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Montag, 11. August 2025

Hamburg, Jung, Rechts

Er ist die Saskia Ludwig von Hamburg, der Rechtsausleger des Nordens: Christoph Ploß! Der AfD-affine Merzianer stürmte auf der braunen Spur nach oben; Bundestag mit 32, Landeschef mit 35. Die größten Wahlerfolge fielen in die Zeit 2020 bis 2023, als er Vorsitzender der CDU Hamburg war: Bundestagswahl 2021: Ganze 15,4% für die CDU in Hamburg und natürlich der spektakuläre Tiefpunkt zur Bürgerschaftswahl 2020, als die CDU satte 11,2 Prozent abräumte. Zum Vergleich: CDU-Ergebnis in Hamburg bei der Bürgerschaftswahl 2004: 47,2% und 2008: 42,6%.

Durchaus beeindruckend, wie die Ploß-CDU durch ihr permanentes Umarmen der AfD, von der absoluten Mehrheit in Rekordzeit nahe der Einstelligkeit rauschte.

Und so wurde er, wenig überraschend, bereits im zarten Alter von 38 Jahren vom Hof gejagt. Auch als einfacher CDU-Bundestagsabgeordneter bleibt Ploß aber hartnäckig erkenntnisresistent, bespielt den faschistoiden Rand, hetzt gegen Minderheiten und ist Stammgast bei rechtsextremen Verschwörungstheoretikern auf NIUS. Zum Dank für seinen Kampf gegen die Laschets und Merkelianer, ernannte Merz den mittlerweile 40-Jährigen, zum Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft und Tourismus.

Vermutlich weiß er selbst nicht, was sich hinter diesem Titel verbirgt und widmet sich weiter rechtsradikalen Verschwörungen.

[….] Der Politikwissenschaftler Markus Linden sagte kürzlich im Gespräch mit „t-online“, „Nius“ sei ein „rechtspopulistisches Agitationsformat mit journalistischem Anstrich“. Im Deutschlandfunk erklärte Linden, er stelle eine „gewisse Radikalisierung“ fest; Julian Reichelts Sendung „Achtung, Reichelt!“ sei „ein Krawall-Format“. Wenn sich Politiker von „Nius“ interviewen ließen, würden sie das Programm „normalisieren“ und damit auch Akteure, die bei „Nius“ auftreten würden. Linden nennt zum Beispiel Eva Vlaardingerbroek, eine rechtsradikale Influencerin aus den Niederlanden, die als Kolumnistin für „Nius“ schreibt und häufiger in Reichelts Sendung zu Gast ist. [….]  „Nius“ biete „rechter Hetze eine Bühne“, schreibt die „taz“; vom „krawalligen Internetportal“ spricht „t-online.de“; der Journalist Jan Fleischhauer attestierte „Nius“, „zu hysterisch“ zu sein und sagte ein geplantes TV-Format bei „Nius“ wieder ab.

Auch wir haben bei Übermedien schon über einzelne Auswüchse von Reichelts Magazin berichtet: Etwa, als „Nius“ ohne jeden Beleg behauptete, die Bundesregierung habe geheime Unterlagen an den „Kontraste“-Redaktionsleiter durchgestochen. Oder als „Nius“ Ressentiments gegenüber Geflüchteten schürte, die sich in Deutschland die Zähne hätten machen lassen. Ein weiteres aktuelles Beispiel ist die Unterstellung, die Grünen würden in ihrer Parteizentrale eine eigene Polizei aufbauen, um – ganz wie im „Dritten Reich“ – gegen politische Gegner vorzugehen.

Es sind vorwiegend Abgeordnete von CDU und CSU, die „Nius“ Statements geben oder in Talkformaten auftreten, etwa „Schuler! Fragen, was ist“ mit Ralf Schuler, dem ehemaligen Leiter der „Bild“-Parlamentsredaktion. Er hatte unter anderem CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann zu Gast, NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), Julia Klöckner (CDU), Gitta Connemann (CDU) oder Frank Schäffler (FDP). Auch der Vorsitzende der Werteunion, Hans-Georg Maaßen, war da. [….] Der Politikwissenschaftler Linden ist nicht der einzige, der Politiker dafür kritisiert, dass sie bei „Nius“ in Erscheinung treten. Der Journalist und „Spiegel“-Kolumnist Christian Stöcker, Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, twitterte kürzlich, er habe „kein Verständnis“ dafür, dass Politiker der Union „diesem rechtsradikalen Desinformationsportal“ weiterhin Interviews gäben.

Stöckers Kritik richtete sich konkret an Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der „Nius“ immer wieder Statements gibt – und auf diese Weise Schlagzeilen liefert, die perfekt in das Agitationsmuster von „Nius“ passen. Mitte Februar überschrieb „Nius“ einen Artikel mit einem exklusiven Kretschmer-Zitat:

    „‚Diese Bundesregierung zerstört Demokratie‘: Kretschmer-Klartext zum Ampel-Angriff auf die Meinungsfreiheit“

 [….] Christoph Ploß, der frühere Vorsitzende der Hamburger CDU und heutige Bundestagsabgeordnete tritt häufig bei „Nius“ in Erscheinung, er gibt Statements für Artikel und war mehrfach im Talkformat „Stimmt!“ zu Gast.

Kürzlich etwa sprach er dort über „Entgleisungen“ von Jan Böhmermann und dass er finde, das ZDF müssen den Satiriker „rausschmeißen“. [….] Auf die Frage, inwiefern er „Nius“ für ein seriöses Medienangebot halte und wie er zu der Kritik stehe, Politiker würden „Nius“ durch Auftritte „normalisieren“, schreibt Ploß:

    „Als Bundestagsabgeordneter sehe ich es nicht als meine Rolle, die Seriosität einzelner Medienangebote öffentlich zu bewerten. Ich bin sehr froh, in einem Land zu leben, in dem die Presse frei ist und in dem Leser und Zuschauer selbst entscheiden können, aus welchen Medien sie sich informieren wollen.“ [….]

(Boris Rosenkranz, 01.04.2024)

Just erklärte Ploß bei Markus Lanz stolz, er hätte Brosius-Gersdorf nicht gewählt und lobte seine CDU dafür, beim bestehenden Abtreibungsrecht sehr kompromissbereit gewesen zu sein, indem man dem Selbstbestimmungsrecht der Frauen weit entgegen kam. Man habe damit „Brücken zu anderen Positionen, dem Selbstbestimmungsrecht“ einer Frau, gebaut. (Wäre es nur nach ihm gegangen, hätte man den penislosen Dummchen, nicht so viel überflüssige Rechte eingeräumt.)

Als linksgrünversiffter Hamburger freue ich mich natürlich über Ploß. Er ist so etwas wie Agent Woelki für die Atheisten, ein Garant für schlechte CDU-Wahlergebnisse. Also sehr erfreulich.

Wieso aber begreift die CDU nicht, wie stark ihr diese scharf rechten Positionierungen im liberalen Hamburg schaden?

Das lässt sich mit dem braunen JU-Sumpf erklären. Die Jung-CDUler stammen alle aus dem faschistoiden Burschenschaftler-Milieu und sind der politischen Realität weitgehend entkoppelt.

Insbesondere der Nachwuchs der Hamburger CDU gilt als stramm rechts, geradezu völkisch.  Die Nachbarschaft der CDU-Zentrale am feinen Leinpfad und dem faschistoiden „Germanenhaus“ in der Sierichstraße 23, welches seit mindestens 2017 auch als Treffpunkt der Identitären Bewegung IB dient, versteht sich nicht nur als räumliche, sondern auch als ideologische Nachbarschaft.  Die schlagende Germania-Burschenschaft wurde 2014 vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft.

Mit der JU gibt es Gemeinsamkeiten.

(…..) Immer wieder kommt es zu Verquickungen, Verbrüderungen und Überschneidungen zwischen JU und ausländerfeindlichen Hetzern.

Daß die Hamburger Grünen sich von 2008 bis 2010 ins Bett mit der Hamburger CDU legten, habe ich seinerzeit immer wieder scharf kritisiert.

Leider hat sich die einstige Öko-Partei in diesem Bundesland immer noch nicht von den CDU-affinen Führungsfiguren getrennt und erscheint immer noch unwählbar.

Eben jene GAL koaliert auch freundlich mit der CDU, deren bräunliche Jugend-Truppe sich Gestalten wie den JU-Kreischef Alexander Weiss leistet.
Gegen den 22-jährigen Jungpolitiker wurde wegen ausländerfeindlicher Äußerungen ermittelt. "Niggerschlampe" soll der Jurastudent eine südländisch aussehende Kommilitonin beschimpft haben und sie dann mit Bierdeckeln beworfen haben. Zudem, so die Vorwürfe, soll Weiß "Nicht-Arier" als "eine Schande für das Juristentum" bezeichnet haben.
Neuester Vorfall:
Die JU Hamburg lud den ultrarechten Felix Menzel zu einem Seminar im "Ludwig Erhard Haus", bei dem er unter dem Motto "Mit gleichen Waffen zurückschlagen" die "Konservativ-Subversive Aktion" (KSA) Agitationstechniken des braunen Mobs erklärte.
Der politisch Kacke-farbene Menzel ist ist Mitbegründer der revanchistischen "Pennale Burschenschaft Theodor Körner", Leitspruch: "Deutsch und frei! Kühn und treu".
Die JU sog den braun-national miefenden Handlungsleitfaden gierig auf und setzte die neuen Rüpel-Methoden bereits in destruktiver Weise gegen eine Veranstaltung der Initiative „Eine Schule für alle“ ein.

(Tammox 15.10.2008)

Dieser Felix Menzel, pseudointellektueller Rechts-Aktivist, gründete vor einer knappen Woche in Dresden ein sogenanntes „Bildungszentrum“ und ist auch in der Burschenschaftlerszene fest verankert.

