Die CDU analysiert ganz offenbar, wie man leicht zu besseren Wahlergebnissen kommt.
Das scheint ziemlich leicht zu sein.
Wenn man die beiden lästigen Hemmschuhe „Ehrlichkeit“ und „Verantwortung“ auszieht.
Wenn einem das Wohl und Wehe Deutschlands egal sind, wenn man nur Macht und Pfründe sammeln will, wenn man eine gewisse Freude am Untergang hat und mit so viel Sadismus gesegnet ist, daß es einen erfreut, Solidarität abzubauen, wenn man sich beim Leid der Ärmeren und Schwächeren besser fühlt, wenn man sein Glück nur im Unglück anderer findet, dann ist der rechtspopulistisch-blaune Politikansatz genau richtig. Dem Vaterland populistisch den größten Schaden zuzufügen, lautet die hocherfolgreiche AfD-Konzeption.
Insbesondere die Jung- und Erstwähler triefen derartig vor Ignoranz, daß sie eifrig ihre Kreuze dort machen, womit sie sich die eigene Zukunft vollends ruinieren.
Auch der Begeisterung für Putin und antidemokratischen Totalitarismus, dem die Jugend durch ihre Wahl von Chrupalla und Wagenknecht Ausdruck verleiht, passt sich die CDU an, indem sie die Brandmauern abreißt und Koalitionen mit den Völkischen in Aussicht stellt.
Es ist so viel leichter, zu argumentieren, wenn man, wie Linnemann, Spahn, Söder und Merz, die lästige Sachebene hinter sich läßt und stattdessen mit braunem Geraune mit NSdAP-Anklang agiert.
Zum Beispiel das chronisch unterbesetzte Berliner Landesverfassungsgericht, in dem zwei von neun Stellen ganz vakant sind und vier weitere Richter bereits 2021 ihre Amtszeit überschritten haben und nur noch weiter arbeiten, weil das Verfassungsgericht sonst komplett lahmgelegt wäre.
Die Grünen haben eine Frau vorgeschlagen, die zweifellos renommiert und qualifiziert ist für den Posten.
[….] Was braucht man, um eine gute Verfassungsrichterin zu sein? Lebensklugheit? Offenheit? Neugier? Wenn es darum geht, Grundrechte miteinander abzuwägen, klassischerweise zum Beispiel die Religionsfreiheit mit der Berufsfreiheit, wenn es um das verfassungsrechtliche Dauerbrennerthema des Kopftuchs in Schulen geht – dann reicht keine bloße Paragrafenkenntnis. Und dann wäre es vielleicht interessant, wenn sich an der Diskussion im Richterzimmer auch eine Juristin wie sie beteiligen könnte: Seda Başay-Yıldız, Mutter eines kleinen Kindes, seit vielen Jahren in Frankfurt engagiert für die Rechte von Opfern rassistischer Gewalt, 48 Jahre alt, praktizierende Muslimin. [….] Während anderenorts in Deutschland schon sorgenvoll darüber nachgedacht wird, wie eine erstarkende AfD wohl in Zukunft die Verfassungsgerichte lahmlegen könnte, zeigt Berlin: Dafür braucht es gar nicht einmal die AfD. […..]
Nein, dafür braucht es nur die rechtspopulistische Berliner CDU, die der so undeutsch klingende Name Seda Başay-Yıldız derartig auf den Magen schlägt, daß sie die prominente Opferanwältin grundsätzlich blockiert. Merz könnte Weidel und Storch nicht glücklicher machen.
[….] Die CDU blockiere seit Monaten einen Personalvorschlag der Grünen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung verbirgt sich hinter der knappen Meldung Seda Başay-Yıldız, die Rechtsanwältin aus Frankfurt, die als Vertreterin von NSU-Opfern bekannt geworden ist. Sie dürfte jetzt wohl mit einigem Erstaunen verfolgen, wie die Hauptstadt-CDU in ihr offenbar eine Reizfigur sieht – ungeeignet, zu der Gruppe der Verfassungsrichter hinzuzustoßen. Bisheriger Migrantenanteil dort übrigens: null. [….] „Das Klima in Deutschland wird rauer“, schrieb sie einmal in einem Gastbeitrag für die SZ. Die „Islamistenanwältin“ ist bis heute eigentlich in erster Linie Opferanwältin. So vertritt sie drei Familien von Opfern des Anschlags in Hanau, da geht es um Entschädigung und Aufklärung: „Deutschland ist und bleibt mein Land, und ich bleibe eine Deutsche.“ […..]
Full Goebbels Mode geht auch die CDU in Osnabrück, die in der örtlichen Kunsthalle „Entartete Kunst“ wittert und eine Schließung der Ausstellung „Kinder, hört mal alle her“ fordert.
[….] Die Kunsthalle Osnabrück eröffnet ihr neues Jahresthema Kinder, hört mal alle her! Mit Einzelausstellungen von Julia Miorin, Sophia Süßmilch, Wilhelm Klotzek, Ji Su Kang-Gatto und Liz Magic Laser.
Es gibt Kinderbetreuung, eine Performance von Sophia Süßmilch, DJ-Sets mit dem Haus der Jugend und natürlich Getränke und Snacks! [….] Die Eröffnung wird mit DJ-Sets von DJ Coco, DJ Alex und DJ Kira aus dem Haus der Jugend begleitet.
