Viele kirchenferne Norddeutsche halten instinktiv Katholiken für wesentlich grotesker als Protestanten.
Das ist zunächst einmal naheliegend, da Katholiken hierzulande exotischer sind
und die auffälligsten Unterschiede die Papst-Fraktion sehr unsympathisch
erscheinen lässt:
·
Katholiken
halten Frauen für zu unwürdig und minderbemittelt, um geistliche Ämter zu
übernehmen.
·
Katholiken
haben mit dem Zölibat die offensichtlich sehr viel heuchlerische Sexualmoral.
·
Katholiken
produzieren laufend Kindersexskandale.
Diese
drei Punkte sind so augenfällig, daß sie auch die größte Rolle in der
innerkatholischen Diskussion spielen.
Überwältigende
Mehrheiten von Franzis Fußvolk wollen dies alles abgeschafft haben und hadern
mit ihren barocken Kirchenfürsten, die sie aber nur bezahlen und nicht etwa
selbst aussuchen dürfen.
Flüchtig
betrachtet sollten also all die unzufriedenen Katholiken einfach konvertieren
und sie wären ihre Probleme auf einen Schlag los.
Eine
Win-Win-Situation, denn so wäre die RKK von einer massiven Austrittswelle
betroffen, während die EKD Zulauf hätte. Die Katholen-Spitze wäre bald
gezwungen ihre diskriminierende Einstellung gegenüber Frauen und Kindern
aufzugeben.
In der
Realität erleben wir aber erstaunlicherweise genau den umgekehrten Prozess: Es
treten deutlich mehr protestantische Christen als Katholische aus ihrer Kirche
aus. Ein Phänomen, das von konservativen RKK-Topklerikern gerne als Argument dafür verwendet
wird, man müsse den Zölibat nicht aufheben und brauche keine Frauenordination
einzuführen. Die Evangelen hätten das alles und bei ihnen sehe die
Mitgliederentwicklung noch schlechter aus.
Was ist
da los?
Natürlich
haben die katholischen Bischöfe Unrecht. Ihre niedrigeren Austrittszahlen liegen
nicht daran, daß die Gläubigen Zölibat und Frauenverbot behalten
möchten.
Das
katholische Milieu ist einfach grundsätzlich konservativer, ländlicher und
altmodischer. Dort sind die Bindungen an die Kirche und die Bereitschaft zur
Heuchelei größer als im eher lockeren städtischen Milieu der Protestanten.
Tritt
ein Protestant in Hamburg aus der Kirche aus, interessiert das niemand.
In einem
kleinen Dorf des Bistums Regensburg mag das noch ganz anders sein und mit
vielen schrägen Blicken der Nachbarn verbunden sein.
Es ist
ähnlich wie bei Parteibindungen. Konservative Parteimitglieder lassen sich von
ihren Führern weit mehr Skandale gefallen. Da wird ein dutzendfach überführter
Lügner Koch immer wieder umjubelt und alle lieben Merkel, obwohl sie so
ziemlich alles was CDUlern heilig ist schon ins Gegenteil verkehrt hat.
Grünen-
oder SPD-Mitglieder sind pingeliger und werfen schneller mal empört ihr
Parteibuch weg.
Neben
der „Lockerheit“ der protestantischen Milieus sprechen aber zwei weitere
Aspekte für die Katholiken.
Ihre
Show ist sehr viel besser; die Gottesdienste machen was her, man hat mit
Pontifikalämtern, Kardinälen und den fortwährenden Berichterstattungen aus dem
größten Protz-Hotspot der Erde, des Vatikans, immer wieder kostenlose Werbung.
Evangelische
Gottesdienste sind dagegen nicht nur schlicht und trostlos, sondern erinnern
mit ihren primitiven Gesängen und dümmlichen Spielchen immer irgendwie an die
verzweifelte Stimmung auf Kindergeburtstagen der Unbeliebtesten in der Klasse.
Glücklicherweise
war ich noch nie auf einem evangelischen Kirchentag, aber die von dort via TV
übertragenen Events haben mich mit ihrer tumben Primitivsymbolik und der
erschreckenden kunst-antagonistischen akustischen Folter schwer verstört.
Schließlich
leidet die Evangelische Kirche nachhaltig unter dem intellektuell dürftigen
Niveau ihrer Top-Kleriker.
Offensichtlich
wird jeder, auch wenn er in der Schule nur Singen und Klatschen belegt hat, zum
Theologiestudium zugelassen und umso schneller zum Pastor gemacht, je
mangelhafter seine Allgemeinbildung ist.
(…….)
Möglicherweise
ist es tatsächlich so, daß der intellektuelle Niedergang der evangelischen
Theologie, der in Huber und Käßmann ihre Apotheose fand, die eigentlich noch
absurderen Katholiken (Zölibat, Primat des Papstes, Frauen-Ausschluss,..) in
Relation gut dastehen läßt.
Im aktuellen
SPIEGEL (15/2015 vom 04.04.2015) gibt es ein vierseitiges Doppelinterview mit
dem EKD-Chef Bischof Heinrich Bedford-Strohm und dem Präsidenten des
Zentralrats der Juden, Josef Schuster unter anderem zum Thema „militanter
Islam“.