Deren Jugendorganisation versammelte sich heute ganz in meiner Nähe.

Denn an diesem Samstag findet hier das bundesweite Jahrestreffen völkischer Schülerburschenschaften statt. Der Allgemeine Pennäler Ring (APR), ein Dachverband von 13 derartiger Verbindungen, hat geladen. Weil es der APR in Hamburg an eigenen Räumlichkeiten mangelt, stellt die Germania Hamburg - eine studentische Burschenschaft - ihr großzügiges Haus zur Verfügung.

(Spon 06.07.13)  (……..)

(Keine Berührungsängste, 06.07.2013)

Ein anderer bräunlicher Hamburger Jung-CDUler ist Nikolaus Haufler.

(……) Haufler (* 1984 in Tscheljabinsk, Ural, Nachfahre Krim-Deutscher) sitzt in der Hamburger Bürgerschaft und hat wie so viele Hamburger CDU’ler der jüngsten Generation einen starken Hang ins Bräunliche.
Ich erinnere an seinen hanseatischen Kollegen und ehemaligen JU-Kreischef Alexander Weiss.
Gegen den damals 22-jährigen Jungpolitiker wurde wegen ausländerfeindlicher Äußerungen ermittelt. "Niggerschlampe" soll der Jurastudent eine südländisch aussehende Kommilitonin beschimpft haben und sie dann mit Bierdeckeln beworfen haben. Zudem, so die Vorwürfe, soll Weiß "Nicht-Arier" als "eine Schande für das Juristentum" bezeichnet haben.
Für den aktiven CDU-Funktionär kann es gar nicht braun genug sein. Im Internetportal "StudiVZ" ist der Jungpolitiker unter anderem Mitglied in den Gruppen "Gegen Inländerfeindlichkeit durch Ausländer" und "Nach Frankreich fahr ich nur auf Ketten" - eine Anspielung auf den Einmarsch der Nazis im Zweiten Weltkrieg.
Nikolaus Haufler gibt auf seinem Facebook-Profil spannende Interessengebiete an.

Junge Union Bremen, CDU/CSU-Bundestagsfraktion, CDU, Kristina Schröder, CSU, Junge Union Thüringen, Wolfgang Schäuble, Bild, RCDS - Hochschulgruppe der HU Berlin, Junge Union Magdeburg, Junge Union Südwestfalen, Hermann Gröhe, Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg, CDU Altona / Elbvororte, CDU Kreisverband Hamburg-Mitte, CDU Lurup - Osdorfer Born, CDU Hamburg, Thalia Theater, Junge Union Bezirksverband Elbe-Weser, Konrad-Adenauer-Stiftung, Christoph Ahlhaus, Junge Union Eimsbüttel/Hoheluft-West, CDU Nordrhein-Westfalen, CDU Winterhude, Junge Union Greifswald, Peter Ramsauer, Karl-Theodor zu Guttenberg, Ludwig Erhard, Helmut Kohl, Angela Merkel, Junge Union Rheinland-Pfalz, Junge Union Hessen, Junge Union Bayern, Junge Union Schleswig-Holstein, Schüler Union Hamburg, Junge Union Hamburg, Junge Union Baden-Württemberg, Junge Union Mecklenburg-Vorpommern, Junge Union Sachsen & Niederschlesien, Junge Union NRW, Junge Union Eimsbüttel, Junge Union Altona/Elbvororte, Junge Union Deutschlands.
(facebook.com/haufler)

Das nenne ich mal ein breit gefächertes Spektrum des Denkens eines 26-Jährigen!

Das neue Hamburger Wahlrecht, mit dem bei der Bürgerschaftswahl am 20.02.2011 reichlich Stimmen kumuliert werden konnten, verhalf dem Jung-CDU’ler mit Faible fürs Rechtsextreme ins Parlament.

Einer, der es durch das neue Wahlrecht auch von ganz hinten nach ganz vorn geschafft hat, ist Nikolaus Haufler, der auf dem eigentlich bedeutungslosen Listenplatz 50 für die CDU antrat. Der 1984 in Tscheljabinsk geborene Wirtschaftsinformatiker lebt seit 1995 in Hamburg. Im Wahlkampf hat er in erster Linie auf Wähler aus seiner alten Heimat gesetzt. Seine Plakate ließ er in kyrillischer Schrift drucken. Auch auf seiner Internetseite kommt der Besucher zunächst auf die russische Variante. Die Aufmachung verrät, dass er sich gezielt an Russlanddeutsche wendet. Der Plan ging auf: Rund 4300 Personenstimmen wurden für ihn abgegeben. Das ist das siebtbeste Ergebnis unter den CDU-Kandidaten. Im Wahlkreis Süderelbe holte der CDU-Mann vom Kreisverband Mitte 1,3 Prozent der Stimmen. In Bergedorf stimmten für ihn mehr CDU-Wähler als für Frank Schira. In beiden Wahlkreisen gibt es einen besonders großen Anteil von Russlanddeutschen. Haufler ist in der CDU nicht unumstritten. 2008 sorgte er für Schlagzeilen, weil er damals in seiner Eigenschaft als Chef der Jungen Union (JU) Mitte den Mitbegründer der vom Verfassungsschutz wegen rechtsextremer Bestrebungen beobachteten "Pennalen Burschenschaft Theodor Körner", Felix Menzel, als Referenten eingeladen hatte. 2009 gab es Kritik, weil kurz vor der Wahl zum JU-Chef 60 Freunde aus dem russischstämmigen Freundeskreis Hauflers in die Jugendorganisation der CDU eintraten.
(Die Welt 23.02.2011)

Haufler weiß also wie man die demokratisch-plebiszitären Hebel einsetzt und plant soeben seinen neuesten Streich.
Vor zwei Monaten hatte der SPD-Senat Hamburgs ein Alkoholverbot in den Bussen und Bahnen des ÖPNVs durchgedrückt.
Eine wie ich meine letztendlich sinnvolle Maßnahme, die aber auf der politischen Agenda weit hinten angesiedelt ist.
Der Jungrechte sieht nun in einer Saufen-wieder-erlauben-Volksinitiative ein probates Mittel die SPD zu ärgern.

(Auf Mäuler schauen, 09.11.11)

Aus dieser Schublade kroch nicht nur Ploß empor, sondern auch der gegenwärtige Hamburger JU-Vizechef Maxim Loboda. Der 25-Jährige sitzt für die CDU im Bezirksparlament Eimsbüttel und machte vor einigen Jahren Schlagzeilen als Betthupferl der 63-Jährigen hypersexuellen Krawallschachtel Claudia Obert.

Unglücklicherweise wurde Libido-Loboda mittlerweile nicht nur seine liebestolle Gerontin, sondern auch Führerschein und Parteiämter los.

[….]  Der Hamburger Vizechef der Jungen Union, Maxim Loboda, ist mit Alkohol am Steuer erwischt worden und soll Polizistinnen verletzt haben. Der 25-Jährige soll jetzt alle Parteiämter abgegeben haben, wie das " Hamburger Abendblatt" berichtete. Demnach wurde der CDU-Politiker in der vergangenen Woche im Stadtteil Rotherbaum kontrolliert, weil er auffällig gefahren war. Laut Polizei lehnte er einen Atemalkoholtest ab, versuchte zu flüchten und schlug mit den Armen um sich. Dabei wurden zwei Beamtinnen leicht verletzt. [….]

(NDR, 11.08.2025)

Total hacke den Mittelweg entlang flexen und dann bei einer Kontrolle die Polizistinnen niederzuboxen, passt perfekt ins Hamburger JU-Bild.

Ein Mann der schlagenden Argumente aus dem Sumpf der schlagenden Verbindungen. Da rollt ihm Julian Reichelt sicher gern den Roten Teppich aus. Aber wieso ist die Bezirks-CDU im linken Eimsbüttel so spießig?

[….] Nach dem Rücktritt des CDU-Politikers Maxim Loboda infolge einer Trunkenheitsfahrt und Ermittlungen wegen möglicher Angriffe auf Polizistinnen hat sich nun auch die CDU-Bezirksfraktion Eimsbüttel öffentlich geäußert. Der Fraktionsvorsitzende Ruediger Kuhn zeigte sich im Gespräch mit t-online "schockiert und betroffen" über die Berichte.

"Angriffe oder Bedrohungen gegen die Polizei oder andere Repräsentanten des Staates sind nicht hinnehmbar und überschreiten Prinzipien, für die die CDU steht", heißt es in der Stellungnahme. [….]

(T-online.de, 08.08.2025)

Dienstag, 29. Juli 2025

Die reinen deutschen Gene

Das war vermutlich eine Überraschung, als meine Oma in der Nazi-Zeit mit 41 Jahren erneut schwanger wurde. Sie hatte schon vier Kinder und Opa war sogar fast 50, als meine Mutter geboren wurde. In meiner Familie lässt man sich Zeit mit der Vermehrung. Der Vater meiner Oma, also mein Uropa, war Jahrgang 1846 und starb mehr als 60 Jahre vor meiner Geburt. Drei meiner vier Großeltern waren schon vor meiner Geburt tot; nur eine Oma, MEINE Oma, kannte ich.

Insofern hat es mich immer fasziniert, wenn meine Freunde von dem Verhältnis zu ihren Omen und Open erzählten, gar ihre Urgroßeltern kannten. Für mich war das lange vergangene Historie.

Es fasziniert mich heute, wie andere ihre Familiengeschichte „aufarbeiten“ und drei Generationen nach dem Holocaust, endlich ohne rosa Brille darauf gucken, was ihre Familie eigentlich unter Hitler tat. Oder nicht tat.

