Sonntag, 30. Juli 2017

Wie nenne ich das debile Kind?


Dieses Problem, so steht es zu befürchten, wird sich angesichts der frei drehenden Groß-Obzöniker an der Spitzer der US-Regierung noch häufig stellen:

Wie wird man der Beschreibung eines nie dagewesenen Phänomens gerecht, wenn man bereits alle Superlative verschossen hat und diese a posteriori geradezu noch schmeichelhaft wirken?

Schon bevor Trump Präsident wurde, hatte er jeden erdenklichen moralischen
Maßstab unterboten. Er offenbarte katastrophale Unbildung, völlige Ahnungslosigkeit, Korruption, brachte das Thema „Penisgröße“ in den Wahlkampf ein, brüstete sich damit Frauen sexuell zu belästigen, Pussys zu grabschen, log, daß sie die Balken bogen, frönte dem Hass auf Minderheiten, argumentierte rassistisch, äffte Behinderte nach, überzog Frauen mit wüsten sexistischen Beschimpfungen, rief zu Gewalt und Verfassungsbruch auf, animierte eine feindliche Macht den demokratischen Prozess zu hacken, beleidigte Kriegshelden, Gold-Star-Familien und Kriegsgefangene, brüstete sich damit jemand in den Kopf zu schießen und dennoch gewählt zu werden, ruinierte Beziehungen zu außenpolitischen Verbündeten, wollte ein demokratisches Wahlergebnis nicht anerkennen und  sogar seine Haupt-Konkurrentin einsperren lassen.

Mit diesen Voraussetzungen wurde er Präsident und machte es fortan jeden Tag noch schlimmer.
Die Nation ist einem erbärmlichen Zustand, der Rest der Welt wendet sich angewidert ab.

Also wie soll man noch über den mächtigsten Mann der Erde sprechen, wenn sein Kommunikationsdirektor in einer so abartigen Sprache über die eigenen Mitarbeiter herzieht, daß der „O-Ton White House“ für die Presseagenturen nicht mehr zitierbar ist und Nachrichtensender die Hälfte des verbalen Abschaums aus der US-Regierung wegbeepen müssen?

Welche Ausdrucksmöglichkeiten bleiben noch, wenn der Trump sogar seine engsten Unterstützer mit Wortgülle und Niedertracht überzieht?

Prof David Rothkopf rief bereits America’s Golden Age of Stupidity aus.

[……]  “Hello, you have reached the United States of America. We’re sorry no one is here to take your call right now. We have taken leave of our senses and are unsure when they’ll return. Please try again in three-and-a-half years.”
If America had a voice-mail message to the world, this would be it. [……] In the past  month, the last few scientists have exited the White House Office of Science and Technology Policy’s (OSTP) Science Division. The OSTP is staffed at approximately a third of the level it was during the Obama administration; President Trump has yet to name a head of the office. Last week, the State Department’s top science and technology adviser, Vaughan Turekian, resigned amid a swirl of rumors that Secretary of State Rex Tillerson was planning on shuttering his entire science and tech operation. [……]
Clovis, like many in the administration, is a climate-change “skeptic.” So, too, is Scott Pruitt, the head of the Environmental Protection Agency. [……]
Last week, the Union of Concerned Scientists released a study on the track record of the administration during its first six months entitled “Sidelining Science from Day One.” The study condemns the Trump team for “eroding the ability of science, facts, and evidence to inform public policy decisions” and asserts “emerging patterns reveal tactics to diminish the role of science in our democracy.”
[……] Of course, it is not just science under siege. More broadly the administration attacks facts and evidence wherever they do not suit their policy views. All evidence-based communities are under attack — the intelligence community, law enforcement, think tanks and journalists. Attacks come in all forms — disregard for data, ad hominem attacks on the messengers and their motives, deflections and false analogies.
The opposite of knowledge is ignorance. But the willful disregard of knowledge — regardless of motive — is stupidity. That is because those who battle facts are at war with reality. It is an unwinnable proposition. […..]