Die Ausstellungen und Veranstaltungen des Jahresprogramms Kinder, hört mal alle her! bieten viele kindgerechte und altersübergreifende Angebote. Es werden jedoch auch gesellschaftsrelevante Inhalte (bspw. in der Ausstellung von Sophia Süßmilch) verhandelt, die starke Emotionen und Erinnerungen provozieren können, wie häusliche Gewalt, Fehlgeburten und Kinderlosigkeit. Neben den benannten Themen werden die Performerinnen nackt auftreten. Wir möchten unsere Besucher:innen transparent darüber informieren. Ein Besuch der Ausstellung und der Performance von Sophia Süßmilch kann als nicht kindergerecht eingestuft werden. Für die Performance wird eine Altersfreigabe ab 16 Jahren empfohlen. Der Besuch obliegt der eigenen und elterlichen Entscheidung. Während der Performance zur Eröffnung wird eine Kinderbetreuung in räumlicher Distanz angeboten. Zudem steht ein Awareness-Team zur Verfügung […..]
Freie Entscheidung? Besuch obliegt der eigenen und elterlichen Entscheidung? Kunstfreiheit? GRUNDGESETZ?
Nicht mit der CDU, die sich zunächst mit einem schrillen Boykott-Aufruf begnügte.
[….] Die CDU ruft zum Boykott der neuen Ausstellung der Kunsthalle Osnabrück auf. Die Ausstellung mit dem Titel "Kinder, hört mal alle her!" stelle Werke aus, die sowohl inhaltlich als auch visuell absolut inakzeptabel seien, betont Marius Keite, Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion Osnabrück. "Wir können und wollen nicht hinnehmen, dass unter dem Deckmantel der Kunst derartige groteske und verstörende Darstellungen öffentlich gezeigt werden", sagte er. [….]
Aber damit waren die Anleihen an die Nazi-Kunstpolitik unter Adolf Hitler noch nicht schräge und perfide genug.
Damit auch jeder versteht, wie die Merz-Union wieder an den NSDAPigen „gesunden Volkskörper“ denkt, fordert sie ein Kunstverbot.
[….] CDU fordert Schließung von Kunstausstellung in Osnabrück
[….] Die örtliche CDU hat zu einem Boykott der Veranstaltung aufgerufen – weil die gezeigten Werke »sowohl inhaltlich als auch visuell absolut inakzeptabel« seien, sagte der Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion Osnabrück, Marius Keite. [….] »Wir können und wollen nicht hinnehmen, dass unter dem Deckmantel der Kunst derartige groteske und verstörende Darstellungen öffentlich gezeigt werden«, sagte Keite. [….] Die CDU forderte die Verantwortlichen der Kunsthalle auf, die Ausstellung umgehend zu schließen. »Es ist unverständlich, wie eine solche Ausstellung überhaupt genehmigt werden konnte«, teilte die CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Verena Kämmerling mit. »Kunst darf provozieren, aber sie muss auch Verantwortung übernehmen. Hier wurde eine klare Grenze überschritten.« […..]
Es gibt eine einfache Lösung; wer die Ausstellung doof findet, möge nicht hingehen.
Prinzip Homoehe nach Jim Jeffries: If you don't like gay marriage: DON'T MARRY A GAY PERSON!
Nun könnte man sich im Sinne der Osnabrücker Kunsthalle über die Doofheit der Orts-CDU freuen, die im Jahr 2024 immer noch nicht erkannt hat, was der Streisand-Effekt ist und daß sie mit ihrer schrillen Boykott/Verbot-Hysterie bundesweit hocheffektive Werbung für eine lokale Performance-Kunstausstellung macht, von der sonst nie jemand gehört hätte.
Unkenntnis des Streisand-Effektes.
(….) Als Barbra Streisand unbeabsichtigt 2003 den nach ihr benannten Effekt inventete, war möglicherweise wirklich noch nicht jedem digital immigrant klar wie der Schwarm des Internets funktioniert. Mrs. Streisand hatte damals die die Website Pictopia.com verklagt, weil diese zwischen 12.000 anderen Bildern auch ihr Haus veröffentlicht hatte. Nicht jeder Mensch klickt täglich auf Pictopia und selbst von denen, die es tun, macht sich kaum einer die Mühe nachzuvollziehen, wer die Besitzer der einzelnen Häuser sind. Nachdem Streisand aber eine 50-Millionen-Dollar-Klage darüber angestrengt hatte, machte der Fall Schlagzeilen, so daß das inkriminierte Bild rasend schnell im Netz verbreitete und nun wirklich jeder wußte in welchem Haus die Kult-Sängerin und demokratische Aktivistin wohnte. Sie erreichte also das diametrale Gegenteil dessen, was sie wollte. Die Diva lernte daraus und tat es nie wieder. (….)
(Streisand extrem, 28.03.2019)
In Wahrheit wissen Kämmerling und Keitel natürlich, daß sie mit ihrem Geschrei noch viel mehr Leute in die Ausstellung locken und das Gegenteil dessen erreichen, was sie vorgeben zu wollen: Niemand soll die Performance sehen.
Aber das ist ja das Schöne, wenn man sich von Fakten und Realität abwendet: Die praktischen Folgen ihres Handelns, sind der CDU völlig wurscht.
Ihr geht es, wie bei der Anti-EU-Hetze der AfD, darum völkische Hassgefühle anzustacheln, Vorurteile zu aktivieren, zu hetzen, antigrüne Klischees zu bedienen, von dem angeblich gefährlichen Einfluss auf die Jugend zu raunen und sich damit als braune Alternative bei der nächsten Landtagswahl zu empfehlen.