Lange
Zeit war der Turiner Tarcisio Bertone (* 1934) die Nummer Zwei der 1,2
Milliarden Katholiken.
Als einer
von nur neun Kardinalbischöfen, langjähriger Kardinalstaatssekretär und
Camerlengo der Vatikanstadt hat Bertone außer Papst alles erreicht, was man in
der katholischen Welt schaffen kann.
Gelegentlich
galt Bertone sogar als eigentlicher Papst, der Ratzinger seine Entscheidungen diktierte.
Es ist
verbürgt, daß beispielsweise Kardinal Meisner, der immerhin als enger
Vertrauter Papst Benedikts gilt, mehrfach in Rom war, um Ratzi anzuflehen
Bertone zu entmachten. Vergeblich. Der Mann kennt sich aus.
Auch
Papst Franziskus brauchte sieben Monate, um den Pädophilen-Beschützer Bertone
endlich am 15. Oktober 2013 von seinem Posten als Kardinalstaatssekretär zu
schieben. Allerdings ist Bertone immer noch der ranghöchste wahlberechtigte
Kardinal der Welt und würde als solcher auch das nächste Konklave leiten, falls
Franzi wie sein Vorgänger plötzlich keine Lust mehr haben sollte.
Nun mit
79 Jahren zieht Bertone noch einmal um. Er wird der direkte Nachbar des
Papstes, der im Gästehaus Santa Marta wohnt.
Genau
davor liegt der Palazzo San Carlo, dessen 700 Quadratmeter
großes Penthouse zurzeit für den welthöchsten Kardinal umgebaut und restauriert
wird.
Die
Italienische Presse spricht vom "goldenen Penthouse", der exklusivsten
und teuersten Wohnung Italiens.
Bertone
ist keine Ausnahme; Kurienkardinäle wohnen üblicherweise extrem teuer und
luxuriös. Das „Kardinalsrot“ steht schließlich auch historisch für die teuerste
Farbe der Welt. Sie hat ihren Ursprung im Purpur, das aus einer Absonderung der
Hypobronchialdrüse der Purpurschnecke gewonnen wird. Da sich in der Drüse kaum
messbare Mengen des weltexklusivsten Farbstoffs befinden, sind zur Herstellung
eines Gramms reinen Farbstoffs circa 8.000 Schnecken notwendig. So ein Anspruch
verpflichtet.
Bertone steht mit
seinen Wohnplänen durchaus in der Tradition seiner Vorgänger. Auch er wohnte
ein Jahr provisorisch im Johannes-Turm an der Vatikanmauer, bis sein Vorgänger
Angelo Sodano (1990-2006) die Dienstwohnung freimachte. Dieser ließ sich eine
großräumige Wohnung samt Bibliothek im Äthiopischen Kolleg inmitten der
Vatikangärten einrichten. Dort wohnte er zunächst neben dem US-Kardinal Edmund
Casimir Szoka, dem Gouverneur des Vatikanstaates. Als der in die Heimat
übersiedelte, wurde dessen Nachfolger Giovanni Lajolo Sodanos neuer Nachbar.
Kaum weniger Aufwand
betrieb Sodanos Vorgänger als Kardinalstaatssekretär, Agostino Casaroli. Für
ihn wurde nach der Pensionierung 1990 unmittelbar neben dem Palazzo San Carlo
ein Penthouse errichtet. Nach seinem Tod 1998 stand es mehrere Jahr lang leer,
bis Kardinal Giovanni Battista Re, Leiter der Bischofskongregation, das
begehrte Objekt bezog.
Franziskus,
der als absoluter Monarch des Vatikanstaates Judikative, Exekutive und Legislative allein bestimmt, läßt Bertone gewähren und sieht tatenlos zu wie dort
die kirchlichen Millionen verprasst werden.
Den
Bertone-Balken im Auge scheint der Papst gar nicht zu bemerken.
Anders
sieht es freilich aus, wenn es um Splitter in den Augen einfacher Priester auf
der anderen Seite der Erdkugel geht. In Korea predigt er Armut und läßt sich
als Vorkämpfer der Bescheidenheit bejubeln.
Papst
warnt vor Luxus in der Kirche.
Papst Franziskus hat
in Südkorea vor einem luxuriösen Leben von Priestern und Ordensleuten gewarnt.
Als Heuchelei
verurteilte der Papst am Samstag in einer Rede vor Ordensfrauen und Patern das
Leben "jener gottgeweihten Männer und Frauen, welche die Gelübde der Armut
ablegen, dann aber wie Reiche leben". Ihre Haltung schade der Kirche.
Zugleich würdigte er
das Gemeinschaftsleben der Ordensleute im 130 Kilometer von Seoul entfernten
Ort Umsong. Das Oberhaupt der katholischen Kirche rief sie auf, jeder
Versuchung einer "weltlichen Mentalität" zu widerstehen. Es ist der
erste Besuch eines Papstes in Südkorea seit 25 Jahren.
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