kenneth Bae in
einem Zwangslager in Nordkorea. Wie sich sein Gebet von «Schick mich heim,
Herr!» in «Gebrauche mich, Herr!» verwandelte, beschreibt er in seinem neuen
Buch.
[….]
15
Mal war er innerhalb von zwei Jahren als Touristenführer in Nordkorea gewesen –
bis die Flughafenpolizei 2012 seinen Harddrive mit christlichem und
missionsrelevantem Material beschlagnahmte.
«Für die Regierung
Nordkoreas ist ein Missionar dasselbe wie ein Terrorist», schreibt Bae in
seinem Buch «Not Forgotten: The True Story of My Imprisonment in North Korea»
(Nicht vergessen: Die wahre Geschichte meines Gefängnisaufenthaltes in
Nordkorea). Und weiter: «Für die Regierung ist das Evangelium von Jesus
Christus äusserst gefährlich.» Dies war der wahre Grund seiner Gefangennahme,
nicht die «feindseligen Handlungen gegenüber der Regierung», wie es in der
offiziellen Verurteilung zu 15 Jahren Haft in einem Arbeitslager hiess. «Mein
Verbrechen war, dorthin zu gehen und dafür zu beten, dass Gott erneut das tut,
was er bereits einmal getan hat (eine Erweckung schenken, Anm. d. Red.). [….]. «In Nordkorea lernte ich Gottes Treue kennen, erlebte seine Gnade,
sah sein Erbarmen auf eine Weise, wie ich es mir vorher nie hätte vorstellen
können. Ich lernte, Gott zu vertrauen und an seinen Versprechen festzuhalten.»
In diesem Sinn waren die zwei Jahre im nordkoreanischen Gefängnis für Bae wie
eine geistliche Erneuerung: «Es war, als hätte ich eine persönliche zweijährige
Zeit der Ruhe und Abgeschiedenheit mit dem Herrn Jesus gehabt.»
[….]
Trotz aller Vorsicht gab es immer wieder
Möglichkeiten, die Wächter versteckt auf Jesus hinzuweisen. «Am Ende eines
Gesprächs sagte ein Wächter: 'Du sagst, dass Gott deine Gebete beantwortet.
Wenn Gott wirklich existiert, warum bist du dann immer noch hier?' Ich erklärte
ihm, dass Gottes Pläne anders sind als unsere und sagte ihm: 'Vielleicht bist
du Teil seines Plans. […..]
Zwei
Jahre Kerker bei Kim?
Für Bae ein „Blessing“.
Für Bae ein „Blessing“.