Bei mir kommt erschwerend hinzu, daß meine Mutter in ihren Twen-Jahren nach vielen ausgiebigen Reisen, beschloss auszuwandern, weil ihr das spießige Nachkriegsdeutschland viel zu eng wurde. Opa wurden anonyme Anzeigen von der Polizei zugestellt. Man habe seine Tochter in der Stadt am Jungfernstieg mit einem so kurzen Rock gesehen, der nicht einmal die Knie verhüllte. Ein anderes Mal soll sie dabei gesehen worden sein, als sie in der Öffentlichkeit in einem Lokal mit einem unbekannten Mann Alkohol trank. Mein Opa solle sich schämen.

In ihrer neuen Heimat New York gab es die Probleme selbstverständlich nicht. Meine Mutter konnte arbeiten gehen, allein eine Wohnung nehmen, ohne ihren älteren Bruder oder Vater um Erlaubnis zu fragen, ein Bankkonto eröffnen zu dürfen. Niemand scherte sich darum. In den USA lernte sie meinen späteren Vater kennen, so daß die Hälfte meiner Vorfahren US-amerikanisch ist und somit erst Recht nicht dazu taugt, zu erforschen, wie sich die eigene Familie im Nationalsozialismus verhalten hatte.

Natürlich kenne ich aber die grundsätzliche Daten der Familie mütterlicherseits.

Opa war im Ersten Weltkrieg Soldat in Frankreich. Für den WK-II also glücklicherweise zunächst zu alt. Außerdem war er als Uhrmacher in der Herstellung von Schiffschronometern beschäftigt. Das war eine „kriegswichtige Tätigkeit“, für die man von der Wehrmacht freigestellt wurde.

Noch mal Glück gehabt. Zumal es nichts Fieses war, das er baute. Keine Waffen, keine Chemikalien, bloß Uhren. Sein ältester Sohn war schon als Kleinkind in den Wirren nach dem WK-I gestorben, weil Oma keine Medikamente für ihn bekommen konnte. Seine Töchter hatte das Glück Mädchen zu sein. Aber da war noch mein Onkel K., geboren 1924. Auch er hatte, wie sein Vater, mein Opa, Uhrmacher gelernt und ebenfalls die Möglichkeit in Papas „kriegswichtigen Betrieb“ von der Wehrmacht freigestellt zu werden.

Aber: Niemand in der Familie war in der Partei. Man guckte bereits argwöhnisch auf die vermeidlichen „Drückeberger“. K. wurde mir von seinen Geschwistern als äußert sensibel und feingeistig beschrieben. (Chiffres?) Ein ausgesprochen hübscher Junge, der sich für Kunst interessierte und im Internat offenbar gemobbt wurde.

Ich kenne nur Fotos, vermute aber, daß er schwul war. 1944, nach dem Abschluss seiner Lehre als Feinmechaniker, hielt er es nicht mehr aus, empfand es auch als weilen. Er entschied sich gegen den Chronometerbau, meldete sich zur Wehrmacht, wurde direkt an die Ostfront transportiert.

Auch dort wollte sein Vorgesetzter dem „Sensibelchen“ gleich mal zeigen, wie es an der Front zuging und schickte ihn nach einer halben Stunde als Späher los. K. geriet sofort in russische Gefangenschaft, ohne einen Schuss abzufeuern.

Meine Tante reiste Jahrzehntelang auf den Spuren ihres geliebten Bruders, um ihn zu finden. Er wurde offensichtlich vergleichsweise gut behandelt. Sie traf 1955 eine Gruppe Spätrückkehrer, die bis 1955 mit Onkel K. in einem Gefangenenlager waren. Inzwischen sprach er offenkundig gut russisch und wurde im letzten Moment, bevor die anderen zurück nach Deutschland geschickt wurden, mit einer Gruppe, bestehend aus Mechanikern, Ingenieuren oder sonstigen Technikern, ausgewählt, um in ein Speziallager nach Sibirien geschickt zu werden.

Die Familie hörte nie wieder von ihm. Seine Geschwister blieben zeitlebens in Kontakt mit dem Suchdienst des Roten Kreuzes, hofften auf neue Erkenntnisse, als Michail Gorbatschow vorher nicht zugängliche Archive öffnete. Aber nichts. Meine Tante reiste privat in die Sowjetunion, um das Lager zu besichtigen, in dem ihr Bruder zuletzt war. Aber das scheiterte, weil es komplett abgerissen und bepflanzt wurde. Der Wald hat es sich zurück geholt, es gibt keinerlei Aufzeichnungen. Man sollte mutmaßen, daß mein Onkel sich nach dem Ende der UDSSR selbst in Hamburg gemeldet haben sollte, wenn er noch gelebt hätte. Heute wäre er 101 Jahre alt und ich schließe sicher aus, jemals Gewissheit zu bekommen.

Auf seinem Grabstein in Hamburg steht – wie auf so vielen anderen – „vermisst 1944 in Russland“.

Wie Millionen andere, wurde meine Oma ihre Leben lang von der Ungewissheit über den Verbleib ihres Kindes gequält. Noch heute empfinde ich deswegen tiefes Mitleid mit ihr. Wie schrecklich es sein muss, zwei Kinder im Krieg „zu verlieren“ und jeden Tag zu vermissen. Der einzige Trost für war, daß ihr Sohn nie schießen musste. Vor 1944 hatte er sich davor am meisten gefürchtet: Jemanden umbringen zu müssen, das könne er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren.

Ich war zu jung, um meine Oma genau nach dem Nationalsozialismus zu befragen, hielt meine Familie aber für unschuldig. Die Amerikanische Hälfte ohnehin; die kämpften schließlich gegen Hitler-Deutschland. Und im deutschen Teil war niemand in der engeren Familie Soldat. Ich weiß noch von einem Schwager meiner Oma, der Pilot war und in Frankreich abgeschossen wurde. Auch er überlebte nicht. Bis auf den tragischen Onkel K. waren alle anderen aber zu alt oder gerade eben zu jung. Es gibt außerdem eine Vorlandung aus den 1930er Jahren. Mein Oma musste sich bei der Gestapo melden, weil sie demonstrativ weiterhin in einem jüdischen Bekleidungsgeschäft einkaufte. Ihr gelang es, sich rauszureden. Sie wäre völlig unpolitisch und entschiede sich nicht für die Kleidung, weil sie von Juden stamme, sondern weil sie seit Jahrzehnten die Qualität schätze.

Offensichtlich waren meine deutschen Großeltern also keine Antisemiten. Sie waren keine Fans von Hitler. Sie waren keine Arschlöcher.

Glück gehabt.

Wirklich?

Vor kurzem meldete sich ein Ahnenforscher aus Amsterdam. Im Nachlass seines Vaters habe er Listen gefunden, nach denen wir verwandt wären. Er käme bald nach Hamburg und bitte um ein Treffen.

Natürlich dachte ich an Spam. Irgendeine KI-Betrugsmasche. Zumal wir beide inzwischen andere Familiennamen tragen. Ich lehnte höflich ab, bekam dann aber Bilder seiner Unterlagen.

Sie gehen ebenfalls zurück auf die Nazizeit. Bekanntlich galten die „Nürnberger Rassegesetze“ und viele Menschen benötigten einen „Ariernachweis“.

 




[…] Ein Ahnenpaß war eine wichtige Voraussetzung für den "Ariernachweis", den jeder Bürger des Deutschen Reiches zu erbringen hatte, seit durch die Nürnberger Gesetze das volle Bürgerrecht (Reichsbürgerschaft) ausschließlich an Bürger mit "deutscher oder artverwandter Abstammung" verliehen wurde. Ein vollständiger, amtlich und/oder kirchlich beglaubigter Ahnenpaß ersetzte die sonst geforderten Geburts-, Tauf- und Trauurkunden.  [….]

(Deutsches Historisches Museum)

Die Ahnenpässe meiner deutschen Familie, in schwarzes Leder gebundene Ausgaben, befinden sich mittlerweile bei mir.



An dieser Stelle ausnahmsweise ein Ausflug zu Wikipedia.

[….] Die kurze Geschichte des Ahnenpasses hat ihren Ursprung im Missbrauch der Ahnenforschung, einer historischen Hilfswissenschaft, für den nationalsozialistischen Rassenwahn. Kurz nach der Machtergreifung wurde die Grundlage für die Entwicklung von Ahnenpässen mit dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 geschaffen, womit für Beamte der Nachweis einer „arischen Abstammung“ zu erbringen war. Als Arierparagraph galt insbesondere der Paragraph 3, der die Anweisung enthielt „Beamte, die nicht arischer Abstammung sind, sind in den Ruhestand zu versetzen“. Nur wenige Tage nach Bekanntgabe des Gesetzes konkretisierte am 11. April 1933 die „Erste Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ den Paragraphen 3 und legte fest: „Als nicht arisch gilt, wer von nicht arischen Eltern oder Großeltern abstammt. Es genügt wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil nicht arisch ist.“

Von Mitgliedern der NSDAP und ihren Gliederungen wurden sogar weiterreichende Abstammungsnachweise gefordert. Der Nachweis der „deutschblütigen Abstammung“ sollte bei diesen bis zum 1. Januar 1800 zurückreichen. Der Grund für die Festlegung dieser zeitlichen Grenze lag an der rassenideologischen Auffassung, um 1805 hätte eine jüdische Emanzipation stattgefunden mit dem Ergebnis von Mischehen und ab diesem Zeitpunkt der Aufnahme „größerer Mengen jüdischen Blutes“ durch das „deutsche Volk“.

