Donnerstag, 24. Mai 2012

Unsäglich dumme Sprüche.




Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Herr Zollitsch ist die Angela Merkel des Klerikerstandes.

Beide haben einen ganz ähnlichen Politik-Stil; nur daß der Freiburger Erzbischof nicht so maskuline Kleidung wie die CDU-Chefin trägt.
Er kann aber genauso wie die Kanzlerin endlose wolkige Worthülsen bar jeden Inhalts von sich geben, so daß am Ende eines Statements sämtliche Hirne der Zuhörenden in den Stand-bye-Modus runter geschaltet wurden.
Man kann ihm stundenlang zuhören und erinnert schon eine Minute später keine einzige Aussage des teutonischen Oberbischofs.
Er ergeht sich üblicherweise in dem typisch einschläfernden Predigt-Singsang und hangelt sich von Füll-Floskel zu Füll-Floskel.

 In großer Gemeinsamkeit wird man einmütig aufeinander zugehen und das Miteinander betonend zusammen einander zuhören, während man sich in einen echten Dialog begibt und zu konsensuellen Gesprächen eine Übereinkunft erzielen kann.

Ob des Katholikentages am letzten Wochenende in Mannheim, wurde mir unglücklicherweise eine krasse Überdosis Zollitisch verabreicht, so daß mir mindestens 300.000 Hirnzellen abstarben.

Zu der sehr konkreten Frage, ob Katholen und Evangelen zusammen Abendmahl feiern dürfen oder nicht, plappert er folgendes:

„Wichtig ist jetzt die Frage: Wie können sich katholische und evangelische Christen in Deutschland noch stärker die gemeinsamen Glaubenswurzeln neu aneignen; wie die gemeinsame Verantwortung für die Geschichte des Christentums und die gemeinsame Zukunftshoffnung zu Eigen machen und dafür Zeugnis geben? Ob dazu eine kritische Relecture auch des Umgangs der Kirchen miteinander und ein wechselseitiges Eingeständnis schuldhafter Anteile und verpasster Chancen gehört, ist eine Fragestellung, die mich persönlich in diesen Tagen besonders beschäftigt."
(Erzbischof Zollitsch 03.10.2011)

Beeindruckend wie hier jedes klare „ja“ oder „nein“ vermieden wird. 
Die staatliche bezahlte Rhetorik-Ausbildung (vulgo „Theologiestudium“) trägt Früchte.

Sein aktuelles Lieblingssprachbild hat er sich von Angela Merkel und Hannelore Kraft abgeguckt und variiert nun wild wabernd, der Mensch [sofern er nicht schwul, atheistisch oder geschieden ist - T.] stehe im Mittelpunkt, die Kirche wolle den Menschen dienen, ihnen zuhören.

Unser christlicher Glaube wurzelt in der Botschaft des Evangeliums, die den Mensch in seiner Beziehung zu Gott in den Mittelpunkt stellt. Gott ist es, der jedem Menschen seine unverwechselbare Würde schenkt, die es auch im Beruf- und Arbeitsleben zu schützen und zu achten gilt. Deshalb sind wir gefordert, uns immer wieder bewusst zu machen, dass auch im Mittelpunkt allen wirtschaftlichen Agierens der Mensch zu stehen hat.

Was dieses Menscheln konkret zu bedeuten hat, ist bei Zollitsch genauso unklar wie bei der Kanzlerin.
 Lohndumping, Leiharbeit, prekäre Arbeitsverhältnisse, Ein-Euro-Jobs sind in kirchlichen Einrichtungen ausdrücklich vorgesehen. 
Sogar die grundlegendsten Arbeitnehmerrechte verweigert der Arbeitgeber Kirche seinen Angestellten und beruft sich bei diesen Gesetzesverstößen darauf ein „Tendenzbetrieb“ zu sein. 

Auch das Menschenbild der Kanzlerin orientiert sich eher an den Gewinnen der Investmentbanker als an den 2 Millionen Billigarbeitern, die am Ende des Monats zu Arge gehen, um ihren noch UNTER dem Hartz-Satz liegenden regulären Lohn aufstocken zu lassen.

Im Mittelpunkt unserer Politik steht nicht irgendein abstraktes Konzept. Im Mittelpunkt unserer Politik steht der Mensch. Denn wir wissen: Jeder Mensch ist einmalig. Das christliche Menschenbild sorgt zugleich dafür, dass wir unsere Grenzen erkennen. Denn wir wissen auch: Alle Menschen irren und machen Fehler. Am Ende müssen wir uns vor Gott verantworten.

Zollitsch schwadroniert aber auch bei regulären Predigten, also den Texten, für die er besonders viel Mühe aufwendet sinnentleert dahin.

