Fünf
lange Jahre zwang Merkel Griechenland (an dem die deutschen Banken so fabelhaft
verdient hatten) auf den Austeriätsweg, der gar nicht funktionieren konnte.
Genauer
gesagt: Es war ein Weg, der für Griechenland nicht funktionieren konnte – Deutschland verdient prächtig an der Krise.
Länder
wie Spanien, Portugal und eben Griechenland brachten entsetzliche Opfer dafür,
daß die deutsche Rüstungsindustrie und die Anleger an ihnen prächtig verdienen
konnten.
50%
Jugendarbeitslosigkeit, drastische Zunahme von Krankheiten, Depressionen und Suiziden.
Aber wer
sollte die übermächtig erscheinenden Deutschen stoppen?
Dieses
nahezu aussichtslose Kunststück gelang dem griechischen Ex-Finanzminister
Yannis Varoufakis, der europaweit Aufmerksamkeit erregte, die in Einheitsgrau
auftretenden neoliberalen Kollegen zur Weißglut brachte und doch gegen alle
Widerstände ein überzeugendes OXI-Votum der griechischen Bevölkerung bewirkte.
Daß arrogante Provinzler wie der xenophobe Prolet und akademische
Betrüger Andreas Scheuer deswegen regelrecht ausflippen,
zeigt nur wie groß Varoufakis Sieg über ihre Ideologie ist. Der wie sein
Vorvorgänger gegelte und inzwischen ohne Dr.-Titel auftretende CSU-General
blamiert sich über alle Maßen.
Kali nichta, Hellas -
Gute Nacht, Griechenland! Ihr geht jetzt einen ganz schweren Weg.
Tsipras und seine
Linksregierung haben das Volk belogen und vorgegaukelt, es gäbe Euros ohne
Reformen. Wir müssen jetzt besonnen reagieren."
(CSU-Pressestatement
von Ex-Dr. Scheuer 05.07.2015)
Jaja,
einen echten Akademiker kann der Bayer nicht leiden.
Da
ist zunächst der CSU-Generalsekretär Scheuer, der selbst zu doof dafür war eine
Promotionsschrift vorzulegen und stattdessen einen „Kleinen Doktor“ aus Prag
fälschlicherweise als „Dr.“ führte.
Er
hat aber eine Meinung zum weltweit anerkannten Ökonomie-Professor Varoufakis,
der in drei verschiedenen Kontinenten Professuren innehatte:
“Und ich rate dem
Herrn auf dem flotten Motorrad seine frechen Forderungen einzustellen, sonst
riskiert er einen Totalschaden für unser Land…
Den griechischen
Halbstarken, liebe Froinde, mit dem heraushängenden Hemd, sage ich: Hemd rein,
Gürtel enger schnallen. Die Zeit der Feten mit griechischem Wein ist vorbei.
Jetzt wird endlich gearbeitet.”
Parteichef
Seehofer kümmerte sich noch nie um Fakten und gibt ebenso gerne den xenophoben
Stammtischtäter.
Daß
Syriza nun auch noch dank ihres klugen Finanzminister gewonnen hat, während Merkel
mit leeren Händen dasteht, läßt aber auch vielen Anderen Schaum vorm Mund entstehen.
Schon
klar, es sind immer die Verhandlungsführer der anderen Seite besonders
sympathisch, die sich nicht durchsetzen.
Entsprechend
ist Varoufakis nun besonders unbeliebt.
[….]
Was ist eigentlich mit unseren Medien
los? Wer sich am Sonntagabend im Fernsehen ein Bild vom Ausgang der Abstimmung
in Griechenland über die Gläubiger-Forderungen machen wollte, war verloren.
Jedenfalls wenn er einen halbwegs objektiven Journalismus erwartet hatte. [….]
Kurzum, man musste schon auf das
österreichische Fernsehen umschalten, um sich selbst ein klein wenig belügen zu
können, das wäre jetzt doch objektiver.
[….] Der
Bürger respektive Rezipient sieht sich einem nahezu geschlossenen neoliberalen
Block aus Politik und Medien gegenüber, wobei vor allem eines gilt: Es gibt
keine Alternative.
Auch die
öffentlich-rechtlichen Sender machen sich in geradezu in peinlicher Weise die
Sichtweise der Regierungsparteien und Verfechter neoliberaler Parolen zu eigen.
[….] Man muss inzwischen die "New York
Times" lesen, um kritische Anmerkungen zum europäischen Spardiktat wie von
dem Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugmann zu lesen.
[….]
Warum kann ein TV-Moderator immer wieder
das Mantra von den fälligen "Reformen" in Griechenland herunterbeten,
ohne dass ihn jemand daran erinnert, dass vor Tsipras es die konservative
Politik war, die Griechenland fünf Jahre in den Abgrund
"reformierte"?[….]
Wir bekommen heute wieder die volle Breitseite.
Blanker Hass auf Tsipras und Varoufakis – von Politikern und Journalisten, die eigentlich objektiv darüber berichten sollten.