Es ist schwer vorstellbar wie sich die USA von diesem beispiellosen Desaster erholen sollen, wenn Trump tatsächlich noch dreieinhalb Jahre weitermachen sollte.

Einiges konnten wir in dem halben Jahr Trump lernen:

Trump kann es nicht. Er ist faul, verlogen, selbstsüchtig und vollkommen unfähig seine Triebe zu zügeln. Er ist intellektuell so minderbemittelt, daß man ihn noch nicht mal informieren kann.
Er bekommt rein gar nichts durchgesetzt, weil er – Glück im Unglück – ebenfalls zu dumm ist, um seine eigene  Macht zu begreifen. Seine starke Stellung in der Verfassung kann er nicht ausnutzen, um Druck auf die eigenen Parlamentarier zu machen, da er weder die Verfassung, noch den Gesetzgebungsprozess und schon gar nicht die Inhalte einzelner Gesetzesinitiativen versteht.
Es wird eben nicht besser, sondern kontinuierlich schlechter.
Die einzige Fähigkeit Trumps besteht im „doubling down“.
Jedes Mal, wenn man denkt, nun sei er endgültig am moralischen Tiefpunkt angekommen, hebt er mühelos ein weiteres Tiefgeschoss aus.

 Bis vor zehn Tagen erschien es mir schlicht und ergreifend unvorstellbar, daß die Pressestelle des Weißen Hauses schlechter zu führen wäre als mit Spicer und Huckabee-Sanders, die logen, Unverschämtheiten von sich gaben, mies informiert waren, sich nicht ausdrücken konnten, Fragen nicht beantworteten, die Kameras abstellten, Journalisten ausschlossen und sich sogar mit vollen Hosen in einem Busch verstecken.
Ist schlechtere Öffentlichkeitsarbeit überhaupt möglich? Ich hätte gedacht, nein, und wünschte mir schon deswegen ein Verbleiben Spicers in seinem Job. Umso mehr wäre die Trump-Regierung diskreditiert.
Aber dann kam Scaramucci und erreichte mühelos ein „new low“.

 [……] Der Abschied war entwürdigend: Nach einem Tweet des Präsidenten musste Reince Priebus im strömenden Regen auf dem Washingtoner Flughafen aus der Dienstlimousine aussteigen. Zuvor hatte sich der bisherige Stabschef des Weißen Hauses noch von einem Vertrauten des Präsidenten beleidigen lassen müssen. So schnell kann man bei Donald Trump, dem Verfechter stolzer amerikanischer Werte, in der Gosse landen.
Der erzwungene Rücktritt des Parteisoldaten markiert den Höhepunkt einer desaströsen Woche für den US-Präsidenten: Gegen seinen Willen verabschiedeten die Republikaner im Kongress neue Russland-Sanktionen. Trotz seiner Drohungen ließen die Parteifreunde die Gesundheitsreform durchfallen. Der Verteidigungsminister ging auf Distanz zum pauschalen Ausschluss von Transgender-Menschen aus dem Militär. Und der Justizminister erklärte trotz Dauer-Demütigungen durch Trump, er wolle im Amt bleiben. [….]

America is doomed.
Gegen Trumpistan wirkt die GWB-Administration wie eine intellektuelle Lichtgestalt.