Gratulation
auch an die morialogische Glanzleistung des SPIEGELS zum Thema Gewalt im Islam
von Juden und Christen nur ÜBER den Islam zu sprechen und nicht MIT ihm; ein
muslimischer Vertreter darf gar nicht erst mitreden.
An einen
Humanisten oder Atheisten wird ohnehin gar nicht gedacht.
Die Redakteure
Frank Hornig und Katja Timm stellen die üblichen harmlosen Fragen nach
Integration und Glaubensferne.
Ein
Freifahrtschein für die beiden Top-Religioten zu überzeugen und für sich zu
werben.
Schuster, als
Vertreter einer in Deutschland sehr kleinen Minderheit schlägt sich nicht
schlecht, fällt zumindest nicht durch besondere Doofheiten auf.
Aber der
Nachfolger von Huber, Käßmann und Schneider gibt Plattitüden von sich, daß man
immerhin wunderbar Heinz-Werner Kubitzas Essay wider die Theologie als
„Wissenschaft“ bestätigt bekommt.
Bedford-Strohm
ist Professor und demonstriert eine
Anti-Intellektualität, daß er jeden Denkenden aus der Kirche treiben muß. (…..)
(……….) Der
Niedergang des deutschen Protestantismus ist vermutlich unaufhaltsam.
Der Grund ist,
daß es einfach keine sympathischen Führungspersönlichkeiten in der EKD gibt.
Die Laien
werden von Politikern dominiert, die sich aus dem unsympathischsten Bodensatz
ihrer jeweiligen Parteien rekrutieren: Volker Kauder, Hermann Gröhe, Günther
Beckstein, Kathrin Göring-Kirchentag, Irmgard Schwätzer (FDP), Christoph
Matschie (SPD), Kerstin Griese (SPD), Josef Philip Winkler (Grüne), Pascal
Kober (FDP) oder Stefan Ruppert (FDP) sind die schlimmen Namen.
Bei den Theologen
der EKD sieht es sogar noch düsterer aus: Huber, Schneider, Käßmann,
Bedford-Strohm oder gar Petra Bahr heißen die Menschenschrecker, die meistens
in die Talkshows geschickt werden.
Kein Wunder,
daß die Gläubigen schneller aus der EKD flüchten als aus der zölibatären
Kinderficker-RKK. (………….)
Konsequenterweise
wurde Plapperista Käßmann als BILD-Kolumnistin
genau dort geparkt, wo sie intellektuell hingehört - bei F.J. Wagner und Kai Diekmann.
Wenn man
es gut mit der EKD meint, könnte man hoffen, daß Käßmann bei der enthirnten
BamS-Leserschaft auch keinen Schaden mehr anrichten kann.
Zum Pech
für die evangelische Kirche und zum Glück für die Atheisten überschätzt sich das Plappermäulchen
aber immer noch so gewaltig, daß sie sich kontinuierlich mit aller Macht auch
in andere Medien drängelt und dort ihr Mitglieder-verschreckendes Potential
voll entfaltet.
Die
ZEIT, die ich genau für diese treudoofe Kirchenhörigkeit als Abonnent
verließ, bietet dem theologischen Totalausfall aus
Hannover heute mal wieder untertänig ein Forum.
[…]
Die
Altbischöfin und Botschafterin der Reformation, Margot Käßmann, fordert in der
ZEIT mehr christliches Selbstbewusstsein. "Europäische Christen sollten
sich nicht dauernd entschuldigen, dass unsere Kirchen weniger voll sind als
etwa in Südkorea", sagte sie. Kirchenbesucherzahlen sagten nichts über
Glaubwürdigkeit aus. Die Europäer hätten es geschafft, Glaube und Vernunft
zusammenzuhalten. […] Das Verhältnis
zur katholischen Kirche sieht Käßmann positiv: "Meine Kirche hat große
Gemeinsamkeiten mit Rom, weil wir wissen, wovon der jeweils andere redet."
Käßmann interessierten die Wege zur Einheit. Der neue Papst setze
"Signale, die zu uns passen". […]
Käßmann
ist aber kein Einzelfall – so ziemlich alle Veröffentlichungen aus dem Petra
Bahr – Göring-Kirchentag – EKD-Nirvana bewegen sich auf diesem
Amöben-IQ-Niveau.
„Evangelisch.de“
schaltete beispielsweise „einen
Protestantomaten“ frei, bei dem es quasi um einen Wahlomat
auf KITA-Niveau handelt.
Kritische Antworten stehen natürlich nicht zur Auswahl.
Kritische Antworten stehen natürlich nicht zur Auswahl.
Beispiel:
Welche Aussage über Gott ist ihnen am wichtigsten?
·
Gott
liebt die Menschen über alle Maßen.
·
Gott
ist gerecht.
·
Gott
begegnet mir in meinen Mitmenschen.
·
Gott
kann man nicht in Worte fassen.