Ausgelöst durch das Gesetz vom April 1933 und später verursacht durch die weiteren Verschärfungen der Rassengesetze, setzte ein massenhafter Boom der Ahnenforschung ein. Die Problematik bestand zunächst darin, wie die vier geforderten „arischen“ Großeltern, oder gar 4 bis 6 Generationen zurück „arische Ahnen“ belegt werden konnten. Da in Deutschland staatliche Standesämter erst 1876 eingeführt wurden und für die Zeit davor keine zivilen Quellen existierten, musste das NS-Regime auf Geburts-, Taufe-, Ehe- und Sterbeeinträge der Kirchenbücher zurückgreifen. Laut einem Bericht vom Mai 1935 wurden alleine in den ersten zwei Jahren nach der Machtergreifung 12,5 Millionen Kirchenbuchauszüge ausgefertigt. Das betraf vor allem Mitglieder der NSDAP, der SA und SS sowie deren Funktionsträger, zudem Amtsinhaber anderer Institutionen, Verbände und Vereine. Insgesamt mussten, laut einem Zensus von Mai 1939, 4.737.962 Millionen Staatsbürger gemäß dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums von 1933 den Nachweis „arischer Abstammung“ erbringen. Die Kirchenbücher erwiesen sich hierbei als nicht so harmlos, sie „hatten nicht nur eine Geschichte, sie machten Geschichte“, indem sie zu Instrumenten nationalsozialistischer Rassenpolitik umfunktioniert wurden. Die „Rassenzugehörigkeit“ wurde also durch das religiöse Bekenntnis der Vorfahren anhand von Taufbelegen ermittelt. Sowohl ein fehlender oder das Vorhandensein eines jüdischen Taufbelegs diente als Beleg einer vermeintlich „jüdischen Rassezugehörigkeit“.   [….]

(Wikipedia)

Nicht nur Kirchen und Nazi-Organisationen machten bei diesem Rassenwahn mit.

Auch mein Opa begeisterte sich offenbar für die Ahnenforschung und trat einer Gruppe bei, die unsere Familie bis ins frühe 15. Jahrhundert zurückverfolgte. Man traf sich regelmäßig und schrieb immer mehr Namen von angeblichen Familienmitgliedern auf. 1938 waren es in unserem Fall fast 20 Seiten – viel für einen ziemlich seltenen Nachnamen. Die meisten stammten aus Friesland oder Holland. Offenbar weitgehend weiße Protestanten. Ein Glück für die ledernen Ahnenpässe, die bald lückenlos gefüllt wurden.

Auch die Eltern des Herren aus Amsterdam, der sich bei mir meldete, stehen auf der Liste. Vielleicht sind wir wirklich verwandt. Oder sie hatten bloß den gleichen Nachnamen.

Die Freude an der genetischen Reinheit des Names ging so weit, daß sich aus allen auf der Liste Vereinigten, ein sechsköpfiger Vorstand (darunter ein Bruder meines Opas) bildete, der sogar ein Familienwappen mit einem lateinischen Motto kreierte, aus dem sie schwülstig auf die typischen Tugenden aller Familienmitglieder schlossen. Diese Güte läge in unserem Familienblut.

Ich könnte mein Wappen und mein Familienmotto jetzt nennen; es ist unverfänglich.

Aber andererseits so ungeheuer pathisch-peinlich, daß ich mich zu sehr schäme.

„Meine Großeltern waren mit Sicherheit keine Nazis“ nehme ich gern für mich in Anspruch, obwohl es weder mein Verdienst, noch meine Schuld wäre.

Es gilt im strengeren Sinne, als sie keine aktiven Verbrecher oder Antisemiten waren.

Aber so, wie man sich 2025 fragen muss, was man eigentlich „mitmacht“ in den USA und Deutschland, was man ohne Widerstand gegen Trump und die AfD oder gegen Putin und Bibi, geschehen lässt, war es auch vor hundert Jahren.

Ich weiß nicht, was mein Opa 1932 und 1933 wählte. Aber ganz offensichtlich missfiel ihm auch nicht alles, was dann kam. Er freute sich, daß die Arbeitslosigkeit zurück ging, unterschieb offizielle Briefe mit „Heil Hitler“ und diese Ahnenpässe fand er toll.

Samstag, 26. Juli 2025

Kostbare Traditionen müssen gewahrt bleiben

Die politische Welt gerät immer mehr aus den Fugen. „Unprecedented“ lautet das meistverwendete Wort in den US-amerikanischen Newssendungen, seit Trump auftauchte. Auch in Europa herrschen, Krieg, Chaos und Verunsicherung. Gebannt starren wir auf die KleiKo; laut Markus Söder „die letzte Patrone der Demokratie“, die aufgrund der Unzuverlässigkeit der CDU, bereits im Chaos versinkt und mehr streitet, als die Ampel.

Wer sich davor fürchtet den Halt zu verlieren, weil es keine Gewissheiten mehr gibt, wird täglich mehr getriggert.

Umso wichtiger ist es, auch mal innezuhalten und sich an dem Wenigen zu erfreuen, auf das wirklich Verlass ist, wie den morgendlichen Sonnenaufgang.

Dafür gibt es CSU-Minister, die sich zuverlässig, wie ein Schweizer Uhrwerk, als mit dem Gesetz auf Kriegsfuß stehende Skandalnudeln entpuppen. Die CSU ist grundsätzlich nicht rechtstreu. Wieso sollten sich auch CSUler an Recht und Gesetz halten, nachdem sie schon das Grundgesetz abgelehnt hatten und mit Anti-Ausländermaut und Herdprämie gesetzeswidrige Politik einfordern?

(….) Legal, illegal, scheißegal – so lautet schließlich das bekannte Regierungsmotto der CDUCSU. Wer könnte besser dafür stehen, als Bibi-Mann-Merz, der gleich das internationale Recht in die Tonne treten will, um den genozidalen Kriegsverbrecher Netanjahu in Deutschland willkommen zu heißen?

Recht und Gesetz, Richter und Gerichte stören da nur.

[…..] Bereits zum zweiten Mal hat das Verwaltungsgericht Berlin im Streit um die Ausreise von drei EU-Bürger:innen und einer amerikanischen Person nach der Teilnahme an antiisraelischen Protesten zugunsten der Betroffenen entschieden. Das teilte das Gericht mit. Das Land Berlin hatte ihnen die Abschiebung angedroht.  Schon am 10. April hatte das Gericht in einem ersten Eilverfahren der Beschwerde eines irischen Palästina-Aktivisten recht gegeben und den Entzug der EU-Freizügigkeit gestoppt. Am Dienstag hatte auch der zweite Eilantrag Erfolg. Das bedeutet, dass auch die ebenfalls aus Irland stammende Antragstellerin nicht abgeschoben werden darf, bis über ihre Klage in der Hauptsache entschieden ist (Az.: VG 21 L 157/25). […..] Die Ausländerbehörde hatte den beiden EU-Bürgern aus Irland sowie einer Polin im März die EU-Freizügigkeitsrechte entzogen. Im Fall der amerikanischen Person geht es um eine Ausweisung. […..]

(Alhozo Hoto, 07.05.2025) (….)

 (Die Kernkrise, 07.05.2025)

Die CSU erhob diese Anmaßung zu ihrem Markenzeichen. Die Amigowirtschaft von CSU-Politikern wurde als „clever“ vermarktet.

Wen stören schon lästige Dinge wie Rechtsstaatlichkeit und Gesetzestreue?
Das verlangt man in Sonntagsreden nur allzu gern von anderen, aber für die CSU-Spezeln selbst gilt das nicht. Sie scheißen sich nämlich anders als die SPD kaum jemals in die Hose, weil sie sich selbst einfach großartig finden.

CSUler sind stolz auf ihre Kriminalität.

Wer auf korrekte Weise einen akademischen Grad erlangte, kann offensichtlich nicht mal Generalsekretär werden.

(….) Andy Scheuer wurde 2018 zum schlechtesten Bundesverkehrsminister aller Zeiten befördert und als Generalsekretär vom eher geräuschlosen früheren Eistänzer Markus Blume ersetzt. Er war weniger peinlich als Protzner oder Dobrindt und auch nicht so kriminell wie die Dr.-Titelbetrüger Guttenberg und Scheuer, aber dafür gingen unter seiner Ägide die Wahlergebnisse weiter zurück, so daß Söder ihn 2022 durch den jähzornigen Vollproleten Stephan Mayer ersetzte. Nach drei Monaten war das zeternde Rumpelstilzchen nicht mehr haltbar.

[….] »Ich verabscheue Sie!«

Weil er einen Reporter bedroht haben soll, trat Stephan Mayer vom Amt als CSU-Generalsekretär zurück. Vorwürfe verbaler Tiefschläge durchzogen seine bisherige Karriere [….] Es gibt da aber noch eine andere Erzählung über Stephan Mayer. Sie handelt von einem Politiker, der seit vielen Jahren regelmäßig ausraste und seine Kritiker massiv angehe. Einem Reporter der »Bunten« soll er nun angedroht haben, ihn »zu vernichten«, weil dieser eine Geschichte über ein angeblich bislang unbekanntes Kind des CSU-Politikers veröffentlicht hatte.  [….]

(SPIEGEL, 06.05.2022)

In der CSU war bekannt, wie wenig sich Mayer kontrollieren kann. Dennoch berief ihn Söder auf den Generalsekretärsstuhl und ist durch diesen schweren Fehlgriff selbst angeschlagen.

Eine lange Vakanz wollte er sich nicht leisten und griff nach den Experimenten mit dem für CSU-Verhältnisse fast seriösen Blume und der tickenden Zeitbombe Mayer, zur Sicherheit wieder auf das bewährte Modell Dr.-Titel-Betrüger zurück.   Nach Guttenberg und Scheuer dürfte der neueste CSU-General Martin Huber schon der Dritte sein, der bei seiner Dissertation betrog und zu Unrecht promoviert wurde.

Legal, illegal, scheißegal – das alte Motto der CSU, nach dem die Christsozialen immer gern kriminell agieren, sollte angesichts der gewaltigen Maskenbetrügereien auch bei der Berufung des Generalsekretärs gelten.

