Freitag, 10. September 2021

Krankenpflege kapitalistisch

Die so viel gescholtene Politik macht natürlich nicht alles falsch in der Pandemie.

Eine richtige Maßnahme ist es, Seuchenfreunden und Impfverweigerern, die durch ihr zutiefst unsolidarisches Handeln in Corona-Quarantäne müssen, die Lohnfortzahlung zu streichen.

[….] In mehreren Bundesländern gibt es Pläne, die Ersatzleistungen für Menschen einzustellen, die eine Impfung verweigern und in Quarantäne müssen. Die Allgemeinheit müsse nicht für den ausfallenden Verdienst aufkommen.  Wer in Rheinland-Pfalz nicht gegen Corona geimpft ist und eine behördliche Anweisung zur Quarantäne erhält, hat ab Oktober keinen Anspruch mehr darauf, dass der Staat seinen Verdienstausfall ersetzt. [….]

(TS, 09.09.2021)

Meines Erachtens geht Jens Spahn aber immer noch viel zu lasch mit Seuchenfreunden um.

Ich unterstütze ausdrücklich die harte Linie des Joe Biden, der es sogar ermöglichen will, Anti-Vaxxer zu entlassen.

Die Gründe sind offensichtlich. Impfgegner verlängern die Pandemie, stellen eine tödliche Gefahr für die Menschen dar, die sich tatsächlich nicht impfen lassen können (Kleinkinder, Schwangere) und sie verstopfen die Intensivstationen.  Ihre Borniertheit geht auf Kosten der Allgemeinheit.

Einerseits ist das wortwörtlich zu verstehen, weil die Solidargemeinschaft die Behandlungskosten bezahlt und andererseits müssen die schwer geplagten Menschen des medizinischen Bereichs die Covidioten versorgen.

[…] Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE): Uns erschreckt, dass unsere ungeimpften Intensivpatienten fast alles Menschen mit Risikofaktoren sind. Sie sind zum Beispiel übergewichtig, haben Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder sind schwanger und schon ein wenig älter. Das Personal ist ein Stück weit frustriert, weil sich jeder mit einer Impfung gegen schwere Corona-Verläufe schützen könnte. […] Ich hätte mir im vergangenen Jahr nie vorstellen können, dass wir heute an einem Punkt sind, wo die Impfkampagne stagniert. Das ist frustrierend und hier muss die Politik noch aktiver werden. […..]

(MoPo, 06.09.2021)

Ein Argument gegen die Impfpflicht lautet, die Seuchenfreunde unter den Altenpflegern, Ärzten und Krankenschwestern könnten kündigen und die jetzt schon unerträgliche Personalnot dramatisch weiter verschärfen.

Ich meine aber, daß die Sorge davor nicht rechtfertigen kann, vulnerable pflegebedürftige Menschen in tödliche Gefahr zu bringen. Ungeimpfte Angestellte haben in Altenpflegeheimen nichts verloren.

Interessant ist der Ansatz aus den kapitalistischen USA, die nun auf „Travel-Nurses“ setzen müssen.

Springer-Krankenschwestern, die die härtesten Job übernehmen und dafür aber auch bis knapp 90 Dollar in der Stunde verdienen!

[…..] If you're considering becoming a nurse, you're likely wondering how much you can make and how you can earn the highest salary as a nurse. According to the U.S. Bureau of Labor Statistics (BLS), Registered nurses earn a median annual salary of $75,330 as of 2020. But that's just an average across all specialties, with some of the highest paying nursing careers paying over $183K annually!

To help you decide which career direction is right for you, take a look at some of the highest paying specialties for RNs. Keep in mind that salaries do vary greatly based on location and employer, so the earnings listed below are just a baseline to help with your research. The top 15 highest paying nursing jobs are:

Top Nursing Jobs by Salary

1. Certified Registered Nurse Anesthetist (CRNA): Annual $183,580 or $88.26/hr*

What is the highest-paid nurse? Certified Registered Nurse Anesthetists! Earning $183,580 annually, CRNAs earn significantly more than any other type of nurse or nursing specialty. […..]

(Nurse.org)

Wir erinnern uns, die marktgläubigen CDU/FDP-Rechtsaußen Spahn, Merz („Mehr Kapitalismus wagen“) und Lindner („Wirtschaft entfesseln“) sind stets daran gescheitert, ihre selbstgesteckten Ziele zu erreichen, weil sie einseitig die Interessen der Superreichen vertraten und nie akzeptierten, daß es außer „dem Kapital“ auch andere Faktoren gibt.

Vor vier Jahren versprach Jens Spahn 13.000 neue Pflegekräfte einzustellen. Er scheiterte auf ganzer Linie, weil er nicht verstand, daß der Pflegeberuf nicht attraktiv ist, wenn man alle Trümpfe den schwerreichen Krankenhausbetreibern zuschiebt, die Chefärzte und Pharma-Vertreter Porsche Targa fahren lässt und den Krankenschwestern Mehrarbeit und Lohnverzicht beschert.

(….) Und eins muss man sagen, Spahn schafft was weg (Merkel): Ein gutes Jahr nach seiner Ankündigung bundesweit 13.000 zusätzliche Pfleger einzustellen (gebraucht werden mindestens 50.000 Zusätzliche), hat er bundesweit schon fast 300 Neueinstellungen geschafft! Yippie, wenn das in dem Tempo weitergeht, sind die 13.000 Stellen in etwa 43 Jahren, also 2062 besetzt. Die 50.000 benötigten Kräfte wären dann im Jahr 2186 einsatzbereit. (….)