Der Blick auf Gott und das Wissen, dass er unsere Mitte ist, hat über Jahrhunderte unsere Landschaft und Gesellschaft geprägt. Schon ein flüchtiger Blick auf unsere Dörfer und Städte lässt uns dies erkennen. Unsere Kirchen sind es, die in der Regel das Stadtbild prägen. Sie bilden oft die Mitte unserer Gemeinden; wir finden sie an repräsentativen Plätzen unserer Städte. Die Menschen früherer Jahrhunderte haben erkannt, dass sie für die Gestaltung ihres Alltags Orientierung brauchen, die sie sich nicht selbst geben können. Es ist uns offensichtlich nicht möglich, eine Mitte für unsere Gesellschaft einfach herzustellen. Sie kommt von einem Anderen her und wir dürfen erkennen: Gott ist es, der unsere Mitte bildet und für uns da ist. Er gibt unserem Leben Sinn und schenkt uns die Kraft, uns auf ihn auszurichten, unseren Alltag zu gestalten und unsere Aufgaben anzugehen. Dafür stehen unsere Kirchen und in besonderer Weise auch unsere Kirchtürme. Sie sind kraftvolle Zeugen dafür, dass es etwas gibt, das über unseren Alltag hinaus ragt, das den Alltag zu Gott hin aufreißt. Was unsere Kirchen nach außen hin darstellen, braucht seine Entsprechung im alltäglichen Leben. Wo Gott die Mitte des Lebens bildet, werden wir aufmerksam für das, was die Menschen unserer Tage brauchen. Denn Gott beansprucht diesen Platz nicht für sich. Er verlangt nicht nur, dass wir uns nach ihm ausrichten. Er zeigt uns zugleich, dass wir ihm auch im Nächsten begegnen und ihm gerade dann dienen, wenn wir uns die Sorge um unsere Mitmenschen zu eigen machen. […] Dort, wo wir uns an Gott orientieren, uns von ihm führen lassen, da erkennen wir, dass wir den Auftrag haben, dem Leben zu dienen. Dies gilt im Hinblick auf die soziale Verantwortung in unserem Land und in Europa; das gilt aber auch für den Schutz des Lebens von seinem Beginn bis zum Ende. In der Verantwortung vor Gott und im Wissen darum, dass er unsere Mitte bildet, ändert sich unsere Sicht auf unser Leben, weil wir es als Geschenk verstehen, das wir von ihm empfangen und das uns dazu auffordert, verantwortlich damit umzugehen.

Wie Kirchen das Konzept „Mensch im Mittelpunkt“ verstehen, ist ziemlich klar: Als Thema für Sonntagsreden.
Konkret werden soll das aber bitte nicht.
 Der Militärbischof Overbeck hat also nichts dagegen, wenn Tausende deutsche Soldaten stationiert sind.
Wie Kirchen ganz praktisch den Menschen in den Mittelunkt rücken, wird diejenigen, die untertariflich bezahlt für die Kirche arbeiten, die gefeuert wurden, weil sie geschieden sind, denen die missio canonica entzogen wurde, weil sie zufällig schwul sind, die nicht streiken dürfen und gewerkschaftlich nicht vertreten sind, wenig beeindrucken.

Kathrin Schlenkermann, 44, alleinerziehende Mutter dreier Kinder in Buxtehude, erhielt Anfang der Woche eine Lektion der „Mensch im Mittelpunkt“-Politik der evangelischen Kirche.
Nachdem ihre drei Kinder Michel (9), Ida und Eric schon mehrfach begeistert mit ihrem Kindergarten an die Schlei gefahren waren, freute sie Frau Schlenkermann über ein Angebot für eine Kinderreise der St.-Petri-Gemeinde nach St. Peter-Ording. 
Sonne, Strand, Matsch. Ida, Eric und Michel waren enthusiastisch.

Blöd nur, daß die Kirchengemeinde absagte, als sie ein kleines Geheimnis über Michel erfuhren:

Seit seiner Geburt hat der Zweitklässler einen Gehfehler. Sein linkes Bein ist verkürzt, er muss einen orthopädischen Schuh tragen, benötigt einen Gehwagen.
(Mopo 23.05.12)

Ne, so weit geht die Nächstenliebe der Profi-Christen nun nicht, daß sie einen Krüppel mitnehmen würden.

Knallhart sagten sie die Kinder-Sommerfahrt für Michel ab.

„Wir bedauern es sehr, dass Michel nicht mit darf“, sagt Karin Altenfelder, stellvertretende Vorsitzende des Gemeindevorstands. Aber man könne die Betreuer zu nichts zwingen.

Selbst NACHDEM die Mopo mit dieser für die Kirche ( = die Moral-Magnaten, die Ethik-Experten und Nestoren der Nächstenliebe) äußerst peinlichen Geschichte titelte, änderten die Maximal-Mitmenschlichen ihre Meinung nicht.

Die St.-Petri-Gemeinde noch einmal beraten und endgültig entschieden: Michel darf nicht mit auf die Kinderreise nach St. Peter-Ording. Zu groß sei die Verantwortung, für den Jungen mit dem Gehfehler zu sorgen.

Kathrin Schlenkermann hat da etwas falsch verstanden: Sie kann gerne mit ihrem Humpel-Michel sonntags zum Gottesdienst kommen und sich fromme Sprüche über die Achtung jedes Menschen anHÖREN!

Das heißt aber noch lange nicht, daß man dieses Kanzel-Tralala auch ernst nehmen darf und praktisch einfordern kann.

 Wenn Michel zum Hochadel gehörte oder steinreich wäre, OK, dann hätte die Kirchengemeinde ihn schon mitgenommen an den Strand. 

Aber arm UND behindert - das geht zu weit. 

So viel Nächstenliebe hat nicht mal eine ganze Kirchengemeinde übrig.