Ein ehrlicher Parteimanager würde habituell gar nicht zu den CSU-Größen passen und vermutlich wie ein bizarrer Fremdkörper automatisch abgestoßen werden. Wer keine Raffke- oder Betrugsaffären zu bieten hat, sollte sich in der Söder-Partei gar nicht erst für eine Führungsposition bewerben. (….)

(The same old procedure, 09.05.2022)

Sehr schön, daß es noch Verlässlichkeit in der Politik gibt! Bei jedem CSU-Minister gibt es illegale Machenschaften. Es ist DER bayerische Signature Move! Da will der Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer von der CSU natürlich keine Ausnahme sein. Nachdem kritische Fragen zur Hygiene und des legalen Betriebs seiner Wurstküche gestellt wurden, kündigte das CSU-Landratsamt Kontrollen beim CSU Metzgermeister Rainer an. Aber die fallen nun aus.

[….] Am 27. Mai hatte der Metzgermeister die Abmeldung bei der Gemeinde beantragt. Just an dem Tag wurde die Metzgerei noch mal kontrolliert – mit kleineren Beanstandungen.

Kurz zuvor hatten die Verbraucherorganisation Foodwatch und zwei weitere Antragsteller die Herausgabe der Kontrollberichte der Metzgerei verlangt. Das Landratsamt Straubing-Bogen hat die Anträge Ende Juni abgelehnt. Begründung: Ein Informationsanspruch bestehe nur, wenn man Produkte des Lebensmittelunternehmers auch tatsächlich erwerben könne, sprich: wenn die Metzgerei geöffnet ist. »Markttransparenz herzustellen sowie den Schutz der Verbraucher vor gesundheitsschädlichen Erzeugnissen sowie Täuschung zu verbessern, kann bei einem Betrieb, der nicht mehr existiert, nicht mehr erreicht werden«, teilte das Landratsamt auf SPIEGEL-Anfrage mit.

Die Schließung machte also den Verbraucherschützern einen Strich durch die Rechnung. Dass die Anfragen zu den Kontrollberichten gestellt wurden, als die Metzgerei noch angemeldet war, spielt laut Landratsamt keine Rolle: »Die Behörde entscheidet aufgrund der zum Entscheidungszeitpunkt bestehenden Tatsachenbasis«, heißt es.

Foodwatch hat nun Klage gegen das Landratsamt eingereicht, um an die Kontrollberichte zu gelangen. »Kaum fragt Foodwatch an, macht Minister Rainer seine Metzgerei dicht und verhindert so die Herausgabe der Kontrollberichte – das wirft Fragen auf«, sagt Foodwatch-Geschäftsführer Chris Methmann.

Aus Dokumenten, die dem SPIEGEL vorliegen, sowie aus den Antworten des Landratsamts geht hervor, dass insgesamt drei Anfragen auf Basis des Verbraucherinformationsgesetzes (VIG) zu Alois Rainers Metzgerei eingingen. Teils sind die Dokumente auch auf der Plattform »Frag den Staat« einsehbar , die Druck auf Behörden für mehr Transparenz machen möchte. [….] 

(24.07.2025)

 

Freitag, 25. Juli 2025

Regierungschefs aus der Hölle.

In der heute neu erschienen Ausgabe des „SPIEGEL“ äußert sich der ehemalige konservative Israelische Regierungschef Ehud Olmert, 79, der von April 2006 bis März 2009 amtierte, später 16 Monate wegen Untreue im Knast saß, zum Gaza-Krieg:

[….]  SPIEGEL: Herr Olmert, die humanitäre Lage im Gazastreifen hat sich in den vergangenen Tagen weiter verschärft: Große Teile der Bevölkerung leiden unter akutem Hunger, nahezu täglich sterben Menschen bei der verzweifelten Suche nach Nahrung. Gleichzeitig vertreibt die israelische Armee die Zivilisten in immer kleinere Gebiete. Was will Israel mit seiner Kriegsführung bezwecken?

Olmert: Ich glaube nicht, dass irgendjemand in verantwortlicher Position einleuchtend erklären kann, was wir dort tun. Ich bin überzeugt, dass wir längst alles erreicht haben, was im Rahmen dieses Krieges erreichbar war, bereits vor einem Jahr. [….]  Ich habe im ersten Monat nach dem 7. Oktober öffentlich gar nichts gesagt, weil ich wusste, dass meine Vorstellungen für viele unmöglich geklungen hätten: Wir hätten eine Vereinbarung treffen sollen, alle Geiseln ohne einen großen Krieg zurückzuholen.

[….]  Ich spreche wohlgemerkt nie von Völkermord. Aber lassen Sie mich erklären: Am 18. März haben wir die Zustimmung der internationalen Gemeinschaft verloren, weil wir an diesem Tag eindeutig und wissentlich gegen eine Vereinbarung verstoßen haben, die zu einem dauerhaften Waffenstillstand führen sollte. Wir haben damit alle Legitimität eingebüßt.

[….]  Es gibt dort viele Ereignisse, die man als Kriegsverbrechen verstehen kann. Ich kann sie gar nicht alle aufzählen. Vor allem aber ist das ein illegitimer Krieg, der aus den persönlichen politischen Interessen des Premierministers geführt wird. In der Konsequenz sterben israelische Soldaten, möglicherweise verlieren weitere Geiseln ihr Leben, und viele unbeteiligte Palästinenser werden getötet. Das ist ein Verbrechen, das ist unentschuldbar. [….]  SPIEGEL: Verteidigungsminister Israel Katz erklärte Anfang Juli, die Regierung wolle im Süden Gazas eine »humanitäre Stadt« errichten, um zunächst 600.000 Menschen in einem Lager unterzubringen und von dort zur Ausreise zu drängen. Ist das der eigentliche Plan des Kriegs?

Olmert: Das ist ein widerwärtiger Plan und eine furchtbare Diskussion, die sofort beendet werden muss. [….]  Ich habe gesagt, dass es als Konzentrationslager interpretiert werden kann – und das ist doch nun wirklich schlimm genug. Menschen hinter Zäunen oder Mauern von der Außenwelt abzuschließen, ohne Bewegungsfreiheit, in der Hoffnung, sie von dort nach Indonesien, Libyen oder Äthiopien zu schicken und den restlichen Gazastreifen freizuräumen. Wofür? Für die Siedlungsfantasien von Smotrich, Ben-Gvir und Daniella Weiss …[….]  Einen solchen Plan auch nur zu formulieren, ist ein Verbrechen – oder mindestens die Anstiftung zu einem Verbrechen. [….]

(Thore Schröder, SPIEGEL, 25.07.2025)

Für solche Äußerungen wird man in Deutschland von Merz, dem CDU-Außenexperten Roderich Kiesewetter, CSU-Generalsekretär Martin Huber, dem Grünen Israel-Aktivisten Volker Beck und Botschafter Ron Prosor schärfstens kritisiert und des Antisemitismus bezichtigt.

Bei den deutschen Medien scheint aber irgendetwas gekippt zu sein. Nach 58.000 zivilen Opfern und täglich grausameren Bildern palästinensischer Kinder, kommt der Bibi-phile Kurs der C-Minister und des Kanzlers nicht mehr gut an. Immer weniger Journalisten wollen weiter schweigen.

„Netanjahus Hungerkrieg“ prangt auf der Titelgeschichten des heute erschienen SPIEGELs

[….]  Sanaa sei anfangs gesund gewesen, sagt ihre Mutter Suad al-Lahham, 30, doch als sie sechs Monate alt war, habe es angefangen. Da sei ihre Tochter immer stärker abgemagert. »Wir haben alle möglichen Ärzte aufgesucht, Neurologen, Orthopäden, ein Zentrum für unterernährte Kinder, aber nichts half«, erzählt die Mutter am Telefon. Zuletzt habe sich der Zustand ihrer Tochter stark verschlechtert, sie habe Nahrung verweigert, sich kaum noch bewegt, geweint oder gespielt. »Wir wussten, dass sie jederzeit sterben könnte«, sagt die Mutter. »Trotzdem wollten wir die Hoffnung nicht aufgeben.«

Dann, am 17. Juli, sei Sanaa eingeschlafen, ihr Körper sei plötzlich eiskalt geworden, trotz der Hitze, die Arme und Beine steif. Die Augen, groß und grau, seien weit aufgerissen gewesen. Sanaa starb im Alter von einem Jahr und vier Monaten. Ihr Gewicht: weniger als zwei Kilogramm.

Die Mutter weint am Telefon, als sie davon erzählt, ihre Stimme bricht.

Ob Sanaa eine Erkrankung hatte, die zur Unterernährung beitrug, wisse sie nicht, sagt Suad al-Lahham, entsprechende Untersuchungen seien in Gaza nicht mehr möglich. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit hätte sie gerettet werden können, würde Israel mehr Nahrung, Medikamente und medizinisches Gerät in den Gazastreifen lassen.

Auch ihre anderen drei Töchter, zwischen vier und acht Jahre alt, litten unter dem Mangel, sagt die Mutter. Die Kinder weinten den ganzen Tag und wiederholten ständig: »Wir haben Hunger.« Sie selbst wiege nur noch 47 Kilo, könne kaum gehen, ihr werde oft schwindelig. [….]

(SPIEGEL, 25.07.2025)

Der internationalen Kritik an Israel, wollen sich Merz und Wadephul keineswegs anschließen; sie tolerieren Völkermord bereitwillig.

Es fragt sich natürlich, was die Europäer, ob ihrer Uneinigkeit und ihrer beschränkten militärischen Mittel im Nahen Osten ausrichten können.

Noch vorgestern trafen sich Macron und Merz, um gemeinsames Handeln abzusprechen. Wenige Stunden prescht der französischer Präsident mit seiner Anerkennung des Staates Palästina vor und Merz stellt sich prompt dagegen.