Hass,
weil ein Politnovize aus einem armen kleinen Land der quer durch alle Medien
adorierte Merkel eine schwere Niederlage zufügte.
Merkels
Euro-Politik liegt in Trümmern. Sie hat keine Vorstellung davon wie es weitergehen soll.
Varoufakis hat sie erst mal gestoppt.
Ausgerechnet
der Typ, der noch nicht mal den Kleidungsstil anderer EU-Finanzminister
hinreichen kopieren kann.
Der
Lügner Schäuble, der 100.000 DM Schwarzgeld annahm und darüber den Bundestag belog
ist berüchtigt für seine Arroganz. Seinen eigenen
Sprecher Michael Offer demütigte er öffentlich mit so einer sadistischen Lust,
daß Offer anschließend kündigte.
So sehr ihn offensichtlich der Urnenpöbel liebt, so sehr ist er in seiner Umgebung
verhasst für seinen rüden Umgangston und sein flegelhaftes Benehmen.
Varoufakis
ist in seinem ganzen Habitus völlig anders.
[….]
Maria
Pasta wartet vergeblich auf Yanis Varoufakis, er kommt nicht mehr auf seinem
Motorrad angebraust. Wieder ein Finanzminister, den sie überdauert hat. Die
Finanzpolitiker kommen und gehen. Maria Pasta bleibt, so wie diese Krise. [….]
Wenn Varoufakis zur Arbeit kam, dann saß
oft Maria Pasta in ihren abgelatschten Turnschuhen hier - oder eine der anderen
fast 600 Putzfrauen, die der griechische Staat im September 2013 auf die Straße
gesetzt hatte. Sie waren zu teuer geworden.
Viele von ihnen gingen
aber nicht einfach nach Hause. Sie kamen wieder, Morgen für Morgen. So entstand
ein kleines Protestlager neben dem Finanzministerium. [….] "Varoufakis war der erste Finanzminister, der mit uns gesprochen
hat", sagt sie. So arrogant, wie ihn dessen Gesprächspartner auf der
großen Bühne der Finanzwelt und in der Politik beschreiben, hat sie ihn nie
erlebt. "Er ist nicht wie die anderen", sagt sie. Er war ja auch der
erste seit Jahren, der die Sparpolitik beenden wollte.
Verdammte
linke Atheisten!
Mit gewöhnlichen Putzen würde der fromme Christ Schäuble nie reden!
Mit gewöhnlichen Putzen würde der fromme Christ Schäuble nie reden!
Und
warum nun der Rücktritt Varoufakis‘?
[….] Es
ist nur konsequent, dass der griechische Finanzminister Jannis Varoufakis
zurückgetreten ist. Seine Rolle ist zu Ende – und er hat sie mit Bravour
erfüllt. Er hat den Rambo gegegeben, der die Gewissheiten der Eurozone
aufsprengt.
Varoufakis hat
polarisiert und auch polemisiert. In seinem letzten Interview nannte er die
Troika „Terroristen“. Mit seiner verbalen Aggression reagierte er auf die
strukturelle Gewalt der Gläubiger, die Griechenland permanent neue
Sparprogramme verordnen, die das Land verarmen lassen. Varoufakis wollte
zumindest sprachlich Waffengleichheit herstellen.
Die Rollenverteilung
zwischen Varoufakis und dem griechischen Premier Tsipras war klar: Die beiden
führten das klassische Good Cop/Bad Cop-Theater auf. Auf den Eurogipfeln gab
Tsipras den freundlichen Kumpel, während Varoufakis seine Expertise als
Volkswirt zur Schau stellte. [….]
In deutschen Medien wird gern der
Eindruck erzeugt, die Griechen hätten mehr Zugeständnisse herausholen können,
wenn Varoufakis nicht so penetrant gewesen wäre. Doch es war genau anders
herum: Die Griechen benötigten zumindest ein Delegationsmitglied, das so
richtig unangenehm werden konnte. Denn
sonst hätten die Gläubiger niemals zugehört. [….] Varoufakis wusste von Anfang an, dass dieser Kurs mit seiner Demission
enden würde. [….] In Griechenland
wurde seit Monaten spekuliert, dass Varoufakis abtreten würde, sobald das
zweite Hilfsprogramm ausläuft. Also Anfang Juli. Und so ist es gekommen. Denn
Varoufakis wird nicht mehr gebraucht. [….] Jetzt muss die Eurozone entscheiden, ob sie den Griechen ein Angebot
machen will, das sich Angebot nennen lässt. Dafür ist Tsipras richtig, der nach
dem Referendum sofort in die Rolle des umsichtigen Staatsmannes geschlüpft ist.
[….]
Denn auch der Rest der Eurozone kann dankbar
sein, dass Varoufakis den Wahnsinn des Sparkurses so hartnäckig attackiert hat.[….] (Ulrike Herrmann, taz, 06.07.15)
Bye Bye Varoufakis, I’ll miss you