·
Gott
offenbart sich auch in anderen Religionen.
Oder:
Wo
sollte man das Wort Gottes am lautesten verkündigen?
·
In
der Fußgängerzone.
·
Unter
Kindern.
·
In
der Kirche.
A propos
Kinder und Religion.
Wider
aller Vernunft und aller Erfahrungen bestehen Protestanten natürlich auch immer
noch auf Zwangstaufe, also das Eingemeinden von Personen lange bevor sie alt
genug sind selbst darüber entscheiden zu können.
Die
offiziellen Begründungen auf den offiziellen EKD-Seiten sind so hanebüchen, daß
ich sie gern weiterverbreite.
Verantwortungsvolle Eltern, die noch Mitglied der Kirche sind, werden vielleicht daraufhin die Kraft haben auszutreten.
Verantwortungsvolle Eltern, die noch Mitglied der Kirche sind, werden vielleicht daraufhin die Kraft haben auszutreten.
[…]
Kinder brauchen Religion
[…]
'Mein Kind soll das später selbst
entscheiden', sagen viele Eltern. Aber mit dieser vorgeblichen Neutralität
treffen Eltern bereits eine wichtige Vor-Entscheidung: Wo Religion und Glaube
nicht vorkommen, wird vermittelt, dass diese Dimensionen des Lebens unwichtig
sind. "Wie soll jemand entscheiden, ob ihm der Glaube schmeckt, wenn er
ihn nie vorher gekostet hat?", fragt der Theologe und
Erziehungswissenschaftler Fulbert Steffensky.
[…]
Seiner Meinung nach, darf der Glaube
Kindern nicht vorenthalten werden. "Wir können nicht sagen: 'Warten wir
mit der religiösen Erziehung, bis Kinder 16 Jahre alt sind und sich selber
entscheiden können.' Kinder haben jetzt ihre Ängste, nicht erst wenn sie 16
sind." […] Religion kommt im
Alltag häufiger vor, als wir auf den ersten Blick wahrnehmen. […] Sie sehen Wegkreuze, erleben vielleicht im
Kindergarten ein Tischgebet. Unsere gesamte Kultur trägt Spuren des
Christentums. Denn der christliche Glaube hat die europäische Festkultur,
Sprache und Kunst geprägt. Selbst die Menschenrechte haben in der
jüdisch-christlichen Überlieferung ihre Wurzeln. Wer Kinder in einem religiösen
Vakuum aufwachsen lässt, enthält ihnen auch ein Stück Bildung und Humanität
vor.
Kinder stellen schon
sehr früh von sich aus zutiefst religiöse Fragen. […] Kommt Oma in den Himmel? Hat
Gott alle Menschen lieb, auch die bösen? Wieso hat Gott die blöden Brennnesseln
gemacht? Hat Gott nicht gut genug aufgepasst, wenn ich einen Unfall habe?', das
sind Kinderfragen, die auch Erwachsene zum Nachdenken nötigen.
[…]
Friedrich Schweitzer, Pädagoge und
Theologe, konstatiert ein "religiöses Kaspar-Hauser-Syndrom", wo Kinder von ihren Eltern weder Anregung noch
Unterstützung bei religiösen Fragen bekommen, "Kinder haben ein Recht auf
Religion", sagt er. […] "Es gibt Dinge, die sich nicht durch
ihren Zweck rechtfertigen: die Lieder, die Gedichte, die Küsse, die Muße, das
Gebet. Wer diese Dinge von ihren Zwecken her beschreibt, verdirbt sie. Es geht
nicht darum zu sagen: Wer glaubt, kommt besser durchs Leben. Es ist schön, wenn
unsere Kinder ihr Leben bergen können in die großen Bilder des Glaubens, dass
sie es bergen können in die Hände und den Schoß Gottes."
[…]
"Religion ist Begleitung in dem
Sinn, dass Kindern vermittelt wird: Da steht mir jemand zur Seite, es kommt
vielleicht Schwieriges, auch Unverständliches, aber ich bin nicht allein",
fasst Frieder Harz, evangelischer Professor für Religionspädagogik in Nürnberg,
zusammen.
[…] Religiöse
Erziehung braucht Rituale: Das Tischgebet etwa kann Dankbarkeit und Achtsamkeit
wachsen lassen. Ein abendliches gemeinsames Lied, […] ein frei formuliertes Gebet oder eine Auswahl verschiedener gebundener
Gebete kann in Kindern ein Gefühl von Geborgenheit und Vertrauen stärken, das
bis in tiefe seelische Schichten reicht.
Albert Biesinger will
das frei formulierte Gebet und das Beten mit überlieferten, festen
Formulierungen nicht gegeneinander ausspielen. Beten in jeglicher Form ist für
ihn "eine Kompetenz fürs Leben". Wer beten kann, kann sich Gott als
der Herkunft des eigenen Lebens und der Zukunft des eigenen Lebens über den Tod
hinaus anvertrauen. Kinder können beim Beten eine tiefe Geborgenheit erleben,
dass sie ein Gegenüber haben, dass Gott für sie da ist", erläutert er. […]