[…]  Frankreichs Präsident Macron will einen palästinensischen Staat anerkennen. Die Bundesregierung hält dies für falsch. Zunächst müsse eine Zwei-Staaten-Lösung verhandelt werden.

Entgegen der Ankündigung aus Frankreich, einen eigenen Palästinenserstaat offiziell anzuerkennen, bleibt die Bundesregierung bei ihrem Nahost-Kurs. Kurzfristig einen palästinensischen Staat anzuerkennen, sei nicht geplant, teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius mit.

    „Die Bundesregierung hält an der Überzeugung fest, dass nur eine verhandelte Zwei-Staaten-Lösung dauerhaft Frieden und Sicherheit für Israelis und Palästinenser bringen wird.“ - Stefan Kornelius, Regierungssprecher

Die Anerkennung eines palästinensischen Staates betrachte die Bundesregierung "weiter als einen der abschließenden Schritte auf dem Weg zur Verwirklichung einer Zwei-Staaten-Lösung". Israels Sicherheit habe dabei für die Bundesregierung "übergeordnete Bedeutung", betont Kornelius. […]

(ZDF, 25.07.2025)

Wieder einmal torpediert Merz die EU. Es gibt nur noch eine Person, auf die Benjamin Netanjahu hört: Seinen charakterlichen Zwilling Donald Trump.

Gegen das fürchterliche Sterben, den tausendfachen Hungertod könnte auch nur der US-Präsident effektiv helfen. Aber er will nicht. Er wünscht sich offenbar Vertreibung und Genozid, um aus dem von Palästinensern geräumten Gazastreifen eine „Trump-Riviera“ zu bauen. Raffgier treibt ihn an. Israelische Minister pflichten im bei.

[….] Israelische Ministerin postet KI-Video von strahlendem Trump in Gaza

Donald und Melania Trump flanieren über eine Corniche in Gaza, es gibt Bier in Strandcafés: Israels Technologieministerin fantasiert in einem KI-Video von der Zukunft der Palästinenserenklave – und ruft die Menschen zum Gang ins Exil auf.

Gila Gamliel hat diese Woche klargemacht, wie sie sich die Zukunft des Gazastreifens vorstellt. Die israelische Ministerin für Wissenschaft und Technologie postete ein mit KI generiertes Video auf der Plattform X.

Darin zu sehen sind Donald und Melania Trump beim Flanieren über eine Corniche im Gazastreifen, ein Trump-Tower, feiernde Menschen, auch das Ehepaar Netanyahu ist ebenso mit dabei.  Die 51-Jährige hat sich auch in das Video einbauen lassen, an der Seite von Netanyahu und Trump. Gamliel erklärt, sie habe dem israelischen Kabinett bereits in der Woche nach dem Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 einen Plan für die »freiwillige Auswanderung« der Menschen aus dem Gazastreifen vorgelegt; sie spricht sogar vom »Trump-Gamliel-Plan«. Die Kernbotschaft ihres Posts lautet: »Wir – oder sie«.  [….]

(SPON, 25.07.2025)


Ja, Trump könnte das Verhungern von zwei Millionen Menschen verhindern. Das Idol der US-amerikanischen Christen und Lebensschützer, will die Kinder aber lieber verrecken sehen. Das zeigt er ganz klar in North Kingstown, Rhode Island.

[….] Seit der Präsident USAID zerschlagen hat, stapeln sich in einem Lager in Rhode Island Tausende Kisten mit Erdnusspaste. Jede davon könnte ein hungerndes Kind retten. Aber Entwicklungshilfe gilt in Trumps Amerika als unamerikanisch. Es sind 185 535. In Worten: Einhundertfünfundachtzigtausendfünfhundertundfünfunddreißig.

So viele Kisten stapeln sich auf zwei Lagerhallen verteilt im Industriegebiet von North Kingstown, Rhode Island. Jede dieser Kisten könnte das Leben eines hungernden Kindes retten, in Mali und im Südsudan, in Bangladesch, Haiti und in vielen anderen Ländern dieser Welt. Die Kisten sind fertig verpackt und längst bezahlt, sie müssten nur verschifft werden.

Aber es kommt niemand, um sie abzuholen.

„Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es diese Woche noch losgeht“, sagt Navyn Salem. Das dachte sie allerdings auch schon letzte Woche, vorletzte Woche und vorvorletzte Woche. Salem, 53, vierfache Mutter, Sommerkleid, Stoffsandalen, ist die Gründerin und Chefin von Edesia Nutrition, der Non-Profit-Organisation, der die beiden Lagerhallen in Rhode Island gehören. Auf den Förderbändern von Edesia wurden auch all diese Pappkisten befüllt. Sie enthalten kleine Plastiksäckchen mit einer speziellen Erdnusspaste namens Plumpy’Nut. Diese Paste ist so hoch konzentriert mit Kalorien und Nährstoffen, dass davon drei Portionen täglich ausreichen, um ein Kleinkind im Alter von sechs bis 24 Monaten vor dem akuten Hungertod zu bewahren. Eine Kiste, ein Kind, ein Leben.

Navyn Salem weiß auswendig, dass sie 185 535 dieser Kisten auf Lager hat. Sie muss das nicht in ihren Unterlagen nachschauen, denn die Zahl hat sich schon länger nicht mehr verändert. Manche dieser Kartons stehen seit drei Monaten hier in dieser Lagerhalle herum, andere seit vier Monaten. Alles auf Paletten gestapelt, in Folie eingeschweißt und etikettiert. Auf jeder einzelnen Kiste steht: „USAID – from the American people“.

Gäbe es ein Internationales Museum für unterlassene Hilfeleistung, man müsste darin einer solchen Kiste einen prominenten Platz einräumen.  […]

(Boris Herrmann, 24.07.2025)

500 Tonnen Notnahrung lässt Trump lieber verbrennen.

[…] Nach fast 64 Jahren stoppte die Trump-Administration die weltweiten Hilfsprogramme aus Washington, gegründet im November 1961 vom damaligen Präsidenten John F. Kennedy. Brisant: Laut eines Medienberichts sollen übrig gebliebene Lebensmittel, die nicht mehr rechtzeitig ausgeliefert werden konnten, jetzt in großem Umfang verbrannt und zerstört werden.

Präsident Donald Trump (Republikaner) ließ das Budget der Behörde USAID zusammenkürzen.

Wie The Atlantic schreibt, hat die Trump-Regierung beschlossen, Lebensmittel zu verbrennen, anstatt sie an hilfsbedürftige Kinder im Ausland zu schicken. Es gehe um fast 500 Tonnen Notrationen, ursprünglich vorgesehen für Kinder in Afghanistan und Pakistan. Dem Bericht zufolge genug Nahrung, um geschätzt 1,5 Millionen Kinder eine Woche lang zu ernähren.  […]

(FR, 19.07.2025)

Dienstag, 22. Juli 2025

Was ist los in den Nachrichtenredaktionen?

Der Niedergang der US-Medien zeichnete sich mit Trumps Wahlkampf 2016 überdeutlich ab.

Gierig nach Einschaltquoten und Werbeeinnahmen, ließen sie alle journalistischen Standards fallen und sendeten die USA letztlich in die faschistoide Diktatur, die 2025 errichtet wird. Endlos O-Ton der ungeheuerlichsten Lügenmärchen, bis sich die abstrusesten Verschwörungstheorien in den Köpfen von 77 Millionen Wählern eingenistet hatten.

Im zehnten Jahr des „Flood-the-zone-with-shit“-Zeitalters, covern die Nachrichtenredaktionen immer noch atemlos hinterherhechelnd, jeden hanebüchenen Unsinn, der Trump und seinen hirntoten MAGAs durch die leeren Hirne kugelt.


CNN hat sich aller kritischer Journalisten entledigt und besetzt seine Panels nun streng paritätisch mit MAGAs, die ausführlich die Verschwörungstheorien aus dem White House nachplappern. Sie nehmen es alle einfach hin, so wie auch Fritze Merz stoisch lächelnd und vor allem schweigend, in Oval Office saß, als Trump seine größten Lügenmärchen ausbreitete. Dafür erfuhr er sogar noch breites Lob der deutschen Presselandschaft, weil er es vermocht habe, Fascho-Jabba ohne einen seiner berüchtigten Wutanfälle zu treffen.

Diese an Merz angelegten Minimal-Kriterien sind nur allzu passend für deutsche TV-Nachrichtenredaktionen, die alle Fehler der US-Medien im Umgang mit Trump stoisch wiederholen, indem sie tumb den deutschen gesichert rechtsextremen Verfassungsfeinden, die roten Teppiche ihrer Talkshows auslegen.

  [….] Immer wieder wird Kritik an der Gästeauswahl von Talkshows im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen laut – besonders die Frage, ob man rechtsextremen Ideen Vorschub leistet, wenn man ihre Vertreter in Talkrunden einlädt, teilt die Meinungen.

Wie groß ist diese Gefahr? Immerhin werden etwa größere Teile der AfD vom Verfassungsschutz beobachtet und als klar rechtsextremistisch eingestuft. Sollte man also überhaupt noch mit ihren Vertretern sprechen? Darüber diskutiert heute Abend bei Maybrit Illner eine Runde aus Politikern und Experten. Das sind die Gäste:

Beatrix von Storch (AfD)

Die Vollblutpolitikerin und ausgewiesene Expertin für rechtsextremes Gedankengut ist der Meinung, dass solche Ängste völlig überzogen sind. Im Gegenteil: Linksgrün-versiffte GEZ-Medien wie ARD und ZDF hätten die Pflicht, auch unliebsame Meinungen anzuhören.

Tino Chrupalla (AfD) [….]