 [….]   Die USA liegen unter Trump im Trümmerstaub
[……] Nach einer Woche nie dagewesener Vulgaritäten, Intrigen, grandioser Niederlagen und schmerzhafter Abschiede geht das politische Amerika in die Sommerpause. Wenn es wiederkommt, wird nichts besser, sondern alles noch schlechter sein. Denn dieses System und dieser Präsident an seiner Spitze sind in Art und Denke unvereinbar mit der Mechanik einer Demokratie. Diese verlangt nach Ausgleich und Gespür für eine komplizierte Gesellschaft. Weder Donald Trump noch die Republikanische Partei haben das Gefühl für und das Bedürfnis nach Ausgleich. Sie wollen den Krieg. Und den werden sie bekommen.
Dieser Krieg könnte bereits in der Sommerpause beginnen. Wer auch immer glaubt, die Darbietungen der vergangenen Tage ließen sich nicht mehr steigern, der muss umdenken. Das Szenario sieht so aus: Der Präsident will seinen Justizminister loswerden, um einen Erfüllungsgehilfen zu installieren. All dies muss in der Sommerpause passieren - Trump kann die Abwesenheit des Kongresses nutzen, um einen Minister auch ohne Anhörungsverfahren ins Amt zu hieven. Dieser Ersatzmann könnte dann den Russland-Sonderermittler Robert Mueller entlassen. Trump wäre seine größte Sorge los: die Enttarnung seiner dubiosen Geschäftsverhältnisse und Abhängigkeiten - womöglich mit und von Russland. [……] Zu plump? Was ist schon plump bei einem Präsidenten, der vor Tausenden Pfadfinderjungs und -mädchen über das frivole Leben der New Yorker Geldhaie, über Yachten und fantastische Partys Auskunft gibt? Ein 71-Jähriger redet schwülstig und lüstern vor Zwölf- und 13-Jährigen. Und das als Präsident der USA. [……] Trump zieht das Land hinab und zerstört alle Maßstäbe über Moral, Ethos, Anstand, Ehrlichkeit. Dies ist die größte Gefahr, die von dieser Präsidentschaft ausgeht: Die USA und mithin auch nicht wenige Teile der Welt richten sich ein in der Trivialität Trumps, sie akzeptieren seinen Umgang, seine Vorstellung von Politik, seine Profanität als die neue Normalität.  [……]

Trump und seine geistig vollkommen umnachteten Claqueure haben erstmals die Kalter-Krieg-Abschreckungslogik verlassen.
Bisher ging man davon aus, es könne nicht zum allgemeinen Atomkrieg kommen, weil keine Führungsfigur einer Supermacht wahnsinnig genug sei, die Ausrottung des eigenen Landes zu verursachen.
Sting stelle 1985 die etwas dümmliche Frage, ob die Russen auch ihre Kinder liebten, er hoffe dies. Believe me when I say to you, I hope the Russians love their children too. Die bösen Russen, als mutmaßliche Nichtmenschen, die vielleicht gar keine Gefühle haben?

In Europe and America there's a growing feeling of hysteria.
Conditioned to respond to all the threats
In the rhetorical speeches of the Soviets.
Mister Krushchev said, "We will bury you."
I don't subscribe to this point of view.
It'd be such an ignorant thing to do
If the Russians love their children too.
How can I save my little boy from Oppenheimer's deadly toy? [….]

Jeder verstand diesen Superhit aber als Antikriegslied, weil jeder die zugrundeliegende Logik der “massive response”-NATO-Doktrin begriff.
Egal wer zuerst auf den Roten Knopf drückt – einen Tag später sind alle tot.

Nicht eben sympathische Führungsfiguren wie Ajatollah Ali Chāmeneʾi, Kim Jong Un, Saddam Hussein, Baschar Hafiz al-Assad oder Muammar al-Gaddafi eint(e) ein Mindestmaß an Verständnis für die Welt und der Wille zu überleben.

Trump ist der Erste, der so strohdoof ist, daß es in der Multiplikation mit seinen militärischen Möglichkeiten durchaus möglich erscheint, daß er die Existenz des Homo Sapiens beenden könnte.

Immerhin haben wir sechs Monate USA mit einer einigermaßen funktionierenden Wirtschaft, ohne gewaltige Terroranschläge, neue kriegerische Konflikte oder sonstige nationalen Megakrisen hinter uns.
Und schon bei diesen idealen Voraussetzungen zerschlug Trump jedes Porzellan in Washington.
Wie soll das erst werden, wenn der debile, un-briefbare manische Fox-Gucker mal mit einer echten Krise konfrontiert wird?
Entweder Melania ist dann so verantwortungsbewußt ihm nachts das Kopfkissen aufs Gesicht zu drücken, oder Good Bye Menschheit.