(Geld oder berufliches Ansehen, 31.08.2019)

Es ist wenig überraschend; die Pandemie und die damit verbundene extreme Zusatzbelastung macht den Job noch unattraktiver. An die Zehntausend Pflegekräfte kündigten inzwischen.

[….] Seit Beginn der Coronapandemie hat Deutschland offenbar tausende Pflegekräfte verloren. Der Rückgang betreffe Krankenhäuser ebenso wie die Altenpflege, berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe heute unter Berufung auf bislang unveröffentlichte Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA), die die Linken-Bundestagsfraktion anfragte.  Demnach ging die Zahl der Beschäftigten in der Pflege zwischen Anfang April und Ende Juli 2020 um mehr als 9.000 zurück – dies entspreche einem Rückgang um 0,5 Prozent. Insgesamt waren demnach in Deutschland zuletzt rund 1,8 Millionen Menschen in der Pflege tätig. Vor der Pandemie seien die Be­schäf­tigtenzahlen in der Pflegebranche dagegen leicht gestiegen. Besonders von dem jüngsten Rückgang betroffen war dem Bericht zufolge die Krankenpflege in den Kli­niken. Das Minus bei den Beschäftigtenzahlen lag demnach in der ersten Hochphase der Coronakrise bei 5.124. In der Altenpflege sei die Zahl der Beschäftigten im Zeitraum von Anfang April bis Ende Juli um 3.885 zurückgegangen – in der Summe 9.009 Pflegekräfte weniger. [….]

(Ärzteblatt, 09.03.2021)

In den USA, dem kapitalistischen feuchten Traum der Lindners und Merze gibt es weniger Kündigungsschutz und weniger Arbeitssicherheitsgesetze.

In den Krankenhäusern spielten sich apokalyptische Szenen ab, weil an allem Mangel herrschte. Mangel im teuersten Gesundheitssystem der Erde. Aber die Milliarden landen eben bei den Pharmakonzernen, Krankenhausbetreibern und sonstigen Gesundheits-Topmanagern.

Es musste offensichtlich erst eine Pandemie kommen, um zu verdeutlichen, daß die Billionen-Gewinne nicht nur auf dem Rücken des Pflege- und Service-Personals ausgetragen werden, sondern daß ohne diese Geringbezahlten alles zusammenbricht.

Immerhin haben die Krankenschwestern verstanden, wie wertvoll sie sind. Da es sich um ein kapitalistisches Land handelt, in dem ein so großer Pflegepersonal-Mangel besteht, verzichteten nun mehr und mehr Pfleger auf eine Festanstellung und gehen dahin, wo nicht nur die größte Not herrscht, sondern wo man ihnen am meisten zahlt. Der Job ist hart. Sehr hart. Aber endlich gibt es angemessene Bezahlung. Bis zu 10.000 Dollar – in der Woche! Willkommen im Kapitalismus und der heiß begehrte Reise-Krankenschwester.

[…..] Angesichts massiv gestiegener Infiziertenzahlen hat sich der Bedarf zuletzt derart erhöht, dass auch die Vergütungen der Springer durch die Decke gehen. Schon in normalen Zeiten sind die Verdienstmöglichkeiten mit 2500 oder 3000 Dollar nicht schlecht - pro Woche, wohlgemerkt. Allerdings müssen die Zeitarbeiter von dem Verdienst Hotelzimmer und alle Mahlzeiten bezahlen, zudem ist der Job anstrengend, und zwischen den Engagements gibt es manchmal Lücken. Derzeit aber offerieren die Krankenhäuser geradezu Traumpakete: 6000 Dollar für eine Woche sind beinahe üblich, 8000, gar mehr als 10 000 nicht selten. Dafür, so das Branchenportal nurse.org, müssen sich Pfleger aber gerade in Covid-Kliniken darauf einstellen, "dass sie in ein Kriegsgebiet kommen". […]

(Süddeutsche Zeitung, 10.09.2021)

Dem gemeinen FDPler und CDUler mag nun das Herz bluten, wenn er voller Mitleid an die Personalkosten der Milliarden-schweren Klinikbesitzer Bernd Broermann (Asklepios) oder Franzel Simon (Helios) denkt.

Aber immerhin sind die amerikanischen Travel-Nurses noch recht bescheiden und bieten eine echte Gegenleistung, wenn man es mit den Raffkes aus der CDU/CSU-Fraktion vergleicht, die die übergroße Not der Menschen dreist ausnutzten, um siebenstellig die Hand bei Maskendeals aufzuhalten.

Das gilt auch für Armin Laschets direktes Umfeld. Er hatte dem Geschäftspartner seines Influencer-Söhnchens Joe, der Firma van Laack, 38,5 Millionen Euro zukommen lassen.

Thomas Hellmann, Laschets Mann für Klima, verdient ebenfalls kräftig mit.

[….] Die verschlungenen Investments des CDU-Politikers Thomas Heilmann. Er gehört zum neuen Klimateam von Kanzlerkandidat Armin Laschet. Zugleich ist Thomas Heilmann mittelbar an einer Firma für erneuerbare Energien beteiligt. Auch die Immobilie einer Flüchtlingsunterkunft wirft Fragen auf.  [….. ]

(SPON, 10.09.2021)

Dagegen sind 10.000 Dollar Wochenlohn für eine Corona-Krankenschwester ein Pappenstiel.