Alice Weidel (AfD)

Die leidenschaftliche Müllermilch-Trinkerin und Talkshow-Veteranin empfindet die AfD überhaupt nicht als faschistisch, sondern vielmehr ihre Gegner. [….] Björn Höcke (AfD)

Weil Adolf Hitler auf die Einladung der Redaktion von Maybrit Illner nicht reagierte, sitzt er heute als Ersatz im Studio: Björn Höcke, aufstrebender AfD-Politiker und in eigenen Worten womöglich bald "interessante politische Person in diesem Lande". [….] Zugeschaltet wird außerdem der österreichische Agenda-Setting-Experte Martin Sellner, der die Aussagen der Gästerunde wissenschaftlich einordnen soll.

Das ZDF verspricht sich angesichts dieser attraktiven Gästeauswahl eine spannende Debatte, hervorragende Einschaltquoten sowie einen schonenden Umgang nach der Machtergreifung.  […]

(Postillon, 15.02.2024)

Die elenden seichten Politiker-Sommerinterviews, die ob ihrer lächerlichen Softball-Fragen ohnehin abgeschafft gehören, zeigten es wieder einmal.

Völlig hilflos und ohne Widerspruch, ließ der Leiter des ARD-Hauptstadtbüros, Markus Preiß, Alice Weidel plappern. Aber es herrscht große Empörung über eine satirische Protestaktion des Zentrums für politische Schönheit.

Rechtsextreme Verfassungsfeinde gehören überhaupt nicht eingeladen und wenn man es schon tun, darf man es nicht ohne LIVE-Faktencheck ausstrahlen. Möglich wären auch aufgezeichnete Interviews, die anschließend eine faktische Einordnung erhalten.

[….] Es wäre ein weiteres Sommerinterview auf dem Weg zur Normalisierung einer extrem rechten Partei geworden, aber es kam anders. Wie sonst auch kniff Alice Weidel die Augen zusammen und haute ihren üblichen Bull­shit raus, um die Paranoia ihrer Anhänger zu befeuern und bei jedem Problem nach zwei Sätzen wieder bei den vermeintlich bösen Ausländern zu landen.

Diesmal aber konnte man ihr nicht folgen: Denn im Hintergrund sang ausdauernd ein weihnachtlich klingender Chor „Scheiß AfD“ – laut, feierlich und in Dauerschleife. Weidels rechtsextreme Hetze wurde konterkariert durch den vom Band abgespielten Stör-Chor mit Ohrwurmpotenzial – statt Normalisierung gab es antifaschistische Kommunikationsguerilla. Der Zwischenruf kam vom Zentrum für Politische Schönheit und ihrem Protestmobil, das von der gegenüberliegenden Spreeseite das Interview im Regierungsviertel beschallte.

Natürlich handelt es sich dabei um eine legitime Protestaktion – gegen eine extrem rechte Partei, aber auch öffentlich-rechtliche Sendeanstalten, die seit Jahren trotz der fortschreitenden Radikalisierung der AfD ihr weiter eine Plattform bieten, als wäre das normal. Selbst der Verfassungsschutz hat mittlerweile erkannt, dass die AfD rechtsextrem ist – eine gesellschaftliche Entnormalisierung der Partei findet trotzdem nicht statt.

Zugleich gibt es nach der Aktion empörte Stimmen, die kommentieren, die Protestaktion helfe der AfD, weil sie sich so mal wieder in ihrer Opferrolle suhlen kann. Das ist Quatsch – zum einen suhlt sich die AfD ohnehin in ihrer Opferrolle, weil das zur DNA rechtsextremer Parteien und Bewegungen weltweit gehört. Zum anderen wählt doch kein Mensch nun die AfD, weil ein paar Aktivist*innen mit einer „Scheiß AfD“-Kakofonie ein ARD-Interview gecrasht haben – ebenso wenig, wie Weidel entzaubert worden wäre, wenn das Gespräch störungsfrei geblieben wäre.

Denn nicht Gegenproteste helfen der AfD, sondern Konservative, die das Verfassungsgericht beschädigen. Es sind christsoziale Innenminister, die in vorauseilendem Autoritarismus mit islamistischen Taliban verhandeln, um AfD-Positionen und ihren Abschottungswahn umzusetzen. Die Union hat noch immer nicht begriffen, dass rechter Kulturkampf auf dem Rücken von Minderheiten willfährig genau die Polarisierung vorantreibt, von der die AfD träumt. Und dass die Union mit ihrem Rechtsschwenk der rechtsextremen Hetze ihr Gütesiegel verleiht. [….] Bleibt am Ende die Frage: Warum ist es eigentlich Teil des Programmauftrags, einer gesichert rechtsextremen Partei in Herrschaftskulisse ein Podium zu bieten, als wäre das normal? Nichts daran ist normal. Und daran hat das Zentrum für Politische Schönheit mal wieder erinnert. Zu Recht. [….]

(Gareth Joswig, 21.07.2025)

Bei CNN, ARD und ZDF (von den rechten Medien ganz zu schweigen) wird kapituliert. Es gäbe leider keinen besseren Weg mit ihnen umzugehen. Da sie aber Millionen Wähler repräsentierten, könne man sie auch nicht verschweigen.

Das ist so falsch!

Gute Journalisten, die sich nicht erschlafft niederreden lassen und stoisch ihre vorformulierten Fragen durchrattern, können Rechtspopulisten durchaus entlarven. Lea Rosh, Roger Willemsen, Volker Panzer, Friedrich Küppersbusch, Michel Friedmann können, bzw konnten das. Lanz und Miosga nicht.

Besonders bizarr ist, daß es teilweise unter dem Dach der gleichen Medienhäuser durchaus Kompetenz gibt, Rechtsextreme zu stellen.

Oft ausgerechnet in den Satire-Formaten, die immer mehr die Rolle seriöser politischer Aufklärung übernehmen, während die Nachrichtenredaktionen schlummern und euphemistisch abwiegeln. 

Extra3, Heute Show, Reschke Fernsehen in Deutschland, die Latenight-Shows und Bill Maher in den USA.

Kein Wunder, daß sich Trump und sein MAGA-Kult auf die Late Night Talker einschießen. Sie leisten nicht nur glaubwürdigen und seriösen Widerstand gegen die Extremisten in Washington, sondern genießen auch das Vertrauen ihrer Zuseherschaft. Die politische GOP-Realität ist längst verrückter als jede Satire.

Während das Vertrauen „in die Presse“ schwindet, halten Satiriker wie Stephen Colbert, Jimmy Kimmel, Seth Meyers, John  Oliver Trevor Noah und Jon Stewart die Fahne des besten Journalismus hoch. Sie zeigen es den eigentlichen Polit-Plapperern der News-Sender.

[….] Also … Amerika, hm? Du weißt Bescheid über die Abschiebelager und die Todesfälle, die dort bereits geschehen, über den wirtschaftlichen Flächenbrand, die rasende Inflation, den zunehmend verschmierten, verrottenden Kobold, der auf einer Pyramide aus Hass hockt und seine Halluzinationen live streamt, während er gegen den Pädophilie-Skandal kämpft, den er einst nutzte, um seine Sekte zu vereinen? Es ist der Skandal, den sein ehemaliger Unterstützer Rupert Murdoch jetzt benutzt, um ihn fallen zu lassen, bevor er die gesamte rechtsradikal-pseudochristlich-misogyn-psychopathische Maschinerie gefährdet, die darauf aus ist, Demokratien weltweit zu verschlingen. Und Rupert sammelt Dreck über jeden – er wird diesen Kampf gewinnen.

Mitten in dem Chaos, das unvermeidlich entsteht, wenn man Faschisten, die zugleich Idioten sind, in den Himmel hebt, gibt es jetzt eine echte Graswurzelbewegung, die hofft, dass der Komiker Stephen Colbert – der wiederholt gesagt hat, dass er nicht für ein öffentliches Amt kandidieren will – für das Präsidentenamt antritt. Warum? Nun, das ist eine lange Geschichte.

Am vergangenen Donnerstag wurde bekannt gegeben, dass die „Late Show with Stephen Colbert“ im Mai nächsten Jahres eingestellt wird. Es ist die beliebteste Late-Night-TV-Show der USA, verehrt, preisgekrönt und, seit sie die englischsprachige Welt online durch die Covid-Pandemie gerettet hat, ein ehrenwertes Mitglied vieler Familien auf der ganzen Welt. Es ist auch eine satirische Comedy-Show, die jahrelang über Donald Trump gelacht hat. Sie gehört CBS, das wiederum zu Paramount gehört, diesem Produktionsgiganten, der gerade eine riesige Summe an Trump bezahlt hat, um eine Klage zu beenden, die er – selbst jetzt – höchstwahrscheinlich gewonnen hätte. Paramount will einen endlos verzögerten Fusionsdeal mit Skydance abschließen, da die Einnahmen aus dem traditionellen Fernsehen einbrechen, und benötigt dafür die Genehmigung der Regierung. Die anschließende Empörung war vorhersehbar. [….] Im Gegensatz zu Fox’ irrer Mischung aus Orwell’scher kognitiver Dissonanz und Werbung für Blasenkatheter war „The Daily Show“ eine kleine, satirisch-absurde Nachrichtensendung – auf „Comedy Central“. [….] Während Amerikas Nachrichtenmedien Personal und Expertise abbauten und nach und nach durch immer politisiertere Eigentümer übernommen wurden, mauserte sich „The Daily Show“ zu einem Kult-Hit und einer echten Informationsquelle. Jon Stewart – jener manische Typ am Schulpult – wurde zu einer Ikone der Vernunft, die nach oben boxte und dabei aber immer zu ausgewogener politischer Kritik in der Lage war. [….] John Oliver, einst Teil des Teams, das aus „The Daily Show“ hervorging, moderiert jetzt HBOs „Last Week Tonight“, eine mehrfach preisgekrönte satirische Investigativshow. Zu diesen Preisen gehören auch drei Peabody Awards, mit denen Exzellenz und Aufklärung in den Medien ausgezeichnet werden – normalerweise sind das nachrichtliche journalistische Arbeiten. Den „John-Oliver-Effekt“ nennt man das längst, wenn einzelne Folgen einen Einfluss auf das echte Leben haben. Oliver arbeitet sich in detaillierte, wissenschaftliche Einzelheiten zu komplexen Themen ein – wie ein Journalist. In Wahrheit besteht seine Show aus 40 Minuten investigativer Berichterstattung, die so düster ist, dass man sie gar nicht anschauen könnte, wenn sie nicht auch immens befreiend und lustig wäre.

Jimmy Kimmel, Late-Night-Moderator bei ABC, wird hingegen der sogenannte „Kimmel-Test“ zugeschrieben: Politiker haben Angst, dass Gesetzesentwürfe, die in Kimmels Comedy-Monologen zerrissen werden, nicht mehr umsetzbar sind. Ist all das nicht eigentlich die Aufgabe der vierten Gewalt?

Mit seinen detaillierten Analysen und satirischem Geschick kritisiert Colbert alles, was in Amerika falsch läuft. [….]

(A.L. Kennedy, 22.07.2025)

Mittwoch, 9. Juli 2025

Vorsichtige Presse

Meine Zeit“ waren die 80er, weil ich damals Teenager war und die Kultur der Adoleszenzphase besonders prägend ist. Deswegen mögen wir „Coming of Age“-Bücher/Filme so sehr. Aber es gab auch ein Leben vor den 80ern. In den 70er Jahren war ich Kind und absolvierte die Interessens-Phasen, die viele Blagen der Zeit damals durchmachten. Lesen, Fahrradfahren, Lego, Playmobil, draußen spielen. Ganz toll fand ich einen kleinen Emaille-Ofen. Mein Kinder-Teeservice aus der Zeit habe ich, nach einem halben Jahrhundert des Einstaubens, tatsächlich erst vor ein paar Wochen endgültig weggeworfen.

Besonders gern fuhr ich mit dem Fahrrad „ins Dorf“; also den Ladenzeilen, die zwei km weiter von unserer reinen Wohngegend entfernt angesiedelt waren.

Am Bahnhof war nämlich „die Post“ und in der heißen Phase meiner Briefmarken-Sammelleidenschaft wußte ich genau, wann Sondermarken herauskamen, die ich versuchte zu bekommen. Natürlich waren die nicht immer vorrätig und so musste man oft dahin, um in der Warteschlange zu hoffen. Dabei studierte ich immer die RAF-Fahndungsbilder und prägte mir die Namen ein. Baader, Meinhof, Ensslin, Klar, Mohnhaupt, Möller. Ehrfürchtig gruselte ich mich vor den Terroristen.

So sahen also Verbrecher aus. Sogar die Vornamen Gudrun, Brigitte und Irmgard deuteten für mich schon auf die kriminelle Energie hin. Die Allerschlimmsten von ihnen sah man in der Tagesschau auch in bewegten Bilder. Das waren die „Mutmaßlichen“. Lange bevor mir die wahre Bedeutung des Wortes bewußt wurde, hielt ich „mutmaßlich“ für die maximale Steigerung des Teuflischen. Das waren keine normalen Räuber oder Schläger. Nein, „mutmaßlich“ wurden nur die Allergefährlichsten in den Nachrichten genannt. Vor denen fürchtete sich die ganze Welt.

Wer das Missverständnis aufklärte, weiß ich nicht mehr, aber ich erinnere mich noch an das unbefriedigende Gefühl. Wieso wurde so vorsichtig von ihnen geredet und wieso durfte man so einen Fahndungsaufwand betreiben, wenn die Leute nur vielleicht irgendwas getan hatten?

Als wir in der Oberstufe Uwe Johnsons „Mutmaßungen über Jakob“ lasen (im Anschluss an Wolfs „Nachdenken über Christa T.“ – seltsame DDR-Literatur), stolperte ich immer noch über das böse Wort „mutmaßlich“, weil es extrem negativ konnotiert wird:

Anführer Attentäter Betrüger Brandstifter Dealer Dieb Drahtzieher Drogendealer Drogenhändler Einbrecher Entführer Erpresser Extremist Haupttäter Islamist Kinderschänder Komplize Kriegsverbrecher Mitglied Mittäter Mörder Opfer Schütze Spion Terrorhelfer Terrorist Täter Täterin Unterstützer Vergewaltiger.

Heute freue ich mich hingegen, wenn ich in Artikeln über aktuelle Geschehnisse ausdrücklich lese, es handelte sich um Mutmaßungen.

Denn damit geht nicht nur ein juristischer Schutz der bis zum Beweis des Gegenteils Unschuldigen einher, sondern es deutet auch auf verantwortungsvollen Umgang mit Quellen hin. So sollte Journalismus eigentlich funktionieren: Nur wenn eine Tatsache gründlich recherchiert und gegengecheckt wurde, kann über sie als Fakt berichtet werden. Alles, das man nur hört, das irgendjemand anders gesagt hat, das bei Wikipedia steht, ist lediglich möglicherweise eine Tatsache. Vielleicht. Eventuelle. Ein konkreter Verdacht, ist eine Mutmaßung. Mutmaßlich hat Ministerin Warken gelogen, der CDUCSU-Fraktionsvorsitzende Spahn ist mutmaßlich ein Lügner.

Ein Internetblog liegt auf der Seriositätsskala unter dem Profi-Journalismus. Hier wird nicht scharf zwischen Reportage und Meinung unterschieden.

Hier verlinke ich zwar immer die Fakten, damit jeder selbst nachprüfen kann, aber es wird mit meiner Meinung angereichert und die Sprache darf auch derber sein. Die CDU folgt bei Frauke Brosius-Gersdorf mutmaßlich einer radikal misogynen Agenda. So muss es in der Zeitung heißen. Im Blog kann ich auch schrieben „die CDU ist eine frauenfeindliche Partei“ oder „Merz ist ein dummerhafter Prahlhans“.

Die Tagesschau wird zum Glück vom Beitragszahler finanziert und muss hohe journalistische Standards einhalten, um ihrer ohnehin schwer angeknacksten Gatekeeper-Funktion gerecht zu werden.

Die ARD darf nichts behaupten, dessen sie sich nicht absolut sicher ist. Es sei denn, sie kennzeichnet es ausdrücklich als Spekulation, bzw Mutmaßung.

Es ist nicht hinnehmbar, daß jemand, der so häufig wie Markus Söder lügt, immer leichter damit durchkommt, weil „seriöse“ Medien ungeprüft seine Bullshittereien nachplappern.

[…..] Markus Söders Fleischlüge. […..] Immer wieder behauptet der CSU-Chef, die SPD habe bei den Koalitionsverhandlungen „nur veganes Essen“ serviert – und Medien berichten das. Aber kann das wirklich sein? Wir haben mal nachgefragt. […..] Vermutlich braucht Markus Söder einfach ein neues Feindbild. Das ständige Schimpfen auf die Grünen wird halt irgendwann langweilig.  Also ist jetzt die SPD dran.

Der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident macht sich aber nicht einmal die Mühe, sich etwas Neues auszudenken. Was beim Lästern über die vermeintliche „Verbotspartei“ funktioniert, zieht auch beim Sticheln gegen die Genossen. Und so fokussiert sich Söder auch hier auf das Thema Fleisch. Genauer gesagt: auf angeblichen Fleischverzicht.

Seit Wochen tourt Markus Söder durchs Land und behauptet bei verschiedenen Veranstaltungen öffentlichkeitswirksam, bei den Koalitionsverhandlungen im Hause SPD sei die Stimmung stets am schlechtesten gewesen. Der Grund? Es habe immer nur „veganes Essen“ gegeben. Ein Thema, mit dem sich leicht Politik machen lässt. Und Schlagzeilen. […..] Beim „Schweinefest“ im bayerischen Viechtach sagte Söder im Mai:

    „Bei der SPD gab es immer veganes Essen, immer miese Stimmung. Bei der CDU gab es ordentliches, aber zu wenig Essen. Aber wir: Ich habe immer auftischen lassen! Es ging in der Früh mit Weißwurst los. Dann gab es Schweinsbraten, Leberkäs.“

[…..] "Focus"-Schlagzeile: Söder spottet über SPD: "Da gab's immer veganes Essen, immer miese Stimmung"[…..] Vergangene Woche wiederholte Söder die Behauptung im Gespräch mit „Welt“-Chefredakteur Jan Philipp Burgard und nannte es: „Saskia-Esken-Küche“. Und auch beim CSU-Bezirksparteitag in Oberfranken gab es großen Applaus, wie der „Fränkische Tag“ berichtet:

    „Bei der SPD gab es immer veganes Essen“, berichtete Söder von den Koalitionsverhandlungen. Die Folge: „miese Stimmung.“ Applaus im Saal. […..] Alle lassen Söder reden und berichten munter drüber, aber niemand fragt sich, ob das denn überhaupt stimmen kann: Kein Fleisch bei der SPD? […..] Wir haben beim SPD-Parteivorstand nachgefragt, ob die Koalitionsverhandlungen tatsächlich so fleischlos waren, wie Söder behauptet. Die Antwort der Pressestelle – wenig überraschend: Nein, zu den Verhandlungen im Willy-Brandt-Haus wurde auch Fleisch serviert. […..] Doch das interessiert Markus Söder wenig. Hauptsache, er kann Stimmung machen. Seine Fans lieben ihn dafür. Und Journalisten fressen die kleine Fleischlüge brav aus der Söder-Hand. […..]

(Lisa Kräher, 08.07.2025)

Söders Lügen nachzuäffen, ist nicht bloß eine journalistische Nachlässigkeit, sondern Puzzlestein zum Untergang der Demokratie. Söder und Merz sind gefährlich. Da dürfen TV-Nachrichten und Zeitungen niemals leichtfertig sein.